Im Test:
Schein und Sein
Das Intro weckt noch die Hoffnung, dass F1 auf Sonys neuem Handheld in die Fußstapfen der PS3-Version treten könnte, wurde es doch 1:1 von ihr übernommen. Auch dank der potenten Vita-Technik und den beiden Analogsticks sind alle Voraussetzungen gegeben, um die Königsklasse des Motorsports in die Erfolgsspur zu führen. Doch die Hoffnung weicht schnell der grausamen Realität: Inhaltlich orientiert sich die Umsetzung an der grottigen 3DS-Version, die in unserem Crashtest mit einer Wertung von 32 Prozent scheiterte. Erwartet mich auf der Vita etwa das gleiche Desaster?
Kein Augenschmaus
Schwache KI
Die KI der Vita ist kein Totalausfall wie auf dem 3DS, aber trotzdem alles andere als gelungen: Meist verharrt sie stur auf der Ideallinie und fährt dem Spieler gerne ohne Rücksicht auf Verluste in die Karre. Warum auch nicht? Immerhin bin ich es meist, der aufgrund des inkonsequenten Strafsystems für die Kollision zur Verantwortung gezogen wird und selbst nach einer leichten Berührung zur Zehn-Sekunden-Strafe an der Box antanzen darf. Auf der anderen Seite werden deutlich härtere Aktionen mit der Eisenstange oft kaum oder gar nicht geahndet - die Rüpel-KI genießt ohnehin Narrenfreiheit und darf sowohl rempeln als auch abkürzen sowie ungestraft bei gelber Flagge überholen. Ja, ich habe das alles erlebt und mehr: So durfte ich z.B. auch schon mal
All ihre Schwächen offenbart die KI auf dem Kurs im Fürstentum Monaco: Selbst auf dem höchsten der drei Stufen kriecht sie teilweise über die Strecke, stößt in den engen Kurven ständig an Leitplanken an, fährt sich gegenseitig über den Haufen oder parkt in einem Stau. Okay, das ist ein Extrembeispiel, wo alles zusammenkommt, doch auch auf den anderen Pisten wirkt die KI nicht besonders souverän und lässt sich zu einfach kassieren - echtes Zweikampf-Feeling kommt hier nur selten auf. Immerhin ist mir hier nicht aufgefallen, dass die KI-Boliden wie auf dem 3DS plötzlich auf die Strecke gebeamt werden oder gemütlich am Streckenrand warten.
Sparkurs
Neben der Karriere findet man alle Modi der 3DS-Version: Einzelrennen, komplette Wochenenden inklusive Trainings- und Qualifikationssessions stehen genauso zur Auswahl wie Zeitfahren, Herausforderungen und die Weltmeisterschaft mit allen Fahrern, Teams und Pisten der Saison 2011, wobei die Auswechslung von Nick Heidfeld im Gegensatz zum Wegfall des Bahrain-GP nicht berücksichtigt wurde. Ein verkürztes Qualifying sucht man genauso vergeblich wie beim 3DS, obwohl es sich gerade für Handhelds angeboten hätte. Das Wetter reicht von Sonnenschein über Wolken bis hin zu Regenwetter und ändert sich dynamisch. Große Auswirkungen auf die Fahrphysik spürt man jedoch nicht, die selbst ohne Fahrhilfen wie ABS und Traktionskontrolle mehr an arcadige Go-Karts erinnert.
Nichts los
Die Mehrspielerkomponente entspricht ebenfalls der 3DS-Vorlage: Bis zu vier Fahrer dürfen wahlweise über eine Adhoc- oder Internetverbindung in Einzelrennen, beim Zeitfahren oder Konstrukteursduellen gegeneinander antreten. Das Austragen einer Koop-WM ist auch hier nicht möglich. Leider hatten wir keine Möglichkeit, den Netzcode auszuprobieren, denn wie schon auf Nintendos Handheld herrscht auch auf der Vita gähnende Leere auf den Onlinepisten.
Fazit
F1 2011 macht auf der Vita eine bessere Figur als bei der verkorksten 3DS-Premiere: Die Bildrate ist auf Sonys Handheld deutlich flüssiger und die Boliden bieten mehr Details, während die groben Kulissen sich näher am niedrigen Niveau von Nintendos Handheld bewegen. Inhaltlich ist der Rennzirkus auf beiden mobilen Plattformen nahezu identisch: Die Karriere ist abgespeckt, das Schadensmodell enttäuschend, die Fahrphysik zu simpel und die KI eine Zumutung, auch wenn sie hier weniger Totalausfälle produziert als auf dem 3DS. Trotzdem: F1 2011 ist auch auf der Vita weit davon entfernt, ein gutes Rennspiel zu sein! Sumo Digital hätte sich besser an der PS3-Version orientiert anstatt die 3DS-Fassung als Basis zu nehmen. So hätte man vielleicht auch eine Verknüpfung zwischen beiden Geräten realisieren können, doch ist das nur eine von vielen Chancen, die man ungenutzt lässt. Bleibt zu hoffen, dass man aus den Fehlern lernt und sich bei F1 2012 mehr Mühe bei den Handheld-Umsetzungen gibt...
Wertung
PS_Vita
Nach dem 3DS-Debakel kommt die Formel Eins trotz besserer Technik auch auf der Vita nicht in Fahrt. Mangelhafte KI, inkonsequentes Strafsystem und abgespeckte Inhalte enttäuschen.
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