Judge Dredd: Dredd Vs. Death03.11.2003, Jens Bischoff
Judge Dredd: Dredd Vs. Death

Im Test:

"Verhaftet wegen illegalen Hamsterbesitzes!" - anfangs hat es Judge Dredd eher mit pedantischen Ordnungswidrigkeiten als mit wirklichen Straftaten zu tun. Doch schon bald werden aus den nicht registrierten Kleintierbesitzern, schießwütige Sprayer, dann skrupellose Bankräuber und schließlich sogar blutsaugende Vampire und hirnfressende Zombies. Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Erzfeind Judge Death sich die Ehre gibt...

Düstere Zukunft

Mega-City 1: 400 Millionen Einwohner und jeder ein Verbrecher - auch wenn manche nur unerlaubt rauchen, parken, demonstrieren oder Haustiere halten. Doch Ordnung muss sein und daher sorgen die so genannten Judges überall im Schnellverfahren für Recht und Ordnung. Sie sind nämlich Polizist, Richter und Vollstrecker in einer Person und berechtigt jeder Widersetzung mit Waffengewalt zu begegnen. Der berüchtigtste und schlecht gelaunteste unter ihnen ist Judge Dredd, mit dem man nach einem kleinen Training auch schon auf Verbrecherjagd gehen darf.

Chaotische Zustände

Doch während man ganz routiniert unangemeldete Demonstrationen zerschlägt, aufmüpfige Sprayer zurechtstutzt und schießwütige Bankräuber in Gewahrsam nimmt, tauchen plötzlich blutrünstige Vampire, die auf Eure Verhaftungsdrohungen partout nicht reagieren. Dann machen Euch auch noch militante Sektenmitglieder und gefräßige Zombies das Leben schwer. Wirklich bedenklich wird die Lage allerdings erst, als bei einer Gefängnisrevolte auch noch Judge Death und seine düsteren Kumpanen befreit werden, die wie immer nichts Gutes im Schilde führen.__NEWCOL__Tot oder lebendig

Damit wieder Recht und Ordnung einkehrt, jagt Ihr die Drahtzieher in bewährter Ego-Shooter-Manier durch ein Dutzend, leider sehr linear aufgebaute Spielabschnitte, in denen Ihr nebenbei Jagd auf Kleinkriminelle macht, einfache Schalterrätsel löst und unschuldige Bürger rettet. Das an sich originelle Verhaftungs-Feature wird allerdings schon bald zu einer eher lästigen und zudem oft riskanten Pflichterfüllung, die den eigentlichen Spielfluss nur unnötig hemmt. Wer auf ein perfektes Ranking verzichten kann, macht einfach gleich kurzen Prozess.

Keine Widerrede

In Rambo-Manier mit schwerem MG und Explosivgeschossen alles platt zu machen, was sich bewegt, solltet Ihr aber lieber bleiben lassen, denn wenn Ihr zu viele Verbrecher ohne vorher ein Sprüchchen aufzusagen hinrichtet oder zu viele zivile Opfer zu beklagen sind, werdet Ihr selbst zum Gejagten und von einer Sondereinheit aus dem Verkehr gezogen. Ansonsten genießt Ihr aber jede Menge Narrenfreiheit, dürft jeden Bürger, der Euch aus irgendeinem Grund nicht in den Kram passt, anpöbeln und verhaften, Leichen plündern und verwarnte Ganoven hinterrücks erschießen.

Taktische Alternativen

Eleganter ist es jedoch, wenn Ihr Verbrechern gezielt die Waffe aus der Hand schießt, einen unmissverständlichen Warnschuss abfeuert oder an einem Unbelehrbaren ein Exempel statuiert, um den Rest einer Bande zur Aufgabe zu zwingen. Interessant ist dabei auch die Möglichkeit, jederzeit zwischen sechs verschiedenen Munitionstypen wechseln zu können. Steuertechnisch gestaltet sich dies allerdings ohne entsprechend angepasstes Tasten-Layout recht umständlich, so dass man immer wieder unvermeidbare Gegentreffer einstecken muss. Die Steuerung wirkt einfach überladen - selbst mit den vier Schultertasten des PS2-Pads. Aber einmal Sterben hilft und zurück am letzten Checkpoint weiß man dann, was einen erwarten und man kann schon im voraus die passende Munition wählen. Während die Standardmunition mit hoher Feuerrate glänzt, punkten panzerbrechende Geschosse durch ihre Durchschlagskraft und Explosivgeschosse durch ihren Wirkungsbereich. Mit Querschlägermunition kann man hingegen effektiv um Ecken und Hindernisse schießen, mit Brandmunition das Ziel anzünden und mit Hitzesuchmunition die Geschosse automatisch Ihr Ziel suchen lassen. Untote werden mangels Körperwärme jedoch nicht erfasst, nicht einmal wenn man sie vorher in Brand gesetzt hat - Kollegen und Zivilisten hingegen schon...

