Naruto Shippuden: Ultimate Ninja 419.05.2009, Jens Bischoff
Naruto Shippuden: Ultimate Ninja 4

Im Test:

Lange, lange haben europäische Naruto-Fans auf das erste Shippuden-Abenteuer des blonden Ninjas warten müssen, das in Japan mittlerweile seit über zwei Jahren erhältlich ist. Die Wartezeit hat ein Ende, aber hat sie sich überhaupt gelohnt? Mittlerweile wurde die Qualität ja bereits durch das wesentlich später fertig gestellte PS3-Debüt Storm  deutlich verbessert...

Missglücktes Abschiedsgeschenk?

Bisher war die Ultimate Ninja-Reihe immer das Aushängeschild für gelungene Naruto-Versoftungen. 

Trotz vielversprechenden Story-Auftakts, bleiben die Shippuden-Ereignisse erzählerisch blass...
Mit Teil vier widmet man sich inhaltlich erstmals den neuen Shippuden-Episoden der Anime-Vorlage und verabschiedet sich gleichzeitig von der PS2 als gastgebende Plattform. Doch weder das Shippuden-Debüt noch der PS2-Absdchied sorgen für Begeisterung. Schon zu Beginn dürfte hiesigen Fans übel aufstoßen, dass man lediglich zwischen englischen und französischen Texten wählen kann. Eine deutsche Lokalisierung hat man sich gespart. Immerhin hat es neben der US-Snychro wenigstens auch der japanische Originalton auf die DVD geschafft. Gerade für jüngere Spieler dürfte das aber nur ein schwacher Trost sein.

Nichts zum Schönreden gibt es auch bei der grafischen Präsentation: Die Charaktere wirken so pixelig wie noch nie, die frei erkundbaren Schauplätze ungemein trostlos. Hinzu kommt, dass Personen und Objekte wie Kisten, Fässer und Truhen nur dargestellt werden, wenn man sich direkt vor ihnen befindet, was die an sich motivierende Itemhatz im neuen Abenteuermodus (Master Mode) zu einem nervigen Spießrutenlauf macht. Wichtige Schlüsselobjekte und -figuren werden hingegen auf der Übersichtskarte angezeigt, was zwar praktisch ist, aber am Ende auch den Forscherdrang untergräbt. Dabei sind die meisten Schauplätze ohnehin sehr kompakt.

Auf Freude folgt Ernüchterung

Anfangs glänzt das Leveldesign zwar noch mit weitläufigen Arealen sowie viel versprechenden Hindernissen, Schalterrätseln und Sprungpassagen, aber schon bald weichen diese linearen Schlauchleveln, ereignislosen Einöden und schmucklosen Miniarenen.

Die Grafik von Narutos PS2-Abschied mag nicht gerade vom Hocker hauen, die flotten und einfach zu handhabenden 2D-Duelle machen aber trotzdem Laune.Auch die zu Beginn mit einer stimmungsvoll inszenierten Nebengeschichte aufwartende Story lässt sobald der eigentliche Shippuden-Plot einsetzt spürbar nach. Bei den Kämpfen verhält es sich hingegen gerade umgekehrt: Die ersten Auseinandersetzungen enttäuschen mit primitivem Button-Mashing gegen völlig harmlose Gegnergruppen in 3D, während später klassische 2D-Duelle das Spielgeschehen dominieren. Zwischen den Kämpfen herrscht aber leider meist tote Hose und man verbringt die meiste Zeit mit nervigem Hin- und Hergerenne. Zudem lässt sich die Kamera nicht invertieren und das Spiel nur an gelegentlichen Speicherpunkten unterbrechen bzw. beenden.

Immerhin gibt es zahlreiche optionale Nebenaufgaben, die man von entsprechend gekennzeichneten Charakteren erhält. Darunter auch Dauerquests wie das Entlarven feindlicher Doppelgänger, das Aufspüren seltener Frösche oder das Dingfestmachen einer Räuberbande. Die verfügbaren Missionen sind zahlreich und breit gefächert. Die Handlung ist trotz des gelungenen Auftakts hingegen eher dürftig und dazu noch sehr kurz. Man prescht nach dem Einstieg nur noch durch eine Reihe uninteressanter Wälder, Wiesen und Wüsten, bestreitet ein paar meist harmlose Schlüsselkämpfe und schon flimmert der Abspann über den Bildschirm. Danach kann man entweder noch offene Missionen bewältigen und verpasste Schätze suchen gehen oder sich einem der anderen Spielmodi zuwenden.         

Reise in die Vergangenheit

Für Neulinge dürfte vor allem der Hero Mode interessant sein, in dem man mit Erinnerungsfragmenten, die man im Master Mode erbeutet hat, die wichtigsten Ereignisse der alten Naruto-Folgen im Schnelldurchlauf erleben kann.

Man trifft auf viele bekannte Gesichter, die natürlich alle ein paar Jahre älter geworden sind.
Glücklicherweise ist man dabei nicht nur zum Zuschauen verurteilt, sondern darf wichtige Duelle auch aktiv nachspielen. Allerdings lässt die Präsentation teilweise sehr zu wünschen übrig, da vieles nur in Text- und Standbildform serviert wird. Trotzdem ein netter Fanservice, der generell Lob verdient.

