Summoner07.05.2001, Mathias Oertel
Summoner

Im Test:

Nachdem es auf der PSone gute Rollenspiele ohne Ende gibt, ist es recht verwunderlich, dass die PlayStation 2 in diesem Bereich noch große Defizite aufweisen muss. Die bisher erschienenen RPGs sind gerade mal als durchschnittlich zu betrachten und Final Fantasy X liegt noch in ferner Zukunft. Doch mit THQ s Summoner (ab 1,10€ bei GP_logo_black_rgb kaufen), das von Volition entwickelt wurde, naht Rettung am Horizont. Oder etwa doch nicht? Die Antwort erfahrt Ihr im Test.

Nachdem es auf der PSone gute Rollenspiele ohne Ende gibt, ist es recht verwunderlich, dass die PlayStation 2 in diesem Bereich noch große Defizite aufweisen muss. Die bisher erschienenen RPGs sind gerade mal als durchschnittlich zu betrachten und Final Fantasy X liegt noch in ferner Zukunft. Doch mit THQs Summoner, das von Volition entwickelt wurde, naht Rettung am Horizont. Oder etwa doch nicht? Die Antwort erfahrt Ihr im Test.

Story

Joseph ist ein so genannter Summoner, ein Magier, der mächtige Wesen beschwören kann. Doch als er während eines Angriffs auf sein Heimatdorf eines dieser Wesen nicht mehr Herr werden kann, und er dadurch das Schicksal seines Dorfes besiegelt, schwört er, seine Kräfte nie wieder zu benutzen...

Einige Jahre sind ins Land gezogen. Und wie es das Schicksal so will, muss Joseph zusammen mit einigen neu gefundenen Freunden den Kampf gegen den bösen Herrscher Murod aufnehmen, der kurz davor ist, Dämonen auf die Welt loszulassen.

Gameplay

Spieler, die den typischen Japano-Look bei Rollenspielen gewöhnt sind, werden umdenken müssen. Denn zum einen merkt man dem Spiel deutlich an, dass die Entwickler von Volition im PC-Sektor ihre Wurzeln haben, zum anderen durchströmt Summoner ein im positiven Sinne westliches Flair, das in vielen Punkten stark an den PC-Klassiker Baldur´s Gate erinnert.

Ihr steuert Joseph und später auch die ganze Gruppe in einer Third-Person-Perspektive durch die sehr große Spielwelt, die aus Städten, Dungeons und freier Wildbahn besteht.

Summoner ist extrem textlastig, da Ihr mit jedem der zahlreichen NSCs (Nicht-Spieler-Chraktere) eine Konversation beginnen könnt. Haben einige vielleicht nicht ganz so viel zu sagen, überschütten Euch andere wiederum mit Informationen. Dabei muss man jedoch anmerken, dass die Texte, auch wenn sie teilweise recht lang sind, immer interessant bleiben und die verwinkelte, weiträumige Geschichte ständig fortführen.

Als Nebeneffekt der Unterhaltungen erhaltet Ihr häufig Quests von den NSCs, die von einfachen Aufgaben wie z.B. dem Ausräumen eines Dungeons oder der Beschaffung eines Buches bis hin zu komplexeren Problemen reichen.

Glücklicherweise weisen Icons über den Köpfen auf potenziell wichtige Gesprächspartner hin, so dass Ihr schon bei der Annäherung sehen könnt, ob sich ein Gespräch als mehr oder weniger lohnend erweisen wird.

Dass Ihr anfänglich mit Quests geradezu überladen werdet, dürfte einige sicherlich abschrecken, doch die dadurch gewonnenen Ortskenntnisse und vor allem die Erfahrungspunkte werdet Ihr im späteren Spielverlauf deutlich zu schätzen wissen.

Konzentriert sich die Geschichte anfangs nur auf Joseph, kommt vor allem drei weiteren Charakteren, die schließlich auch voll steuerbar in die Gruppe integriert sind, nach und nach im Rahmen der Geschichte eine tiefergehende Bedeutung zu.

Im Vergleich zu anderen RPGs könnt Ihr jederzeit die Kontrolle über jedes eigene Gruppenmitglied übernehmen.

Bei einigen Rätseln ist es bitter nötig, die Gruppe zu teilen, um dann in einer gemeinschaftlichen Arbeit das Problem zu lösen.

