Kein Stillstand, sondern Fortschritt
Die besten militärischen Rundentaktikspiele für iOS? Für mich ganz klar:
Battle of the Bulge (Wertung: 88%) und
Drive on Moscow (Wertung: 90%). Beide haben Wargames auf dem Tablet mit ihrem innovativen Zeitmanagement, das einen Tag in dynamischen Phasen simuliert, sowie authentischen Ereignisketten, die festen Nachschub und Unterstützung planbar einbeziehen, auf ein ganz neues, edel designtes Niveau gebracht. Daher hätte ich diesen Wüstenkrieg selbst dann blind gekauft, wenn es sich nur um ein neues Szenario gehandelt hätte. Aber die Shenandoah Studios gehen auch diesmal einen kreativen Schritt weiter: Sie verbessern die Spielmechanik ihrer Crisis-in-Command-Serie, so dass man noch anspruchsvoller und vielfältiger taktieren kann.
Die ohnehin ansehnliche, klar strukturierte Benutzeroberfläche wurde verfeinert, so dass sich Einsteiger etwas
Desert Fox bietet zwei Spielmodi: Die große El-Alamein-Kampagne vom 1. Juli bis 28. November 1942 sowie ein sehr flottes Szenario "Ruweisat Ridge" (vier Züge) und das etwas anspruchsvollere "Second Alamein" (vierzehn Züge). Hinzu kommen kleinere Tutorials.
schneller zurechtfinden und die Auswahl der Manöver sowie Siegpunktübersicht leichter fällt. Schön ist, dass die Neuerungen auch die besonderen Umstände der Wüstenfeldzüge widerspiegeln. Das fängt schon bei der wichtigen Versorgung an: Wer seine Truppen bedingungslos nach vorne scheucht, muss mit den Konsequenzen leben, was Sprit und Kampfkraft angeht. Auf der Karte Nordafrikas bedeutet das im Klartext, dass sich Infanterie und Panzer in dem Moment erschöpfen, wenn sie weiter als ein Feld ziehen oder in Gefechte verwickelt werden. Danach erscheint das rote Tanksymbol über ihnen, ihre Trefferchancen sinken und sie bewegen sich danach höchstens ein Feld weit. Was bedeutet das für das Spiel? Man hält sich frische Truppen viel bewusster in Reserve!
Die wichtigen Versorgungskorridore
Und das hat natürlich geostrategische Folgen: Um die erschöpften Truppen wieder zu versorgen braucht man einen Korridor aus eigenen besetzten Gebieten von der Front bis zur Eintrittszone. Selbst dann sinkt die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher
Zwei neue Truppentypen: Neben der Flak verfügen die Achsenmächte auch über leichte Aufklärungsfahrzeuge "Recon" - sie bewegt sich drei Felder weit, egal in welchem Gelände (!). Zudem verfügen die Briten um El Alamein herum über schwere Artillerie.
Versorgung je nach Entfernung. Aber man gewinnt auch wenige, sehr kostbare manuelle Versorgungspunkte, die man z.B. auf seine schlagkräftigen Panzer verteilen kann, so dass sie auf jeden Fall wieder voll aufgetankt und munitioniert sind. Wie lange spart man sich diese Joker auf? Schön ist nicht nur, dass die KI gezielt versucht diese Linien zu durchbrechen, um Truppen quasi von der Heimat abzuschneiden. Je nachdem, gegen welchen der vier KI-Generäle man antritt, kann man auch abseits von Rommel oder Montgomery andere Manöver beobachten: Nehring bevorzugt Panzerattacken, Kesselring stößt schnell vor, Alexander hält sich gegenüber Auchinleck eher bedächtig zurück. Unterm Strich ist Desert Fox schwieriger zu meistern als die bisherigen Titel, aber mitunter leistet sich die Computerintelligenz kleinere Aussetzer, wenn sie z.B. Truppen ohne Grund in aussichtslose Kämpfe schickt - obwohl man die Verluste ja als Prognosen anzeigen kann. Ansonsten gibt es bis auf kleinere Unstimmigkeiten (manchmal schaltet die Kamera beim KI-Zug wild zwischen den Einheiten) keine Bugs.
Das Warten auf den richtigen Zeitpunkt für Angriffe und Durchbrüche ist in Desert Fox noch etwas wichtiger als in den früheren Spielen. Vor allem für die Achsenmächte, denn Italiener und Deutsche kämpfen im Gegensatz zu den Truppen des Commonwealth zwar immer effektiver, wenn Panzer und Infanterie als gemischter Verband zusammen agieren, aber sie haben auch immer mit knapper Versorgung zu tun. Außerdem können die Briten mit ihren Luftangriffen gezielt Einheiten erschöpfen - falls sie nicht von den ebenfalls neuen Flugabwehrkanonen der Wehrmacht in Schach gehalten werden. Je nachdem, welche Fraktion man anführt, ändert sich also auch zwangsläufig die Herangehensweise. Dabei geht es nicht plump um Angriff und Verteidigung, sondern um die geschickte Anpassung von offensiven und defensiven Manövern an die eigenen Truppen sowie die äußeren Umstände.