Tactics Ogre: Let Us Cling Together25.01.2011, Jens Bischoff
Tactics Ogre: Let Us Cling Together

Vorschau:

Der mittlerweile über 15 Jahre alte Strategieklassiker Tactics Ogre wird Ende Februar erstmals auch in Europa erscheinen - und zwar als generalüberholtes Remake für die PSP. Als Grundlage dient die PSone- bzw. Saturn-Umsetzung des SNES-Originals, deren einstige Entwickler größtenteils bei der Neuauflage an Bord sind.

Vive la résistance!

Ein Jahr nach der Brandschatzung ihres Heimatorts und dem Tod ihres Vaters beschließen die Geschwister Denam und Catiua zusammen mit ihrem Freund Vyce an den vermeintlich zurückgekehrten Missetätern Vergeltung zu üben. Trotz ihrer Ähnlichkeit entpuppen sich diese jedoch als ausländische Söldner, die mit der damaligen Verwüstung des Dorfs nichts zu tun hatten. Ganz im Gegenteil, sie wollen den Dreien sogar helfen, die Widerstandsbewegung ihrer Landsleute neu zu formieren, um im Kampf gegen die skrupellosen Besatzer die leere Portokasse aufzubessern.

Das Trio nimmt das Angebot an und macht sich gemeinsam mit den Fremden auf, den inhaftierten Widerstandsführers zu befreien ohne zu ahnen, auf was sie sich da letztendlich eingelassen und welche Steine sie damit ins Rollen gebracht haben...

Die Qual der Wahl

Was folgt, ist ein Feldzug quer durch das Fantasyreich Valeria, der dem jungen Denam einige schwere Entscheidungen abverlangt, deren Konsequenzen den Spielverlauf maßgeblich beeinflussen: Fronten beginnen zu verschwimmen, aus Freunden werden Feinde und umgekehrt. Was ist man bereit für seine Ziele zu opfern, wem kann man vertrauen, welcher Weg ist der richtige? Schon zu Beginn wird Denams Charakter durch eine Reihe von Gewissensfragen festgelegt - doch kriegerische Ausrichtungen können sich genauso ändern wie moralische Gesinnungen.

Man kann in seine bis zu 50köpfige Armee nicht nur Mitstreiter unterschiedlicher Profession und Herkunft aufnehmen, jede Einheit hat auch eine moralische Haltung, die es bei Truppenbildung und Schlachtplanung in Betracht zu ziehen gilt. Keiner kämpft gern gegen seinesgleichen oder toleriert seiner Ansicht nach verwerfliche Handlungen. Wer nicht darauf achtet, läuft Gefahr Mitstreiter zu verärgern oder gar dauerhaft zu verlieren. Auch Einheiten, die auf dem Schlachtfeld ihr Leben lassen, können für immer Geschichte sein, wenn sie nicht rechtzeitig gerettet oder wiederbelebt werden.

Zug um Zug

Die rundenbasierten Auseinandersetzungen, bei denen sich einem auch immer wieder autonom agierende Gasteinheiten oder -verbände anschließen, können mitunter sehr lange dauern. 

Der klassische Look wurde trotz aufgepeppter Präsentation beibehalten.
Wer sich in eine aussichtslose Situation manövriert hat, kann jedoch via Tarotkarte bis zu 50 Züge rückgängig machen und einen alternativen Versuch starten ohne die Schlacht nochmals von Anfang an beginnen zu müssen. Zudem gibt es vor einem Angriff ein praktisches Infofenster, welches Auskunft über die Erfolgswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe einer geplanten Attacke gibt.

Aktionen werden dabei nicht nur von Charakterwerten und Ausrüstung, sondern auch von Wirkungsrichtung und -höhe, Wetter, Terrain oder eventuellen Hindernissen beeinflusst. Letzteres spielt vor allem im Fernkampf eine entscheidende Rolle - Barrieren, an denen Armbrust- oder Blasrohrschützen scheitern, können mit Pfeil und Bogen oder Schleuder elegant überwunden werden. Zudem können Gegner mit bestimmten Waffen und Angriffen ein Feld zurück oder auch in Abgründe gestoßen werden. Bei kleineren Stürzen lassen sich manche Widersacher sogar als Trittbretter missbrauchen, um sonst unpassierbare Gräben zu überwinden.    

Verbindende Vielfalt

Manchmal findet man auch versteckte Schätze, kann mit der Umgebung interagieren oder Objekte zerstören. Neben Menschen gibt es noch acht weitere Rassen, die zum Teil auch fliegen können.