Strikte Auflagen

Könnt Ihr bei der Munitionswahl noch aus den Vollen schöpfen, sieht es bei der Waffenwahl schon wieder ganz anders aus. Neben dem Lawgiver kann Dredd nämlich immer nur eine weitere Waffen mit sich führen.__NEWCOL__Diese findet Ihr wie auch Munition in der Regel bei entwaffneten oder getöteten Verbrechern sowie ermordeten Kollegen. Das Angebot reicht dabei von Schrotflinten über Maschinen-, Scharfschützen- und Lasergewehre bis hin zu Granatwerfern. Auch Betäubungsgranaten können im Kampf eingesetzt werden - der Vorrat ist wie bei der Munition jedoch begrenzt. Auch Medi-Kits, die Dredd in brenzligen Situationen automatisch verwendet, können maximal drei mitgeführt werden - sind aber ohnehin sehr selten. Gut, dass man dafür einen sich selbst regenerierenden Schutzschild wie in Halo hat, der zwar nicht viel aushält, aber immer wieder taktischen Spielraum lässt.

Der Schützenverein rät

Zielsichere Schützen dürfen sich bei den Gegnern auch über unterschiedliche Trefferzonen und individuelle Schwachstellen freuen sowie die Ansicht beim Schießen mit Präzisionswaffen stufenweise heranzoomen. Natürlich können auch Benzinfässer und Ähnliches beschossen und als verheerende Brandbomben missbraucht werden. Und selbst ohne Waffen kann Dredd mit seinen Fäusten tödliche Hiebe verteilen. Die Standard-Tastenbelegung solltet Ihr allerdings schnellstmöglich ändern, was auch ohne Einschränkungen möglich ist, die vertikale Stick-Empfindlichkeit in etwa halbieren und die vertikale Ausrichtung natürlich umkehren. Dadurch erleichtert Ihr Euch das Zielen und die allgemeine Handhabung ungemein - vor allem da es keinerlei Zielautomatik gibt. Wenn das bläuliche Mini-Fadenkreuz allerdings auf gleichfarbige Hintergründe trifft, hilft auch die beste Konfiguration nichts...

Schmucklose Optik

Die grafische Präsentation von Dredds Revier ist trotz imposanter Hintergrundkulissen leider ziemlich trist und schmucklos. Die meisten Texturen wirken vor allem auf der PS2 verwaschen, die Farbgebung stellt sich gegen jegliche Ästhetik und die Charaktermodelle sind wenig detailliert. Zudem lässt ein unrealistisches Ragdoll-Modell niedergestreckte Angreifer wie Helium gefüllte Gummipuppen durch die Gegend zappeln - was den Gedanken aufdrängt, warum man sich dieses Feature nicht gleich ganz gespart hat. Die übrigen Animationen sind hingegen recht ordentlich und abwechslungsreich - vor allem die Vampire überraschen mit sehr dynamischen Bewegungsabläufen. Auch bei den Effekten gibt es ein paar wirklich gelungene Darstellungen wie Regen, Feuer und grelles Licht. Schade nur, dass auf der PS2 die Framerate trotz 60Hz-Option zu wünschen übrig lässt und die Kanten nicht geglättet werden. Dafür kann man die Verbrecherjagd aber auch in 16:9 und Dolby Surround genießen.

