Unit 1316.03.2012, Jan Wöbbeking
Unit 13

Im Test:

Endlich ist Zipper Interactive wieder am Zug: Nach dem enttäuschenden PSP-Socom Fireteam Bravo 3 von Slant Six Games kümmern sich die Seriengründer um den ersten Militär-Shooter für die Vita. In Unit 13 (ab 54,99€ bei kaufen) kommandiere ich zwar keine Untergebenen herum, trotzdem machen sich die Wurzeln überall bemerkbar.

Planung, Liquidierung, Schadenfreude

Am deutlichsten wird die Verwandtschaft im Missionsdesign:  Wie in Fireteam Bravo 1 und 2 schleiche ich durch Lagerhallen und blinkende Schaltzentralen. Ein Blick auf die zoombare Karte zeigt mir, in welchem Stockwerk meine Widersacher lauern. Wenn ich blindlings voranstürme, bin ich ruck-zuck erledigt. Rahmenhandlung als auch Präsentation sind so ideenlos, dass sie nach einem Tutorial in einem kurzen Intro-Video abgehandelt werden: Herzlich willkommen in der multinationalen Spezialeinheit! Und jetzt geh Terroristen jagen, welche allerlei böse Terroristen-Sachen machen.

Als ich mich mit dem faden Drumherum arrangiert hatte, kamen die typischen Stärken der Entwickler zum Vorschein: Die Redmonder haben immer noch ein Händchen dafür, spannende Missionen mit einem gut dosierten Schwierigkeitsgrad zu designen. Kompakt genug, um bequem den Weg um die nächsten Biegungen planen zu können, aber trotzdem mit genügend alternativen Routen, auf denen ich die Gegner kalt erwischen kann. Die Schulterkamera lässt genügend Bewegungsspielraum für einen schnellen Blick um die Ecke. Am durchwachsenen Deckungs-System hätten die Entwickler aber noch feilen sollen, denn vor allem am Rand von Durchgängen gestaltet sich das Herauslehnen oft fummelig.

Sabotage will gelernt sein

Die Missionstypen sind vielfältig aufgebaut: In den Schleich-Varianten gilt der

Erledigt man einen Gegner unbemerkt mit dem Messer oder mit Schalldämpfer-Einsatz, gibt das Extra-Punkte.
Erledigt man einen Gegner unbemerkt mit dem Messer oder mit Schalldämpfer-Einsatz, spült das Bonus-Punkte aufs Konto.
Auftrag sofort als gescheitert, wenn ein Gegner Alarm schlägt oder ich in eine Sprengfalle tapse. Die tückischen Laser lassen sich entschärfen, indem ich einfach nah genug heran schleiche und auf ein Touchscreen-Symbol tippe. Auf die gleiche Weise sabotiere ich die Technik von Raketen oder Flugzeugturbinen. Bei anderen Jobs geht es hektischer zur Sache. Unter Zeitdruck stürme ich auf verschanzte Feinde zu und springe über Brüstungen, damit ich rechtzeitig bei der Bombe oder einer Geisel bin. Auch der goldene Mittelweg ist enthalten: Ein wenig schleichen, ein wenig Brechstange. Die Tempowechsel, mehrere Ziele und der faire Schwierigkeitsgrad sorgen für spannende Infiltrationen.

Vor dem Einsatz entscheide ich mich für eine von sechs Klassen, welche ich nach und nach mit neuen Waffen, Fähigkeiten und Ausrüstungs-Gegenständen ausrüste. All zu viele sind es zwar nicht, aber es langt, um sich ideale Kämpfertypen für spezielle Missionen zu basteln. Ein kleiner Kontrapunkt ist die nicht immer glaubwürdig agierende KI: Einige Schergen besitzen die Fähigkeit, durch Wände zu schauen. Andere können sich partout nicht entscheiden, ob sie aus der Deckung springen wollen oder nicht. Das Ergebnis erinnert an rhythmische Sportgymnastik auf Speed. Zum Glück treten solche Macken nur gelegentlich auf.

