Rainbow Six: Rogue Spear25.05.2001, Jens Bischoff
Rainbow Six: Rogue Spear

Im Test:

Da viele Regierungen mit dem internationalen Terrorismus hoffnungslos überfordert sind, wendet man sich bei Red Storm mal wieder an die PlayStation-Besitzer. Denn für diese bietet Rogue Spear 18 weltweite Anti-Terror-Einsätze, die man bequem vom heimischen Wohnzimmer aus in Angriff nehmen kann - drei PlayStation-exklusive Levels inklusive.

Da viele Regierungen mit dem internationalen Terrorismus hoffnungslos überfordert sind, wendet man sich bei Red Storm mal wieder an die PlayStation-Besitzer. Denn für diese bietet Rogue Spear 18 weltweite Anti-Terror-Einsätze, die man bequem vom heimischen Wohnzimmer aus in Angriff nehmen kann - drei PlayStation-exklusive Levels inklusive.

Story

Die Rolle des Weltenretters kennen Videospieler zu Genüge. Doch während die digitale Menschheit normalerweise von außerirdischen Aggressoren, willenlosen Zombies oder ekligen Monsterkreationen bedroht wird, ist der Feind, dem Tom Clancys Rainbow-Six-Truppe gegenübersteht, ein ganz anderer: Der internationale Terrorismus.

Gameplay

Doch wie bereits der Vorgänger, richtet sich auch Rogue Spear eher an Taktik- als an Action-Fans. Die Einsatz-Teams wollen klug gewählt, passend ausgerüstet und geschickt koordiniert werden. Wer auf unkomplizierten Ballerspaß mit möglichst hohem Body-Count steht, sollte sich also lieber anderweitig umschauen. Denn um dem virtuellen Terrorismus Einhalt zu gebieten, braucht es eher geduldige Scharfschützen und strategisch versierte Einsatzplaner.

Im Spielverlauf gilt es dann Geiseldramen zu beenden, Anschläge zu vereiteln, Bomben zu entschärfen, Überwachungskameras und Wanzen zu installieren, Geheimdaten zu sichern oder terroristische Drahtzieher zu stellen. Zwar sind viele der Missionsziele nicht immer unblutig zu erreichen, offene Schusswechsel sind allerdings eher die Ausnahme. Doch bevor man in den Kampf zieht, müssen erst einmal zahlreiche Vorbereitungen getroffen werden.

Während im Zweispieler-Modus lediglich Schauplatz, Spielart und Waffenarsenal zu bestimmen sind, müssen Solisten im Kampagnen-Modus weitaus mehr Verantwortung tragen.

Zudem ist man zu zweit ganz allein auf weiter Flur - zusätzliche CPU-Gegner gibt es hier keine - dafür allerdings vier abwechslungsreiche Spielvarianten: Neben dem obligatorischen Deathmatch sind nämlich auch diverse Geiselsituationen möglich, in denen die beiden Spieler unterschiedliche Rollen und Ziele haben.

Im Einzelspieler-Modus geht es hingegen nach einem kurzen Einsatz-Briefing erst einmal an die Zusammenstellung eines geeigneten Teams. Aus insgesamt 30 Spezialisten darf man je nach Einsatz bis zu vier maximal vierköpfige Teams auf den Plan rufen. Je nach Missionsziel rekrutiert man dabei Experten für Angriff, Sprengstoff, Elektronik, Aufklärung oder Scharfschützen, die neben individuellen Eigenschaften auch über populäre Nachnamen wie Beckenbauer, Maldini oder Haider verfügen...

Ist die Einsatztruppe vollzählig, geht es an die Ausrüstung der einzelnen Teammitglieder. Tarnanzüge, kugelsichere Westen, Schusswaffen, Granaten und Spezialgerät, wie Plastiksprengstoff, Herzschlag-Sensoren oder Dietrich-Sets gilt es überlegt zu verteilen. Das Waffenarsenal reicht dabei von kleinkalibrigen Handfeuerwaffen über automatische Schrotflinten und schallgedämpfte Maschinenpistolen bis hin zu Sturmgewehren und Blendgranaten.

Hat man seine Mannen ausgerüstet, kommt der wohl entscheidende Teil der Vorbereitungen: Das Erstellen eines Schlachtplans. Hierzu setzt man auf einer wahlweise zwei- oder dreidimensionalen Einsatzkarte Weg- und Aktionspunkte für die einzelnen Teams. Zwar lässt sich im Einsatz jedes Team auch persönlich steuern, manchmal kommt man aber ohne entsprechend getimte CPU-Unterstützung einfach nicht weiter.

