WWF Smackdown: Just Bring It!27.11.2001, Mathias Oertel
WWF Smackdown: Just Bring It!

Im Test:

Auch wenn es hierzulande düster aussieht in Bezug auf Übertragungen von Programmen der World Wrestling Federation, erfreuen sich THQs Spiele zur Nummer 1 im amerikanischen Sports Entertainment ungebrochener Beliebtheit. Bisher mussten die PS2-Besitzer jedoch immer neidvoll auf den kleinen Konsolen-Vorgänger oder auf das N64 schauen, die mit der Smackdown!-Serie respektive No Mercy vorzügliche Wrestlingkost boten. Doch das Warten ist vorbei: Smackdown! Just Bring It ist da und soll genauso begeistern wie seine PSone-Kollegen. Wir haben uns mit den schwergewichtigen Kämpfern in den Ring begeben und verraten Euch im Test, wie es uns dabei ergangen ist.

Auch wenn es hierzulande düster aussieht in Bezug auf Übertragungen von Programmen der World Wrestling Federation, erfreuen sich THQs Spiele zur Nummer 1 im amerikanischen Sports Entertainment ungebrochener Beliebtheit. Bisher mussten die PS2-Besitzer jedoch immer neidvoll auf den kleinen Konsolen-Vorgänger oder auf das N64 schauen, die mit der Smackdown!-Serie respektive No Mercy vorzügliche Wrestlingkost boten. Doch das Warten ist vorbei: Smackdown! Just Bring It ist da und soll genauso begeistern wie seine PSone-Kollegen. Wir haben uns mit den schwergewichtigen Kämpfern in den Ring begeben und verraten Euch im Test, wie es uns dabei ergangen ist.

Wrestlerherz - was willst Du mehr?

Verwöhnt von den PSone-Spielen Smackdown! und Smackdown! Know your Role sind die Erwartungen an den Nachfolger und Next-Generation-Wrestling-Debütanten Just Bring It immens. Und in vielen Punkten wird JBI diesen Erwartungen auch gerecht - in manchen weniger.

Wenig Grund zur Klage dürften die Spielmodi bieten. Insgesamt sind über 70 verschiedene Match-Varianten möglich: von dem normalen Eins-gegen-Eins über die sagenumwobenen TLC (Tables, Ladders, Chairs)-Matches bis zum furiosen Hell in a Cell dürften Wrestling-Fans genügend Möglichkeiten finden, die anfänglich über 30 zur Verfügung stehenden Wrestler einzusetzen.

Natürlich sind auch klassische Matchtypen wie das King of the Ring-Turnier oder der furiose Royal Rumble integriert, in dem Ihr gegen 30 Wrestler bestehen müsst.

Hat man schließlich alleine oder mit bis zu vier Spielern (per Multitap) alle Matchmodi ausgekostet, wartet noch der Story-Modus auf Euch, der leider nur solo zu spielen ist, aber in bisher ungeahnter Authentizität versucht, die Soap Opera-Dramatik und Wirrungen der TV-Shows einzufangen.

Mit einem Wrestler Eurer Wahl macht Ihr Euch auf den mühevollen Weg, einen der begehrten Titel der World Wrestling Federation zu erreichen.

Auf Eurem Weg habt Ihr an bestimmten Stellen immer wieder die Möglichkeit, per Multiple Choice-Verfahren Eure Route zu beeinflussen und Euch so Freunde oder Feinde zu schaffen.

Von Zeit zu Zeit müsst Ihr in einem Ego-Perspektiven-Modus den Komplex durchwandern, um bestimmte Ereignisse zu triggern und auch Secrets zu finden.

Natürlich kommen auch Kämpfe dabei nicht zu kurz. Meistens handelt es sich dabei auch um irgendwelche Gimmick-Matches, sei es nun ein Handicap-Match (Zwei gegen Einen, meistens gegen Euch), ein Käfig-Match oder was die illustre Liste sonst noch alles hergibt.

Während es in manchen Momenten nicht schwerwiegende Folgen hat, falls Ihr ein Match verlieren solltet und die Story weiter geht, habt Ihr in entscheidenden Kämpfen die Möglichkeit durch ein Rematch dem Game Over zu entgehen - dadurch wird der Frust-Level auf einem angenehm niedrigen Niveau gehalten.

