Onimusha 2: Samurai's Destiny18.10.2002, Jens Bischoff
Onimusha 2: Samurai's Destiny

Im Test:

Onimusha - Warlords begeisterte vor gut einem Jahr trotz schlampiger PAL-Anpassung und magerem Umfang Action-Adventure-Fans auf der PS2 mit eindrucksvoller Optik, unkompliziertem Gameplay und einer erstklassig inszenierten Story um Schwertkampf und Dämonen im feudalen Japan des 16. Jahrhunderts. Jetzt will Capcom an den Erfolg anknüpfen und bringt Onimusha 2 - Samurai`s Destiny nach Deutschland.

Manchmal kommen sie wieder

Eigentlich hatte Samanosku Akechi den Dämonenführer Nobunaga Oda ja im ersten Teil dahin zurück verbannt, wo er nach seiner Ermordung in der Schlacht von Okehazama schon längst hingehört hätte - nämlich ins Reich der Toten. Aber ein Oberschurke wie Nobunaga verschwindet natürlich nicht so einfach von der Bildfläche. So taucht der Dämonenfürst nur wenige Jahre nach den Ereignissen in Onimusha wieder auf, um mit seiner Höllenarmee nun ganz Japan zu unterwerfen. Doch als er und seine Krieger mordend und brandschatzend durchs Land ziehen, machen sie einen folgenschweren Fehler.

Eines der Dörfer, die der skrupellosen Machtgier zum Opfer fällt, ist nämlich das Heimatdorf des Clanführers Jubei Yagyu. Und als dieser erfährt, dass all seine Freunde und Angehörigen brutal abgeschlachtet wurden, beginnt ein gnadenloser Rachefeldzug, der den jungen Samurai immer tiefer in eine bombastisch inszenierte Story verstrickt, wie sie nur Capcom erzählen kann.

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Grandioser Auftakt

Bereits das spektakuläre Intro ist eine grafische und atmosphärische Meisterleistung und stimmt perfekt auf das bevorstehende Abenteuer ein. Dieses beginnt, als Jubei, für dessen Aussehen übrigens der bereits verstorbene japanische Schauspieler Yusaku Matsuda ("Black Rain") Pate stand, sein Heimatdorf in Schutt und Asche vorfindet und von einer geheimnisvollen Stimme zum örtlichen Schrein gerufen wird. Doch kaum übernehmt Ihr die Kontrolle über den jungen Samurai, tauchen auch schon die ersten Dämonen auf und wollen Euch ans Leder.

Nur gut, dass Jubei ein exzellenter Schwertkämpfer ist und auch übernatürlichen Gegnern elegant den Garaus machen kann. Gegen Nobunaga selbst muss er aber natürlich schwerere Geschütze auffahren und so folgt er den Anweisungen einer geisterhaften Erscheinung, die ihm eine von fünf geheimnisvollen Kugeln überlässt, mit deren Hilfe Jubei nicht nur Dämonenseelen absorbieren, sondern später auch den Herrscher der Dämonen besiegen kann.

Einstieg leicht gemacht

Fortan durchstreift Ihr erstklassige Render-Kulissen à la Resident Evil, die zum Teil zwar schon aus dem Vorgänger bekannt sind, aber dafür jetzt noch detaillierter und lebendiger wirken. Auch bei den Gegnern trefft Ihr teils auf alte Bekannte und beim Gameplay dürften sich Onimusha-Veteranen trotz kleiner, aber wirkungsvoller Veränderungen ebenfalls sofort zurechtfinden. Dank einfacher Steuerung sollten aber auch Neueinsteiger Jubei schnell im Griff haben, auch wenn manche Angriffsmanöver perfektes Timing voraussetzen und ihr Euren Protagonisten völlig unzeitgemäß mit dem Steuerkreuz dirigieren müsst. Der Analog-Stick kommt lediglich beim manuellen Zielen mit Distanzwaffen und beim Scrollen der Automap zum Einsatz - heutzutage völlig unzureichend.

Auf ins Getümmel

Auch bei den Tasten wird nur der R1-Knopf analog abgefragt, um die aktuelle Waffe für besonders verheerende Sturmattacken aufzuladen. Dafür genießt Ihr allerdings eine automatische, wenn auch manchmal störende, Zielfunktion, die Euch zusammen mit der vorbildlichen Tastenbelegung mit unkomplizierter und flüssiger Kampfaction belohnt. Neben diversen Hieb- und Stichwaffen darf Jubei auch auf eine Muskete sowie Pfeil und Bogen zurückgreifen und dabei sogar unterschiedliche Munitionsarten wie zum Beispiel Brandpfeile einsetzen. Der Nahkampf steht aber eindeutig im Vordergrund: Schnelle 180°-Drehungen und Ausfallschritte gehen dabei ebenso leicht von der Hand wie Blocks und Kombos sowie Sturm-, Zauber- und Spezialangriffe. Nur das Kontern erfordert einiges an Geschick und Reaktionsschnelligkeit, belohnt Erfolge aber meist mit dem sofortigen Tod Eures Gegners. Aber ansonsten wäre es ja auch witzlos, wenn Ihr jeden Angreifer mit einem kinderleicht auszuführenden Gegenangriff ins Jenseits befördern könntet.

