Ein menschliches DramaChris Whiteside, Lead Game Designer, zu Beginn der Präsentation: "Pursuit Force wanderte 700.000 mal über die Theke." Redakteur, der sich grenzenlos witzig vorkommt: "Ich frage mich, wie viele davon es auch durchgespielt haben." Eine Stunde später wird mir beim gemeinschaftlichen Inhalieren von Tabak bewusst, dass Chris die Präsentation zu diesem Zeitpunkt wohl gerne beendet hätte. Denn er kann die Anspielungen auf den exorbitanten Schwierigkeitsgrad des Spiels nicht mehr hören. Er hat sie im letzten Jahr etwa fünfzigtausendmal gehört. Das
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Einer der Zwischengegner: Für das Hoverboot ließen sich die Entwickler von 007 inspirieren. |
Schlimmste für ihn: Mit einer Hand voll Einstellungen im Programmcode hätte er sie verhindern können. Und eigentlich ist das Thema ohnehin gegessen, denn im Nachfolger dürft ihr den Grad der Herausforderung in drei Schritten regeln. Basta. Klasse! Zurück zur Präsentation.Im Gegensatz zum Vorgänger seid ihr in Extreme Justice nicht mehr stets alleine unterwegs, sondern erhaltet Hilfe von euren Kollegen. Ganz zu schweigen davon, dass zusätzlich eine neue Truppe für Recht und Ordnung sorgen soll: Die Männer des Viper-Teams stolzieren in dicker Rüstung und mit ebenso fülliger Lippe durch die Straßen. Dabei könnt ihr den Offizieren an eurer Seite keine Befehle erteilen - sie mischen selbstständig in den bleihaltigen Verfolgungsjagden mit. Viel wichtiger sind sie für die Handlung, denn diesmal sollt ihr nicht einfach einer der fünf stadtbekannten Banden nach der nächsten das Handwerk legen. Whiteside und sein BigBig-Studio wollen auch eine mitreißende Story erzählen. Wie man das macht? Man fragt Hollywood-Autoren nach den Zutaten für eine packende Geschichte und kritzelt menschliche Dramen ins Drehbuch. Mehr durften die Entwickler offiziell nicht verraten, aber im zweiten Teil wird euch nicht nur die Action auf der Straße an PSP und PS2 fesseln! Den größten Teil der Handlung erlebt ihr dabei noch während ihr euch an den Motorhauben, Dächern und Kofferräumen der über 60 Fahrzeuge festkrallt - emotionale Momente werden hingegen in Zwischensequenzen eingefangen.
Dick - Breiter - ZwischengegnerGenug vom Drumherum, ab auf den verbreiterten Asphalt. Breiter deshalb, damit ihr nicht ständig an der Leitplanke hängen bleibt. Und damit ihr das neue Fahrverhalten ausreizen könnt. Vor allem die Kurvenlage wurde getunt, so dass ihr in Zukunft driftend über die Straße heizt. Das hält das Tempo aufrecht anstatt euch zum Bremsen zu zwingen - der Adrenalinspiegel dankt. Selbstverständlich seid ihr selten in (oder vielmehr: auf) dem gleichen Wagen unterwegs.
Der fliegende Wechsel auf ein anderes Fahrzeug funktioniert genauso wie in Teil eins: per Knopfdruck. Überhaupt hat BigBig nur marginal am Konzept gefeilt; ich kam mit Pursuit Force aus dem Flieger und bin ohne Lernphase in Extreme Justice gesprungen. Nur die Momente, in denen der coole Cop zu Fuß unterwegs ist, wurden so verändert, dass jetzt ein Hauch Ego-Shooter mitschwingt. Das banale Herumlaufen, vollautomatische Anvisieren und hirnlose Abdrücken des Vorgängers musste einer taktischeren Ausrichtung weichen und die Gegner bekamen ein grundlegendes Verständnis für Deckung sowie sinnvolles Vorrücken verpasst. Ein Syphon Filter erwartet euch hier aber nicht! Ich hätte mir allerdings dessen gut durchdachte Steuerung und freie Kontrolle über die Kamera gewünscht, denn der selbstständig drehende Blickwinkel macht das Zielen unnötig kompliziert. Dafür nehmt ihr die Gangster nicht mehr fest, indem ihr einfach auf sie zu lauft, sondern müsst in einem Reaktionsspiel erst die richtigen Knöpfe drücken, bevor die Handschellen klicken.Reaktionsspiele - das ist der Übergang zu den Zwischengegnern. Erinnert ihr euch an den Vorgänger? Dort waren die Chefs der Banden nicht viel mehr als dick gepanzerte Schützen in gut bewachten Fahrzeugen. Bevor Chris Whiteside die neuen Bosse vorführt, spielt er ein Video mit bekannten Filmszenen vor: Ich sehe den Panzer aus
Indiana Jones 3, den Zug aus
Mission: Impossible und das Hoverboot aus
Die Another Day. Wozu die Show? Weil die Zwischengegner aus Extreme Justice in derselben
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Wenn beide Spieler am gleichen Wagen hängen, könnte die Verbrecherjagd noch heißer werden. |
Liga spielen. Und wer glaubt, er sammelt einfach genug Munition, um die breiten Vehikel schrottreif zu schießen, muss umdenken: Ihr fahrt den Kolossen nicht einfach hinterher, sondern klettert auf sie drauf. Habt ihr das geschafft, müsst ihr wie gewohnt vor Schüssen in Deckung gehen, euch gut festhalten, Gegner an Geschütztürmen ausschalten und in einigen Situationen eben schnell die richtigen
Knöpfe drücken. Die Bosskämpfe sind perfekte Höhepunkte der rasanten Verfolgungsjagden, weil BigBig die Idee des Fahrzeug-Wechsels sinnvoll ausbaut, statt krampfhaft etwas Neues draufzusetzen.
Für mehr Gerechtigkeit!Ähnliche Gedanken haben sich die Entwickler um die Gerechtigkeitsanzeige gemacht. Erinnert euch: War der Balken voll, konntet ihr beim Fahrzeugwechsel in Zeitlupe springen (und dabei in Normalgeschwindigkeit schießen), habt mehr Schaden angerichtet oder eure Gesundheit wiederhergestellt. Das alles kann die neue Anzeige ebenso - allerdings muss sie nicht komplett gefüllt sein. Vielmehr könnt ihr die Energie jederzeit nutzen, um z.B. einen Teil eurer Wunden zu pflegen. Aber geht damit nicht verschwenderisch um, denn sobald die Leiste gefüllt ist, richtet ihr den vierfachen Schaden an und dürft bei den luftigen Einsätzen im Polizeihubschrauber Raketen statt MG-Kugeln verschießen. Nicht zuletzt könnt ihr eure Fähigkeiten in vier Schritten verbessern, so dass der Balken z.B. nicht mehr fällt, wenn ihr zivile Fahrzeuge rammt.Wer jetzt noch Puste hat, fegt am besten mit drei Kumpels über den WiFi-Asphalt - vier Varianten stehen dabei zur Wahl, so dass ihr u.a. gemeinsam in die Hatz nach Gangstern startet oder gegeneinander auf die Jagd nach Punkten geht. PS2-Besitzer dürfen nur zu zweit per Splitscreen starten. Apropos: Abgesehen von der obligatorischen höheren Auflösung wird die Konsolen-Umsetzung der Action auf PSP wie ein Polizeistiefel dem anderen gleichen.