Transworld Surf02.12.2002, Jens Bischoff
Transworld Surf

Im Test:

Surf-Fans wurden von den virtuellen Umsetzungen ihres Lieblingssports immer wieder enttäuscht. Dabei ist es natürlich auch schwer, die Faszination Wellenreiten in angemessener Form auf PC oder Konsole zu portieren. So wirken die künstlichen Wellen zwar immer realistischer und das Umfeld immer authentischer, aber beim Gameplay ist der Spagat zwischen Realismus und Spielspaß einfach noch nie wirklich überzeugend geglückt.

PS2 vs. Xbox

Da seit der Veröffentlichung von Transworld Surf (ab 34,79€ bei kaufen) auf der Xbox mittlerweile schon über ein halbes Jahr verstrichen ist, haben sich sicher viele Genre-Fans ein paar Erweiterungen oder Verbesserungen erhofft. Diese halten sich quantitativ zwar in Grenzen, haben uns teilweise aber durchaus positiv überrascht. Vor allem das vereinfachte Gameplay sorgt dafür, dass der Titel auf der PS2 trotz schwächerer Optik eine bessere Figur macht. Zudem dürfen sich Sony-Surfer auf einen zusätzlichen Strand und einen neuen Mehrspielermodus namens Hai-Attacke freuen.

Andererseits dürfen sich per Splitscreen nun nur noch zwei menschliche Kontrahenten in die Wellen stürzen, während zwei weitere Rivalen von der CPU übernommen werden. Lediglich im etwas eintönigen König-der-Wellen-Modus können sich via Multitap bis zu vier Spieler gleichzeitig aufs Brett schwingen. Ansonsten erwarten Euch neben einer passiven Surfschule und einem unkonventionellen Karrieremodus noch einsame Solo-Sessions, heiße Duell-Wettbewerbe sowie freies Surfen mit einem von dreizehn Profis an insgesamt zehn realen Stränden.__NEWCOL__Ab ins Wasser

So könnt Ihr etwa in die Badehose bzw. den Neopren-Anzug von Taj Burrow, Cory Lopez, Chris Ward oder Rochelle Ballard schlüpfen, um die Wellen von Teahupoo, Todos Santos, Ohau oder Huntington Beach zu unterschiedlichen Tageszeiten zu bezwingen. Während es beim freien Surfen weder Zeitlimits, Gesamtpunkte noch Gegner gibt, macht man bei einer Einzel-Session Jagd auf den aktuellen Highscore. Bei einem Wettbewerb gilt es, die meisten Punkte aller Teilnehmer zu ergattern und im König-der-Wellen-Modus am längsten von allen auf dem Brett zu bleiben.

Witzig ist auch der neue Mehrspieler-Modus namens Hai-Attacke, wo stets ein Spieler als Hai unterwegs ist und Jagd auf die übrigen Surfer macht. Erwischt er einen, werden die Rollen getauscht. Wer am Ende die wenigste Zeit in der Rolle des Hais unterwegs war, gewinnt. Dreh- und Angelpunkt des Spiels ist aber nach wie vor der Karrieremodus, in dem Ihr durch spezielle Aufgaben neue Strände, Video-Clips und Bonus-Features freischalten könnt. Das ist auch wichtig, denn zu Spielbeginn stehen gerade einmal drei Locations zur Auswahl.

Karriere einmal anders

Die Vorgaben, die Ihr auf der Karriereleiter erfüllen müsst, sind dabei zum Teil recht ausgefallen: So müsst Ihr nicht nur vorgegebene Tricks zum Besten geben oder bestimmte Punktzahlen erreichen, sondern zum Beispiel auch Delfine aus Thunfischnetzen befreien, Möwen vertreiben und Foto-Sessions absolvieren. Dass die Aufgaben dabei immer schwieriger werden, versteht sich von selbst, doch insgesamt haben es die Entwickler mit dem Schwierigkeitsgrad doch ein wenig übertrieben. Zwar wurde das Handling auf der PS2 etwas vereinfacht und auch die Tricks lassen sich nun leichter ausführen und miteinander verbinden, aber für einen Funsport-Titel ist die Steuerung immer noch relativ anspruchsvoll - vor allem, wenn Ihr mit einem Surfer unterwegs seid, dessen Stärken recht unausgewogen sind. Schade, dass man sich keinen eigenen Wellenreiter zusammenbasteln kann.