Business as usual

Die Szenarien führen mich durch dunkle Gassen, Nachtclubs und schmale

Die Spezialeinheit im Überblick.
Die Spezialeinheit im Überblick.
Lagerhausgänge. Das Design der typischen Militär-Schauplätze wirkt nicht gerade einfallsreich, technisch präsentiert sich Unit 13 aber sehr stark. Der Glanz auf Marmorböden besitzt unheimlich feine Übergänge und auch die Texturen sind so scharf wie in keinem anderen Vita-Titel: Selbst, wenn ich mit zweifachem Zoom vor einem Computer oder Warnschild stehe, bleiben die Bilder knackig scharf. Uncharted: Golden Abyss sieht dank natürlicher Animationen und detailverliebter Hintergründe noch hübscher, aber nicht so sauber und scharf aus. Die Protzerei macht sich ein wenig bei der Bildrate bemerkbar: Die Umgebung huscht in etwa mit stabilen zwanzig Bildern pro Sekunde über den Schirm, was dank der nicht all zu hektischen Spielablaufs aber völlig ausreicht. Der unaufdringliche Elektro-Soundtrack passt ebenfalls gut zum Geschehen. Trotz Stereo-Klang lassen sich die Feinde übrigens recht gut räumlich orten.

Weniger erfreulich ist, dass die Entwickler den zwei Sticks der Vita offenbar nicht ganz vertrauen. Unit 13 steuert sich ähnlich wie die Vorbilder auf Xbox 360 und PS3, allerdings reagiert das automatische Aufschalten viel zu intensiv. Am flottesten komme ich durch die Levels, wenn ich meine Widersacher grob mit dem Stick anpeile. Den Rest erledigt die L-Taste: Einfach anlegen und schon landet das Zielkreuz zuverlässig auf meinem Feind. Andererseits verdiene ich jede Menge Bonus-Punkte, wenn ich meinen Schweinehund überwinde, manuell auf das Haupt ziele und Boni für Kopfschuss-Serien abstaube. Cleveres Spielen wird auch an anderer Stelle effektiv belohnt. Der Rambo-Verschnitt bekommt z.B. Extrapunkte, wenn er sämtliche Gegner niedermäht, der Schleicher für wenige Opfer und unauffälliges Vorgehen. Nach jeder Runde gibt es eine hübsch aufgeschlüsselte Abrechnung mit Sterne-Wertung. Schade ist, dass sämtliche Widersacher bis zum Tod kämpfen – bei Fireteam Bravo 2 ließen manche Missionen sich noch komplett gewaltfrei lösen, indem ich meine Gegner einschüchterte und dann fesselte.

Starke Online-Unterstützung

Einen ausgewachsenen Online- Modus gibt es diesmal nicht, aber ich darf mit

Die kompakten Szenarien bieten immer ein paar alternative Routen.
Die kompakten Szenarien bieten meist genügend Platz für alternative Routen.
einem vermittelten PSN-Spieler kooperativ meucheln (nur per Wifi-Verbindung). Das klappte bei unseren Testspielen sehr flüssig, sogar wenn wir mit US-Amerikanern unterwegs waren. Spricht man sich per Voice-Chat ab, macht die Zusammenarbeit eine Menge Spaß. Mit kleinen Ablenkungsmanövern kann man die Feinde schön in die Irre führen. Neue Missionen lassen sich aber leider nur im Alleingang freischalten.

Auch die ügrigen Online-Funktionen fallen üppig aus. Jeden Tag gibt es z.B. eine spezielle Highscore-Herausforderung mit neu zusammengewürfelten Missionszielen, an der man sich nur einmal versuchen darf (Neustarts an den fair verteilten Checkpoints sind erlaubt). Außerdem lassen sich spezielle Elite-Aufträge mit begrenzter Energie freischalten. Bestenlisten für PSN-Freunde und die Region sind praktisch in die Menüs eingebunden.

Fazit

Auf den ersten Blick wirkt Unit 13 reichlich ideenlos: Die Präsentation ist karg, eine Story hat man sich gespart und das Design der Elite-Kämpfer und Schauplätze könnte auch aus einem beliebigen anderen Shooter stammen. Nachdem ich mich mit der lieblosen Aufmachung abgefunden hatte, lernte ich, die inneren Werte der spannenden Missionen zu schätzen. Zippers Handheld-Erfahrung macht sich sofort bemerkbar: Die Lagerhäuser und geheimen Terror-Basen lassen trotz ihrer kompakten Größe genügend Freiheit für alternative Routen. Auch der flüssige Online-Koop, die Tagesmissionen sowie die clever konzipierten Bonuspunkte motivieren. Außerdem kitzeln die Entwickler erstaunlich scharfe Texturen und fein beleuchtete Oberfächen aus Sonys kleinem Kraftpaket. Sicher, es gibt auch Macken wie das zu starke Auto-Aim, die zickige Deckung und KI-Fehler. Trotzdem hat mir das Infiltrieren in kleinen Portionen Spaß gemacht.

Wertung

PS_Vita

Trotz schwacher Präsentation bietet Unit 13 spannende Infiltrations-Missionen und einen starken Koop-Modus.

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