Promis statt Blut

Die Soundkulisse weiß jedenfalls zu gefallen, bietet ordentliche Effekte, stimmungsvolle Melodien und eine professionelle deutsche Sprachausgabe, die vor allem von Thomas Dannenbergs (u. a. Synchronstimme von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger) erstklassiger Dredd-Synchro lebt. Nachteil der deutschen Fassung ist allerdings, dass sie zensiert ist und keinerlei Blut- und Splattereffekte beinhaltet - außer in den Zwischensequenzen. Die Sprachausgabe könnt Ihr aber trotzdem auch auf Englisch genießen, was zumindest den Vorteil hat, dass Menütexte nicht wie bei deutscher Sprachwahl unleserlich abgeschnitten werden. Der derbe Humor kommt so oder so gut rüber und gibt die typische Atmosphäre der Comic-Vorlage gut wieder.__NEWCOL__Mangelnde Intelligenz

Dafür darf man aber berechtigte Zweifel an der Intelligenz der virtuellen Gauner hegen, denn diese verhalten sich teils äußerst dämlich und reagieren oft weder auf Sicht- noch Schusskontakt. Der Schwierigkeitsgrad ist aber dennoch nicht ohne und selbst auf der einfachsten Stufe kein Spaziergang. Lästig sind auch die extrem langen Lade- und Speicherzeiten, die man auf der PS2 über sich ergehen lassen muss. Zudem vermisst man eine Radar- oder Kartenfunktion, denn hilfreiche Wegweiser gibt es nur sporadisch und mangels unvollständiger Missions-Briefings weiß man manchmal gar nicht, wo man eigentlich hin muss. Die Aufgaben, die man zu erledigen hat, sind jedoch in der Regel äußerst simpel und erfordern eher Bein- als Kopfarbeit. Zudem ist der Spielverlauf sehr linear und der auch kooperativ spielbare Story-Modus viel zu schnell gemeistert.

Langzeitmotivation

Um Solisten bei Laune zu halten gibt es aber noch ein Dutzend freispielbarer Sondereinsätze und andere Extras, die man für entsprechende Rankings erhält. Und auch in den Kampfarenen des Multiplayer-Modus kann man ohne menschliche Mitspieler aktiv werden. Mehr Spaß macht es allerdings zu zweit oder gar zu viert, wobei an Spielmodi und Einstellungsmöglichkeiten kein Mangel herrscht. Für zusätzliche Würze sorgen auf Wunsch bis zu zwölf CPU-kontrollierte Bots. Erfreulich, dass der Spielfluss auch mit 16 Schützen kaum ins Stocken gerät, wenn auch die meisten Arenen zu klein für solche Shootouts sind und leider keine Online- oder System-Link-Gefechte möglich sind. Trotzdem ist das Angebot für gesellige Shooter-Freunde vorbildlich und technisch auch auf der PS2 solide umgesetzt.

Fazit


Auch wenn der Humor und die Atmosphäre der Comic-Vorlage teils recht gut wiedergegeben werden, dürften Dredd-Fans aufgrund der schmucklosen Optik und des monotonen Gameplays doch etwas enttäuscht von der PS2-Versoftung sein. Zudem wirkt alles irgendwie unfertig oder zweitklassig. Weder Steuerung, KI noch Schwierigkeitsgrad scheinen richtig ausgereift und dann sorgen auch noch gelegentliche Bugs für unnötigen Frust. Wer dennoch Stehvermögen beweist und sich auch nicht an den linearen Missionen des recht kurz geratenen Story-Modus stört, bekommt aber trotzdem einen ordentlich spielbaren und vorbildlich eingedeutschten, wenn auch geschnittenen, Ego-Shooter serviert, der vor allem durch seine abwechslungsreichen Mehrspieler-Modi punktet. Doch auch Solisten werden mit Kampfeinsätzen gegen bis zu zwölf Bots, fordernden Sonderaufgaben und freispielbaren Extras eine ganze Weile bei Laune gehalten. Unterschiedliche Munitionstypen und Trefferzonen sowie sich selbstständig regenerierende Schutzschilde und das begrenzte Inventar bringen sogar etwas Taktik in Dredds sonst eher anspruchslosen Polizei-Alltag.

Pro

<li>60Hz Modus</li><li>typisch derber Humor</li><li>stimmungsvolles Setting</li><li>viele freispielbare Extras</li><li>zahlreiche Mehrspielermodi</li><li>verschiedene Munitionstypen</li><li>unterschiedliche Trefferzonen</li><li>vorbildliche deutsche Synchro</li>

Kontra

<li>durchwachsene KI</li><li>sehr linearer Spielverlauf</li><li>recht kurzer Story-Modus</li><li>ruckelanfällige Mager-Optik</li><li>teils unhandliche Steuerung</li><li>deutsche Version geschnitten</li><li>nervig lange Lade
& Speicherzeiten</li><li>unausgewogener Schwierigkeitsgrad</li>

Wertung

PlayStation2

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