Tekken: Dark Resurrection25.06.2006, Paul Kautz
Tekken: Dark Resurrection

Vorschau:

Es gibt Genres, die geben dem PSP-Jünger keinerlei Grund zur Klage – Rennspiele gibt es z.B. mehr als genug. Aber was ist mit den 3D-Prüglern, einem Vorzeige-Vertreter auf der PS2? Bis auf das halb verunglückte Fight Night Round 3 gibt es bislang nichts. Bislang. Denn gestern flatterte uns von Sony eine spielbare Vorschau-Version ins Haus. Und obgleich die nur eingeschränkt spielbar war, dürfen sich Beat-em-Up-Jünger schon mal auf einen Kracher gefasst machen.

Der Fighter mit dem hellblauen Haar

Vor knapp anderthalb Jahren schlug Tekken 5 wie eine Bombe auf der PS2 ein – die bewährten Tugenden der Serie wurden beibehalten und erweitert, der vorher vor sich her dümpelnde Arcade-Modus komplett generalüberholt, der Spielspaß (4P-Test: 90%!) war groß. Kurz darauf tauchte Tekken 5.1 in den Spielhallen der Welt auf – ein um zusätzliche Figuren erweitertes und im Balancing verfeinertes Tekken 5. Dark Resurrection (DR) schließlich ist eine leicht erweiterte Automaten-Konvertierung, die mit der PSP überdies den Vorteil hat, wesentlich handlicher als die durchschnittliche Arcade-Maschine zu sein. Euch erwarten satte 35 Figuren aus allen Tekken Spielen: Heihachi Mishima ist ebenso dabei wie Nina Williams, Känguruh Roger, Hwoarang, 

Die schlagkräftige Lili ist einer der beiden neuen Fighter im Tekken-Kader.
Christie Monteiro, Devil Jin oder der neue alte Armor King. Zwei Kämpfer sind allerdings frisches Fleisch: Lili und Dragunov. Erstere ist eine reiche, verwöhnte junge Frau, die zum Spaß um die Welt jettet und sich mit jedem anlegt, der ihr gerade über den Weg läuft. Letzterer trägt den Spitznamen »White Angel of Death« nicht nur aufgrund seiner blutleeren Hautfarbe – er ist ein knallhartes Mitglied eines Militär-Spezialteams und kämpft einen sehr harten, gradlinigen Stil, der ein wenig an Ninja Raven erinnert. Beide Neulinge sowie ein Teil des restlichen Kaders werden euch im fantastisch animierten Intro vorgestellt.

Tekken 5 lockte den Spielfokus weg vom Story- hin zum Arcade-Modus – und dieser ist auch in DR die wichtigste Anlaufstelle, könnt ihr euch doch hier detailliert auf der Karriereleiter empor prügeln. Mit der Zeit (und gewonnenen Ranking-Matches) steigt ihr im Rang auf, bekommt immer härtere Gegner serviert, kassiert aber auch mehr Geld für den Sieg. Das investiert ihr in eure Figur, könnt ihr damit doch nicht nur teure Extra-Klamotten, sondern auch massig Accessoires kaufen, ungefähr doppelt so viele wie in Tekken 5, um euer Alter Ego zu verzieren. Diese sind gewohnt teilweise cool, größtenteils aber wundervoll albern. Wie wäre es also mit  über dem Kopf schwebenden Comic-Vögeln, einem Snowboard fürs

Optisch legt DR die Messlatte für PS2-Umsetzungen ein ganzes Stück nach oben - das Game sieht einfach super aus!
Känguruh, einem übergroßen Bumerang, einem riesigen Gummi-Krokodil zum Auf-den-Rücken-Schnallen, einer auf dem Kopf balancierten Suppenschüssel, einem Rucksack voller Fisch, einem bunten Bärenkostüm oder einer grauenvoll hellblauen Dragonball-Frisur?

Kampf im Kuschelzimmer!

