Im Test:
Die Thunderhawk-Serie ist für ihre seltenen Konsolenauftritte bekannt. Der Erstling auf Segas Mega CD liegt mittlerweile gut acht Jahre zurück und selbst die PSone- und Saturn-Fortsetzungen haben schon über fünf Jahre auf dem Buckel. Höchste Zeit also, mit einem neuen Ableger auch auf der PS2 durchzustarten. Eigentlich ein guter Zeitpunkt, denn Kampfhelikopter machen sich auf Sonys 128-Bitter noch rar. Was der virtuelle Apache Longbow wirklich leistet, erfahrt Ihr in unserem Operation-Phoenix-Testeinsatz.
Kampf dem Terror
Hubschrauber-Piloten konnten auf der PS2 bisher gerade einmal mit City Crisis in einem Helikopter-Cockpit Platz nehmen - allerdings nur im zivilen Luftverkehr. Bei militärischen Ambitionen musste man auf Jet- oder Weltraum-Action ausweichen. Doch mit Thunderhawk: Operation Phoenix (ab 27,85€ bei kaufen) bekommt man nun beides: eine Heli-Sim und bewaffnete Kampfeinsätze.
Im Cockpit des Apache Longbow AH-74 dürft Ihr Jagd auf schwer bewaffnete Terroristen machen. Hierzu stehen 26 Einsätze in vier unterschiedlichen Kampagnen in Osteuropa, Alaska, Afrika und dem Mittleren Osten zur Auswahl bereit. Doch wenn Ihr Euch einmal für ein Einsatzgebiet entschieden habt, gibt es so schnell kein Zurück mehr. Ein Wechsel des Szenarios ist erst nach erfolgreich beendeter Kampagne möglich und bereits absolvierte Missionen können nicht nochmals gestartet werden - selbst wenn der Einsatz erfolglos war.
Zum Glück darf man zwischen den Aufträgen abspeichern, denn wer dreimal lebend aber erfolglos von einem Einsatz zurückkehrt, verliert seine Flugerlaubnis und das bedeutet wie bei einem Absturz: Game Over. Habt Ihr hingegen alles richtig gemacht, winken je nach Leistung Auszeichnungen und Punkte für die Highscore-Liste.
Wahl der Waffen
Vor jedem Einsatz gibt es aber zunächst ein kurzes Briefing. Hier solltet Ihr Euch vor allem die feindlichen Stellungen auf der Karte gut einprägen, denn während die Missionsziele jederzeit abgerufen werden können, müsst Ihr auf eine Kartenfunktion während des Einsatzes komplett verzichten. Dies ist besonders dann wichtig, wenn Gegner eliminiert werden müssen, die von der automatischen Zielerfassung nicht erkannt werden - meist Wachposten oder Infanterie-Einheiten.
Anschließend steht die Bewaffnung Eures Vogels auf dem Plan. Die Bord-MG gehört zur Standardausrüstung und kann somit nicht entfernt werden. Hier habt Ihr lediglich die Wahl zwischen drei unterschiedlichen Kalibern mit entsprechender Durchschlagskraft und Schussfrequenz. Die Munition für Euer MG ist zwar wie der Spritvorrat unbegrenzt, aber unkontrolliertes Sperrfeuer führt unweigerlich zur Überhitzung des Bleispuckers.
Die übrigen drei Waffenbänke dürfen hingegen ganz individuell bestückt werden. Je nach Einsatz entscheidet Ihr Euch hierbei für Zielsuchraketen, ferngelenkte Marschflugkörper, Splitter- und Brandbomben, Torpedos, Fallschirmminen oder andere Todbringer. Insgesamt stehen zwölf verschiedene Waffensysteme bereit, wobei die richtige Bewaffnung oft über Erfolg oder Niederlage entscheidet. Unentschlossene dürfen aber auch einer automatischen Waffenauswahl vertrauen.
Gezieltes Vorgehen
Im Einsatzgebiet angekommen befindet Ihr Euch oft schon mitten im Kampfgetümmel. Aber ob als Geleitschutz, Abfangkommando, Aufklärer oder Bombenwerfer- taktisches Vorgehen und gezieltes Ausweichen ist stets oberste Pflicht, um nicht schon nach wenigen Minuten abzuschmieren. Der Feind erwartet Euch sowohl zu Wasser, zu Lande als auch in der Luft. Die Missionen und Szenarien sind dabei sehr abwechslungsreich und alles andere als einfach. Zudem kämpft Ihr zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie bei unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen.
Die Steuerung Eures AH-74 ist komplex, aber handlich und auf einem speziellen Testgelände darf ausgiebig geübt werden. Drei verschiedene Perspektiven (Ego-, Cockpit- und Außenansicht) sorgen für den nötigen Überblick und eine komfortable Zielautomatik lässt selbst MG-Salven ins Schwarze treffen. Bei hohem Feindaufkommen oder bei in der Schusslinie befindlichen Hindernissen hat diese Automatik aber auch ihre Tücken. Für die manuelle Zielerfassung steht deshalb auch ein zoombarer Sniper-Modus bereit, der selbst nachts kein Ziel unerkannt lässt.
Solide Technik
Des Weiteren dürfen in manchen Missionen Flügelmänner via Bordfunk kommandiert werden, was aber oft recht hektisch abläuft. Die Sound-Kulisse ist insgesamt aber vorbildlich. Selbst die deutsche Sprachausgabe weiß zu gefallen, was von den eingedeutschten Texten nicht immer behauptet werden kann. Da die Thunderhawk-DVD multilingual ausgelegt ist, kann man aber auch komplett auf Englisch in die Lüfte steigen.
Optisch mag die Heli-Action zwar teils etwas trist wirken, aber dafür ist das Spielgeschehen stets flüssig und PAL-Balken-frei. Die Wetter- und Explosionseffekte sind ganz ansehnlich und die meisten Zielobjekte angenehm detailliert. Die Sichtweite geht im Großen und Ganzen in Ordnung und selbst die Animationen können sich sehen lassen. Lediglich die Kollisionsabfrage sorgt hin und wieder für Erstaunen, wenn Baumwipfel widerstandslos durchflogen werden oder die Rotorblätter schadensfrei an Bergmassiven oder Gebäuden streifen. Angesichts des ansonsten recht hoch angesetzten Schwierigkeitsgrads nimmt man solche Unpässlichkeiten aber gerne in Kauf.
Pro:
Kontra:
Vergleichbar mit:
City Crisis, Ace Combat 04, Top Gun, Sky Odyssey, Star Fighter
Fazit
Mangels Konkurrenz werden kriegerisch veranlagte Helikopter-Fans wohl nicht um Thunderhawk: Operation Phoenix herum kommen. Aber eine gewisse Ausdauer sollten angehende Apache-Piloten schon mitbringen, denn die Einsätze sind alles andere als einfach zu bewältigen. Technisch und spielerisch gibt sich Thunderhawk zwar nur wenige Blößen, aber zu viel Realismus darf man nicht erwarten. Dennoch richtet sich der Titel aufgrund komplexer Steuerung und taktischer Ansprüche eher an Simulations- als an Action-Fans. Abwechslungsreiche Einsätze und Szenarien entschädigen zwar das ein oder andere Manko, wie fehlende Kartenfunktion oder teils umständliche Zielsuche, aber der nötige Feinschliff verhindert dennoch eine uneingeschränkte Empfehlung und die anfangs noch angekündigten Mehrspieler-Modi sucht man leider auch vergebens. Ausdauernde Einzelkämpfer sollten aber trotzdem ins Cockpit steigen.
Wertung
PlayStation2
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