FIFA 0917.10.2008, Michael Krosta
FIFA 09

Im Test:

Auf der Xbox 360 und PS3 hat sich FIFA nach jahrelangen PES-Aufholversuchen endlich bis zur Gold-Auszeichnung gekickt und auch die PC-Version macht nach dem letztjährigen Debakel einen großen Schritt nach vorne. Selbst auf Wii geht man mit dem neuen Steuerungsansatz einen Schritt in die richtige Richtung - allerdings fehlt hier noch das notwendige Feintuning. Jetzt kommt der Rest vom Fußballfest: Geht es mit der Serie auch auf PS2, PSP und DS wieder aufwärts?

Zeitreise in die Vergangenheit

Kommen wir zunächst zur PS2-Fassung: Hier bekommt ihr im Prinzip genau das, was ihr auch schon in den vergangenen Jahren an Sonys mittlerweile betagter Konsole erlebt habt. Zwar hat man den Akteuren auf dem Platz die eine oder andere neue Animationsphase und zusätzliche Aktionen wie das Abschirmen des Balls und ein paar neue Tricks verpasst, doch ist die Ballphysik hoffnungslos veraltet. Scheinbar versucht EA es hier gar nicht mehr, es noch weiter mit Konamis PES-Serie aufzunehmen, denn das runde Leder ist immer noch viel zu leicht, donnernde Schüsse bahnen sich geradlinig ihren Weg ins Netz und die Dribblings sind eine kleine Katastrophe, weil sich die Spieler den Ball viel zu weit nach vorne legen, sobald man die Sprint-Taste betätigt. So jagt ein Ballverlust den nächsten, weil es zu wenig Feinheiten gibt, um sich geschickt an den Verteidigern

Ein paar neue Animationen hier, etwas mehr Möglichkeiten in der Spielmechanik da - aber insgesamt bietet Fifa 09 (ab 2,94€ bei kaufen) auf der PS2 keinen großen Fortschritt.
vorbei zu mogeln. Da aber auch Distanzschüsse oft genug wie am Faden gezogen den Weg ins Tor finden, hagelt es in den Partien normalerweise Treffer ohne Ende. Auch bei Standardsituationen wie Ecken oder Freistößen kurz vor dem Kasten landet der Ball mit etwas Übung fast jedes Mal im Netz.

Kein Online-Kick

An Modi findet ihr vom schnellen Match zwischendurch über Turniere bzw. Ligen bis hin zu den Herausforderungen und dem Managermodus alles, womit ihr euch auch im letzten Jahr schon auf den Platz begeben habt. Neu auf der PS2 ist der Be a Pro-Modus, in dem ihr euch in der Rolle eines bestimmten (oder selbst erstellten) Spielers durch mehrere Meisterschaften kämpft und je nach Leistung eure Attribute verbessert. Eine Enttäuschung erwartet all diejenigen, die Partien über das Internet austragen oder der interaktiven Liga mitmischen wollen, denn sämtliche Online-Modi wurden gestrichen. Ein Unding, wenn man bedenkt, dass selbst PSP- und DS-Kicker einen solchen Service geboten bekommen - auch wenn dieser immer noch sehr anfällig für Verbindungsabbrüche

Mit der Casual-Steuerung werden auch Anfänger zu Profis - zumindest gefühlt.
und Lags ist. Als Ausgleich dürft ihr aber an einer Konsole mit bis zu acht Spielern dem Ball nachjagen, sofern ihr zwei Multi-Taps anschließt.

Wii-Züge auf der PS2

Wer noch nicht so firm im Umgang mit einem Controller ist, kann sich auf Hilfe freuen: EA hat sich jetzt auch auf der PS2 dazu entschlossen, genau wie bei Wii eine alternative Casual-Steuerung anzubieten. Mit dieser könnt ihr den gesamten Spielablauf mit lediglich zwei Knöpfen steuern: Einen zum Passen und einen für den Torschuss bzw. in der Verteidigung für Pressing und Grätschen. Die Laufarbeit könnt ihr dagegen wie auf der Nintendo-Konsole der KI überlassen. Genau wie dort ist die Casual-Option insgesamt ein lobenswerter Ansatz, um auch Nicht-Spielern schnell erste Erfolgserlebnisse zu geben, doch bietet die PS2-Version von FIFA 09 insgesamt zu wenige Fortschritte und hinkt den anderen Konsolen-Fassungen nicht nur technisch, sondern auch spielerisch und inhaltlich merklich hinterher. 