Darüber hinaus gibt es natürlich auch obligatorische Standardkost wie den Practice Mode, um sich mit den individuellen Moves der über 50 Charaktere vertraut zu machen sowie den Free Battle Mode, wo man sich mit anpassbaren KI-Gegnern (vier Schwierigkeitsstufen) oder menschlichen Kontrahenten kurzweilige Zweikämpfe liefern kann. Team-, Liga oder Turniermodi gibt es dabei aber genauso wenig wie Online-Duelle und auch sonst ist das Angebot an Spielmodi hiermit bereits erschöpft. Zwar gibt es noch einen Shop, in dem man sich diverse Sammelobjekte aneignen kann, vieles davon ist aber eher unnötiger Krimskrams wie einzeln anwählbare Sprach-Samples, Videos und Musikstücke oder figurenbezogene Menüverzierungen. Auch die imposante Charakterriege relativiert sich bei genauerer Betrachtung, da viele Figuren mehrfach vertreten sind (Original- und Shippuden-Modelle). Trotzdem geht der Umfang abgesehen von der mickrigen Story in Ordnung und auch Sammlernaturen werden unterm Strich gut bei Laune gehalten.

3D oje, 2D olé!

Das Kampfsystem ist wie bereits erwähnt ein sehr zwiespältiges Vergnügen. Die Massenkeilereien im Master Mode sind an Primitivität kaum zu unterbieten. Man muss wirklich nur ununterbrochen auf die Kreistaste hämmern bis alle Widersacher am Boden liegen.

Brachiale Kombos und Spezialangriffe sind aufgrund der simplen Kampfsteuerung keine Seltenheit.
Natürlich kann man das Ganze beschleunigen, in dem man gelegentlich kurz auf Dreieck drückt, um sein ultimatives Jutsu zu aktivieren oder eine Jam Action (eine Art Quick-Time-Special) auszuführen, aber die Gegner sind meist so harmlos, dass dazu gar kein Grund besteht. Lediglich bei einem der gerade mal zwei Bossfights in diesem Modus sollte man zumindest ein wenig auf seine Verteidigung achten. Ansonsten kann man während der Kämpfe getrost Zeitung lesen und nebenher blind auf die Angriffstaste hämmern.

Zwar sind auch die zum Glück nach wie vor im Mittelpunkt stehenden 2D-Duelle alles andere als tiefgründig, aber hier muss man zumindest Reaktionsschnelle beweisen, wenn man gegen ernst zu nehmende Konkurrenten bestehen will. Kombos und Spezialangriffe sind überschaubar und einfach auszuführen, erfordern aber Timing und Voraussicht. Zudem kann man zwischen verschiedenen Spielebenen wechseln sowie von herrenlosen Wurfgeschossen, Fallen und Power-Ups Gebrauch machen, die man aus Gegnern oder Spielumgebung prügeln kann. Auch Geschick und Schnelligkeit sind gefragt, wenn bestimmte Manöver aufeinander treffen. Manchmal muss man aber auch einfach nur Glück haben, wenn ein Konflikt mit Schere-Stein-Papier-Mechanik gelöst wird. Das mag Beat'em-Up-Profis sicher übel aufstoßen, sorgt aber auch für überraschende Schadensfreude, wenn man sich richtig entschieden hat. Wer anspruchsvolle Prügelkost sucht, ist bei Naruto aber sowieso falsch, auch Ultimate Ninja 4 richtet sich eher an die Super Smash Bros - oder Power Stone -Fraktion als an ambitionierte Virtua Fighter -Haudegen und macht in dieser Hinsicht nach wie vor eine gute Figur.       

Fazit

Ultimate Ninja 4 leidet spürbar unter Alterserscheinungen und kann trotz netter Ansätze weder an die guten Vorgänger noch an die Errungenschaften des letztjährigen PS3-Debüts der Serie anknüpfen. Sowohl technisch als auch spielerisch befindet sich diese erste Shippuden-Episode nicht auf der Höhe der Zeit. Die Charaktere wirken selbst für PS2-Verhältnisse extrem grobpixelig, die frei erkundbaren Schauplätze ungemein trostlos und die bescheidene Sichtweite macht die Suche nach versteckten Kleinodien zur Qual. Hinzu kommt ein zumindest im neuen Story-Modus ungemein plumpes 3D-Kampfsystem. Zwar sind auch die traditionellen 2D-Duelle alles andere als tiefgründig, machen dank üppiger Charakterriege, fulminanter Spezialangriffe und Verwandlungen sowie auflockerndem Itemeinsatz aber nach wie vor Laune. Auch das Angebot an optionalen Aufgaben und freischaltbaren Extras weiß zu motivieren. Selbst der Abenteuermodus fängt eigentlich sehr viel versprechend an, verkommt aber rasch zu ödem Hin- und Hergelatsche mit primitiven Gruppenfights und schon nach kürzester Zeit ist alles vorbei. Unterm Strich wird man als Naruto-Fan zwar auf befriedigendem, teils sogar gutem Niveau unterhalten, aber als Abschluss der gefeierten Ultimate Ninja-Reihe auf der PS2 hätte man wesentlich mehr erwarten können. Traurig auch, dass deutsche Naruto-Fans im Gegensatz zu ihren französischen Kollegen trotz jahrelanger Wartezeit nicht einmal mit einer Lokalisierung bedacht wurden. Aber immerhin gibt es auf Wunsch japanischen Originalton und auch beim Preis kann man nicht meckern.

Pro

üppige Charakterriege
kurzweilige Prügelduelle
motivierendes Sammelsystem

Kontra

öde Spielwelt
geringer Storyumfang
bescheidene Sichtweite
primitives Kampfsystem
extrem grobpixelige Optik
viel lästiges Hin
und Hergelaufe

Wertung

PlayStation2

Durchwachsenes Ninja-Abenteuer mit kurzweiligen Anime-Duellen.

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