Gravity Rush27.03.2012, Benjamin Schmädig
Gravity Rush

Vorschau:

Staubige Backsteinwände, enge Gassen. Unter spitzen Giebeln leuchten kleine Lichter. Menschen flanieren im braunen Halbdunkel einer verwunschenen Dämmerung. Hinter einer großen Brücke erstreckt sich die matte Silhouette eines hunderte Meter breiten Turms. Für einen Moment beobachte ich das bequeme Treiben. Dann lasse ich mich fallen - nicht auf die belebte Straße herab, sondern von ihr weg. Schon kann ich die Menschen nicht mehr sehen, Sekunden später ist die Stadt nur noch ein nebliger Schatten. Ich falle in die hohen Wolken, in denen die Spitze des gigantischen Turms verschwindet.

Was ist Gravity Rush (ab 14,99€ bei kaufen)?

Ein Mädchen, die Heldin, kann sich offenbar frei in ihrer Welt bewegen - im freien Flug Häuser erklimmen und sogar schräg auf den Wänden stehen. Doch was steckt dahinter? Fliegt die hübsche Kat mit magnetischen Schuhen umher?

Nein, mit Magnetismus hat es nicht zu tun. Es geht ausschließlich um die namensgebende Anziehungskraft. Denn Kat, die ohne Erinnerung in der eigenwilligen Steampunk-Welt aufwacht, kann die Gravitation einfach "abschalten". Ein Tastendruck genügt und sie steht nicht mehr auf festem Boden, sondern schwebt haltlos am Fleck. Ich kann mich weiter frei umsehen und egal, wohin ich blicke: Ein zweiter Tastendruck macht die anvisierte Richtung zu Kats Gravitationsschwerpunkt, auf den sie unmittelbar hinunter fällt.

Vom Fall und Sturz

In allen Richtungen, auch ober- und unterhalb der Stadt markiert ein rotbrauner Nebel das Ende dieser Welt. Die Stadt - eigentlich ist es nur ein Stadtteil - schwebt im freien Raum. Starke Eisenträger erstrecken sich wie Hängebrücken zu dem riesigen Turm; sie tragen das Viertel in der Luft. Die geschwungenen Schienen einer Hochbahn führen zu anderen Vierteln.

Ich kann mich frei in dieser faszinierenden Fremde bewegen. Entweder falle ich auf den zentralen Turm zu, in die Wolken oder ich lasse mich auf die Unterseite der Stadt fallen, wo

Wann erscheint Gravity Rush?

Grundlage unserer Vorschau ist die japanische Version: In Übersee erschien das Abenteuer - unter dem Namen Gravity Daze - bereits Anfang Februar.

Und wie Sony inzwischen bekannt gab, soll das Spiel mit der Schwerkraft am 13. Juni dieses Jahres in Europa veröffentlicht werden - nicht nur als Download, sondern auch im Handel. ich versteckte Kristalle finde. Egal, wie lange Kat dabei fällt: Der Aufprall fügt ihr keinen Schaden zu. Ich muss nur aufpassen, dass ich die künstliche Schwerkraft nicht zu lange nutzte, denn dann schaltet sich die Fähigkeit für einige Sekunden ab und Kat fällt auf den natürlichen Gravitationsschwerpunkt zu. Stürzt sie zu weit ins Leere, wird sie an einen Rücksetzpunkt inmitten des nächsten Stadtteils transportiert.

Wenn ich geschickt bin, kann Kat selbst zu Beginn schon weite Strecken überwinden. Der freie Sturz ist dann zwar unvermeidlich, mit etwas Übung aktiviere ich aber immer wieder rechtzeitig den neu aufgeladenen Gravitationswechsel. Es gibt Grenzen, die das unbegrenzte "Umherfliegen" vor allem in den ersten Stunden einschränken, aber selbst innerhalb dieser ist die Welt riesig: Fällt man lange genug, treten verwaschene Schatten langsam aus dem Horizont heraus, lassen erste Details erkennen - dann rauschen ganze Stadtteile in Sekunden vorbei. Ein faszinierendes Erlebnis!

Pfui, Spinne!