Wem das anfangs alles zu viel ist, der kann auch auf eine vorgefertigte Team- und Ausrüstungswahl für jede Mission zurückgreifen und den Einsatzplan mehr oder weniger automatisch generieren lassen. Zudem lässt sich ein Plan auch während des Einsatzes noch verwerfen oder an unerwartete Ereignisse anpassen. Über welches Team man selbst die Kontrolle übernehmen will, bleibt ebenfalls freigestellt - selbst ein kurz entschlossener Wechsel des Teams ist jederzeit möglich.

Die KI ist dabei in der Regel recht zuverlässig. Nur bei manchen Hindernissen kann es zu fatalen Aussetzern kommen, wenn befreite Geiseln oder CPU-gesteuerte Teammitglieder an irgendwelchen Polygon-Konstruktionen hängen bleiben. Die Terroristen haben dadurch natürlich leichte Beute und der Spieler schleudert frustriert das Pad in die Ecke. Während man über ein "hängen gebliebenes" Teammitglied notfalls noch manuell die Kontrolle übernehmen kann, bedeutet dieser Umstand bei einer Geisel oftmals das Scheitern der gesamten Mission ohne dass man als Spieler einen Fehler gemacht hat. Etwas seltsam ist auch die Kollisionsabfrage, die es erlaubt durch andere Personen einfach hindurchzulaufen.

Abgesehen von solchen, glücklicherweise seltenen Ärgernissen gibt es beim Gameplay jedoch nichts Nennenswertes zu beanstanden. Die frei konfigurierbare Steuerung erfolgt wahlweise analog oder digital, die Wahl des Schwierigkeitsgrades bestimmt die Anzahl und Stärke der Gegner und eine zuschaltbare halbautomatische Zielerfassung erleichtert das Anvisieren ungemein. Zudem bewahren einen Infrarot- und Wärmekameras vor bösen Überraschungen, während ein kleines Radar über alle wichtigen Ziele in der näheren Umgebung informiert. Doch auch mit allem HighTech-Schnickschnack ausgerüstet ist der Kampf gegen die Terroristen kein Zuckerschlecken. Da einen der Schwierigkeitsgrad selbst auf der einfachsten Stufe oft verzweifeln lässt, sollte man auf jeden Fall eine Menge Geduld mitbringen, um alle Rogue-Spear-Einsätze zu meistern.

Grafik/Sound

Wer sich vom Schwierigkeitsgrad dennoch nicht abschrecken lässt, bekommt spätestens bei der grafischen Präsentation einen nicht unerheblichen Dämpfer. Optisch ist Rogue Spear nämlich an Schlichtheit kaum mehr zu unterbieten. Trotz ansprechendem Level-Design trüben Detail- und Farbarmut sowie Einheits-Texturen und Grafikfehler den Spielspaß maßgeblich. Da helfen auch bleibende Einschusslöcher, zersplitternde Fensterscheiben und unterschiedliche Witterungsverhältnisse nicht, um den durchwegs miesen grafischen Gesamteindruck anzuheben.

Soundtechnisch gibt es da schon Erfreulicheres zu vermelden: Neben dem fast kinoreifen Soundtrack können auch Sound-FX und Sprachausgabe überzeugen - letztere erklingt allerdings nur auf Englisch. Angesichts der nur dürftig ins Deutsche übersetzten Briefing-Texte ist das aber wohl auch besser so...

Pro:

  • umfangreiche strategische Planungsphasen
  • üppiges authentisches Waffenarsenal
  • atmosphärischer Soundtrack
  • abwechslungsreiches Level-Design
  • diverse Multiplayer-Modi
  • exklusive PlayStation-Levels
  • Kontra:

  • vorsintflutliche Grafik
  • teils überzogener Schwierigkeitsgrad
  • peinliche KI-Fehler
  • lückenhafte Kollisionsabfrage
  • dürftig übersetzte Texte
  • Sprachausgabe nur auf Englisch
  • Vergleichbar mit:

    Rainbow Six, Spec Ops, Hidden & Dangerous (DC & PC)

    Fazit

    Das an sich gehaltvolle Spielprinzip von Rogue Spear gerät durch Spar-Optik und zum Teil ärgerliche KI-Mängel ziemlich ins Abseits. Der relativ hoch angesetzte Schwierigkeitsgrad ist zwar fordernd, zu oft allerdings lediglich unnötig frustrierend. Wer jedoch Spaß an minutiös geplanten Anti-Terror-Einsätzen hat, über strapazierfähige Nerven verfügt und bei der Grafik beide Augen zudrückt, wird dennoch gut unterhalten. Dank unterschiedlicher Aufgabenstellungen hält auch der Zweispieler-Modus eine Zeit bei Laune, und wer Rainbow Six bereits mochte, wird auch von Rogue Spear nicht enttäuscht sein. Gerade technisch hätten aber auch PlayStation-Besitzer eine weitaus bessere Umsetzung erwarten können.

    Wertung

    PlayStation

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    Kommentare

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