Die Mumie kehrt zurück10.01.2002, Jens Bischoff
Die Mumie kehrt zurück

Im Test:

Wie im gleichnamigen Film kehrt die Mumie auch als Videospiel zurück. Auf der PS2 machen sich Rick O`Conell und Imhotep auf den Weg, dem finsteren Skorpionkönig gegenüber zu treten. Nachdem die PSone-Versoftung des ersten Teils eher mäßig war, soll die 128-Bit-Fortsetzung enttäuschte Mumien-Fans wieder versöhnen. Ob dies dank eines neuen Entwicklers und der leistungsfähigeren Plattform gelungen ist oder die Filmadaption erneut in die Hose ging, klärt unser Testbericht....

Zwei Spiele in einem

Im Gegensatz zum ersten Teil darf der Spieler in Die Mumie kehrt zurück (ab 24,68€ bei kaufen) erstmals auch in die Haut der Mumie schlüpfen. So erlebt man das Spiel nicht nur aus der Sicht Rick O`Conells, sondern kann auch in der Gestalt Imhoteps dem Skorpionkönig gegenüber treten. Dabei sind sowohl der Spielablauf als auch Schauplätze, Aufgaben und Gegner teils sehr unterschiedlich. Die beiden Storylines sind zwar inhaltlich miteinander verbunden, präsentieren das Abenteuer aber aus äußerst gegensätzlichen Blickwinkeln.

Während Imhotep die Seele seiner Geliebten Ankh Sunamun wiedererwecken und die Welt beherrschen möchte, will O`Conell selbiges verhindern und seine Familie aus den Fängen der Mumie befreien. Ob Ihr das Böse oder das Gute verkörpern und ans Ziel führen wollt, bleibt also Euch überlassen. Was Ihr tun müsst, um das jeweilige Ziel zu erreichen, ist allerdings fest vorgeschrieben, denn die Handlung ist strikt linear.

Auf den Spuren Lara Crofts

So muss Imhotep nach seiner Auferstehung erst einmal aus dem Londoner Museum entkommen, um anschließend über Kairo nach Karnak zu gelangen, um seine Geliebte wiederzubeleben, bevor es Richtung Goldene Pyramide geht, wo sein Gegenspieler, der Skorpionkönig, wartet. O`Conell ist zur selben Zeit mit Gattin Evy und Sohnemann Alex in einer verschütteten Tempelanlage unterwegs, wo er unfreiwillig die finsteren Pläne der Mumie kreuzt und sich nach dem Verschwinden von Alex an Imhoteps Fersen heftet.

Doch egal aus welcher Sicht Ihr das Abenteuer antretet, gilt es in bewährter Tomb-Raider-Manier den Gefahren auf Eurem Weg zu trotzen und sicher ans Ziel zu gelangen. Konkret bedeutet das: Rätsel lösen, Geschicklichkeitseinlagen meistern und jede Menge Gegner zur Strecke bringen. Für letzteres stehen Euch je nach Charakterwahl unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung.

Während O`Conell neben Faustschlägen, Fußtritten sowie zahlreichen Hieb- und Stichwaffen auch auf diverse Schusswaffen zurückgreifen kann und selbst mit abgetrennten Körperteilen frisch erlegter Mumien um sich prügelt, muss Imhotep auf letztere beiden Möglichkeiten zwar verzichten, kann dafür aber auf eine Hand voll Zaubersprüche zurückgreifen. Um seine Lebensenergie aufzufrischen, saugt Imhotep benommene Gegner zum Beispiel einfach per Magiewirkung aus, während O`Conell auf Erste-Hilfe-Kits angewiesen ist.

Licht und Schatten

Was sich bis hierher noch ganz reizvoll anhört, wird allerdings schnell durch die verkorkste Steuerung und eine unausgereifte Kameraführung relativiert. Dank situationsabhängiger Tastenbelegung werden vor allem Sprungpassagen, die bei Fehlern meist tödlich enden, schnell zu einem frustigen Erlebnis. Auch das Manövrieren Eures Protagonisten ist dank hakeliger Steuerung und wirrer Kameraführung oft eine Qual.

