Street Fighter X Tekken09.03.2012, Paul Kautz
Street Fighter X Tekken

Special:

Die große Schlacht unserer Zeit findet nicht auf den düsteren Feldern von Mittelerde, sondern auf den Konsolen statt: Erstmals treten zwei der populärsten Prügelspielreihen überhaupt, Street Fighter und Tekken, gegeneinander an. Wir haben die Köpfe hinter den Serien zum Interview gebeten.

Die Prügel-Großmeister im Gespräch: Links Yoshinori Ono (Capcom), rechts Katsuhiro Harada (Namco).
Die Prügel-Großmeister im Gespräch: Links Yoshinori Ono (Capcom), rechts Katsuhiro Harada (Namco).
Kurz vor der Veröffentlichung von Street Fighter X Tekken (ab 21,00€ bei kaufen) hatten wir die seltene Gelegenheit, die beiden Macher der Beat-em-Up-Reihen gemeinsam vor dem Mikro zu haben: Yoshinori Ono (Street Fighter) und Katsuhiro Harada (Tekken). Im Nachhinein ist es sehr schade, dass wir das nicht gefilmt haben. Denn Buchstaben allein können nicht die herrliche Zappeligkeit und das entwaffnend fröhliche Gackern von Ono-san sowie den wunderbar trockenen Humor von Harada-san wiedergeben.

4Players: Wie kamt ihr dazu, die beiden Beat-em-Up-Reihen miteinander zu kombinieren? Ihr seid ja eigentlich Rivalen, so eine Verbindung ist recht ungewöhnlich.

Ono: Wir dachten, das wäre eigentlich eine ganz witzige Idee. Wir haben da zwei sehr bedeutende Spielereihen, Street Fighter und Tekken - wenn diese beiden zusammenkämen, wäre das etwas ganz Besonderes, eine Art Festival für das Genre.

4Players: Ist eure Verbindung rein geschäftlicher Natur, oder seid ihr miteinander befreundet?

Ono: Harada-san und ich kennen uns schon lange, richtig befreundet sind wir seit etwa fünf Jahren. Vorher kannten wir uns in erster Linie aus Zeitschriften, hatten persönlich nicht viel miteinander zu tun - damals waren wir tatsächlich noch echte Rivalen. In Japan gibt es allerdings sehr viele Spielhallen, in denen natürlich sowohl Capcom- als auch Namco-Automaten stehen. Für uns ergab es also keinen Sinn, tatsächlich miteinander verfeindet zu sein, da unsere Spiele nunmal friedlich nebeneinander existieren - würde eine Serie mit einem Mal wegfallen, hätte das drastische Auswirkungen auf die Fans und die Spielhallen, und das möchte ja nun auch niemand. Wir sind zwar Konkurrenten, sitzen aber trotzdem alle in einem Boot.

4Players: War Street Fighter X Tekken jetzt einfach ein Experiment, um zu sehen, ob das funktionieren kann, oder soll das eine langfristige Verbindung werden? Das nächste Crossover, Tekken X Street Fighter, ist ja bereits in Arbeit.

Ono: Wir denken natürlich viel darüber nach, wie es mit den Serien weiter gehen wird. Man kann ja nicht ewig dasselbe machen. Als ich vor

Die beiden kennen sich schon seit langem, sind gut miteinander befreundet - und sich für keine Albernheit zu schade.
Die beiden kennen sich schon seit langem, sind gut miteinander befreundet - und sich für keine Albernheit zu schade.
Kurzem Harada-san im Auto nach Hause gefahren habe, haben wir über genau dieses Thema gesprochen. Was können wir zukünftig tun, was sollten wir tun? Das Crossover-Thema ist für uns auch zukünftig sehr reizvoll.

Harada: Wir haben mit Street Fighter X Tekken auf jeden Fall schon sehr viel gelernt, und davon profitieren wir natürlich auch in der Zukunft. Kann sein, dass wir auch weiterhin zusammenarbeiten werden, aber das ist natürlich noch nicht in Stein gemeißelt.

