Strategische Blockbildung
Zusätzlich warten weiterhin zahlreiche weitere clever verzahnte Spielsysteme wie z.B. die mit besonderen Modifikatoren ausgestatteten Geo-Blöcke, die bei Zerstörung eine verheerende Kettenreaktion auslösen können. Man darf nach wie vor einen Abstecher in die so genannte "Gegenstandswelt" sowie später in die "Chara-World" machen, in der man in zufällig generierten Abschnitten versucht, sowohl den Level der Figuren als auch die Eigenschaftswerte der Ausrüstung zu verbessern. Es gibt die Möglichkeit, Spielinhalte über Abstimmungen (deren Ergebnis man durch Bestechung oder Gewalt beeinflussen kann) zu verändern und so z.B. teurere (und damit bessere Gegenstände) verfügbar zu machen. Und natürlich kann man auch auf die Monsterwaffen aus Teil 3 zurückgreifen und sogar zwei nicht menschliche Figuren auf dem Schlachtfeld fusionieren, um sie zu einem riesigen Viech zu machen.
Doch weder diese Mechanik noch die Möglichkeit, sich per Auftürmen wie eine Raupe über die Kriegsgebiete zu bewegen, können verschleiern, dass D4 letztlich nur "more of the same" darstellt. Das dieses Mehr-Davon auf einem sehr hohen Niveau stattfindet, wird Serien-Fans zu Jubelstürmen hinreißen, doch neue Anhänger werden Valvatorez und seine Kumpel so wohl nicht gewinnen. Zumal man auch bekannte Probleme wie eine mitunter unglückliche Kameraperspektive wieder entdeckt, die eine präzise Figurenanwahl schon auf PS3 zu einem Glücksspiel machte.
Neu, aber bekannt
Die Effekte sind zwar nicht prunkvoll, kommen auf dem kleinen Vita-Bildschirm aber dennoch gut zur Geltung.
Die Tutorials sind zwar gewohnt gut, doch Einsteiger werden mit den zahlreichen Funktionen schnell überfordert, die einem sowohl auf den Schlachtfeldern als auch in den Kampfpausen mit Shops, Krankenhäusern etc. zur Verfügung stehen. Disgaea hat es einem noch nie wirklich leicht gemacht und Teil 4 ist keine Ausnahme. Zumal mit dem neuen Cam-Pain-Hauptquartier, das die Klassenversammlung des Vorgängers ersetzt, eine weitere Facette hinzugefügt wird, deren einfache Prämisse weitreichende Auswirkungen haben kann. Zum einen haben Figuren, die hier auf angrenzenden Feldern postiert werden, eine größere Chance, im Kampf einen kombinierten Angriff auszulösen. Zusätzlich kann man so genannte "Böse Symbole" platzieren, die alle in ihrem Einzugsbereich stehenden Figuren mit Boni ausstatten. So kann man z.B. den Aufstieg der Figuren forcieren, indem man sie um ein Symbol schart, das einem zehn Prozent der Erfahrung der anderen im entsprechenden Bereich stehenden Charaktere spendiert.
Oder man kann über geschicktes Aufstellen temporär weitere, eigentlich unbekannte Zauber nutzen.Wer will und viel Zeit zur Verfügung hat, bekommt enorme Möglichkeiten zur Verfügung gestellt, seine Figuren nach allen Regeln der Kunst zu entwickeln, wobei vor allem in der Anfangsphase kalkuliertes Abwägen vonnöten ist: Investiere ich jetzt in eine neue Fähigkeit oder rüste die alte auf? Erstelle ich mir eine neue Figur und wenn ja, wie stark mache ich sie (auf Kosten von vergleichsweise spärlich ausgeschüttetem "Mana" als Währung für alles abseits der Ausrüstung)? Die Entschädigung für all die Mühen: Strategische Rollenspiel-Taktik mit Spaßgarantie und der abgefahrensten Story sowie der besten Vertonung seit dem Ur-Disgaea. Die Sprecher (für Hardcore-Fans gibt es auch die japanische Sprachversion) sind optimal ausgewählt und schaffen es mit Bravour, den an Monty Python erinnernden Humor mit intelligenten Albernheiten à la Jim Abrahams/David Zucker zu vermitteln.
Selfmade-Disgaea und Online-Scharmützel
Abgefahrener Humor, enorme taktische Tiefe und eine gewisse Einsteiger-Unfreundlichkeit sind seit jeher Eigenschaften von Disgaea.
Erstmalig in der Seriengeschichte feierte in Disgaea 4 auf der PS3 ein Karteneditor seine Premiere. Und der ist auch hier wieder vorhanden. Mit wenigen Klicks hat man hier komfortabel Schlachtfelder nach eigenem Gusto zusammengebaut und kann diese nach einem Test mit den anderen Disgaea 4-Spielern teilen. Natürlich kann man auch schauen, wie fantasievoll und fordernd die Kreationen anderer Kartenbauer sind.
Als weiteres Online-Feature kann man eine Piratengruppe erstellen, den Figuren Angriffs- oder Unterstützungsaufgaben zuweisen und sie auf einem ebenfalls selbst erstellten Schiff auf die Reise schicken, um andere User anzugreifen. Es ist zwar interessant, den Fortschritt seiner Crew zu verfolgen, doch insgesamt sind sowohl diese Scharmützel als auch der Kartendownload eher unbefriedigende Online-Erlebnisse, die aber ohnehin nur eine stark untergeordnete Rolle spielen.