Unsere Vorschau-Version hatte einen gewaltigen Nachteil: Nur der Arcade-Modus war spielbar! Es bleiben viele Fragen bzgl. der anderen Spielvarianten, die aber zumindest rein informativ aus der Welt geschaffen werden können. So wird die Vollversion neben Quick- und Story Battle auch Übungsmodi sowie den ominösen »Tekken Dojo« enthalten, über den bisher nur wenig bekannt ist. Auf jeden Fall kämpft ihr euch wie im Klassiker Budokan durch mehrere Dojos hindurch an die Spitze der Mishima Zaibatsu-Rangliste – was daran jedoch die Besonderheit ist, bleibt noch im Dunkeln. Allerdings stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich hier noch Sondermodi wie das bereits angekündigte Tekken Bowling tummeln. In dem dürft ihr mit allen Figuren, jede davon mit unterschiedlichen Stärke- und Wurfwerten (einige sogar mit Spezialwürfen) eine gemütliche Kugel schieben. Im Gegensatz zu Tekken Tag Tournament, wo das Minigame zum bislang ersten und bislang einzigen Mal gesichtet wurde, dürft ihr in DR bis zu acht Mann hoch antreten! Aber auch allein geht’s den Kegeln an den Kragen, z.B. im Strike-Modus, wo ihr mit einer begrenzten Ballzahl so viele Strikes wie möglich werfen müsst – und eure Resultate auch online veröffentlichen dürft! Apropos: Online gegeneinander antreten dürft ihr leider nicht, aber immerhin einen Geisterkämpfer von euch anlegen und ihn weltweit verbreiten. Außerdem könnt ihr natürlich via WiFi gegen einen Kumpel antreten, laut Namco auch per Gamesharing – aber auch das hat in unserer Version nicht funktioniert.

Das aus Tekken Tag Tournament bekannte und beliebte Tekken Bowling dürfte für Freudensprünge unter Fans sorgen.
Technisch bleibt für DR eigentlich nur eine Floskel: Teuflisch gut! Namco lässt andere Entwickler, die für Umsetzungen einfach den »PS2 minus zwei Drittel der Details«-Konverter anschmeißen, böse alt aussehen. Im normalen Kampfalltag sieht das Game aus wie eine Mischung aus Tekken 4 und 5, es läuft irre flüssig (nur in seltenen Ausnahmen wie der Kampfabschlussdemonstration schleichen sich Ruckler ein), die Levels strotzen vor Details, die fantastisch animierten Fighter bieten einige der best aussehendsten Figuren, die sich derzeit auf der PSP tummeln. Nur wenn man sehr genau hinsieht, bemerkt man die PSP-typischen schwachen Texturen und eckigen Charaktere - bei der Geschwindigkeit und der Geschmeidigkeit der Bewegungen fällt das aber nicht auf. Die Levels bestehen aus teilweise neuen, teilweise alten Arealen, wobei Letztere nicht einfach übernommen, sondern durch die Bank umgemodelt wurde – und wenn sie einfach nur nachts spielen wie der Dachlevel aus Tekken 5, die arktische Gegend mit den putzigen Pinguinen oder das Partyschiff aus Tekken 4. Aus dem Eingang zur Drachenhöhle wird jetzt der Schlund zur Tigerhöhle, über einem zerfallenen Bahnhof dreht ein drohend aussehender Militärhelikopter seine Runden – und mein persönliches Zwerchfellkrampf-pro-Minute-Highlight ist ein pinkes Mädchen-Traumzimmer mit vielen riesigen Stofftieren und noch mehr herumhüpfenden rosa Herzchen-Ballons!     

Ausblick

Dark Resurrection kommt, sieht, und haut der eh kaum vorhandenen Konkurrenz ordentlich aufs Maul! Ich hätte nach zu vielen Miese-Konvertierung-Erfahrungen nie gedacht, dass es möglich ist, die Serie derart gut auf die PSP umzusetzen – ich habe mich geirrt. Technisch gibt es schon an unserer frühen Version kaum etwas auszusetzen, lediglich die Digisteuerung ist mir gerade bei schrägen Bewegungen nicht präzise genug – ich habe oft zwischen Steuerkreuz und Analognippel hin und her gegriffen. Davon abgesehen spielt sich DR einfach traumhaft: Die Grafik rast mit der Geschwindigkeit von Tony Jaas Knie dahin, die Kollisionabfrage ist präzise, die Kämpfe laufen herrlich elegant ab, die Kombos gehen schnell in Fleisch und Blut über. Normalerweise würde ich bei dieser Art von Euphorie sofort den »Fit 4 Hit«-Award zücken – der aber dieses Mal aufgrund der stark eingeschränkt spielbaren Vorab-Version zuhause bleibt. Rein moralisch hätte das Spiel ihn aber verdient.

Ersteindruck: sehr gut

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