Im Test: Alchemistin auf Entdeckungsreise
Gefangen unter Tage
Firis Mistlund fristet ihr Dasein in der unterirdischen Minenstadt Ertona, die sie im Gegensatz zu ihrer als Jägerin ausgebildeten Schwester Liane, noch nie verlassen hat.
Als eines Tages Alchemistin Sophie, die Protagonistin des Vorgängers, und ihre Begleiterin Plachta die Stadt besuchen, ist Firis auch für ihre Berichte von der Außenwelt Feuer und Flamme. Das alchemistische Handwerk fasziniert sie ebenso. Und da sie Talent zu besitzen scheint, führt sie Sophie nicht nur in die Materie ein, sondern will sie auch gleich mit auf eine Reise ins ferne Reisenberg nehmen, wo sie sich einer Alchemie-Prüfung unterziehen will.
Freiheit auf Zeit
Firis' Eltern willigen allerdings nur äußerst widerwillig ein und knüpfen harsche Bedingungen an die Reiselust ihrer Tochter: Sollte Firis nach zehn Monaten noch keine zertifizierte Alchemistin sein, müsse sie nach Ertona zurückkehren und wieder als Erzsammlerin arbeiten.
Um dort überhaupt zur Prüfung zugelassen zu werden, muss sie sich allerdings erst einmal drei Empfehlungsschreiben anderer Alchemisten verdienen. Wo und wie sie die erhält, ist ihr allerdings freigestellt und so kann man die Reise trotz des ein oder anderen vorgegebenen Wegpunkts relativ frei bestimmen. Auch bei der Wahl der Begleiter hat man meist frei Hand. Trotzdem hinterlässt die Rückkehr eines Spielzeitlimits, egal wie großzügig bemessen, auch einen unangenehmen Beigeschmack, da so wieder ein gewisser Spielstil vorgegeben wird.
Die Uhr tickt
Zudem steht die Zeit nie still. Nicht nur beim Erkunden der wesentlich weitläufigeren Spielabschnitte, beim Sammeln von Zutaten oder Herstellen alchemistischer Objekte, auch beim Quatschen mit Weggefährten oder Nichtstun tickt die Uhr unaufhörlich weiter. Schafft man die Prüfung nicht rechtzeitig, ist das Spiel vorbei.
Der erzählerische Rahmen ist insgesamt allerdings recht belanglos, die Inszenierung halbgar, die Figuren wenig tiefgründig. Das alchemistische Sammeln und Experimentieren steht klar im Mittelpunkt. Auch die rundenbasierten Kämpfe gegen frei umherziehende Tier-, Pflanzen- oder Schleimmonster wirken trotz taktischer Zugplanung, Energieeinteilung und Schwachstellenausnutzung sowie neuer Waffenwechsel reichlich altbacken. Auch das Quest-Angebot besteht vorwiegend aus generischen Such-, Sammel-, Jagd- und Produktionsaufgaben.
Hässliches Entlein
Technisch werden trotz 4K-Auflösung auf PC und PlayStation 4 Pro auch keine Bäume ausgerissen: Die 3D-Modelle sind wenig detailliert, die Texturen grob und die Effekte dürftig. Hinzu kommen Pop-Ups, Kantenflimmern und Bildratenprobleme, die vor allem auf der PlayStation Vita für unfreiwillige Zeitlupeneinlagen sorgen - Handhabung oder Soundkulisse werden dadurch aber nicht gravierend beeinträchtigt.
Dafür kann man jederzeit den Schwierigkeitsgrad anpassen, je nach Witterung die Kleidung wechseln sowie an jedem Lagerplatz sein Atelier aufschlagen. Langwierige Rückreisen ins heimische Labor gehören damit der Vergangenheit an. Das mobile Atelier lässt sich sogar individuell möblieren, um bessere Lagerkapazitäten oder Erholungsmöglichkeiten zu erhalten. Neben praktischen Reiseutensilien wie Lampen, Spitzhacken oder Angelruten lassen sich auch Großobjekte wie Brücken oder Schiffe fabrizieren, um Hindernisse zu überwinden. Schnellreisefunktionen gibt es auch, aber erst spät in vollem Umfang.
Fazit
Mit Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey schickt Gust Alchemistin Firis und ihre Schwester auf eine Reise in eine Welt, die sich weit offener und weitläufiger präsentiert als bisher. Das größte Gebiet soll sogar mehr als zehnmal so groß als die größte Karte in Atelier Sophie sein. Nur gut, dass man dank mobilem Atelier nicht länger nach Hause zurückkehren muss, um aus gesammelten Rohstoffen alchemistische Erzeugnisse herzustellen. Die Produktionsmöglichkeiten sind nach wie vor sehr facettenreich, das Optimieren der Abläufe und Ergebnisse trotz zurückgekehrtem Zeitlimit motivierend. Auch der Weg ans Ziel, die Alchemie-Prüfung in Reisenberg, ist angenehm offen. Die Inszenierung der Story ist allerdings wenig berauschend, die Technik antiquiert, das Kampfsystem altbacken und auf eine deutsche Lokalisierung hat man auch wieder verzichtet.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Auch mit offenerer Spielwelt tritt Gust mit seiner angestaubten Alchemisten-Saga weitestgehend auf der Stelle.
PS_Vita
Auch mit offenerer Spielwelt tritt Gust mit seiner angestaubten Alchemisten-Saga weitestgehend auf der Stelle.
PC
Auch mit offenerer Spielwelt tritt Gust mit seiner angestaubten Alchemisten-Saga weitestgehend auf der Stelle.
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