Auf ein Neues

Ein Handicap stellen zum Teil auch die drei verfügbaren Kameraperspektiven dar, von denen eigentlich nur die Standardansicht trotz gelegentlicher Übersichtsprobleme wirklich brauchbar ist. Die künstlichen Wellen sehen dann zwar nicht ganz so bedrohlich aus wie aus der Verfolger- oder Frontalansicht, aber gerade bei Tricks und Sprüngen ist das auch besser so. Außer Ihr steht darauf, ständig einen unfreiwilligen Abgang zu machen. Dank motorisierter Riff-Girls, die Euch im Schlepptau auf Abruf zu jedem verfügbaren Brecher bringen, sind Stürze aber meist schnell vergessen. Je nach Witterung und Geschmack stehen Euch sowohl normale als auch schwierige und oft auch mörderische Wellen zur Verfügung, die unterschiedliche Eigenschaften haben und zum Teil sogar mit natürlichen oder künstlichen Hindernissen aufwarten.__NEWCOL__Rüpel oder Gentleman

So kommt es schon einmal vor, dass Haie oder andere Meeresbewohner Eure Bahnen kreuzen, Boote und Fischernetze Euch behindern oder andere Surfer auf der gleichen Welle reiten. Und je nachdem, wie man sich Fischen und Surf-Kollegen gegenüber benimmt, hat dies Einfluss auf Euer Karma - eine Anzeige, die bei rücksichtslosem Verhalten sinkt, wodurch andere ebenfalls versuchen werden, Euch das Wellenreiten so unangenehm wie möglich zu machen. Eine weitere Anzeige füllt sich durch das erfolgreiche Ausführen von Tricks auf und ermöglicht Euch bei voller Energie individuelle Spezialmanöver, die besonders viele Punkte einbringen. Eure Ausritte könnt Ihr anschließend auch als Replays auf Memory Card verewigen und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Überzeugender Wellengang

Technisch kann sich Transworld Surf durchaus sehen lassen: die Wellenphysik wirkt ziemlich realistisch und das Wasser vergleichsweise überzeugend. Auf der Xbox sah das Ganze allerdings noch spektakulärer aus. Allzu hohe Ansprüche solltet Ihr an die Optik aber ohnehin nicht stellen, schließlich sind auf dem Bildschirm genrebedingt nicht viel mehr als endlose Wassermassen und sich aufbäumende Wellen zu sehen. Zumindest bekommt Ihr diese in weitestgehend ansprechender Form und ohne PAL-Balken serviert. Die deutschen Bildschirmtexte sind teils etwas ungeschickt abgekürzt, während die Sprachausgabe nach wie vor auf Englisch erklingt. Die Akustik wird aber ohnehin von einem äußerst üppigen Surf-Soundtrack mit Beiträgen von Downset, Sum 41, Anti-Flag und vielen anderen dominiert, wogegen die Sound-FX eher durchschnittlich klingen. Zudem sind die Ladezeiten zum Teil ziemlich lang.

Fazit


Transworld Surf macht auf der PS2 keine schlechte Figur. Und das, obwohl man optisch dem Xbox-Original etwas hinterher schwimmt. Dafür wurde jedoch der Umfang geringfügig aufgebohrt und, was wohl entscheidender ist, die Spielbarkeit leicht verbessert. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar nach wie vor nichts für Trockenschwimmer, aber die Tricks gehen nun leichter von der Hand und unfreiwillige Abgänge sind weitaus seltener. Verzichten muss man auf der Sony-Konsole hingegen auf heiße Vier-Spieler-Splitscreen-Duelle, wobei im bildschirmfüllenden König-der-Wellen-Modus nach wie vor vier menschliche Kontrahenten mit von der Partie sein können. Ansonsten muss man sich mit lediglich einem weiteren Mitspieler sowie zwei CPU-gesteuerten Rivalen begnügen. Auf Dauer wird es aber auch in geselliger Runde etwas monoton und trotz unkonventionellem Karrieremodus und neuer Hai-Verfolgungsjagden vermisst man die spielerische Abwechslung anderer Funsport-Titel. Surf-Fans freuen sich aber dennoch über gelungene Wellenphysik, akzeptables Handling, üppigen Soundtrack, umfangreiches Videomaterial sowie reale Surfprofis und Locations.

Pro

<li>gute Wellenphysik</li><li>akzeptables Handling</li><li>reale Surfer & Locations</li><li>umfangreicher Soundtrack</li><li>verschiedene Witterungsverhältnisse</li>

Kontra

<li>lange Ladezeiten</li><li>eintöniges Gameplay</li><li>unspektakuläre Texturen</li><li>kein Vier-Spieler-Splitscreen</li><li>gehobener Schwierigkeitsgrad</li>

Wertung

PlayStation2

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