Rocketbirds: Hardboiled Chicken15.02.2013, Dieter Schmidt
Rocketbirds: Hardboiled Chicken

Im Test:

Hardboiled Chicken ist das Hühner-Äquivalent zum klassischen Actionhelden: Kopftuch, Sonnenbrille und Shotgun. Mit einer eineinhalbjährigen Verzögerung ballert das Huhn nach der PC- und PS3-Version auch auf der Vita um sich. Bei seinem blutigen Streifzug müssen die Gegner im wahrsten Sinne des Wortes Federn lassen.

Another Chicken in the Wall

Das hartgekochte Huhn rollt in den nächsten Raum, knallt mit einem satten Sound die ersten Pinguinschergen über den Haufen und hechtet weiter durch die Comic-Kulisse, zwei Schüsse nach links, einer nach rechts, doch der prallt dumpf an dem Schild der Elite-Einheit ab. Also wegrollen, Schuss in den Rücken. Jetpack umschnallen und wie in einem Zweistick-Shooter ab in die Lüfte. Landen auf dem Zeppelin. Nächster Raum. Immer weiter bis das totalitäre Regime der Pinguine durch die Hand…äähhh….durch den Flügel meines Hühnerhelden gestürzt wird.

Die Geschichte des hartgekochten Huhns wird von dem Soundtrack der amerikanischen Psychodelic-Rockband „New World Revolution“ sehr gut untermalt. Sofort fühlt man sich an Pink Floyds Musikvideo „Another Brick in the Wall“ erinnert. Stimmungsvolle Level, tolle Animationen: Grafisch beweisen die Entwickler von Ratloop ein gutes Händchen.

Action alter Schule

Die Flugeinlagen sind eine willkommene Abwechslung.
Die Flugeinlagen sind eine willkommene Abwechslung.
Allerdings könnte die Spielmechanik des Side-Scrollers ausgefeilter sein. Hardboiled ballert sich lediglich durch die Horizontale: Weder kann er im Sprung schießen noch kann er außerhalb der Dimensionen „Links Ballern“ und „Rechts Ballern“ für spannende Momente sorgen. Zwar zerteilen sich die Schussbahnen, je nachdem ob Hardboiled steht oder sich hinhockt, und auch Deckungen bieten ihm Schutz vor dem Kugelhagel, aber unterm Strich plätschert die Action in den ersten Stunden vor sich hin.

Das liegt auch am Schwierigkeitsgrad: Sind die Gegnerwellen zu stark, läuft man in den letzten Raum zurück, nimmt Stellung und ballert die Pinguine über den Haufen. Zudem muss man bei dem MG nicht nachladen und kann 30 Sekunden am Stück die Patronenhülsen fliegen lassen. Grundsätzlich hätte es dem Spiel gut getan, mir eine ständige Möglichkeit zu geben, den Schüssen auszuweichen, um im richtigen Moment angreifen zu können. Erst in der Mitte des Spiels sorgen die Nahkampf-Vögel mit ihren schussfesten Schilden und die aufpoppenden Geschütztürme für mehr Abwechslung. Auch wird die Munition im letzten Drittel rarer, was den Anspruch steigen lässt. Haben die drei Waffenarten anfangs noch kaum unterschiedliche Auswirkungen, sind die Resultate mit den späten Upgrades spürbarer. Heranrauschende Gegnerwellen von eins bis zehn in einem kleinen Raum ersetzen allerdings keine Bosskämpfe. Leider gibt es nur am Ende einen, der dafür aber begeistern kann. Die Steuerung wirkt etwas hakelig, wenn man z.B. Kisten bewegen muss.

Für das Hühnchenrupfen doch zu gut

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Das Spiel hat 15 Kapitel - dafür braucht man etwa fünf Stunden. Das Leveldesign verzweigt sich manchmal, wird aber nach dem Schema „Finde erst die rote Karte, dann kommst du durch diese Tür“ in eine recht lineare Richtung gelenkt. Die Jump&Run-Einlagen beschränken sich auf das Nötigste, ohne jemals wirklich knifflig zu sein. Allerdings sind die Absprungpunkte nicht immer klar erkenntlich, was zu frustrierenden Minuten führt, gerade wenn man Jagd auf die Flaggen (Collectibles) macht. Da hilft auch das nette Gyrosensor-Gimmick der PS Vita nicht hinweg: Neigt man diese, bewegt sich der Hintergrund ein wenig.

