MX Rider07.01.2002, Jens Bischoff
MX Rider

Im Test:

Mit MX Rider versucht Infogrames dem Atari-Label, unter welchem das Motocross-Spektakel erschienen ist, neues Leben einzuhauchen. Wo Atari draufsteht soll Spielspaß pur drin sein. Aber auch eine offizielle FIM-Lizenz haben die Franzosen zu bieten: Dadurch paaren sich authentische Fahrer und Strecken mit Arcade-lastigem Gameplay und abgefahrener Freestyle-Action. Ob das Konzept aufgeht und sich MX 2002 feat. Ricky Carmichael als aktueller MX-Champ geschlagen geben muss, erfahrt Ihr in unserem Test...

Authentisches Umfeld

Die FIM-Lizenz beschert MX Rider knapp 60 reale Cross-Piloten aus neun offiziellen Teams und 17 authentische Motocross-Strecken samt zahlreicher Original-Bikes, während Oxbow für exklusive Lackierungen und Outfits verantwortlich zeichnet. Den sechs Supercross-Parcours liegen zwar keine realen Strecken-Designs zugrunde, dennoch wurden auch diese von FIM-Strecken-Designer Freddy Verherstraeten persönlich und exklusiv entworfen.

Am interessantesten sind jedoch die sechs Freestyle-Arenen, die zwar komplett erfunden, aber dafür um so spektakulärer sind. Oder seid Ihr bei einem Freestyle-Wettbewerb schon einmal über Flammenmeere, Haifisch-Bassins, Starkstromgeneratoren, Vulkane, Kunstgletscher und Säureseen gesprungen oder hochexplosiven Fässern ausgewichen?

Abwechslungsreiche Spielmodi

Bei den Spielmodi findet man neben Einzelrennen, Freestyle und Meisterschaft auch einen Mehrspieler- und Wettkampf-Modus. Während Supercross-, Motocross- und Freestyle-Veranstaltungen wahlweise alleine oder zu zweit bestritten werden können, dürfen bei Meisterschaft und Wettkampf nur Solisten an den Start. Dafür sind aber bei geteiltem Bildschirm noch bis zu sechs CPU-Fahrer mit am Start und selbst in den Freestyle-Arenen darf man gleichzeitig auf Punktejagd gehen und den Kontrahenten notfalls sogar behindern.

Wählt man hingegen die Meisterschaft, muss man sich nach der Erstellung eines eigenen Fahrers zunächst dafür entscheiden, ob man als Supercross- oder als Motocross-Pilot um den Saisonsieg fahren will und in welcher Kubikklasse (125ccm, 250 ccm oder 500 ccm) man das tun möchte. Mit dem anfänglichen Startkapital sind jedoch noch nicht alle Klassen verfügbar, Siegprämien und Sponsorenverträge lassen allerdings bald die Kassen klingeln. Schade nur, dass man die gewonnenen Euros oder Dollars nicht in leistungssteigernde Tuning-Kits investieren kann. Lediglich beim Setup darf man Hand anlegen, aber auch da nur in äußerst geringem Maße.

Für Abwechslung sorgt hingegen der originelle Wettkampf-Modus, wo man insgesamt 36 Herausforderungen bewältigen muss, um besonders freakige Bonusfahrer freizuschalten. Die Aufgaben reichen dabei vom Erzielen eines Holeshots oder dem Ausführen bestimmter Stunts über das Erreichen einer vorgegebenen Punktzahl oder Platzierung bis hin zum Brechen eines Runden- oder Hoch- bzw. Weitsprungrekords. Amüsant sind auch die knapp vierzig Stunt-Manöver, mit denen man in den Freestyle-Arenen punkten und während eines Rennens Turbo-Boost-Ladungen sammeln kann. Das mag zwar nicht sonderlich realistisch sein und auch einige der Stunts sind reine Phantasie-Schöpfungen - Spaß macht´s aber trotzdem.

Unausgeglichene Mischung

Das Gameplay präsentiert sich dabei als einsteigerfreundliche Mischung zwischen Simulations- und Arcade-Elementen. Einsteigerfreundlich deshalb, weil Unfälle Seltenheitswert haben und die komplexe Steuerung nicht unbedingt vollständig beherrscht werden muss. So gibt es zwar separate Vorder- und Hinterradbremsen - dank unrealistischer Kollisionsabfrage kann man jedoch auf beide recht gut verzichten.

