Deus Ex: The Conspiracy16.07.2002, Mathias Oertel
Deus Ex: The Conspiracy

Im Test:

Vor gut zwei Jahren hat Warren Spector mit Deus Ex das PC-Shooter-Genre revolutioniert. Ein altbekanntes Spielprinzip wurde mit zahlreichen noch nicht im Genre genutzten Elementen aufgestockt und ein Spiel-Erlebnis geschaffen, das sowohl Spieler als auch Presse uneingeschränkt begeistern konnte. Ob Deus Ex: The Conspiracy nahtlos an die Erfolge der PC-Fassung anknüpfen kann und welche Änderungen es neben dem Namen gibt, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Vor gut zwei Jahren hat Warren Spector mit Deus Ex das PC-Shooter-Genre revolutioniert. Ein altbekanntes Spielprinzip wurde mit zahlreichen noch nicht im Genre genutzten Elementen aufgestockt und ein Spiel-Erlebnis geschaffen, das sowohl Spieler als auch Presse uneingeschränkt begeistern konnte. Ob Deus Ex: The Conspiracy nahtlos an die Erfolge der PC-Fassung anknüpfen kann und welche Änderungen es neben dem Namen gibt, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Amerika versinkt im Chaos

Im Amerika der Zukunft herrschen Krankheit und Armut. Nur einige wenige Priviligierte können sich die notwendigen Medikamente leisten, um überleben zu können - genügend Zündstoff und Futter für terroristische Attacken, allen voran die der National Seccessionist Force (NSF)

Doch mit der United Nations Anti Terrorist Coalition (UNATCO) hat eine Organisation den Kampf aufgenommen. JC Denton, einer der fähigsten UNATCO-Agenten wird beauftragt, die NSF mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen.

Doch selbst JC hätte sich nicht träumen lassen, dass er schließlich gegen alle Fronten kämpfen muss, um die Verschwörung aufzudecken.

Atmosphäre pur

Deus Ex spielt sich zwar im Prinzip wie jeder x-beliebige Ego-Shooter, hat jedoch weitaus mehr zu bieten, als sämtliche seiner Genre-Kollegen.

Zum einen haben wir da die Story, die anfänglich äußerst schwarzweiß-malerisch mit Stereotypen um sich wirft. Doch je weiter Ihr vorankommt, desto komplexer wird das Dickicht aus Vertrauen, Verrat und der merkwürdigen Seuche.

Schön dabei ist auch, dass Ihr überall viele kleine wichtige und unwichtige Hinweise auf die Geschichte bekommt, so z.B. in Form von Computer-Einträgen, Zeitungsausschnitten, Notizen usw.

Zwar kommt man problemlos auch ohne diese kleinen Stimmungsmacher in den vollen Genuss der ausufernden Geschichte, doch es lohnt sich, wirklich alles im Spiel zu untersuchen.

Denn möglicherweise findet Ihr neue Side-Quests oder einen Hinweis, wie das eine oder andere Rätsel zu lösen ist. Doch selbst wenn es nur für die eigentliche Handlung unwichtige Indizien sind, wird durch diese kleinen Story-Happen eine enorme Atmosphäre geschaffen.

Ego-Shooter-RPG

Aber Deus Ex hat weitaus mehr zu bieten als famose Atmosphäre: Wie kein anderes Action-Spiel bietet es Euch die Möglichkeit, Euren Charakter zu formen und zu entwickeln.

Bereits zum Start des Spieles habt Ihr die Möglichkeit, ein bestimmtes Kontingent an Punkten in Eure Fertigkeits-Entwicklung zu investieren.

So könnt Ihr JC zum wahren Computer-Crack machen, zum Spezialisten im Öffnen von Schlössern usw. Natürlich stehen auch diverse Fähigkeiten im Bereich des Schusswaffengebrauchs auf dem Programm.