   

Mobiler Fußball-Spaß?

Selbst die PSP-Umsetzung für den mobilen Kick hat mehr zu bieten, auch wenn sie naturgemäß eng verwandt zum PS2-Vorbild ist. So wirken Ballphysik und Animationen auch hier veraltet, doch habt ihr die Spieler mit dem Analognippel oder Digikreuz hier besser im Griff als mit dem PS2-Controller, da ihr sie präziser steuern könnt und dabei den Ball beim Sprint längst nicht so weit vorlegt wie auf der Sony-Konsole. Neben den von der PS2 bekannten Modi bekommt ihr hier außerdem noch wie schon im letzten Jahr das spaßige Quiz-Minispiel "Fußball-IQ", während der Be a Pro-Modus seine PSP-Premiere feiert. Leider nicht mehr vertreten sind die Minispiele, bei denen ihr z.B. den Ball auf Kopf und Fuß jonglieren musstet. Dafür trumpft man auf dem Sony-Handheld im Mehrspielerbereich auf und bietet neben Adhoc-Matches auch Onlinepartien und sogar die Beteiligung an der interaktiven Liga. Leider wird der Online-Kick aber von vielen Verbindungsabbrüchen getrübt, doch manchmal läuft der Ball auch nur mit einer leichten Steuerungsverzögerung relativ rund. Sowohl online als auch offline ist es allerdings nervig, dass das deutsche Kommantatoren-Duo meist mit ihren Analysen hinterher hinkt. Genau wie in der Wii-Version

Selbst auf Nintendos DS hat EA es geschafft, den Be a Pro-Modus zu integrieren. Trotzdem ist die Kickerei hier insgesamt eher Trauerspiel als Fußballfest.
findet ihr zudem auch hier den Sprecher-Bug nach Fouls, in dem fast immer davon die Rede ist, dass sich der eigene Spieler bei der Aktion schwer verletzt hat, obwohl gar nichts ist. Auf der PS2 tritt dieses seltsame Phänomen dagegen nicht auf. Die bereits auf der PS2 eingeführte Casual-Steuerung dürft ihr auch hier anwenden - ansonsten halten sich Änderungen in Grenzen und beschränken sich auf Kleinigkeiten wie etwa Symbole, die neuerdings über Spielern eingeblendet werden, die sich im Abseits befinden. Wie in den Jahren zuvor dürft ihr FIFA auch beim jüngsten Teil wieder mit der PS2-Version koppeln und Aufstellungsdaten bzw. Fortschritte im Managermodus hin und her schaufeln.

Pixelbrei

Warum geht so was nicht auf zwischen DS und Wii? Ganz einfach: Weil die Unterschiede zwischen beiden Versionen kaum größer sein könnten, während bei PSP und PS2 die Verwandtschaft nicht von der Hand zu weisen ist. Zwar feiert der Be a Pro-Modus auch auf dem DS seine Premiere und macht dabei das Unverständnis nur noch größer, warum dieser nicht auch bei der Wii-Version realisiert wurde, doch spielt diese Handheld-Umsetzung vor allem technisch in einer ganz anderen Liga. Besonders in Nahaufnahmen sehen die klobigen Spielerfiguren einfach furchtbar aus, doch auch auf dem Platz macht die Wuselei grafisch nicht viel her. Auch die Ballphysik ist jenseits von Gut und Böse - vor allem, wenn man sich manchmal den Weg ansieht, den das runde Leder nach manchen Kopfbällen zurück legen kann. Wirkt er schon auf PS2 und PSP zu leicht, so hat man hier das absolute Federgewicht ausgepackt. Noch schlimmer ist jedoch die Soundkulisse, die auch in diesem Jahr wieder viel zu schnell und drastisch umschwenkt. Ist der DS nicht zu etwas sanfteren Übergängen von einem Sample zum anderen fähig? Wenigstens hat man aber erstmals die deutschen Kommentatoren auf die Karte gepackt, doch beschränkt sich ihr Vokabular meist nur auf ein "schöner Pass" oder "schöne Flanke", was nach kurzer Zeit nicht nur unglaublich monoton, sondern auch nervig wird. Da machten die verrauschten Sprecher in den Jahren zuvor auf Englisch eine deutlich bessere Figur. Bei den Stadien zeigt sich dagegen das gleiche Bild wie im Vorjahr: Wenn ich z.B. mit den Bayern gegen den HSV spiele, könnte die Kulisse auch jedem beliebigen Dorf-Bolzplatz nachempfunden worden sein. Und auch wenn die DS-Version in Sachen Spielmodi zugelegt hat und neben Einzelkarten- und Multi-Karten-Matches inklusive Elfmeterschießen auch Nintendos WiFi-Service unterstützt: Wirklichen Spaß am virtuellen Fußball kann FIFA 09 auf dem DS nicht entfachen!   