Zum Glück kann der Spielstand wenigstens jederzeit gesichert werden, was die Nerven zwar schont, das misslungene Handling allerdings nicht entschuldigt. Ebenfalls misslungen ist die unkomfortable und unübersichtliche Kartenfunktion, die teils sogar eher Verwirrung stiftet als Hilfe leistet. Auch nicht jedermanns Sache dürften die wenig intelligent agierenden und teilweise wiederentstehenden Gegner sein. Zwar bekommt auch der Spieler gelegentlich einen CPU-Partner an die Seite gestellt, eine verlässliche Rückendeckung stellen diese selbstständig agierenden Dumpfbacken jedoch kaum dar.

Die Rätseleinlagen sind da schon überzeugender und das Level-Design ist größtenteils auch recht ansprechend, wenn auch teils sehr düster. Mit einer Fackel in der Hand bringt man jedoch Licht ins Dunkel, auch wenn man dann nur noch eine Hand für Waffen frei hat. O`Conell kann ansonsten nämlich wie Lara mit zwei Pistolen gleichzeitig Blei spritzen, während Imhotep hingegen beidhändig diverse Klingen kreuzt. Die Kämpfe sind aber trotz abtrennbarer Gliedmaßen und Lebenssaft-Aussaugungen völlig unblutig und Leichen lösen sich nach kurzer Zeit in Luft auf. Um leblose Körper nach Waffen zu durchsuchen bleibt also nicht viel Zeit.

Stimmungstöter

Neben kurzen Zwischensequenzen in Spielgrafik wird die Story zwischen den einzelnen Spielabschnitten lediglich als vorgelesene Textpassage weitererzählt. Was so schon recht dürftig klingt, verkommt durch die teils peinliche deutsche Sprachausgabe zu einem Atmosphäre-Killer erster Güte. Zwar ist die DVD multilingual ausgelegt, was auch englische Sprecher ermöglicht. Abgesehen davon, dass die Texte hier professioneller vorgetragen werden, ändert dies aber nichts an deren dämlichen Floskeln und Inhalten.

Merkwürdig ist hierbei auch, dass die Charaktere in Dialog-Sequenzen teils zwar sogar ihre Augenbrauen verziehen können, aber ihre Lippen keinen Millimeter auseinander kriegen - das gibt dem Ganzen ein lächerlich wirkendes Kasperltheater-Flair. Ansonsten ist die Soundkulisse nämlich recht gelungen und sorgt mit düsteren orientalischen Melodien für dichte Atmosphäre.

Ähnliches gilt auch für die grafische Gestaltung: Atmosphärische Schauplätze werden durch eine immer wieder von Slowdowns und Clipping-Fehlern geplagte Grafik-Engine deutlich in Mitleidenschaft gezogen. Zudem wirken viele Texturen verwaschen, während Charakter-Design und Animationen ebenfalls wenig ansprechend gestaltet wurden. Dass sich Imhoteps Erscheinungsbild je nach Gesundheitszustand ändert, Fackeln ein Hitzeflimmern erzeugen und die Kulissen in der Ferne leicht verschwimmen, spendet dabei auch nur wenig Trost.

Pro:

  • zwei verschiedene Storylines
  • unterhaltsame Rätseleinlagen
  • atmosphärische Soundkulisse
  • Spielstand jederzeit speicherbar
  • Kontra:

  • lächerliche KI
  • verkorkste Steuerung
  • unausgereifte Kameraführung
  • peinliche deutsche Sprachausgabe
  • Vergleichbar mit:

    Tomb-Raider-Serie, Soul Reaver 2, Onimusha: Warlords, Resident Evil - Code: Veronica X, Silent Hill 2, Alone In The Dark: The New Nightmare, Devil May Cry

    Fazit

    Eigentlich ist Die Mumie kehrt zurück ja ein ganz ordentlicher Tomb-Raider-Clon. Wären da nicht die verkorkste Steuerung, die unausgereifte Kameraführung und die dürftige KI. Zwar kann man sich an all das gewöhnen und trotzdem ein originelles Abenteuer mit überdurchschnittlicher Rätselkost und zwei unterschiedlichen Storylines erleben, aber die Einschränkungen bei der Spielbarkeit bleiben bestehen. Zudem drücken audiovisuelle Peinlichkeiten auf die ansonsten gelungene Atmosphäre. Wer nicht bis zum ersten PS2-Auftritt von Lara Croft warten will, wird auch mit Rick O`Conell und Imhotep eine Weile angemessen unterhalten - allzu hohe Ansprüche sollte man dabei allerdings keine stellen.

    Wertung

    PlayStation2

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    Kommentare

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