Onimusha: Dawn of Dreams23.01.2006, Jörg Luibl
Onimusha: Dawn of Dreams

Special:

Auf einer Capcom-Präsentation in Düsseldorf stand uns Yoshi Ono, der Produzent der Onimusha-Serie, Rede und Antwort. Wir haben ihn nicht nur über sein kommendes PS2-Spiel "Onimusha: Dawn of Dreams (ab 30,37€ bei kaufen)" und dessen zeitkritische Tendenzen befragt, sondern auch nachgehakt, was er vom Xbox 360-Start in Japan sowie den kommenden Konsolen Nintendo Revolution und PlayStation 3 hält.

4Players: Wird Onimusha: Dawn of Dreams an den Vorgänger anknüpfen oder ein ganz neues Kapitel in der Reihe aufschlagen?

Yoshi Ono, Produzent bei Capcom.
Yoshi Ono: Wir wollen einen kompletten Neuanfang machen -  vor allem erzählerisch, aber auch spielerisch wird ein neues Kapitel aufgeschlagen  [Einzelheiten dazu gibt's in der Vorschau; Anm. d. Red.]. Allerdings werden Kenner einige bekannte Namen und Verbindungen entdecken.

4Players: Eigentlich sollte Onimusha mit Teil 3 abgeschlossen werden. Was war ausschlaggebend dafür, Onimusha fortzusetzen?

Yoshi Ono: Vor allem das Feedback der Fans. Wir haben viele Zuschriften erhalten, die uns dazu aufforderten, die Reihe fortzusetzen. Außerdem konnte ich meine Finger auch nicht davon lassen (lacht).

4Players: Onimusha 3 [4P-Wertung: 85% ] war vielen Spielern etwas zu kurz. Wie umfangreich wird das neue Abenteuer ausfallen?

Yoshi Ono: Ja, die Fans hatten Recht. Es war recht kurz. Deshalb haben wir die Spielzeit hier auf 30 bis 40 Stunden erhöht - und das, ohne alle Geheimnisse entdeckt zu haben. Alleine die Zwischensequenzen werden zwei bis drei Stunden ausmachen; das ist ein Rekord in der Reihe und für unser Team.

4Players: Wow - das hört sich nach einem umfangreichen Epos an. Der Spieler kann ja in alte Abschnitte zurückkehren und in die Haut von fünf Helden schlüpfen. Wird es auch mehrere Enden geben?

Yoshi Ono: Es wird zwar nur ein Ende geben, aber das Schicksal des Haupthelden Soki wird mit dem der anderen vier Charaktere verknüpft, die alle ihre eigene Geschichte haben.

4Players: Jean Reno verlieh dem letzten Onimusha fast etwas Filmflair. Warum gibt es diesmal keinen bekannten Schauspieler als Helden?

Yoshi Ono: Wir hatte sogar erst vor, einen Schauspieler einzubinden. Aber als wir uns für Teamplay und fünf spielbare Charaktere mit verwobenen Geschichten entschlossen, wäre das sehr problematisch gewesen, eine prominente Figur zu integrieren. 

4Players: Die Story spielt Ende des 16. Jahrhunderts in der Sengoku-Periode [Zeit der streitenden Reiche; Anm. d. Redaktion]. Sie wird japanische Geschichte mit einem großen Schuss Fantasy vermischen. Welche historischen Ereignisse werden thematisiert?

Yoshi Ono: Zum Beispiel die Landung der ersten Europäer in Japan. Ein Charakter ist z.B. ein Spanier. Aber auch die Tatsache, dass die ersten Schiffe der Europäer einfach attackiert und die Besatzung umgebracht wurde, wird erwähnt. Natürlich spielt auch das Auftauchen von Schießpulver und Schusswaffen eine große Rolle.

4Players: Wird auch das Verhältnis zu China und Korea angesprochen? Japan wollte die Länder 1592/93 erobern und blieb dort als rücksichtsloser Aggressor in Erinnerung.

Yoshi Ono: Das sind zwar historische Aspekte, die der Japaner nicht gerne hört, aber gerade deshalb wird auch das vorkommen. Es ist nun mal Tatsache, dass es auch Massaker auf dem Festland gab.

4Players: Heißt das, dass Dawn of Dreams durchaus zeitkritische Tendenzen hat?