Das Kampfsystem entfernt sich auch vom üblichen Standard und bietet eine Mischung aus Runde und Echtzeit. In Kampfsituationen macht jede Figur einen Angriff pro Runde. Dieser Angriff kann jedoch durch ein stark vom PSone-Klassiker Vagrant Story inspiriertes Kombo-System verlängert werden.

Dazu müsst Ihr im richtigen Moment die mit verschiedenen Fortsetzungsattacken belegbaren Richtungstasten drücken, die sich auch von Charakter zu Charakter unterscheiden.

Dass dabei eine ganze Reihe von Faktoren wie z.B. Geschwindigkeit der Waffe, Standpunkt der Figur im Verhältnis zum Gegner usw. eine wesentliche Rolle spielt, zeigt, wie komplex und durchdacht das Kampfsystem umgesetzt wurde.

Doch auch Weglaufen ist dank der Echtzeit möglich. Nur könnt Ihr Pech haben und der Gegner verfolgt Euch bis zum bitteren Ende...

Und natürlich kommt auch Magie zum Einsatz, die sich im Spektrum von anfänglich harmlosen Angriffszaubern, die jedoch im Spielverlauf verheerende Ausmaße annehmen können, bis hin zu den notwendigen Heilzaubern erstrecken und die grafisch höchst eindrucksvoll dargeboten werden.

Und Joseph wäre kein Summoner, wenn er nicht mächtige Wesen beschwören könnte. Doch dazu benötigt er die seltenen Beschwörungsringe, die erst einmal gefunden werden müssen.

Die Stärke des beschworenen Wesens richtet sich nach der Stärke des Ringes, die wiederum parallel zu den Erfahrungspunkten ansteigt, wenn der Ring angelegt sein sollte.

Jedoch ist auch Vorsicht angesagt, denn jede Beschwörung kostet Hit-Points. Sollte das beschworene Monster im Kampf getötet werden, sind auch die Hit-Points, die Joseph aus dem eigenen Pool in das Wesen investiert hat, für immer verloren.

Seid Ihr anfänglich noch recht schwach, erhaltet Ihr mit jedem neu erreichten Level neben den obligatorischen Hit- und Magie-Punkten auch noch Skill-Points, die Ihr frei auf die zahlreichen Eigenschaften verteilen könnt, welche die jeweilige Figur besitzt. Im Laufe des Spieles kommen auch noch einige neue Eigenschaften dazu, so dass sich die Figur ständig frei nach Euren Wünschen gestalten lässt.

Vom Nahkampfexperten bis zum Meisterdieb ist fast alles möglich, was das Genre bereit hält.

In diesem Zusammenhang wird auch die separate Steuerung aller Charaktere wieder extrem wichtig. Denn wenn Ihr Euch beim Aufleveln nur auf eine Figur konzentriert und diese von der Gruppe trennt, damit sie im Kampf alle Erfahrungspunkte für sich beanspruchen kann, werdet Ihr später im Spiel auf große Probleme stoßen.

Um Euch die Orientierung in der weiträumigen Welt zu erleichtern, gibt es auch eine Karte, die automatisch mitgezeichnet wird.

Nur leider lässt die Übersichtlichkeit dieser Karte in großen Städten und ähnlich großen Dungeons sehr zu wünschen übrig, was schon hier und da zu leichten Frustmomenten führen kann.

Hier hätte es geholfen, wenn wichtige Gesprächspartner bzw. Quest-Auftraggeber oder Eingänge zu Dungeons speziell markiert wären. Auch die Möglichkeit, die Karte mit eigenen Notizen und Hinweisen zu versehen, sucht man vergeblich.

So ist man letzten Endes doch auf seine eigene Erinnerung und Orientierungs-Fähigkeit angewiesen.

Summoner bietet durch den schon mehrfach erwähnten gigantischen Umfang und die nicht-lineare, ständig interessante Story viel für den geneigten Rollenspieler.

Eigentlich fast schon zu viel. Denn die Questflut und die Möglichkeit, sich schon mal absolut zu verlaufen und trotz integriertem Tagebuch nicht mehr zu wissen, wo man als nächstes hin muss, dürfte den einen oder anderen Rollenspiel-Fan abschrecken.

Und auch die Ladezeiten beim Gegend-Wechsel nötigen einiges an Geduld ab, da man doch unter Umständen mal 10-20 Sekunden den uninteressante Ladebildschirm vor sich sieht.