Das blutig inszenierte Tontaubenschießen wird immer wieder durch Flugeinlagen aufgelockert: Mit einem Jetpack am Rücken geht es auf rasante Pinguinjagd. Raketen im Nacken sowie umkreisende Gegner werten die blutige Hatz auf. Auch die Gedanken kontrollierenden Käfer sorgen für ein Grinsen, wenn man diese durch Gitterstäbe hindurch auf Gegner wirft, die man fortan durch die Räume steuert, um z.B. Türen zu öffnen. Dabei

Das 1997 gegründete Ratloop-Entwicklerstudio sorgte bereits mit dem Vorgängerspiel Rocketbirds Revolution! für Aufsehen und wurde für das Independent Games Festival 2010 in drei Kategorien nominiert.
dient das hintere Touchpad als präzise Zielhilfe. Mit eben jenen Wurfobjekten werden auch allerlei Rätsel verknüpft, die sich schnell lösen lassen, aber auch den einen oder anderen Gedankengang erfordern. Für Freunde der Selbstkasteiung ist der Hardboiled-Modus geeignet: Das Messer sorgt für Nervenkitzel! Herrscht im normalen Modus die Macht der Hülsen, wird hier ein Munitionskasten dankend angenommen, muss man doch ständig die Kombination aus „Abrollen“ und „Messerstich“ nutzen, um Munition zu sparen. Leider sorgt das ständige Hin- und Herrollen für frustrierende Sekunden und der elementar wichtige Wechsel zwischen den Waffen und dem Messer läuft alles andere als rund.

Im Co-Op-Modus können höher gelegene Kanten nur mit Teamwork erreicht werden.
Im Koop-Modus können höher gelegene Kanten nur mit Teamwork erreicht werden.
Der Koop-Modus pfeift Fröhliches von den Dächern: Mit den kleinen Wellensittichen wurden humorvolle Ideen eingefügt. Hohe Kanten können z.B. nur dann angegangen werden, wenn man den anderen Sittich auf die Schulter nimmt und somit die erforderliche Größe erreicht. Allerdings werden lediglich die Singleplayer-Level recycelt, das Spiel läuft nur beim Host flüssig und warum nur Freunde eingeladen werden können, weiß auch nur der Entwickler.

Fazit

Rocketbirds: Hardboiled Chicken lebt von der humorvollen Comic-Inszenierung und dem gelungenen Artdesign, die die etwas einseitige Spielmechanik übertünchen. Selbst Oldschool-Liebhaber, die einen Side-Scroller mit zwei Schussbahnen wertschätzen können, würden ein wenig mehr Abwechslung begrüßen. Dennoch erliegt man auf Anhieb dem audiovisuellen Charme, den die Entwickler Rocketbirds einhauchen. Hinzu kommen Flug- und Rätseleinlagen, die den Hühnerfreund bei Laune halten. Und trotz kleiner Macken bieten der Hardboiled-Modus und der Koop-Modus über die fünf Stunden Spieldauer hinaus noch ausreichend Anreize.

Pro

schönes Artdesign
kleine Rätseleinlagen
Spielspaß steigert sich im späteren Verlauf
auflockernde Flugeinlagen
Gedankenkontrolle der Gegner
Hardcore-Modus steigert die Motivation
netter Koop-Modus

Kontra

etwas zu simpel gestaltete Spielmechanik
Kanten und Absprünge sind nicht klar erkenntlich
Level-Recycling im Koop-Modus
Spiel läuft nur beim Host flüssig
nur Freunde einladen

Wertung

PS_Vita

Ein ansehnlicher Sidescroller mit markantem Comic-Stil.

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