Im Test:
Damals und heute
Es gab Zeiten, da reichten drei Pisten und eine Hand voll Autos in einem Rennspiel völlig aus, um mich wochenlang zu beschäftigen. Alles, was ich brauchte, war eine PlayStation mit Ridge Racer Revolution sowie einen NeGcon-Controller. Aber diese Zeiten sind vorbei! Wenn ich mir heute ein Ridge Racer kaufe - sei es für günstige 30 oder happige 70 Euro - erwarte ich eine großzügige Auswahl an Strecken und Boliden. Und wenn schon am Umfang gespart wird, dann darf es wenigstens etwas Neues sein.
Diesbezüglich versagt die Vita-Premiere wie die erste A-Klasse beim Elchtest, denn neu ist hier nur der furchtbare DLC-Ansatz, mit dem Namco den Vita-Nutzern Paket für Paket das Geld aus der Tasche ziehen will. Allerdings führt kaum ein Weg daran vorbei, wenn man sich länger mit dem Spiel beschäftigen will - die Grundausstattung bietet mit nur drei Kursen, fünf nahezu identischen Fahrzeugen und dem Fehlen einer (Offline-)Karriere nicht viel Langzeitmotivation, obwohl man die Strecken auch rückwärts fahren und die Leistung der Boliden mit der Zeit durch Upgrades aufbohren kann.
Mehr Inhalt für Europa
Nichts Neues
Ebenso störend ist das exzessive Recycling, das schon bei der 3DS-Version betrieben wurde und auf der Vita fortgesetzt wird: Die drei Startkurse Southbay Docks, Harborline 765 und Highland Cliffs sind genauso aus älteren Ridge Racer-Titeln bekannt wie die zusätzlichen EU-Ausflüge nach Old Central, Sunset Heights und Lost Ruins. Der Fuhrpark besteht ebenfalls aus alten Bekannten. Hätte Namco der Vita-Version zumindest eine komplett neue Exklusiv-Piste spendiert, wäre der Anreiz sofort höher, sich hinters Steuer zu klemmen. Zumindest bei Kennern der Serie macht sich schnell ein großes Gähnen breit - Neueinsteiger freuen sich dagegen über die abwechslungsreichen Pisten, obwohl sich innerhalb des Ridge Racer-Repertoires auch bessere Vertreter finden, die in den nächsten Monaten sicher (kostenpflichtig) nachgereicht werden. Insgesamt fehlt mir aber schon seit den letzten Teilen der Charme, den die alten Spielhallen-Tracks noch ausgezeichnet haben.
Zu wenig Leistung?
Teil eines Teams
Die Idee hinter dem Teamplay funktioniert ähnlich wie die interaktive Liga bei FIFA: Jedes Mitglied sammelt Punkte - sei es in Offline- oder Onlinerennen. Diese werden dann zu einem Gesamtergebnis addiert, das schließlich die Position des Teams in der Liga bestimmt. Zusätzlich warten dynamische Herausforderungen, in denen man noch mehr Punkte absahnen kann. So kann es passieren, dass einen Tag lang ein bestimmtes gegnerisches Team als Feind auserkoren wird oder 1:1-Duelle in den Fokus rücken. Schlägt man Spieler bestimmter Teams, winkt ein Bonus. Außerdem werden die aktuell drei stärksten (Online-)Fahrer publik gemacht - auch hier fällt das Kopfgeld entsprechend hoch aus, wenn man sie besiegt.
Schön: Ist man erfolgreich, wird man zwischendurch in einem Interview gebeten, ein kurzes Statement in Textform abzugeben, das anschließend in der Community veröffentlicht wird. Darüber hinaus kann das Nutzerprofil sämtlicher Spieler inklusive aller Errungenschaften und des aktuellen Rangs eingesehen werden.
Wer mit wem?
Einheitlicher Fuhrpark
Zum Glück muss man nicht jedes Auto separat aufrüsten - sämtliche Upgrades stehen umgehend allen Modellen zu Verfügung. Eine große Überraschung ist das nicht, denn abgesehen vom Aussehen und der veränderbaren Lackierung verfügen sämtliche Flitzer über die gleichen Fahreigenschaften, die man hier sogar anhand eines Reglers den eigenen Vorlieben anpassen kann. Ich hätte es anstatt dieser Einheitslösung bevorzugt, wenn die Boliden wie früher über individuelle Fahreigenschaften mit Stärken und Schwächen verfügen würden. Der Reiz, neue Autos freizuschalten oder per DLC zu kaufen, tendiert daher gegen null, obwohl die Fantasie-Karossen mit einem klasse Design überzeugen.
Fazit
Ridge Racer, was ist nur aus dir geworden? Du warst einmal der Hauptgrund, weshalb ich mir eine PlayStation zugelegt habe. Und jetzt? Ich würde die Vita links liegen lassen, wenn diese schwankende Bildrate, der magere Umfang mit DLC-Fokus, Einheitsboliden und Recycling der Maßstab für Sonys neue Plattform wäre. Zum Glück zeigen andere Spiele, dass es besser geht. Was bleibt, ist ein Arcade-Racer mit stylischem Menü, der gewohnt guten Steuerung und einem starken Elektro-Soundtrack, der mir mit seinen treibenden Beats deutlich besser gefällt als die laschen Klänge bei Ridge Racer 6. Dass Namco den Inhalt der EU-Version mit dem beiliegenden Goldpass verdoppelt hat, verdient Anerkennung, macht aus Ridge Racer aber immer noch kein gutes Rennspiel. Dafür wird der Fahrspaß zu sehr von den technischen Problemen und der rudimentären Karriere ausgebremst.
Wertung
PS_Vita
Wenig Inhalt, technische Probleme & Recycling: Ridge Racer enttäuscht auf der Vita, obwohl Steuerung und der Soundtrack überzeugen.
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