Maximo06.03.2002, Jörg Luibl
Maximo

Im Test:

Ihr wollt in Boxershorts knietief im Krokodil-Sumpf stehen? Umzingelt von Yetis in einer Eishöhle frieren? Und zur Belohnung Hexen küssen? Dann könnte Maximo (ab 44,99€ bei kaufen) genau das Richtige für Euch sein. Capcom entführt Euch mit seinem Ghost`n Goblins-Revival in eine schaurig-witzige 3D-Welt, in der nur die abgebrühtesten Hüpf- und Hau-Meister überleben. Ob die adrenalinhaltige Mischung aus Jump`n Run und deftiger Nahkampf-Action den 4P-Award einheimsen kann, erfahrt Ihr in unserem Test!

Königreich verloren, Prinzessin weg

Endlich mal wieder eine Story, die zu den Wurzeln der Branche zurückkehrt: Eine Prinzessin soll gerettet, ein Königreich vom bösen Fluch befreit werden! Ritter Maximo traut seinen Augen nicht, als er von einem Kreuzzug zurückkehrt: Seine Heimat ist dem Bösen verfallen, verraten von Achille, dem ehemaligen Ratgeber - und Prinzessin Sophia soll den Fiesling heiraten. Nur die Befreiung der vier Hexen kann das Königreich retten, aber die sind in mächtigen Türmen eingesperrt...Helm auf, Schwertgurt festzurren und auf in den Kampf!

Wie spielt sich der tapfere Ritter?

Maximo joggt dank akkurater Steuerung locker in Richtung Schatzkiste. Schnell die schwere Rüstung angezogen und schon geht`s mit einem eleganten Doppelsprung über einen klaffenden Abgrund. Gerade sicher gelandet, klappert auch schon ein Skelett mit gezücktem Schwert auf mich zu - ein Mal trifft es mich, aber dann sorgt ein schneller Doppelhieb für Knochensalat! Doch die Freude währt nur kurz: Särge wachsen aus dem Boden und offenbaren zwei stöhnende Zombies, die mich in ihre tödlichen Arme schließen wollen. Einen kann ein starker Überkopfhieb in den Abgrund jagen, der andere verletzt mich - Mist! Und jetzt trifft mich plötzlich eine surrende Axt! Woher kam die? Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, denn die schöne Plattenrüstung samt Helm ist futsch als der Zombie mich von hinten umarmt - jede Rüstung kann vier Treffer einstecken, danach verschwindet sie. Egal, Schild hoch und durch: Zombie besiegt, Axt mit Schild abgewehrt und per Sprungattacke den miesen Fernkämpfer ausgeschaltet. Doch was ist das? Eine kleine schwarze Kugel landet vor meinen Füßen, irgendetwas tickt und von einem fieses Kichern begleitet detoniert eine verdammte Bombe! Voller Wut stürze ich mich auf den Bombenleger, der mich gleich mit einer zweiten Explosion begrüßt - die leichte Rüstung ist hinüber, die Boxershorts flattert im Wind und drei schwer bewaffnete Skelette grinsen mich an...

Jump`n Run` n Slay

Das Spielprinzip von Maximo verknüpft die besten Elemente bekannter Jump`n Runs mit deftiger Hack`n Slay-Action: Ihr hüpft auf Plattformen, Eisschollen und Felsen, springt über klaffende Krater oder ätzende Sumpfseen, sammelt Gold, Gegenstände, Power-Ups und kämpft mit Schwert und Schild um Euer Leben. Zwischendurch findet ihr zahlreiche Schlüssel, die Euch Truhen und Pforten öffnen. Das Ganze wird Euch in Schulterperspektive präsentiert, wobei der Spielausschnitt manchmal etwas zu klein geraten ist. Die Kamera könnt Ihr jedoch per L1-Taste sofort hinter Euch justieren oder ganz frei bewegen, so dass Übersichtsprobleme selten auftauchen.

Sieben Bewegungen stehen Euch zu Beginn zur Verfügung: Der einfache Schwerthieb, der Überkopfhieb, der Sprung, der Doppelsprung, die Schild-Abwehr, der mächtige Sprung-Schlag nach unten und ein Rundumschlag, der gleich mehrere Gegner trifft. Insbesondere der Schild, der zum Blocken als auch zum Werfen genutzt werden kann, macht aus Maximo mehr als ein reines Prügelspiel - ohne Taktik geht bei manchen Gegnern gar nichts.

Mit Schwert, Schild & Boxershorts

Hilfreich sind auch die magischen Schwerter, die dank Flammen- oder Eiszauber besonders viel Schaden anrichten bzw. Gegner einfrieren. Braucht man mit dem einfachen Schwert z.B. gleich mehrere Hiebe für den riesigen Yeti, reicht ein Streich mit der Flammenklinge und der Schnee-Riese hat ausgebrüllt.

Aber Vorsicht: Auch die Ladungen der Schwerter sind begrenzt! Auch Schilde gibt`s in verschiedenen Variationen - von eisern bis golden; Letzterer kann satte 20 Treffer einstecken.

Als waschechter Ritter kann Maximo sein Leben zwar dank Rüstung und Schild verlängern. Aber beide Möglichkeiten sind nicht von Dauer, da sie nur eine begrenzte Anzahl von Hieben einstecken können, bevor sie verschwinden. So wird aus einem grimmigen Ritter mit Plattenpanzer und Schild, der zwölf Treffer einstecken kann, schnell ein frierender Halbnackter in Herzchen-Boxershorts, der nach vier Schlägen am Ende ist - sieht witzig aus, endet meist tödlich. Nur die goldene Rüstung macht kurzfristig unverwundbar.

