Borderlands 202.06.2014, Benjamin Schmädig

Im Test: Großes Spiel so klein

Große Spiele im praktischen Format – deswegen hatte ich mich für die Vita entschieden. Und sowohl Killzone als auch Resistance zeigen z.B., dass  sogar die Handhabung klassischer Ego-Shooter wunderbar mit dem Zwei-Stick-Handheld harmonieren. Was könnte es also Besseres geben, als die gute Spielbarkeit mit einem Abenteuer zu vereinen, dessen Original inhaltlich unverändert in Sonys Unterwegs-PlayStation verbaut wurde?

Großes Spiel ganz groß?

Alle Achtung: Iron Galaxy Studios quetscht in der Tat das komplette Abenteuer um vier Schatzjäger auf dem Planeten Pandora in den kleinen Handheld! Ich muss noch immer schmunzeln, wenn Handsome Jack makabere Witze reißt und Tiny Tina läuft. Läuft, läuft, läuft.

Die Entwickler fügen sogar sechs (aber nicht alle) Inhalte hinzu, die als Download für PC und Konsolen nachgereicht wurden. Wer online Beute machen will, darf zwar nur zu zweit statt zu viert losziehen – eine bedauernswerte Einschränkung, denn das gelungene kooperative Spiel ist einer der Höhepunkte des Originals. Dafür können PS3-Besitzer ihre Spielstände auf Vita übertragen und umgekehrt.

Tusch!

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Vergesst es! Die schwache technische Umsetzung ist kein Wermutstropfen, sie ist ein Fluss des Bedauerns.

Großes Spiel

Inhaltlich gleicht die Umsetzung für PlayStation Vita dem Original auf PC, PS3 und Xbox 360 wie ein Ei dem anderen. Für alle wichtigen Informationen rund um Borderlands 2 verweisen wir deshalb auf deb ursprünglichen Test des Shooters. Das Schlimmste ist die furchtbar niedrige Bildrate, weil präzises Zielen dadurch schwerfällt. Das ist umso bedauerlicher, weil die Action immer noch rasant ist, die Feinde wie gehabt flink ausweichen und eifrig attackieren. Dem kann man nur dank der traditionell starken Zielautomatik beim Anvisieren eines Gegners beikommen – man sieht dann zwar nicht immer, nach welchem Treffer es einen Widersacher zerfetzt, aber Hauptsache... Nein, in einem Shooter ist das unerträglich!

Unglücklich außerdem, dass Gegenstände sehr schnell verschwinden: Was man nicht umgehend aufliest, geht verloren. In einem Abenteuer, das sich zum großen Teil um das Sammeln etlicher Fundsachen dreht, kann das ein echtes Ärgernis sein.

Zu kurz gedacht

Hinzu kommt die unsägliche Belegung des Touchfelds auf der Rückseite der Vita. Die kann in einem darauf zurechtgeschnittenen Spiel eine Bereicherung sein.

Inhaltlich hui, spielerisch pfui: Die Action macht keinen Spaß.
Will man den Handheld für ein schnelles Actionspiel fest zwischen den Fingern halten, ist das Umgreifen zum Antippen allerdings ein Umstand erster Kajüte. Verschiedene Steuerungsprofile können nicht verhindern, dass man die beiden dem Touchfeld zugewiesenen Aktionen mal aus Versehen, mal gar nicht auslöst.

Warum nicht umdenken? Warum das Spiel nicht so verändern, dass es in leicht abgewandelter Form für den Handheld erscheint? Auf den schnellen Waffenwechsel hätten die Entwickler z.B. verzichten können, da man die Schießeisen ohnehin über das Steuerkreuz auswählen kann – schon hätte ihnen eine Taste mehr zur Verfügung gestanden. So gerne ich große Spiele lümmelnd auf der Couch spiele: Borderlands 2 ist den großen Namen nicht wert, obwohl es dem Original auf den ersten Blick so ähnlich sieht.

Fazit

Wie gut wäre also ein technologisch einwandfreier Hosentaschen-Shooter mit dem Umfang eines Konsolenspiels? Borderlands 2 gibt darauf leider keine Antwort. Es ist zwar inhaltlich nahezu vollständig und mit sechs Downloadinhalten auf dem Handheld erschienen, wurde aber so schlecht auf Vita übertragen, dass das Spielen keinen Spaß macht. Zum einen macht die miserable Bildrate präzises Zielen fast unmöglich, zum anderen ist das Benutzen des hinteren Touchfelds ein Graus, weil jede Berührung den Verlust eines festen Griffs bedeutet und die damit verbundene Aktion aus Versehen oder nicht zuverlässig ausgelöst wird – beides ein Unding in einem schnellen Shooter. Unangenehm auch, dass sich die Beute, um die sich hier alles dreht, so schnell auflöst, dass in langen Gefechten Gegenstände verloren gehen. Das Lachen über die durchgeknallten Figuren blieb mir dank der miserablen Technik diesmal jedenfalls im Hals stecken.

Pro

Teilens eines Spielstands mit PS3
enthält sechs Downloadpakete
hervorragender absurder Humor
durchgeknallte Figuren in interessanten oder witzigen Geschichten
lebendige Geschichte, bekannte Figuren werden z.T. direkt ins Geschehen eingebunden
abwechslungsreiche Gegnergruppen, die sich tlw. untereinander helfen oder bekriegen
starke taktische Ausrichtung um Elementarschäden und Stellungsspiel
kooperatives Onlinespiel für zwei Teilnehmer
Gegner weichen geschickter aus und gehen in Deckung
markante Spezialfähigkeiten und variable Charakterentwicklung
viele Kleinigkeiten zum Entdecken

Kontra

Bildrate durchgehend sehr niedrig
Steuerung über hinteres Touchfeld sehr unhandlich
Gegenstände verschwinden relativ schnell
lange Ladepausen
NAT-3-Verbindung verhindert Onlinespiel
Handlung und taktische Finessen kommen behäbig und erst spät in Gang
eintöniger Missionstrott gegen viele gleiche Gegner
früh angebotene Missionen sind später nicht nur zu leicht, sondern lächerlich einfach
tlw. unhandliches Inventar
zeigt u.a. absoluten Werteunterschied zweier Waffen nicht
keinerlei Eigenbau
keine deutliche Warnung bei drohendem Schild
und Lebensverlust

Wertung

PS_Vita

Inhaltlich nahezu vollständige, technologisch miserable Umsetzung der unterhaltsamen Schatzsuche.

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