Vorschau:
Neue Perspektiven
Die Geschichte von Killzone ist eine Geschichte voller Missverständnisse: Der Erstling sollte Halo das Fürchten lehren, schickte euch aber durch düstere Kriegsschauplätze statt an den bunten Alien-Schießstand. Killzone 2 präsentierte sich bei seiner Premiere als Next-Gen-Feuerwerk, stellte sich aber als vorberechneter Trailer heraus. Und der PSP-Ableger Liberation? Ballern aus der Vogelperspektive statt Ego-Sicht. Mich hat der Wechsel der Perspektive überrascht, denn zum einen sind Ego-Shooter auf Sonys Handheld machbar (Syphon Filter: Dark Mirror hat gezeigt, was möglich ist) und zum anderen finde ich es gewagt, dass Sony einem seiner
In diesen Schützengräben beginnt ihr euren Handheld-Feldzug. |
Da die Holländer für ihr "PS3-Flaggschiff" noch Personal suchen, haben Fans der Serie denn auch kaum eine andere Wahl, als sich die Wartezeit mit der Handheld-Fortsetzung zu vertreiben. Und die setzt die Ereignisse des ersten Teils unmittelbar fort: Der Kampf um den Planeten Vekta dauert an, als ihr - erneut in der Rolle des Jan Templar - Geiseln aus den Klauen eines General Metrac retten müsst, bevor ihr die Befreiung des Außenpostens fortsetzen könnt. An eurer Seite kämpft erneut Waffenspezialist Rico Valasquez, die andere Hälfte eures Teams taucht diesmal nicht auf dem Schlachtfeld auf.
Machen sie es so!
Anders als auf PS2 unterliegt dabei ausschließlich Templar eurer direkten Kontrolle. Rico begleitet euch nur gelegentlich und wenn er das tut, dürft ihr ihm Befehle erteilen. Er greift dann den gewählten Gegner an oder sprengt mit einer Ladung C4 den Weg frei. Das System ist einfach: Ein Tastendruck zeigt
sämtliche Positionen, an denen der Kamerad aktiv werden kann - wählt einfach die gewünschte Handlung und schon setzt er sich in Bewegung. Ihr könnt ihn auch hinter Barrikaden, Mauern oder Kisten in Deckung schicken, allerdings seid ihr auf dafür vorgesehene Punkte angewiesen und es standen nicht immer alle Positionen zur Auswahl, die ich mir gewünscht habe. Meist schlagt ihr euch aber ohnehin im Alleingang durch und konzentriert euch auf das taktische Vorgehen.Gelegentlich dürft ihr auch schwere Panzer steuern.
Taktik? Jede Menge! Um zu sehen, ob mich der Verzicht auf das kluge Voranschreiten weiter bringt, habe ich mich hin und wieder kopflos in die Action gestürzt - mit fatalen Folgen. Ohne umsichtiges Vorgehen seht ihr kein Land, zumal sich Templar nur langsam bewegt und euch Liberation selbst in der einfachsten Einstellung vor eine knackige Herausforderung stellt. Mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad erwarten euch anspruchsvolle Stellungskämpfe, in denen die richtige Deckung, der sinnvolle Einsatz von Granaten sowie häufige Positionswechsel ausgesprochen wichtig sind.
"Beeindruckender" Krieg
Schießwütige Söldner sind hier fehl am Platz, gewiefte Profis wachsen dafür in knackigen Positionskämpfen über sich hinaus, üben das richtige Timing und stoßen je nach gewählter Waffe mit unterschiedlichen
Taktiken vor. Wer sich einen Vorteil erkämpfen will, sucht abseits des Wegs nach Erste-Hilfe-Kästen oder mächtigen Kalibern wie Scharfschützengewehren und Raketenwerfern. Und falls euch die Anspannung über den Kopf wächst, holt ihr über WiFi einen Kameraden hinzu oder beharkt euch mit bis zu fünf Kumpels auf sechs Karten. Im Internet dürft ihr leider nicht antreten.So erteilt ihr Rico Befehle: Drückt das Steuerkreuz nach unten und schon seht ihr, an welchen Positionen er welche Aktionen ausführen kann.
Nicht zuletzt erweckt auch die Kulisse das Geschehen eindrucksvoll zum Leben: Die graubraunen Schauplätze setzen die Intensität des Krieges bedrückend real in Szene, während um euch herum metallene Plattformen bedrohlich knirschen, der Kugelhagel gefährlich rattert und selbst das Auflesen von Waffen oder Munition mit einem satten Knarzen unterlegt wird. Mir haben es vor allem Explosionen angetan, die eine steile Fontäne aus Sand in die Luft reißen.
Beharrliche Gegenwehr
Ich bin nur skeptisch, ob mich das Spiel lange an den Bildschirm fesseln kann. Denn zum einen ist die Vorschau-Fassung nach acht von 16 Missionen und höchstens vier Stunden bereits zu Ende und zum anderen führen die ersten Aufträge durch geradlinige Schläuche statt in offene Szenarien. In Anbetracht der Herausforderung und
Die detaillierten Schauplätze erwecken das Szenario eindrucksvoll zum Leben. |
Die Soldaten von Helghast tragen übrigens viel dazu bei, dass Liberation ein glaubwürdiges Bild vom martialischen Alltag erzeugt. Die Gegner stürmen zwar nicht geschlossen eure Position und tauchen oft im festgelegten Doppelpack auf; sie agieren aber aus der Deckung heraus, ziehen sich nach Treffern zurück, werfen Granaten und rufen Hilfe, sobald sie euch erspähen. Besonders übel: Die Höllenhunde ballern gezielt auf explosive Fässer in eurer Nähe, was einem bereits geschwächten Templar das Lebenslicht ausbläst. Mitunter weht sogar ein Hauch Splinter Cell über Vekta: Wer blindlings voran prescht, muss damit rechnen, dass Wachposten Verstärkung holen.
Ausblick
Nachdem Sony die ersten Screenshots freigab, war die Sache für mich klar: Liberation wird der nächste müde Handheld-Abklatsch einer großartigen Konsolen-Vorlage. Dass uns statt der Ego-Perspektive nur ein Schlachtfeld aus der Vogelperspektive erwartet, war aus meiner Sicht ein Indiz dafür, dass das packende Kriegsgeschehen auf PS2 durch eine simple Handheld-Ballerei ersetzt wird. Damals fehlte noch die Erkenntnis, wieviel Aufwand Sony investiert, um sein "Kleines" bis aufs Letzte auszureizen. Und sieh da: Der Ableger wirft euch in ein intensives Szenario, das nicht nur verdammt gut aussieht, sondern sich auch genauso spielt! Ich hoffe zwar, dass der zweite Teil der Kampagne länger dauert als die ersten acht Aufträge, dafür fesseln eine dichte Atmosphäre und die taktischen Herausforderungen ohne Durchhänger an den Bildschirm: Detaillierte Kriegsschauplätze, knirschendes Metall sowie krachige Explosionen versprechen hochkarätige Action. Und da euch Helghast mit klugen Manövern in die taktische Offensive drängt, erwarten euch schweißtreibende Stellungskämpfe. Bleiben zwei Fragen: Sind die 16 Missionen zu schnell durchgespielt und schreckt der hohe Schwierigkeitsgrad eventuell ab? Ich freue mich jedenfalls auf die Beantwortung!
Ersteindruck: sehr gut
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