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Anfänger oder Profi

So bleibt das perfekt ausbalancierte Kampfsystem stets motivierend und man freut sich über jeden geglückten Konter. Und während sich Profis gerade bei Bosskämpfen zusätzlich an fulminanten Konter-Kombos versuchen, setzen ungeübtere Spieler einfach auf offensive Elementarzauber (Blitz, Eis, Wind, Erde oder Feuer) oder den neuen Onimusha-Modus, der Jubei vorübergehend in eine unverwundbare und Energieblitze schleudernde Kampfmaschine verwandelt. Dazu ist es allerdings nötig, dass Ihr fünf violette Seelen eingesammelt habt, die besiegte Gegner hin und wieder zurücklassen. Wer bereits vier dieser Seelen besitzt, sollte sich die Aneignung der fünften allerdings stets gut überlegen, denn sobald diese aufgesaugt wird, verwandelt Ihr Euch umgehend und es gibt kein Zurück mehr.

Bunte Seelenhatz

Bis man dann wieder fünf solcher Seelen beisammen hat, kann einige Zeit vergehen und der nächste Zwischengegner kommt oft früher als man glaubt. Wobei anzumerken bleibt, dass bei diesen nach wie vor keine Lebensenergieleiste angezeigt wird und man eigentlich nie weiß, welche Angriffe jeweils am meisten Schaden anrichten oder wie nahe man dem Sieg ist. Taktische Planung ist daher kaum möglich und der richtige Waffen- und Zaubereinsatz letztendlich reine Gefühlssache. Neben den violetten gibt es aber auch nach wie vor die aus Teil eins bekannten roten, gelben und blauen Seelen. Während die blaue Varianten Eure Zauberenergie auffrischt und die gelbe Eure Lebensenergie regeneriert, liefern rote Seelen eine Art Erfahrungspunkte, mit denen Ihr an Speicherpunkten Waffen und Rüstungen verstärken könnt. Erreichen diese einen neuen Level, verändert sich nicht nur deren Effizienz, sondern auch deren Aussehen, was wiederum nicht nur in den Menüs, sondern auch am Erscheinungsbild der jeweiligen Spielcharaktere zu erkennen ist.

Unschlagbares Quintett

Konntet Ihr im Vorgänger neben Protagonist Samanosuke lediglich noch mit der Ninja-Braut Kaede in den Kampf ziehen, hat Jubei in Onimusha 2 gleich vier Mitstreiter zur Verfügung. Neben dem stets coolen Scharfschützen Magoichi und dem aufbrausenden Kampfmönch Eikei, kann sich Jubei auch auf die Ninjutsu-Künste von Ninja Kotaro und die flinken Schwerthiebe der geheimnisvollen Oyu verlassen. Alle vier haben übrigens individuelle Primär- und Sekundärwaffen im Gepäck und beherrschen ganz persönliche Zauber- und Spezialangriffe. Doch damit nicht genug: Je nach Eurem Freundschaftsgrad, den Ihr durch passende Geschenke beeinflussen könnt, hält auch der Spielverlauf verschiedene Ereignisse parat. So bestimmt Ihr indirekt, wer Euch in kniffligen Situationen CPU-gesteuert zu Hilfe kommt, welche Story-Sequenzen und Dialoge Ihr zu Gesicht bzw. zu Ohr bekommt und wessen Part Ihr überhaupt aktiv übernehmen dürft.

Wer sucht, der findet

Bei geschickter Sympathieverteilung erlebt Ihr somit aber nicht nur unterschiedliche Ereignisse, sondern könnt zum Teil auch ansonsten nicht zugängliche Orte erreichen oder Gegenstände finden, was neben zusätzlichen Schwierigkeitsgraden sowie freischaltbarer Mini-Games und Extra-Features noch mehr Anreiz zu mehrfachem Durchspielen gibt. Zudem dürft Ihr Euch über zahlreiche Bonus-Artworks und einen kurzen Onimusha-3-Trailer freuen. Aber auch im Spiel selbst gibt es einige Geheimnisse und Extras zu entdecken und der Umfang wurde im Vergleich zum Vorgänger sogar fast verdoppelt - auch wenn dabei viele Orte mehrfach besucht und bereits gesäuberte Gebiete immer wieder mit neuen Gegnern aufgestockt werden, was andererseits zu rollenspieltypischem Aufleveln verleitet, denn um Ausrüstungsgegenstände zu verbessern, bedarf es immer mehr körperloser Seelen.

