Defender10.04.2003, Jens Bischoff
Defender

Im Test:

Vor gut 22 Jahren schuf Eugene Jarvis den Kult-Shooter Defender (ab 21,95€ bei kaufen), bei dem man in einem wendigen Raumgleiter wehrlose Kolonisten vor bösen Weltrauminsekten retten musste. Mit dem gleichnamigen Remake versucht Midway nun auch PS2-Besitzer ins legendäre Defender-Cockpit zu locken, um dem intergalaktischen Ungeziefer auch in der dritten Dimension den Garaus zu machen. Ob ein dreidimensionales Defender überhaupt funktioniert, oder ob das Ganze mit dem Original ohnehin nichts mehr zu tun hat, verrät unser Testbericht.

Intergalaktische Insektenplage

An der abstrusen Hintergrundgeschichte hat sich seit damals kaum etwas geändert. Erneut wird das Sonnensystem von außerirdischen Insekten bedroht, die Kolonien in Schutt und Asche und wehrlose Siedler in ihresgleichen verwandeln. Dies gilt es einmal mehr zu verhindern, in dem man die unzähligen Invasoren mit Waffengewalt dezimiert und gefährdete Kolonisten rechtzeitig in Sicherheit bringt, bevor diese zu weiteren feindseligen Kreaturen mutieren.

Universeller Kammerjäger

Statt endlosem Dauer-Rettungseinsatz bietet das aktuelle Defender jedoch einen missionsbasierten Spielverlauf, bei dem Ihr auch noch andere Aufgaben zu erfüllen habt. So gilt es in insgesamt 17 Einsätzen auf verschiedenen Planeten und Monden zwar nach wie vor, möglichst viele Insekten zu eliminieren und Kolonisten zu retten, aber nebenbei wollen auch unbewaffnete Konvois eskortiert, mobile Flakstellungen transportiert oder unterstützende Panzer produziert werden.

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Keine Verschnaufpause

Da der Feind währenddessen ständig mit neuen Schwärmen einfällt, müsst Ihr Euch beim Erfüllen Eurer Aufgaben jedoch sputen und auch einmal einen gekidnappten Siedler seinem Schicksal überlassen, um einen unter Beschuss liegenden Transporter in Sicherheit zu bringen. Dadurch erhalten die Einsätze zwar auch eine strategische Note, aber viel Zeit für taktische Überlegungen bleibt im Eifer des Gefechts nicht.

Chaotisches Durcheinander

Überhaupt ist das Spielgeschehen sehr rasant und hektisch - mitunter sogar unübersichtlich. Das liegt daran, dass ständig neue Gegnerstaffeln aus dem Nichts auftauchen, das mickrige Radar nur eine sehr beschränkte Reichweite hat und gesuchte Objekte oft in einem chaotischen Wirrwarr aus Gegnern, Projektilen, Detonationen und Partikeln verschwinden. Bei den wichtigsten Missionszielen helfen allerdings oft Wegweiser oder ein Blick auf die separat aufrufbare Übersichtskarte weiter.

Kauf- statt Punkterausch

Dadurch wird die brachiale Dauer-Action aber immer wieder störend unterbrochen, was Fans des Ur-Defenders wohl besonders stören dürfte, denn dort hatte alles noch auf einem Bildschirm Platz und man wusste immer sofort, wann und wo wirklich Not am Mann war. Dafür kämpft Ihr jedoch nicht länger nur um die Highscore, sondern um Credits, mit denen Ihr Euch zwischen den Einsätzen Waffen-Upgrades und Extraleben kaufen könnt. Zudem dürft Ihr im Verlauf des Spiels in insgesamt sechs sehr unterschiedlichen Gleitern Platz nehmen, statt Euch auf einen beschränken zu müssen.

Solide Technik

Auch Einsatzorte und Aufgabenstellungen halten einiges an Abwechslung parat. Vom eher tristen Gegnerdesign kann man das zwar nicht behaupten, aber die schiere Masse an Chitin-gepanzerten Kanonenfutter gleicht diese Manko zumindest teilweise wieder aus. Erfreulich ist auch, dass das Geschehen selbst bei größten Gegnermassen und fulminanten Explosionen im Sekundentakt stets flüssig bleibt, während Euch der Soundtrack entweder mit treibenden Beats von KMFDM und Trigger oder mit vertrauten Klängen und teils Original-Soundeffekten in Ballerstimmung bringt.

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Peinliche Synchro

Alles andere als stimmig ist hingegen die geradezu peinliche deutsche Lokalisierung, die mit einer katastrophalen Übersetzungsqualität, falschen Texteinblendungen und viertklassigen Sprechern an Dilettantismus kaum noch zu unterbieten ist. Unverschämt sind auch die die vielen unverständlichen Ladezeiten, mit denen Ihr bei jeder Menüauswahl gequält werdet. Als Entschädigung serviert man Euch allerdings durchaus interessantes Bonusmaterial wie Interviews, Rückblicke und Trailer - auch wenn diese leider (oder vielleicht zum Glück) komplett englisch sind...

Willkommene Unterstützung

Das Steuern Eures Gleiters geht erstaunlich gut und selbst bei akrobatischen Glanzleistungen völlig unkompliziert von der Hand. Lediglich Kollisionsabfrage und Zielautomatik sorgen hin und wieder für Staunen bzw. Unmut - vor allem, da der Schwierigkeitsgrad schon auf der niedrigsten Stufe recht fordernd ist. Wer nicht gerne alleine fliegt, kann sich in einer handvoll Missionen übrigens auch Unterstützung von einem menschlichen Wingman holen oder sich mit diesem in einsamen Dogfights messen ohne dabei Einbußen bei der Framerate in Kauf nehmen zu müssen.

Fazit


Im Prinzip ist es den Entwicklern erstaunlich gut gelungen, Defender in die dritte Dimension zu portieren ohne das einzigartige Gameplay zu sehr zu verfälschen. Natürlich gibt es viele neue Features, aber diese stellen in der Regel sogar eine willkommen Abwechslung zum ständigen Insektenabschießen und Kolonistenretten dar. Das Erspielen neuer Gleiter und Upgrades motiviert jedenfalls mehr als eine reine Highscore-Jagd. Auf der anderen Seite ist das Ganze aber auch weitaus unübersichtlicher als damals. Die ständige Hektik und der fordernde Schwierigkeitsgrad waren zwar auch vor 22 Jahren schon ein Markenzeichen von Defender, aber Orientierungsprobleme gab es damals nicht. Ansonsten ist die technische Umsetzung grundsolide und die Steuerung geht leicht von der Hand. Auf die Stimmung drücken allerdings unverschämte Ladezeiten und eine Lokalisierung, die so mies ist, dass sie fast schon wieder kultig ist...

Pro

<li>solide Technik</li><li>kultige Soundkulisse</li><li>handliche Steuerung</li><li>17 actionreiche Missionen</li><li>interessantes Bonusmaterial</li><li>sechs aufrüstbare Raumschiffe</li>

Kontra

<li>grottenschlecht lokalisiert</li><li>oft hektisch & unübersichtlich</li><li>unverschämte Menüladezeiten</li><li>ziemlich hoher Schwierigkeitsgrad</li><li>teils merkwürdige Kollisionsabfrage</li><li>nicht immer optimale Zielerfassung</li>

Wertung

PlayStation2

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