4Players: Gibt es noch weitere Prügelspielserien, die ihr gerne mit euren kombinieren würdet?

Ono: Gegenwärtig planen wir keine weiteren Crossover. Dafür muss der Zeitpunkt richtig sein, und natürlich auch der Markt. Als wir mit Street Fighter X Tekken anfingen, war Street Fighter gerade sehr groß. Als wir nach einem möglichen Partner suchten, stießen wir sofort auf Tekken - ebenfalls sehr groß, ebenfalls mit sehr enthusiastischer Community. Namco war sehr kooperativ, von deren Seite hieß es im Grunde nur »Wenn schon einen Prügelspielpartner, dann Street Fighter!« - und so war die Zusammenarbeit sehr einfach. Was andere Serien betrifft: Nicht alles lässt sich miteinander kombinieren, und nicht alles sollte miteinander kombiniert werden. Wenn wir ein Crossover machen, dann wollen wir natürlich auch zu einem bestimmten Ergebnis kommen.

Harada: Beim Kochen gilt ja: Experimentieren ist wichtig, aber manche Zutaten sollten besser nicht kombiniert werden. Das ist hier nicht anders. Und natürlich muss man auch andere Sachen im Hinterkopf behalten, mögliche Werbemöglichkeiten oder den Markt an sich. Street Fighter ist z.B. in den USA sehr stark, Tekken dagegen vor allem in Europa. In diesen Räumen sind wir also weniger Rivalen. Im Gegenteil, durch ein Crossover können wir unsere Märkte eventuell sogar erweitern.

4Players: Ihr seid ja in euren spezifischen Prügeluniversen auch schon sehr lang aktiv. Wollt ihr auch weiterhin in diesen Bereichen aktiv bleiben, oder hättet ihr Lust darauf, mal etwas anderes zu entwickeln - etwas, das nichts mit Prügelspielen zu tun hat?

Ono: Ich arbeite schon so lange an Prügelspielen, dass ich so lange wie möglich in diesem Bereich weiter aktiv sein möchte. Eine sehr große Rolle spielt dabei die

Ono-san und Harada-san sind tief im Beat-em-Up-Bereich verwurzelt - keiner von beiden könnte sich vorstellen, das Genre jemals dauerhaft zu verlassen.
Ono-san und Harada-san sind tief im Beat-em-Up-Bereich verwurzelt - keiner von beiden könnte sich vorstellen, das Genre jemals dauerhaft zu verlassen.
Zusammenarbeit mit der Community, für die ich sehr dankbar bin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in anderen Genres so ausgeprägt wäre. Grundsätzlich hätte ich zwar nichts dagegen, z.B. auch mal ein Adventure zu entwickeln, aber die Nähe zur Community würde mir da sicherlich fehlen.

Harada: Ich liebe es nicht nur, Prügelspiele zu machen, ich bin selbst auch ein sehr großer Beat-em-Up-Fan. Ich spiele z.B. Street Fighter seit dem allerersten Teil, ich kenne Final Fight in- und auswändig - Beat-em-Ups sind nicht nur mein Beruf, sondern mein Leben! Deswegen habe ich derzeit nicht vor, etwas anderes zu machen. Hey Ono, warum machst du nicht mal ein neues Idol Master-Spiel?

Ono: Äh, nein. Nur, wenn mich meine Firma dazu zwingen würde.

4Players: Mal von Beat-em-Ups abgesehen: Was sind denn eure persönlichen Lieblingsspiele?

Ono: Ich liebe die Rainbow-Six-Serie! Ich spiele sie seit dem ersten Teil, und liebe sie über alles. Ghost Recon hat mich nicht so begeistert, für meinen Geschmack waren da zu viele Gimmicks und Vereinfachungen drin, dem Spieler wurde für meinen Geschmack zu viel geholfen. Ich bevorzuge es, die Planung komplett selbst zu machen und auch persönlich in die Tat umzusetzen. So muss es sein!