Yoshi Ono: Ja, durchaus. Wir wollen gerade den jungen japanischen Spieler, der vielleicht noch nichts von diesen Ereignissen gehört hat, darauf aufmerksam machen. In der Schule werden diese negativen Facetten unserer Geschichte nicht gerade ausführlich behandelt. Vielleicht kann man da über ein Spiel Interesse wecken.

                

4Players: Die ersten Trailer fackelten ein buntes Action-Feuerwerk ab, das fast an Devil May Cry erinnerte. Wie ist das Verhältnis zwischen Rätseln und Kampf?

Yoshi Ono: In Onimusha 3 war es so, dass die Action etwa 70% und die Rätsel etwa 30% des Spiels ausmachten. Diesmal haben wir das Verhältnis etwas zu Gunsten der Rätsel angepasst: 60% Kampf, 40% Rätsel. Aber darunter fallen nicht nur kleine Logikspiele beim Öffnen von Schatzkisten, sondern auch das einfache Um-die-Ecke-Denken, wenn man nicht weiter kommt oder das geschickte taktische Vorgehen bei Bosskämpfen.

4Players: Hängt das auch damit zusammen, dass man diesmal zwei Charaktere gleichzeitig steuert?

Yoshi Ono: Ja, 80% des Spiels ist man zu zweit unterwegs - das ist eine große Neuerung für die Serie. Der zweiten Figur kann man über das Digikreuz Befehle geben. Vieles kann man nur kooperativ lösen oder man muss die Fähigkeiten eines Charakters geschickt einsetzen: Während der eine einen Schalter bedient, muss der andere vielleicht durch ein Loch kriechen, um etwas später ein Tor zu öffnen.

4Players: In unseren letzten Tests haben wir vor allem die starre Kamera kritisiert. Hat sich da im neuen Onimusha etwas getan?

Yoshi Ono: Ja, sie ist jetzt freier und im offenen Gelände beweglich. Nur in engen Gängen bleibt sie statisch.

4Players: Wird Onimusha auch für Handhelds oder die Next-Generation-Systeme entwickelt?

Yoshi Ono: Dawn of Dreams bringt ja viele neue Elemente in die Serie, die man durchaus weiter entwickeln könnte. Auch die Story der Charaktere wird am Ende noch einige Fragen offen lassen, die man auf anderen Systemen beantworten könnte.

4Players: Wie beurteilen Sie das Abschneiden der Xbox 360 in Japan?

Yoshi Ono: Das bleibt unter allen Erwartungen - unter der von Microsoft und unter meiner. Ich denke, sie schneidet derzeit sehr schlecht ab und das ist auch für uns Entwickler schlecht: Wenn sich die Konsole nicht verkauft, verkaufen sich auch keine Spiele.

4Players: Also haben Sie sich noch keine Xbox 360 gekauft?

Yoshi Ono: Nein.

4Players: Denken Sie, dass Nintendos Revolution oder die PlayStation 3 besser abschneiden werden?

Yoshi Ono: Ich denke nicht, dass die beiden technisch besser sein werden. Und ich weiß auch nicht, ob die ersten Spiele besser sein werden. Aber der Japaner wird auch deshalb eher zu den beiden greifen, weil sie eben von japanischen Firmen kommen - das spielt bei uns noch eine große Rolle

4Players: Welche drei Spiele haben Sie im Jahr 2005 am meisten beeindruckt? Capcom-Titel mal ausgenommen...

Yoshi Ono (lacht): Mmh. Also ohne diese Reihenfolge jetzt zu werten: Auf jeden Fall God of War. Und dann noch Nintendogs. Ein drittes fällt mir gar nicht ein.

4Players: Gibt es eine Entwicklung in der Spielewelt, die Ihnen nicht gefällt?

Yoshi Ono: Vielleicht einfach, dass bei all der Euphorie über neue Konsolen mit mehr technischer Power vergessen wird, dass die Entwicklung von Spielen immer mehr Zeit und Geld frisst. Man investiert als Entwickler sehr viel Energie und am Ende besteht die Gefahr, dass das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr stimmt. Auch für die Konsumenten, weil die Spiele zwangsläufig teurer werden.

4Players: Vielen Dank für das Gespräch! Weitere Infos findet ihr in der Vorschau.

  

 
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