Fazit

Es ist bei Fifa 09 auf der PS2 und dem DS so wie beim klassischen Reste-Essen: Irgendwie kennt man das alles schon und es war vielleicht mal ganz lecker, aber so richtig gut schmeckt es jetzt halt nicht mehr. Gerade auf dem DS will sich wie schon in den Jahren zuvor keine echte Fußball-Begeisterung einstellen, während auf der PS2 in Sachen Weiterentwicklung die Zeit stehen geblieben bzw. dank fehlender Online-Unterstützung sogar zurückgedreht worden zu sein scheint. Aber das ist vielleicht immer noch besser als das, mit dem sich PSP- und DS-Besitzer quälen müssen, denn im Gegensatz zum Kick auf 360 und PS3 laufen die Online-Matches hier alles andere als stabil ab. Stattdessen stehen Verbindungsabbrüche, eine verzögerte Steuerung oder Lags auf dem Spielplan. Trotzdem kann die PSP-Fassung bei diesem Trio noch am meisten überzeugen, obwohl es auch hier spielerisch keine besondere Weiterentwicklung gibt und inhaltlich sogar die meisten Minispiele gestrichen wurden. Doch zumindest das Spielgefühl samt Stadionatmosphäre kommt auf Sonys Handheld immer noch am besten rüber - doch das war auch schon bei FIFA 08 der Fall. Allen gemeinsam ist die Einführung des Be a Pro-Modus, der aber für viele virtuelle Kicker Geschmackssache sein dürfte, weil er euch oft zum passiven Zuschauer degradiert und nicht an den Spaß des gewohnten Ablaufs heran reicht. Könnt ihr gut und gerne darauf sowie auf aktuelle Lizenzen verzichten, braucht ihr euch den neuesten FIFA-Ableger nicht zuzulegen. Nur wer sich der Karriere als Einzelspieler stellen will und den Vorgänger noch nicht besitzt, sollte einen Blick riskieren - und das vornehmlich auf der PSP.

Pro

FIFA-Lizenz
gute Steuerung (PSP, PS2)
stimmungsvolle Soundkulisse (PSP, PS2)
viele Spielmodi (inkl. Be a Pro, Managermodus)
Game-Sharing (DS)
ansprechende Präsentation (PS2, PSP)

Kontra

veraltete Ballphysik
extrem leichter Ball (DS)
enorm schwacher Audiobereich (DS)
beschränktes Kommentatoren-Vokabular (DS)
Kommentatoren-Bug (PSP)
Verbindungsabbrüche beim Online-Kick (DS, PSP)
vereinzelte Lags und verzögerte Online-Steuerung (PSP)
kein Onlinemodus (PS2)
schwache Präsentation (DS)
gestrichene Minispiele (PSP)

Wertung

PSP

Die PSP-Version ähnelt zwar der PS2-Fassung, übertrumpft die Vorlage aber beim Umfang und Spielgefühl.

NDS

Auch in diesem Jahr ist die technisch schwache DS-Kickerei ein Graus. Fußball, den die Welt nicht braucht!

PlayStation2

Kein Onlinemodus, wenig Fortschritt, schwache Ballphysik: Auf der PS2 ist die Zeit stehen geblieben!

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