Ich kann nicht sagen, warum diese Welt so ist wie sie ist, denn noch gibt es nur die japanische Version des Spiels. Ich weiß aber, dass Kat weitere, zunächst unzugängliche Stadtteile aus der Gewalt einer dunklen Macht befreien muss. Die Viertel fliegen danach wieder an ihre ursprüngliche Position - die Stadt wird größer und größer. Schwarze,

Vor allem große Kreaturen machen Kat zu schaffen.
Einige große Kreaturen machen Kat zu schaffen.
schattenhafte Kreaturen muss Kat dafür bekämpfen. Sie kriechen aus dem Boden hervor und überfallen selbst die ansonsten friedlichen Straßen. Nennenswerte Nebenhandlungen oder Minispiele gibt es zwar nicht, ich musste aber schon eine zwei Stockwerke hohe "Spinne" verfolgen, die im Eiltempo durch die Gassen gespurtet ist.

Trotz der offenen Welt ist Gravity Rush im Kern ganz einfach: Es ist ein geradliniges Actionspiel mit ungewöhnlicher Bewegungsfreiheit. Und so ist die Spinne nicht der einzige große Gegner, auf den ich getroffen bin. Für gewöhnlich sind die Feinde aber kleiner. Die meisten Wesen begegnen Kat in Abschnitten, die anders als die freie Stadt begrenzt sind - an ihrem Ende wartet der Kampf gegen einen großen Boss. Ausgefeilte Manöver beherrscht Kat dabei nicht; ein Tastendruck zum Zuschlagen reicht ihr. Mit Spezialangriffen fügt sie allerdings besonders großen Schaden zu. Außerdem kann sie Gegenstände greifen und als Geschosse verwenden.

Luftgefechte

Man muss keine ausgebufften Angriffe einstudieren - man muss allerdings die Bewegung im freien Raum beherrschen, denn am Boden ist Kat langsam und kann nicht auf fliegende Feinde zu gehen. Gut, dass die Kamera meist mitspielt. Praktisch auch, dass man sie

Das freie Bewegen in der offenen Welt ist faszinierend.
Das ungewöhnliche Bewegen in der stimmungsvollen  Steampunk-Welt ist faszinierend.
jederzeit durch das Drehen der Vita bewegen kann. Nach einem Wisch über den Touchscreen hechtet Kat außerdem Geschossen aus dem Weg und drückt man zwei Finger auf den Bildschirm, gleitet sie rasant über ihren Boden. Dabei passt sie ihren Gravitationsschwerpunkt stets dem Untergrund an, so dass sie selbst durch Loopings rutscht.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Dreh raus hatte. Die Gegner haben nämlich eine Schwachstelle, die  spätere Exemplare gut verstecken können; manche weichen Angriffen sogar geschickt aus. Also musste ich lernen, einen Feind zu "umfliegen", ihn von hinten, oben oder unten zu attackieren und zwischendurch Extras aufzusammeln, die Kats Schwerkraftenergie auffrischen. Und so ganz nebenbei finde ich auch in den geradlinigen Levels zahlreiche Kristalle, mit denen ich Kats Fähigkeiten - ihre Fallgeschwindigkeit, die Dauer einer Schwerkraftumkehr oder die Anzahl der Objekte, die sie anheben kann - nach und nach verbessere.

Ausblick

Was für eine faszinierende Bewegungsfreiheit! Ich liebe es, wenn Spiele Wege öffnen, die in der Realität verschlossen bleiben. Und ich liebe es, wenn sich Spiele nicht nur auf der horizontalen Ebene, sondern in allen Richtungen bewegen. Es ist vor allem das nachvollziehbare Prinzip der wechselnden Anziehungskraft, das mich begeistert: Dass Kat nicht einfach fliegt, sondern wie ein nasser Sack in die angezeigte Richtung plumpst und dort stehen bleibt - dass sie irgendwann auf das natürliche Unten zurückfällt und dass jede Erkundungstour deshalb eine knifflige Herausforderung an Orientierung und Geschick ist. Auch die magische Anderswelt zwischen Comic und Mittelalter zieht den Steampunk in mir an. Und der luftige Kampf gegen kleine und große Schattenwesen ist bedeutend interessanter als jede herkömmliche Action - auch wenn das Schlagen der markierten Schwachpunkte im Grunde stets das Gleiche ist. Wenn Gravity Rush endlich bei uns erscheint, steht Vitaspielern eine außergewöhnliche Reise bevor!

Ersteindruck: sehr gut

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