Des Weiteren lässt sich auch das Körpergewicht verlagern, um mehr oder weniger Bodenhaftung zu erzielen und das Sprungverhalten entscheidend zu beeinflussen. Ohne das entsprechende Know-how kommt man zwar auch noch ganz akzeptabel zurecht, doch hier beginnt sich schon die Spreu vom Weizen zu trennen. Ärgerlich ist nur, dass die Fahrphysik teils einfach nicht stimmt und man trotz Steuerfinessen letztendlich doch die meiste Zeit auf Konfrontationskurs geht, Banden als Lenkhilfe missbraucht und Kontrahenten eher rammt als sie zu überholen - denn während Ihr wie angeschweißt im Sattel bleibt, wird den armen CPU-Bikern selbiger bei Kollisionen meist sofort unter dem Hintern weggerissen.

Mitleid muss man allerdings nicht haben, denn auch die KI-Piloten machen keine Kompromisse - selbst im Ziel angekommen nehmen sie einen mit Ramm-Attacken noch aufs Korn. Als aggressives Fahrverhalten sollte man dies allerdings nicht auslegen, denn so etwas ist einfach nur dämlich. Dass sie auch ohne Euer Einwirken Crashs fabrizieren ist zwar realistisch, wirkt aber oft willkürlich. Unterschätzen sollte man die meist im Pulk fahrenden CPU-Dummchen dennoch nicht. Die KI-Stärke lässt sich dem eigenen Können zwar anpassen, aber selbst auf der einfachsten Stufe hat man es trotz allem mit Vollblut-Rasern zu tun.

Solide Technik

Grafisch überzeugt vor allem der auch im Splitscreen recht flotte Spielfluss und die uneingeschränkte Weitsicht. Clipping-Fehler sind selten und je nach Wetterlage und Bodenbeschaffenheit kann man beobachten, wie Fahrer und Bikes langsam immer stärker verdrecken. Zahlreiche Kameraperspektiven bedienen sämtliche Vorlieben und hektisch zur Seite springende Streckenposten sind eine unterhaltsame Abwechslung. Die Animationen machen dank Motion-Capturing größtenteils eine gute Figur, hätten allerdings etwas geschmeidiger sein können. Doch vor allem die Replays hätten spektakulärer sein können. Die Streckengrafik ist hingegen recht ordentlich, aber nicht überragend und das Bitmap-Publikum zwar zahlreich, aber nicht sonderlich ansehnlich.

Dafür sorgen die Pappzuschauer akustisch für überzeugende Rennatmosphäre, die auch vom Soundtrack der französischen Crossover-Combo Seven Hate passend untermauert wird. Dazu heizt ein englischsprachiger Kommentator à la Ridge Racer die Stimmung mit emotionsgeladenen Sprüchen statt langweiliger Analysen an und die Motorengeräusche klingen satt und authentisch. Auf eine nicht zu unterschätzende Nervenprobe stellen einen aber die extremen Ladezeiten - nicht einmal das Optionsmenü bleibt davon verschont und vor jedem Rennen eine halbe Minute Däumchen drehen ist selbst trotz eingeblendeter Spieltipps eine auf Dauer zermürbende Geduldsprobe.

Pro:

  • solide Grafik-Engine
  • gelungene Sound-Kulisse
  • gigantische Freestyle-Arenen
  • origineller Wettkampf-Modus
  • authentische Strecken & Fahrer
  • Kontra:

  • fragwürdige KI
  • zermürbende Ladezeiten
  • schwache Replay-Funktion
  • teilweise sehr unrealistisch
  • magere Setup-Möglichkeiten
  • Vergleichbar mit:

    MX 2002, ATV Offroad, Paris-Dakar Rally

    Fazit

    Mit MX Rider ist Infogrames ein recht spaßiges Cross-Vergnügen gelungen, das sich selbst vor MX 2002 feat. Ricky Carmichael nicht zu verstecken braucht. Im direkten Vergleich zieht man zwar knapp den Kürzeren, aber was die Freestyle-Arenen und die Zwei-Spieler-Tauglichkeit betrifft, hat MX Rider sogar die Nase vorn. Umfang und Abwechslung stimmen ebenso wie die Technik, wenn hier auch noch mehr drin gewesen wäre. Mehr hätten sich sicherlich auch Simulationsfreunde gewünscht, denn Spielablauf und Gameplay sind eindeutig nichts für Realitätsfanatiker. Der Spielspaß kommt zwar trotzdem nicht zu kurz, aber beim Fahrverhalten rümpft selbst der Laie des Öfteren die Nase. Zudem hätten die Setup-Möglichkeiten vielfältiger und die KI-Routinen überzeugender sein können. Wer darüber hinweg sieht und zudem bei den Ladezeiten beide Augen zudrückt, bekommt allerdings ein actionreiches Matsch- und Schanzenspektakel geboten, das auch nach dem Freispielen der zahlreichen Extras noch Spaß macht.

    Wertung

    PlayStation2

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    Kommentare

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