VIP27.12.2001, Jens Bischoff
VIP

Im Test:

Für Fans von Vallery Irons alias Pamela Anderson hat Ubi Soft einen recht eigenwilligen Genre-Mix für die PSone in petto. Basierend auf der gleichnamigen Fernsehserie müsst Ihr in VIP (ab 32,95€ bei kaufen) dafür sorgen, dass in Beverly Hills Ordnung herrscht. Unruhestifter bekommen es nämlich mit Vals hochhackigen Absätzen oder ihrer Handtasche zu tun, während die übrigen VIP-Kollegen auch mal waffenscheinpflichtige Argumente hervorkramen. Klingt nach skurrilem Prügel- und Ballerspaß - was es aber wirklich ist, erfahrt Ihr in unserem Test.

Dr. Kindle auf der Flucht

Der Schönheitschirurg Dr. Kindle hat Ärger mit der ortsansässigen Mafia, weshalb er das VIP-Team um Hilfe bittet. Doch statt Personenschutz steht im Handumdrehen Geiselbefreiung, Straßenkrieg und Bombenterror auf der Tagesordnung, denn Don Macabre und seine Schergen verstehen keinen Spaß wenn es um Dr. Kindle geht.

Wie auch immer machen sich Val und ihre Kollegen auf den Weg, den Doktor in Sicherheit und die Gangster zur Strecke zu bringen. Dabei hat jeder der sechs VIP-Agenten besondere Fähigkeiten und Aufgaben. Während Val mit den Hüften wackelt und Angreifer mit Handtaschenhieben, Flaschenwürfen und Stöckelschuhtritten bekämpft, fahren Nikki, Tasha, Quick und Johnny gerne auch härtere Geschütze wie Revolver, Sniper-Rifle oder Maschinengewehr auf. Kay ist hingegen zuständig, wenn es um das Knacken von Codes oder Beschaffen von Informationen geht.

Prügelspaß für Arme

Aussuchen dürft Ihr Euren Charakter allerdings nicht - je nach Situation schlüpft Ihr in eine vorgegebene Rolle und erfüllt vorgegebene Aufgaben. Leider beschränkt sich die Vielfalt dieser Aufgaben, abgesehen von einer Handvoll belangloser Mini-Spiele, auf gerade einmal zwei Betätigungen: Nahkampf und Scharfschießen.

Klingt immer noch halbwegs interessant, aber der sogenannte Nahkampf ist nichts weiter als ein schnell langweilender Reaktionstest, bei dem Ihr eingeblendete Tastenfolgen innerhalb eines meist großzügig bemessenen Zeitlimits nachtippen müsst. Dreamcast-Besitzer kennen diese Art von Reaktionstest vielleicht aus Shenmue. Allerdings müssen bei VIP bis zu sechs Controller-Tasten rechtzeitig nacheinander gedrückt werden, um erfolgreiche Aktionen auszuführen.

Meistens folgen auf korrekte Eingaben situationsbezogene Schlag- und Trittmanöver, wobei die Dynamik im Gegensatz zu den angesprochenen Sequenzen in Shenmue völlig auf der Strecke bleibt: Die Gegner stehen nämlich einfach nur da und warten auf ihre Abreibung, die sie sogar erhalten, wenn ein Angriff dank peinlicher Kollisionsabfrage eigentlich meterweit daneben geht...

Feuer frei!

Das Scharfschießen bietet da schon mehr Action: Mit einem Fadenkreuz sucht Ihr den Bildschirm nach Gegnern ab und eliminiert sie, bevor sie das Feuer erwidern. Abwechslung wird durch zerstörbare Objekte wie explosive Benzinfässer oder baufällige Deckungen, unterschiedliche Trefferzonen der Gegner sowie verschiedene Waffengattungen geboten. Während Ihr mit dem MG im Anschlag Rambo spielen dürft, sollte mit dem nur langsam nachladenden Scharfschützengewehr besser jeder Treffer sitzen. Manchmal müsst Ihr einem Kollegen auch Rückendeckung geben, Fluchtversuche vereiteln oder mit Flaschen um euch werfen - das Gameplay ist aber stets dasselbe.

So kommt in diesem Modus ebenfalls schnell Langeweile auf, aber auch Ärger, denn die Kollisionsabfrage macht wie im Nahkampf-Modus alles andere als eine gute Figur: Während manche Gegner selbst ohne ersichtliche Treffer zusammensacken, gehen andere nicht einmal bei einem Volltreffer zu Boden. Dennoch machen diese Sequenzen irgendwie am meisten Spaß - vielleicht weil der Frust über die dürftige Kollisionsabfrage durch den einfachen Schwierigkeitsgrad, zahlreiche Rücksetzpunkte und unendliche Continues deutlich abgeschwächt wird. Dafür flimmert jedoch schon nach zwei Stunden Spielzeit der Abspann über den Bildschirm.

Sex sells?

Technisch wirkt VIP äußerst mittelmäßig. Die statischen Render-Kulissen wirken recht unspektakulär und gerade einmal zwei Gegner-Typen sind auch alles andere als zeitgemäß. Lediglich die Zwischen- und Endgegner heben sich vom Charakter-Einerlei ab. Die Animationen und Render-Sequenzen sind zwar ganz ansehnlich, ansonsten gibt es optisch allerdings kaum Lichtblicke.

Die Qualität des Soundtracks ist ziemlich durchwachsen, die Sound-FX sind jedoch durchwegs in Ordnung. Sprachausgabe erklingt hingegen nur in den Zwischensequenzen und das leider nur auf Englisch. Positiv sind hingegen die kurzen Ladezeiten und die Möglichkeit, mit erspielten Punkten Fotos und Sequenzen freizuschalten, die unter anderem auch Pamela in Reizwäsche zeigen - eine nette Dreingabe, aber sicher kein Kaufargument...

Pro:

  • relativ kurze Ladezeiten
  • unkompliziertes Gameplay
  • mehrere spielbare Charaktere
  • passable Animationen & Sound-FX
  • erspielbare Foto- und Video-Galerie
  • Kontra:

  • geringer Spielumfang
  • monotoner Spielablauf
  • dürftige Kollisionsabfrage
  • Sprachausgabe auf Englisch
  • kein variabler Schwierigkeitsgrad
  • Fazit

    Wer auf Pam und ihre laue Serie steht, wird vielleicht auch Gefallen an der entsprechenden Versoftung haben. Besondere Ansprüche sollte man allerdings keine stellen, denn sowohl Spielablauf als auch -umfang sind äußerst bescheiden. Zwischen müder Fadenkreuz-Action und dem Eingeben diverser Tastenfolgen bleibt der Spielspaß schon nach kurzer Zeit auf der Strecke. Für jüngere Semester mag das unkomplizierte und monotone Gameplay vielleicht angemessen sein, ein bisschen mehr Abwechslung und Dynamik hätten aber auch sie verdient. Mit deutscher Sprachausgabe und einem variablen Schwierigkeitsgrad hätte man vielleicht auch unterschiedliche Altersgruppen angemessen angesprochen, so bleibt ein langweiliger Genre-Mix, der selbst Fans nur kurze Zeit unterhalten dürfte.

    Wertung

    PlayStation

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