Doch die Grundlage für diese Art des Story-Modus ist nicht ganz neu: Die Baum-Verknüpfung von Ereignissen gab es auch schon in No Mercy auf dem N64. Und dort war es leider etwas ausgereifter. Denn bei JBI ist der Storymodus meistens nach vier bis fünf Kämpfen vorbei. Auch wenn es als Belohnung neue Wrestler, Matchtypen und "Bauteile" für den Create-A-Wrestler-Modus gibt, bleibt der Storymodus trotz aller interessanten Elemente doch ein wenig hinter den Erwartungen zurück - schade!

Die Liste der Wrestler ist mit den insgesamt über 35 Athleten gut bestückt, kann aber nicht mit der veränderten Situation des Profi-Wrestlings in den USA mithalten.

Wie Fans wahrscheinlich wissen, hat die World Wrestling Federation die ECW und die WCW übernommen.

Wrestler, die durch diese Akquisitionen mittlerweile bei der WWF unter Vertrag sind -z.B. Booker T, Hurricane Helms oder Rob Van Dam- sucht man vergebens.

Hier schafft der Create-A-Wrestler-Modus Abhilfe: Mit etwas Geduld und ausreichender Kenntnis der Wrestling-Materie (welcher Wrestler benutzt welche Moves) ist es Euch spielend einfach möglich, mit dem mächtigen Editor Euren Traum-Wrestler zu erstellen oder fehlende Superstars nachträglich ins Spiel zu integrieren. Egal ob ehemalige Größen wie Hulk Hogan oder Bret Hart, Neuzugänge oder potenzielle Aspiranten wie Kevin Nash und Scott Hall - alle lassen sich einfach und optisch äußerst ansprechend "herstellen" und in den regulären Wettkampf-Zirkus einbauen.

Ganz gleich, ob Ihr mit einem "fertigen" oder einem Self-Made-Wrestler in den Ring steigt: die Steuerung ist immer noch erfreulich einfach, wurde aber im Vergleich zu den Vorgängern um ein paar kleine Feinheiten erweitert: Immer noch sind Griffe und Schläge wunderbar simpel zu erreichen. Jedoch wurde das Repertoire an verschiedenen Moves gewaltig aufgestockt und teilweise auch von Wrestler zu Wrestler leicht abgeändert.

Weiterhin wurde bei JBI das Kontern weiter in den Fokus gerückt: es ist möglich mit dem richtigen Timing so ziemlich jeden Move des Gegners zu kontern, wodurch es teilweise zu ziemlich Ausdauer fordernden Gefechten kommen kann.

Auch die so genannten Finishing Moves sind spielend durchzuführen und sorgen immer wieder für Freude beim siegreichen Spieler.

Ein Problem, dass die Serie seit jeher durchzieht, sind die Aufgabegriffe, die in den seltensten Fällen wirklich zur Aufgabe führen, sondern den Gegner im besten Fall schwächen.

Doch ansonsten wurde penibel darauf geachtet, die Wrestling-Atmosphäre, welche die Amerikaner ungebrochen begeistert, einzufangen.

Fernsehen oder was?

Grafisch ist Smackdown! Just Bring It ein zweischneidiges Schwert: Die Animationen der Wrestler können uneingeschränkt überzeugen und bieten nahtlose Übergänge zwischen den einzelnen Phasen.

Dabei kommen Clipping-Fehler nur selten vor, fallen aber dann zwangsläufig um so stärker auf.

Die Texturen reichen in der Qualität von "Wow!" bis "Bitte wie?", pendeln sich aber im Durchschnitt auf einer mehr als akzeptablen Qualitätsstufe mit Tendenz nach oben ein.

Das größte grafische Kopfschütteln dürften jedoch die Zuschauer sein, die (wie auch in Teil 1 und 2) aus animierten Bitmap-Pappkameraden bestehen.

Das wäre ja an sich nicht so schlimm. Doch es gibt die Möglichkeit, den Kampf in die Menge zu verlegen - wie von Geisterhand bewegt werden die Pappfiguren nun zur Seite geschoben, um den Wrestlern Platz zum Kämpfen zu geben.

Gerade in diesen Momenten sieht man, wie gut die Wrestler aussehen und wie schlecht die Pappkameraden dazu passen. Hier wäre man vermutlich besser bedient gewesen, die Option des Kampfes in den Zuschauermassen ganz weg zu lassen, denn erstens macht man davon doch recht wenig Gebrauch und zweitens wirkt der Gegensatz geradezu lächerlich.

