Operation Winback16.10.2001, Mathias Oertel
Operation Winback

Im Test:

Auf dem N64 galt Operation Winback (ab 26,95€ bei kaufen) von Koei als Metal Gear Solid-Äquivalent. Midas Software präsentiert nun das Action-Game grafisch aufgepeppt auf der PS2. Ob Operation Winback dem Vergleich mit dem schier übermächtigen MGS2 standhalten kann oder ob es zumindest die Wartezeit überbrückt, erfahrt Ihr in unserem Test.

Auf dem N64 galt Operation Winback von Koei als Metal Gear Solid-Äquivalent. Midas Software präsentiert nun das Action-Game grafisch aufgepeppt auf der PS2. Ob Operation Winback dem Vergleich mit dem schier übermächtigen MGS2 standhalten kann oder ob es zumindest die Wartezeit überbrückt, erfahrt Ihr in unserem Test.

Die letzte Hoffnung

Eine Terroristengruppe namens "Crying Lions" hat mit Hilfe eines Waffensatelliten das Zentrum für Weltraumentwicklung dem Erdboben gleichgemacht. Kurze Zeit später folgt das Verteidigungsministerium. Bevor die gefährlichen Löwen ein weiteres Ziel vernichten können, wird SCAT (Strategic Covert Actions Team) eingeschaltet. Denn in drei Stunden soll das nächste Ziel detonieren.

Jean-Luc Snake oder Solid Cougar?

Winback wurde schon zu N64-Zeiten als "Möchtegern-Metal Gear Solid" belächelt.

Zugegeben: es gibt Gemeinsamkeiten. Hier wie da kämpft man alleine gegen eine schier aussichtslos scheinende Übermacht. Bei beiden Spielen kann man an einer Wand, Kiste oder ähnlichem in Deckung gehen, um aus einer halbwegs sicheren Position heraus die Lage zu sondieren oder die Positionen der Gegner auszumachen.

Doch das war es schon. Denn spielerisch liegt Operation Winback weitaus näher an dem ebenfalls hochgerühmten Syphon Filter für die PSone: Lupenreine 3D-Action mit Stealth-Elementen.

Doch auch das stimmt nicht ganz. Denn die Übersichtlichkeit bei Syphon Filter war etwas besser.

Das liegt zu einem großen Teil an der Kameraführung. Positioniert etwa auf Augenhöhe der Figur bleibt die Kamera im Normalfall hinter Euch. Es ist aber möglich, den Blickwinkel der Kamera um die Hauptfigur herum zu drehen, um einen bestmöglichen Einblick auf die Lage zu haben.

Teilweise ist dies auch bitter nötig, denn unter Umständen kann es vorkommen, dass Gegner auf Euch schießen, die Ihr noch nicht einmal im Blickfeld hattet oder habt. Gerade anfangs führt dies zu einigen Frustmomenten.

Doch ist der Umgang mit der Kamera erst einmal in Fleisch und Blut übergegangen, beginnt Winback, eine Menge Spaß zu machen.

Man muss sich langsam vorarbeiten, die Deckung geschickt einsetzen, und aus der Deckung heraus mit seinen zahlreichen Feuerwaffen dem Gegner den Garaus machen, bevor man sich weiter vorwagen kann. Trotz automatischer Zielhilfe kein leichtes Unterfangen. Denn die Gegner-KI ist akzeptabel. Die Feinde gehen nach Treffern in Deckung und versuchen auch, die eigene Figur in eine möglichst aussichtslose Situation zu bringen.

Sollte trotz des ausführlichen -fast schon zu langen- Tutorials und der auf den Levels verstreuten Medipacks Jean-Luc das Zeitliche segnen, wacht Ihr am letzten Checkpoint wieder auf und könnt einen neuen Versuch starten.

Natürlich wisst Ihr jetzt, wo die Gegner auftauchen und könnt dieses Wissen gezielt zu Eurem Vorteil nutzen.