Harada: Ich bin ein großer Shooter-Fan, besonders von der Battlefield-Reihe. Das ist natürlich sehr anders als Rainbow Six, aber ich betrachte das Spiel als eine Art sportlichen Wettkampf, bei dem man mit vielen Waffen und Fahrzeugen im Team kämpft. Das finde ich super.

4Players: Apropos Vereinfachungen: Gerade Street Fighter X Tekken hat ja einige neue Systeme eingeführt, die vor allem Einsteigern zugute kommen - wie das Pandora-System, die Quick Combos oder das Gem-System. Habt ihr keine Angst davor, gerade den harten Fankern durch solche Vereinfachungen abzuschrecken?

Ono: Natürlich ist es möglich, dass das Spiel dadurch etwas einfacher wirkt. Aber all diese Systeme bieten auch den Profispielern etwas. Bei den Gems muss man z.B. erst bestimmte Bedingungen erfüllen, bevor sie aktiviert werden. Pandora ist zwar sehr mächtig, aber wenn man nicht innerhalb von zehn Sekunden den Sieg erringt, hat man automatisch verloren. Und die Benutzung der Quick Combos verbraucht die entsprechende Energieleiste, so dass man sie nicht pausenlos einsetzen kann. Wir erwarten allerdings auch nicht, dass gerade diese von den Hardcore-Gamers genutzt werden. Die kommen auch ohne wunderbar zurecht. Aber das Grundkonzept von Street Fighter X Tekken ist ja ohnehin der Festival-Gedanke. Wir hoffen darauf, dass sehr viele unterschiedliche Spielertypen ihre Freude daran haben werden, Neulinge wie Profis, weswegen wir auch den Einstieg vereinfacht haben.

Harada: Es wäre natürlich super, wenn wir mit Beat-em-Ups nicht so erfahrene Spieler an Bord holen könnten. Aber es ist nunmal so, dass ein normaler Spieler irgendwann eine Grenze erreicht, bis zu der er mit den Experten mithalten kann, aber nicht darüber hinaus kommt. Mit ein paar kleinen Vereinfachungen geben wir ihnen die Möglichkeit, zumindest zum Teil auf Augenhöhe zu kommen.

4Players: Für eine schmerzhafte Minute.

Harada: Genau. Vielleicht sollten wir noch ein Spracheingabesystem integrieren: »Los! Kämpfe! Erledige den Feind!« Aber eine wichtige Sache muss ich noch loswerden: Wenn diese Systeme gut ankommen, dann werde ich überall herumerzählen, dass ich,

Eine der wichtigsten Fragen des Universums, endlich geklärt: Wer würde gewinnen - Blanka oder Kuma?
Eine der wichtigsten Fragen des Universums, endlich geklärt: Wer würde gewinnen - Blanka oder Kuma?
Katsuhiro Harada, sie zusammen mit Yoshinori Ono entwickelt habe. Falls wir dafür aber nur Kritik ernten sollten, dann bestehe ich natürlich darauf, dass ich die ganze Zeit versucht habe, Ono-san davon abzuhalten, sie einzubauen. Aber er hat natürlich einfach nicht auf mich gehört. (breites Grinsen)

4Players: Sehr vernünftig. Noch eine Frage zum Abschluss: Wer würde in einem Kampf gewinnen? Blanka oder Kuma? (Ono-san trägt immer einen Mini-Blanka mit sich herum, Harada-san hat dagegen immer einen kleinen Plastik-Kuma dabei; Anm. d. Red.)

Harada: Also, wenn sie jetzt kämpfen würden, würde Blanka auf jeden Fall gewinnen. Er hat ja Strom und so. Aber Kuma hat den Vorteil, dass er eine große Familie hat. Seine vielen Kinder würden Blanka wieder und wieder attackieren, irgendwann hätte er nur noch schlaflose Nächte und schwere Depressionen. Sprich: In 20 Jahren wäre er kein Gegner mehr. Ha!

4Players: Es ist der langfristige Sieg, der zählt.

Harada: Geeenau!

Ono: Pff!

4Players: Vielen Dank für das Gespräch.

 
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