Als Kontrast dazu können die stilechten Einmärsche der Superstars auf ganzer Linie überzeugen. Während im Hintergrund das echte Entrance-Video auf der Leinwand läuft, ertönt im Hintergrund die Original-Einmarsch-Musik und der Wrestler geht, seinem realen Ebenbild schön nachgebildet, die Rampe herunter zum Ring.

Dabei wurden auch die Verhaltensweisen der Superstars und entsprechende Spezialeffekte (Feuerwerk usw.) gut eingefangen und sorgen für viel Stimmung - wow!

Auch die zahlreichen Perspektivenwechsel erinnern mehr an eine TV-Übertragung als an ein Wrestling-Spiel. Dabei bleibt die Framerate erfreulicherweise immer auf einem konstant hohen Niveau - selbst wenn bei einem Royal Rumble acht Wrestler gleichzeitig im Ring sind.

Die Arenen und die Kampfgebiete im Backstage-Bereich bis hin zur Garage oder dem Restaurant WWF New York sind mit viel Detailfreude gestaltet worden und bieten einen erfreulich schönen Gegensatz zu den platten Zuschauern.

Endlich mit Kommentar

Um die vorhandene Power der PS2 weiter zu nutzen, haben die Entwickler erstmals in der Smackdown-Reihe einen Kommentar eingefügt.

Der wird auch stilecht von den Kommentatoren der Smackdown!-Sendungen, Tazz und Michael Cole, gesprochen.

Was sich auf dem Papier als lobenswerte und gute Idee anhört, ist leider in der Praxis ein wenig vermurkst worden: Zum einen sind die Sprachsamples nicht sonderlich abwechslungsreich, zum anderen passen sie in vielen Momenten einfach nicht zur Situation oder kommen zu spät - hier wurde eine große Chance verschenkt, denn die Sprachausgabe an sich ist qualitativ gut.

Dass Tazz dabei auch seine eigenen Kämpfe kommentiert (!), soll dabei nicht unerwähnt bleiben.

Wie schon erwähnt, betreten die Wrestler zu ihren Originalmusiken die Arena. Dementsprechend kann JBI hier auch wieder eine Menge Punkte im Bereich Sound gutmachen. Die werden aber gleich wieder durch die auf Dauer nervige -jedoch abschaltbare- Kampfmusik negiert.

Die Fans reagieren sowohl bei den Einmärschen als auch bei den Kämpfen gut auf die Geschehnisse im Ring, können aber nicht mehr viel reißen.

Pro

  • mehr als 70 Match-Varianten
  • mehr als 35 Wrestler
  • gute TV-Präsentation
  • interessanter Story-Modus
  • Tausende verschiedener Moves
  • fantastische Einmärsche
  • erstmals mit Kommentar
  • herausragender, einfach zu bedienender Editor
  • konstante Frame-Raten
  • versteckte Wrestler, Moves und Matchtypen
  • gute Animationen
  • bis zu vier Spieler
  • Kontra

  • Storymodus unausgereift
  • Zuschauer im Nahkampf sind eine Lachnummer
  • Kommentar häufig unpassend
  • keine Unterstützung der Analog-Sticks
  • benötigter Speicherplatz: 4MB
  • Vergleichbar mit: Smackdown-Serie, WCW Mayhem

    Fazit

    Smackdown! Just Bring It ist momentan das beste Wrestling-Spiel für Next-Generation-Konsolen. Kunststück! Es gibt ja noch keine Konkurrenz. Doch auch wenn die guten Neu-Ansätze (Kommentar, erweiterter Story-Modus) eher mittelmäßig umgesetzt wurden, können Wrestling-Fans ungefährdet zugreifen.
    Die Steuerung überzeugt wie schon zu PSone-Zeiten und die schiere Anzahl an Matchtypen sorgt für viel Freude. Gleiches gilt für die bis auf wenige Ausnahmen sehr gute Grafik und den herausragenden Editor.
    Trotzdem bleibt noch Platz für Verbesserungen in jeder Hinsicht - wir hoffen auf Smackdown 4. Doch das allererste Smackdown war ja auch weit davon entfernt, perfekt zu sein. Und trotzdem hats Spaß gemacht, vor allem mit menschlichen Gegnern. Das ist bei JBI nicht anders - ab in den Ring.

    Wertung

    PlayStation2

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    Kommentare

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