Optische Glanzleistung

Da die Dämonenhatz von Capcom abermals nahezu perfekt inszeniert wurde, wird es aber nur selten langweilig. __NEWCOL__Die Locations bestechen durch ihren immensen Detailreichtum und viele kleine liebevolle Animationen und Effekte wie fließendes Wasser, flackernde Kerzen, wabernder Nebel oder herabfallendes Laub. Oft sind auch direkte Interaktionen mit der Umgebung möglich. So kann man beispielsweise kleinere Bäume niedermähen, vorbeihüpfende Frösche einfangen, Weg versperrende Hindernisse zerbröseln oder hochexplosive Apparaturen zur Gegnerbekämpfung in die Luft jagen, wenn einem diese nicht zuvorkommen - seltene Slowdowns allerdings inklusive. Besonderes Lob verdienen die realistisch geworfenen und brechenden Echtzeitschatten sowie die exzellenten Charaktermodelle samt ausgefeilter Mimik und Motion-Capturing-Animationen, die endlich auch PAL-Konsoleros in flotten sowie balken- und flimmerfreien 60 Herz genießen dürfen. Zur Orientierung gibt`s eine praktische Automap, die allerdings keine Besonderheiten wie verschlossene Türen, Teleporter oder Rätselobjekte festhält.

Ausgewogene Balance

Knobeleinlagen sind übrigens gar nicht so selten, auch wenn einen meist nur Zahlen-, Schiebe-, Schlüssel- und Platzierungsaufgaben erwarten, um weiter bzw. an spezielle Gegenstände zu kommen. Die Balance zwischen Action- und Rätselkost ist jedenfalls angenehm dosiert und Speichern kann man auch beliebig oft - allerdings nur an speziellen, dafür in der Regel ideal platzierten Schreinen. Da auch das Inventar unbeschränkt ist und man sich fast aus jedem Kampf zurückziehen kann, bleiben Euch lange Fußmärsche und frustrierende Wiederholungen aber ohnehin meist erspart. Seid Ihr gar im Besitz eines speziellen Halsbandes, könnt ihr Euch sogar nach jedem Kampf automatisch regenerieren, wobei der ausgewogene Schwierigkeitsgrad auch sonst kaum Frust aufkommen lässt. Nicht immer ganz überzeugend sind hingegen die durchwachsene englische Sprachausgabe, die von plump über pathetisch bis exzellent reicht sowie die lückenhaften und teils platten deutschen Untertitel. Der erneut erstklassige orchestrale Soundtrack und die satten Soundeffekte sind hingegen tadellos und tragen neben den zahlreichen und stimmungsvollen Zwischensequenzen viel zur dichten Atmosphäre bei.

Fazit


Capcom hat es mit Onimusha 2 geschafft, den bereits exzellenten Vorgänger in nahezu allen Belangen nochmals zu verbessern: Fast doppelter Spielumfang, zusätzliches Verwandlungs-Feature, noch imposantere Optik, fünf spiel- und beeinflussbare Charaktere, die für einen nicht-linearen Spielverlauf sorgen und endlich einen 60Hz-Modus. Ein paar Schönheitsfehler verhindern allerdings erneut, dass Jubei und Co zu Platinehren gelangen - allen voran die zwar unkomplizierte, aber nach wie vor nur digitale Steuerung sowie Übersichtprobleme durch ungünstige, wenn auch stimmungsvolle Kameraperspektiven inklusive sichtversperrender Gegner. Action-Adventure-Fans sollte dies aber keinesfalls davon abhalten, den Dämonenfiesling Nobunaga samt Gefolgschaft ein weiteres Mal ins Jenseits zu befördern und die vielen im Spiel versteckten Geheimnisse und Extras zu entdecken. Für Abwechslung sorgen dabei auch das neue Sympathiesystem sowie die vorbildlich dosierten Rätseleinlagen. Präsentation und Atmosphäre sind ohnehin unschlagbar und das Gameplay bietet sowohl Anfängern als auch Profis genug Möglichkeiten und Feinheiten, um sich so richtig auszutoben.

Pro

<li>60Hz-Modus</li><li>ungeschnitten</li><li>exzellente Grafik</li><li>spannende Story</li><li>einfache Steuerung</li><li>herrliche Atmosphäre</li><li>unbegrenztes Inventar</li><li>nicht-linearer Spielverlauf</li><li>auflockernde Rätseleinlagen</li><li>auflevelbare Waffen & Rüstungen</li><li>sichtbare Ausrüstungsveränderungen</li><li>fünf spiel- und beeinflussbare Charaktere</li><li>zahlreiche Geheimnisse & Bonus-Features</li>

Kontra

<li>magere Automap</li><li>seltene Slowdowns</li><li>keine echte Analogsteuerung</li><li>Schauplätze wiederholen sich</li><li>durchwachsene Sprachausgabe</li><li>Boss-Gegner ohne Energieleiste</li><li>teils unübersichtliche Kameraperspektiven</li>

Wertung

PlayStation2

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