Grafik

Den westlichen Einfluss, den Summoner aufweist, merkt man am stärksten in der Grafik. Die Charaktere, die die Welt bevölkern sind sehr realistisch dargestellt und stellen mit ihrem markanten, teilweise sehr kantigem Stil einen krassen Gegensatz zu der Cartoon- bzw. Anime-inspirierten Grafik der Japano-RPGs dar.

Auch die Animationen aller Figuren kann man, egal ob in den Kämpfen oder in den Städten und Landstrichen als durchweg gelungen bezeichnen

Kleines Sahnehäubchen bilden die Cut-Scenes, die komplett in Spielgrafik gehalten sind, und die mit hervorragenden Kameraeinstellungen glänzen.

Bei der Darstellung der Umgebung muss Summoner jedoch ein paar Federn lassen. Die generelle Texturqualität liegt zwar weit über dem Durchschnitt und auch die Architektur bietet einiges fürs Auge, doch dafür ist die Sichtweite nicht gerade berauschend.

Es gibt zwar keine Pop-Ups, doch das deutlich sichtbare Überziehen der Gittergerüste mit Texturen beim Näherkommen macht sich unangenehm bemerkbar.

Zwar muss man Volition zugute halten, dass man nicht versucht hat, dieses Manko mit Nebel oder Ähnlichem zu kaschieren, doch sieht es trotzdem unschön aus.

Umgehen lässt sich das zwar mit einer relativ nahen Kamera-Einstellung, doch dafür geht dann natürlich die Übersicht den Bach runter.

Als Ausgleich bietet Summoner schön anzuschauende Magie-Lichteffekte und läuft mit einer stabilen Bildrate ohne Slow-Downs.

Sound

Die Musik, die einen während des Spiels umsäuselt, lässt sich in zwei Kategorien einteilen: Einerseits die undramatische Musik, die einen während der normalen Ereignisse berieselt, und die, obgleich niemals nervend auf Dauer ein wenig uninspiriert wirkt.

Andererseits läuft der musikalische Hintergrund jedoch zu Hochform auf, sobald etwas für die Story Wichtiges passiert: Das betrifft vor allem die Cut-Scenes, die mit einer musikalischen Dramatik aufwarten, die annähernd perfekt ist und die Atmosphäre massiv unterstützt.

Auch an guter Sprachausgabe wurde nicht gespart, selbst wenn sie im Wesentlichen nur in den Cut-Scenes zum Einsatz kommt.

Einzig die Effekte, die man während des Kampfes zu hören bekommt, sind ein wenig enttäuschend. Denn fast alles klingt so dumpf, als ob man in einer abgedämpften Garage kämpft. Großangelegtes Schwerter-Klirren ist zwar vorhanden, aber kraftvoll ist es nicht gerade.

Pro

  • großangelegte nicht-lineare Story
  • große Spielwelt
  • Quests ohne Ende
  • viele Charakter-Entwicklungsmöglichkeiten
  • durchdachtes Runden-Echtzeit-Kampfsystem
  • separat steuerbare Party-Mitglieder
  • jeder NSC kann angesprochen werden
  • gute musikalische Untermalung
  • schöne Animationen
  • grandiose Cut-Scenes in Spielgrafik
  • Kontra

  • grafische Mängel
  • Kampfsounds etwas dumpf
  • Auto-Mapping nicht optimiert
  • Ladezeiten
  • Vergleichbar mit:

    Evergrace , Orphen

    Fazit

    Mit seinem eindeutig westlichen Flair werden sich die Konsolen-Rollenspieler evtl. anfangs etwas schwer tun. Und auch die auftretenden grafischen Ungereimtheiten werden hier und da seitens der Spieler für Kritik sorgen.
    Doch dafür bietet Summoner Atmosphäre und wochenlangen Spielspaß pur. An der interessanten Story und der gelungenen, durchdachten Kampfführung können sich viele Rollenspiele ein Beispiel nehmen.
    Summoner ist sicherlich nicht die Rollenspiel-Erlösung, aber unter dem Strich bleibt ein sehr gutes Spiel, das in Ermangelung ernst zu nehmender Konkurrenz vorerst vollkommen verdient den RPG-Thron auf der PS2 einnimmt.

    Anmerkung: Zum Test stand uns die englische Fassung zur Verfügung. Bezüglich der Lokalisation wird ein Test-Update folgen...

    Wertung

    PlayStation2

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    Kommentare

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