Das ist aber noch nicht alles. Im Laufe des Spiels kann sich Maximo wertvolle Spezialfertigkeiten aneignen: Sein Schild kann z.B. entfernte Münzen und Gegenstände magisch anziehen, oder sogar geworfen werden - sehr nützlich gegen Axt und Bomben werfende Gegner. Hinzu kommen ein größeres Schwert, diverse Angriffstechniken und spektakuläre Todeshiebe, die magischen Gebietsschaden anrichten.

Monsterherz, was willst du mehr?

Freut Euch auf herrlich animierte und gruselig-witzig designte Monster, die sofort den Charme des alten Ghost`n Goblins versprühen: Skelette begegnen Euch z.B. in mehreren Varianten, die sich im Kampf von strohdumm über gerissen bis hin zu hinterhältig gemein verhalten. Sie lauern hinter ihrem Schild und warten nur darauf, Euch in einem unaufmerksamen Moment eins überzubraten. Für Panik sorgen auch die Luftblasen im Sumpf, denn sie verbergen Monster-Krokodile auf Tauchstation, die plötzlich mit aufgerissenem Rachen nach Euch schnappen. Hinzu kommen Zombies, Bombenwerfer, Giftpflanzen, Yetis, Piraten, Geister und Hammer schwingende Schweinchen. Aber der gemeinste Widersacher ist der Zauberer, der Euch von seinem miesen Gekicher begleitet in ein Baby oder einen Greis verwandelt. Habt Ihr Euch in einem Level erfolgreich durch alle Unterabschnitte gekämpft, öffnet sich automatisch eine Pforte zum zentralen Turm, wo ein spektakulärer Endkampf auf Euch wartet. Besiegt Ihr den Obermotz, dürft Ihr eine der Hexen befreien.

Gruselgrafik

Die Grafik von Maximo kann sich sehen lassen. In fünf Welten erkundet Ihr nebelige Friedhöfe, verschlungene Sümpfe, tückische Eisregionen samt Schiffswracks, eine schaurige Unterwelt und schließlich Burg Maximo. Die Lichteffekte und Animationen präsentieren teilweise höchstes PS2-Niveau - insbesondere im Figurenbereich kommt Capcom fast an Jak&Daxter heran. Aber im Leveldesign der Außenbereiche (Wände, Begrenzungen) sieht man teilweise nur einfache Textur-Tapeten.

Spiel mir das Lied vom Tod...

... und zwar Tausend Mal. Nein, hier ist nicht der hervorragende Soundtrack gemeint, der den C64-Klassiker akustisch wiederbelebt, auch nicht die stimmungsvollen Kampfgeräusche, sondern der horrende Schwierigkeitsgrad. Maximo lässt Euch selbigen nämlich nicht einstellen und bietet nur einen Spielmodus. Vor allem Einsteiger werden schon in der ersten Welt 1000 Tode sterben. Das wäre nicht allzu frustrierend, wenn denn wenigstens unendlich Continues für Learning-by-doing sorgen würde - Fehlanzeige. Ihr müsst Euch die Möglichkeit an einem Checkpoint weiter zu spielen hart erkämpfen, indem Ihr Herzen sammelt und möglichst selten das Zeitliche segnet. Leider will ein ganzes Sammelsurium an Monstern genau das verhindern - und sie machen einen erschreckend guten Job. Gekrönt wird der Frustfaktor noch dadurch, dass Ihr satte 100 Goldstücke für jede Speicherung berappen müsst - gemein Capcom, sehr gemein.

Pro:

  • viele Secrets
  • toller Soundtrack
  • witzige Gimmicks
  • spektakuläre Boss-Kämpfe
  • schönes Power-Up-System
  • abwechslungsreiche Gegner
  • hervorragende Animationen
  • intelligent kämpfende Gegner
  • stimmungsvolles Leveldesign
  • überzeugendes Ghost`n Goblins-Revival
  • genialer Mix aus Jump`n Run & Hack`n Slay
  • Kontra:

  • zu kurz: 10-15 Stunden
  • frustrierendes Speichersystem
  • sehr hoher Schwierigkeitsgrad
  • teilweise unansehnliche Levelgrenzen
  • Vergleichbar mit:

    Gauntlet Dark Legacy; Jak&Daxter

    Fazit

    Mit Maximo hat Capcom ein meisterliches Ghost`n Goblins-Revival in 3D abgeliefert: Das Spiel fesselt mit seinem ironischen und grafisch überzeugenden Grusel-Charme sofort an den Monitor. Die Kombination aus Jump`n Run und Hack`n Slay sorgt für adrenalinhaltigen Spielspaß und das geniale Power-Up-System macht das Ganze äußerst abwechslungsreich. Und der Award? Knapp daneben, Capcom. Verdammt knapp. Hätte Maximo ein Spieler-freundlicheres Speichersystem oder wenigstens mehrere Schwierigkeitsgrade gehabt, hätten wir Platin ohne Bedenken gezückt. So hinterlässt der Titel bei all der Faszination leider auch genügend Frustpotenzial, das vor allem Einsteiger schon nach den ersten Spielstunden abschrecken dürfte. Für alle C64-Veteranen und Spieler mit Durchhaltevermögen ist Maximo ein absoluter Pflichtkauf; Anfänger sollten sich lieber mit dem ausgereifteren Jak&Daxter vergnügen.

    Wertung

    PlayStation2

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    Kommentare

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