Ecco the Dolphin - Defender of the Future18.02.2002, Jens Bischoff
Ecco the Dolphin - Defender of the Future

Im Test:

Bisher war Delfin Ecco nur in Sega-Gewässern zu Hause, doch nun kommen auch PS2-Besitzer in den Genuss seines bisher letzten und imposantesten Auftritts. Ecco the Dolphin - Defender of the Future wurde von den ungarischen Ecco-Schöpfern Appaloosa sogar persönlich auf Sonys 128-Bit-Konsole umgesetzt. Zwar hat das Dreamcast-Original mittlerweile auch schon anderthalb Jahre auf dem Buckel, aber von seiner einzigartigen Faszination hat Ecco kaum etwas verloren. Mehr über das exotische Delfinabenteuer erfahrt Ihr in unserem Unterwasser-Test.

Ungewöhnlicher Held

Dass ein Delfin in ferner Zukunft die Erde vor der Zerstörung retten soll, klingt zunächst unglaubhaft, aber zumindest originell. Weniger originell ist hingegen, dass mal wieder böse Aliens für das ganze Schlamassel verantwortlich sind. Wie auch immer, als Spieler muss man einmal mehr den Weltenretter spielen, dieses Mal halt in Form eines auserkorenen Delfins...

Zwischen Eccos ersten Schwimmversuchen und dem schicksalhaften Endkampf gegen die Außerirdischen liegen allerdings gut dreißig mehr oder weniger komplexe Spielabschnitte, die teilweise sogar mehrfach besucht werden müssen. Anfangs verfügt Ecco nämlich nur über normale Delfin-Fähigkeiten, mit denen man sich zu Spielbeginn in einer Art Mini-Tutorial vertraut machen kann. Erst später lernt Ecco zeitlich begrenzte Spezialfähigkeiten wie Felsen zertrümmern, gegen starke Strömungen schwimmen oder vorübergehende Unsichtbarkeit, mit denen er auch an zuvor unerreichbare Stellen vordringen kann.

Sogar Bonusetappen wie ein klassischer 2D-Level oder Unterwasserfußball sind im Spiel versteckt. Aber auch die gewöhnlichen Spielabschnitte haben einiges an Abwechslung zu bieten: Von ruhigen Buchten über verschlungene Korallenriffe und Höhlensysteme bis hin zum versunkenen Atlantis erwarten Ecco nicht nur unterschiedlichste Szenarien, sondern auch immer neue Meeresbewohner. Letztere sind allerdings nicht immer freundlich gesonnen, doch auch ein Delfin kann sich effektiv zur Wehr setzen.

Die Waffen eines Delfins

Neben akrobatischen Kunststücken unter und über Wasser beherrscht Ecco nämlich auch diverse Angriffs- und Kommunikationsformen. So kann man mit Sonarwellen Gegner lähmen und Verbündete zu Hilfe rufen oder mit einer Rammattacke lästigen Widersachern den Garaus machen, wobei die automatische Zielfunktion bessere Ergebnisse als manuelles Anvisieren liefert. Ärgerlich nur, dass Eccos Gegner teilweise immer wieder neu entstehen und manchmal auch unverwundbar und sofort tödlich sein können.

Für die nötige Übersicht sorgt eine im Gegensatz zum Dreamcast-Original grafisch aufgemotzte, aber nur ausschnittsweise und nicht ganz fehlerfreie Levelkarte sowie ein PS2-exklusiver, aber viel zu klein geratener Radar-Kompass. Schon brauchbarer ist die ebenfalls nur auf der PS2 aufrufbare Richtungshilfe, die Ecco den direkten Weg zum nächsten Missionsziel anzeigt, was angesichts der verworrenen Levels und Aufgabenstellungen oft eine große Hilfe ist.

Lauernde Gefahren

Vor gelegentlichen Orientierungsproblemen ist man allerdings nie ganz gefeit und die Steuerung wirkt trotz freier Konfigurierbarkeit einfach überladen - wer kann schon zwei Analogsticks und mehrere Aktionstasten gleichzeitig bedienen... Zudem muss man auch Eccos Sauerstoffreserve und Lebensenergie im Auge behalten und selbst vor Vergiftungen bleibt der sympathische Meeressäuger nicht verschont. Dann heißt es die richtigen Fische fangen, um ein Antiserum oder Energieauffrischungen zu erhalten. Ab und zu findet man auch so genannte Vitalit-Kristalle, die Ecco dauerhaft zu mehr Lebensenergie verhelfen.