Und je nachdem, wie Ihr Euch entscheidet, werdet Ihr auch anders an das Spiel herangehen. Sollte Euer JC einen hohen Wert bei Gewehren haben, werdet Ihr des Öfteren als Sniper Eure Feinde ausschalten, um ans Ziel zu kommen.

Aber vielleicht liegen Euch ja eher Duelle mit herkömmlichen Pistolen. Oder Ihr versucht, Auseinandersetzungen so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen und haltet Euch im Schatten, um ungesehen Eure Aufgaben zu erfüllen.

Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt und reizen so auch dazu, das Spiel nach erfolgreichem Abschluss eventuell nochmals hervorzukramen und einen vollkommen neuen Weg zu finden.

Während des Spieles habt Ihr natürlich immer wieder Gelegenheit, JC weiter fortzubilden. Einerseits durch Verteilung neu gewonnener Fähigkeitspunkte, andererseits durch Implantate, die Euch mit neuen Fähigkeiten wie zum Beispiel besonderer Stärke oder Schnelligkeit versehen. Doch diese Implantate müssen erst einmal gefunden werden und zudem ist die Anzahl an möglichen "Einsatzstellen" streng limitiert.

Auch hier ist Voraussicht angesagt, denn ansonsten findet man sich urplötzlich mit einem Implantat wieder, das einen mit Features ausstattet, die vielleicht vollkommen gegen die angestrebte Spielweise gehen.

Interaktive Welt

In den zahlreichen Abschnitten, die mit erfreulich kurzen Ladezeiten auf Euch warten, gibt es zahllose Möglichkeiten, mit der Umgebung zu interagieren: Kisten, Computer, Zeitungen - fast alles lässt sich manipulieren oder in irgendeiner Form einsetzen.

Auch zahlreiche NPCs lassen sich ansprechen und reagieren auf Eure Aktionen. Dass dabei nicht unbedingt alle, die sich als Freunde ausgeben, letzten Endes auf Eurer Seite stehen, sorgt für eine beständige Spannung.

Dadurch wird die dichte Atmosphäre weiter gestärkt und gibt Euch das Gefühl einer sorgfältig konstruierten und "realen" Spielwelt - etwas, das viele Genre-Genossen verzweifelt versucht haben.

Genau so wie die abwechslungsreichen Missionen, die mit diversen Primär- und Sekundäraufträgen auf ihre Bewältigung warten.

Komplexe Steuerung

Angesichts der zahlreichen Möglichkeiten, die ein Spiel wie Deus Ex bietet, ist es zwangsläufig, dass sich die Steuerung als höchst komplex, in manchen Momenten sogar recht kompliziert gestaltet.

Zwar gibt es ein Training, das Euch vorbildlich in die Kontrollen einführt, doch im Eifer des Gefechtes werden vor allem Genre-Neulinge hin und wieder in arge Schwierigkeiten kommen.

Doch trotz allem ist das Pad optimal belegt und reagiert auch sehr gut.

Möglicherweise um die komplexe Steuerung auszugleichen, gestaltet sich die KI als äußerst nachgiebig einerseits und unvorhersehbar andererseits (und das nicht im positivsten Sinne): Es kann durchaus passieren, dass Ihr mit gezückter Waffe auf Euren Gegner zu lauft und der erst reagiert, nachdem Ihr aus einem halben Meter Entfernung den ersten Schuss auf ihn abgefeuert habt.

Auch sonst verhalten sich die Genossen nur mäßig intelligent: Meistens sind sie damit beschäftigt, Ihre geskripteten Runden zu drehen und weichen davon nur ab, wenn Ihr einen Kameraden gleich nebenan unter Beschuss nehmt.

Einerseits erleichtert dies natürlich das Vorwärtskommen erheblich, doch mit mehr Tuning hätten die Gegner zu einem wesentlichen Faktor der Gesamtatmosphäre werden können, die aber dennoch durch die dichte Story und die Charakter-Entwicklungsmöglichkeiten bisher einsame Spitze im Genre ist.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Obwohl die PC-Fassung schon gut zwei Jahre auf dem Buckel hat und die Entwicklung der PS2-Version einiges an Zeit verschlungen hat, kann die Grafik nicht überzeugen.