Truppenmanagement und -pflege sind auch heute noch ungemein motivierend.
Darüber hinaus gibt es Dutzende Charakterklassen von Paladinen und Rittern über Schützen und Bestienbändiger bis hin zu Priestern und Hexern, denen jeder neue Gefährte oder Rekrut angehört. Durch spezielle Gegenständen sind aber auch spätere Umschulungen möglich, wobei angemerkt werden sollte, dass jede im Kampf verwendete Klasse charakterübergreifend Erfahrungspunkte sammelt, die sämtlichen Mitgliedern zugute kommt.

Hat die Kriegerklasse z. B. einen bestimmten Level erreicht, steigt auch jede umgeschulte, neu hinzu gekommene oder dem Kampf fern gebliebene Kriegereinheit auf diese Stufe an. Dadurch herrscht jederzeit ein ausgewogenes Leistungsniveau, bei dem niemand komplett den Anschluss verliert, wenn er mal eine längere Auszeit nimmt. Persönliche Fertigkeiten muss man sich hingegen Schritt für Schritt erarbeiten, wobei die in einer Schlacht erworbenen Fertigkeitspunkte ebenfalls gleichmäßig unter allen Kampfteilnehmern aufgeteilt werden, um leistungsbezogene Ungleichgewichte weitgehend zu vermeiden. Wenn der Heiler kaum was zu tun hat, fällt er genauso wenig zurück wie Krieger, denen versierte Schützen die ganze Arbeit abnehmen.

Viel zu tun

Neben dem Taktieren auf dem Schlachtfeld ist die Hege und Pflege der eigenen Streitmacht ein ungemein motivierendes, wenn auch zeitaufwändiges Unterfangen. Neue Mitstreiter wollen rekrutiert, effektive Kampfgruppen gebildet, erbeutete Waffen und Rüstungen verglichen und verteilt, neue Fertigkeiten und Zauber sondiert und erlernt werden. Auch passive Fähigkeiten stehen zur Wahl und wer den Umgang mit bestimmten Waffengattungen meistert, kann immer verheerendere Spezialangriffe vom Stapel lassen.

Die Truppenpflege ist jedenfalls sehr facettenreich, der Schwierigkeitsgrad angenehm fordernd, die Schlachtplanung dank zoom- und kippbarer Ansicht sehr übersichtlich - lediglich ein Rotieren der Spielfelder ist nicht möglich. Die Bedienung geht nach kurzer Eingewöhnung gut von der Hand - Neulingen wird der Einstieg durch spielbegleitende Tutorien, die jederzeit nachgeschlagen werden können, sowie auf Knopfdruck einblendbare Menüerläuterungen zwar leicht gemacht, 

Die neu gestaltete Spielwelt öffnet sich Schritt für Schritt, während der Spielverlauf von getroffenen Entscheidungen abhängt.
trotzdem dauert es eine Weile, bis man alles verinnerlicht hat und auf dem Schlachtfeld darf man sich trotz neuer Charaktere und Fertigkeiten nach wie vor keine Fehler erlauben.

Behutsames Lifting

Der klassische Look wurde trotz optischer Frischzellenkur beibehalten und versprüht ungeachtet vieler kleiner Detailaufhübschungen jede Menge nostalgisches Flair. Weltkarte und Menügestaltung wurden hingegen ansehnlich modernisiert.

Auch die musikalische Untermalung kann sich hören lassen. Neben klanglich überarbeiteten Originalstücken gibt es auch eine Reihe neuer Arrangements der damaligen Komponisten. Die Kaptitelübergänge wurden zudem mit (englischer) Sprachausgabe unterlegt und wer sich gerne mit Gegnern aus Fleisch und Blut misst, darf sich sogar über einen Mehrspielermodus freuen, den wir aber leider noch nicht antesten konnten. 

Ausblick

Tactics Ogre präsentiert sich trotz audiovisueller und inhaltlicher Frischzellenkur in vertrautem Look und setzt nach wie vor auf klassische Tugenden: Der Schwierigkeitsgrad ist angenehm fordernd, das Truppenmanagement vielseitig und der Spielverlauf von den Entscheidungen des Spielers abhängig. Neulinge werden trotz praktischer Tutorien und Hilfestellungen eine Weile brauchen, bis sie den Dreh raus haben und mit allen Facetten vertraut sind, während Hobbygeneräle jeden Schritt genau planen, um keine Schwachstelle oder mögliche Beute auszulassen. Es gibt jedenfalls viel zu entdecken und zu meistern - auch abseits der eigentlichen Kampagne. Sogar ein Mehrspielermodus ist mit von der Partie. Fans traditioneller Taktik-Rollenspiele scheint Ende Februar eine rundum gelungene Wiederbelebung eines echten Klassikers ins Haus zu stehen.

Ersteindruck: sehr gut

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.