Atemluft gibt es hingegen an der Wasseroberfläche oder an verdächtig blubbernden Unterwasserquellen. Was Ecco in den jeweiligen Spielabschnitten zu tun hat, erfährt er von den zahlreichen Meeresbewohnern und unübersehbaren Leuchtkristallen - meist sind die Informationen aber so undeutlich, dass sie eher verwirren als weiterhelfen, was die Nerven und Geduld des Spielers trotz unbegrenzter Continues oft auf eine harte Probe stellt. Auch der stellenweise recht hohe Schwierigkeitsgrad dürfte nicht jedermanns Sache sein. Besonders lästig ist allerdings die unausgereifte Kollisionsabfrage, die in engen Spalten und zerklüfteten Höhlen trotz Rückwärtsschwimm- und Kehrtwende-Möglichkeit gelegentlich zu tödlichen Verhängern führt, aus denen man Ecco nicht wieder befreien kann.

Einzigartiges Ambiente

Ansonsten gibt es an der technischen Umsetzung wenig auszusetzen. Grafisch gleichen sich PS2- und Dreamcast-Ecco wie ein Ei dem anderen, auch wenn die traumhaften Kulissen und Animationen nicht mehr ganz so spektakulär wirken wie vor knapp zwei Jahren. Kritische Augen werden vielleicht die lediglich als platte Bitmaps dargestellten Fischschwärme und die relativ knapp bemessene Sichtweite unter bzw. gelegentliches Pop-Up über Wasser bemängeln. Beim Erkunden der ansonsten nach wie vor eindrucksvollen Meeresgründe sind das aber nur Kleinigkeiten.

Ambiente, Präsentation und Atmosphäre befinden sich jedenfalls die meiste Zeit auf hohem Niveau, wozu neben einer authentischen Geräuschskulisse auch der esoterisch angehauchte, aber stets zur Situation passende Soundtrack beiträgt. Sprachausgabe gibt es hingegen nur während mancher der in Spielgrafik präsentierten Zwischensequenzen. Im Gegensatz zu den eingedeutschten Menü- und Dialogtexten sind die seltenen Sprachaufnahmen wie beim Dreamcast-Original allerdings auf Englisch.

Besonders lobenswert ist, dass es auch der 60Hz-Modus des Originals auf die PS2 geschafft hat - leider immer noch eine Seltenheit auf der Sony-Konsole. Besitzer von Breitbild-Fernsehern freuen sich zudem über eine optionale 16:9-Dastellung. Ein weiterer Bonus der PS2-Fassung ist der neue Galerie-Modus, wo man sich mit Ecco in einem gefluteten Ausstellungstrakt bereits freigespielte Filmsequenzen, Bilder und Musikstücke nochmals zu Gemüte führen darf. Wirklich grundlegende Veränderungen zur Dreamcast-Version sucht man allerdings vergebens.

Pro:

  • 60Hz-Modus
  • automatische Zielhilfe
  • unbegrenzte Continues
  • stimmungsvolles Ambiente
  • einzigartige Spielerfahrung
  • beeindruckende Präsentation
  • Kontra:

  • überladene Steuerung
  • Orientierungsprobleme
  • verworrene Missionsziele
  • hoher Schwierigkeitsgrad
  • wiederentstehende Gegner
  • fehlerhafte Übersichtskarte
  • unausgereifte Kollisionsabfrage
  • Fazit

    Im Prinzip hat Appaloosa Ecco bis auf minimale Veränderungen 1:1 auf die PS2 portiert. Wer also das Dreamcast-Original zu Hause im Schrank stehen hat, kann sich die Neuauflage getrost sparen. Die stimmungsvolle Optik kann zwar auch heute noch begeistern, wirkt allerdings trotz verlustfreier Umsetzung nicht mehr ganz so spektakulär wie damals. Die idyllische Soundkulisse ist hingegen zeitlos und sorgt mit der übrigen Präsentation für eine immer noch einzigartige Atmosphäre. Spielerisch ist es Appaloosa allerdings nicht gelungen, neue Akzente zu setzen oder die Kritikpunkte der Urfassung auszumerzen. Nach wie vor wirkt die Steuerung in vielen Situationen trotz relativ intuitivem Gameplay überladen und die verschleierten Aufgabenstellungen und der gehobene Schwierigkeitsgrad lassen das Unterwasser-Geschehen oft unnötig hektisch und kompliziert werden. Geduldige Spieler, die gerne auch mal um mehrere Ecken denken und über einen ausgeprägten Orientierungssinn verfügen, erleben mit Ecco jedoch ein exotisches Abenteuer abseits herkömmlicher Action-Adventure-Pfade.

    Wertung

    PlayStation2

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