So lange man sich in Räumen aufhält, gibt es wenig Probleme: Sauber und vollkommen ohne Geschwindigkeitsverlust müht sich die Engine ab, die Umgebung darzustellen.

Doch sobald man nach draußen geht, fangen die Probleme an: Geschwindigkeitsverluste und verwaschene Texturen geben sich die Klinke in die Hand und sorgen für ein deutliches Absinken des Spielspaßes - selbst wenn die Ruckler niemals auf ein spielstörendes Niveau fallen.

Die Figuren selber sind gerade mal guter Durchschnitt und ganz passabel animiert. Doch auch hier gibt es hin und wieder Fehler wie zum Beispiel den "Tanz": Obwohl die Figur eindeutig Gehbewegungen nach vorne macht, bewegt sie sich langsam nach hinten, was unweigerlich Erinnerungen an Michael Jacksons "Moonwalk" hervorruft und sich nicht unbedingt dazu eignet, die Figuren glaubwürdiger zu machen.

Spezial- und sonstige Effekte werden recht sparsam eingesetzt, können aber zu einem Großteil überzeugen.

Gleiches gilt für die eingestreuten Render-Filme, welche die Story vorantreiben. Zwar niemals in Regionen von Square- oder Capcom-Produkten, liefern die Videos jedoch eine solide Leistung ab.

Solider Sound-Hintergrund

Was die Grafik in Sachen Stimmung verspielt, kann die Sounduntermalung zu einem großen Teil auffangen: Die Effekte schallen glasklar aus den Lautsprechern und die sparsam, aber effektiv eingesetzte, gut komponierte Musik tut ihr Übriges, um die Atmosphäre zu retten.

Zu Hochform läuft Deus Ex jedoch erst auf, sobald Sprachausgabe (Englisch mit deutschen Untertiteln) mitmischt. Äußerst professionell und sehr stimmungsvoll geben die Figuren ihre zahlreichen Sprachsamples zum Besten.

Es lohnt sich auch, die Figuren häufiger anzusprechen und andere Themen zu erwähnen, denn erst dann bemerkt man, wie variantenreich, nützlich und witzig -mit einem Wort: lebendig- die Dialoge gestaltet wurden.

Pro

  • Umsetzung eines PC-Klassikers
  • lebendige Spielwelt
  • spannende Story
  • Charakter-Entwicklung
  • exzellente, abwechslungsreiche Sprachausgabe
  • abwechslungsreiche Missionen
  • vorbildliches Tutorial
  • starke Atmosphäre
  • Kontra

  • komplexe Steuerung
  • verwaschene Texturen
  • schwache KI
  • Außenlevels mit bösen Rucklern
  • Vergleichbar mit: <4PCODE cmd=DGFLink;name=Half-Life;id=1674>, <4PCODE cmd=DGFLink;name=Red Faction;id=1159>, <4PCODE cmd=DGFLink;name=No One Lives Forever;id=1675>

    Fazit

    Angesichts technisch hervorragender Konkurrenz wie Half-Life oder Red Faction wird es Deus Ex schwer haben, die Fans hinter sich zu vereinen. Die grafischen Mängel und die beladene Steuerung fordern einiges an Überwindung. Hat man sich jedoch mit diesen Mankos angefreundet, kann man sich auf die Story einlassen, die auch nach zwei Jahren immer noch nichts an Faszination und Spannung verloren hat. Und dann lernt man auch die ganzen Vorzüge von Deus Ex zu schätzen: die variantenreiche Charakterentwicklung, die trotz technischer Probleme unerreichte Atmosphäre und die lebendige Spielwelt. Zu schade nur, dass die Grafik nicht optimiert wurde, um ein grandioses Spielerlebnis adäquat zu unterstützen.

    Wertung

    PlayStation2

    0
    Kommentare

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