Interessant ist übrigens, wie die Entwickler von Omega-Force die Deckungsidee aus MGS variieren: Bei Winback habt Ihr die Möglichkeit, Euch mit der Waffe im Anschlag aus der Deckung zu bewegen, zu feuern, und sofort danach wieder in Deckung zu gehen.

Eine Variation, die Metal Gear Solid 2 übrigens wieder aufgegriffen hat.

Doch dieses Prinzip mit "in Deckung gehen, raus, schießen, wieder zurück," ruft noch ganz andere Erinnerungen wach. Nämlich die an den hierzulande indizierten Lightgun-Shooter Time Crisis, der das gleiche System mit Lichtpistole praktizierte.

Bis auf die anfänglich gewöhnungsbedürftige Kameraführung lässt die Steuerung im Allgemeinen kaum Wünsche offen. Nur die manuelle Zielkontrolle ist empfindlich. Das wird jedoch durch einen Zeiger, der zerstörbare (und unbewegliche) Ziele markiert, weitestgehend relativiert. Im Kampf Mann gegen alle nutzt man meistens sowieso die Zielhilfe.

Hat man genug von den Einzelspielermissionen, die einen jedoch ziemlich lange beschäftigen können, drückt man einem oder mehreren menschlichen Spielern ein Pad in die Hand und macht sich auf die spaßige Multiplayer-Hatz, die wenigstens für alle Spieler die bekannten Kameraprobleme bietet.

Das Kreuz mit der Erblast

Bedingt durch die Hardware machte die N64-Version nur eine durchschnittliche und dazu noch stark vernebelte Figur.

Doch obwohl klar besser als der 64-Bit-Bruder ist Jean Luc Couger und seine Wiedergewinnungs-Operation auf der PS2 ein gutes Stück davon entfernt, ein grafischer Meilenstein zu sein: Die Hintergründe sind akzeptabel, das Scrolling sauber und die Texturen ansehnlich.

Die Animationen sind eigentlich gut (vor allem Kleinigkeiten wie das Nachladen sehen richtig nett aus), doch die Hauptfigur läuft leicht vorgebeugt durch die Gegend, was anfänglich gar nicht so richtig stört, aber irgendwann als "unnatürlich" ins Auge springt.

Die Sichtweite ist fast grenzenlos, Nebel taucht nur in beabsichtigten Momenten auf. Die pyrotechnischen Effekte sind gelungen, gehören aber ebenfalls nicht zu den Paradebeispielen für Explosionsgrafiken.

Der Powerzuwachs der PS2 im Vergleich zum N64 hat der Grafik sichtlich gut getan, doch da die Grafik immer einen Hang zum Sterilen aufweist, bleibt ein etwas schales Gefühl und der Gedanke, dass da mehr drin gewesen wäre.

Scharfe Zungen und scharfe Munition

Soundeffekt-technisch hat Omega ganze Arbeit geleistet. Der Soundtrack ist atmosphärisch gelungen ohne jedoch auffällig zu sein. Die Sprachausgabe ist sehr sauber und differenziert, hinterlässt jedoch manchmal den Eindruck, dass die Sprecher hier und da über das Ziel hinausschießen. Und bei Soundeffekten wie Pistolenschüssen gravierende Fehler zu machen ist fast unmöglich.

Pro

  • ungewöhnlicher Mix bekannter Action-Elemente
  • saubere Animation mit vielen kleinen Details
  • stimmige Soundkulisse
  • Multiplayermodus
  • gut erzählte Story
  • gute KI
  • Kontra

  • gewöhnungsbedürftige Kamerakontrolle
  • wirkt grafisch veraltet
  • recht hoher Schwierigkeitsgrad
  • Vergleichbar mit:

    Metal Gear Solid, Syphon Filter, Time Crisis (indiz.), X-Squad

    Fazit

    Operation Winback ist ein ambitioniertes Projekt, das versucht, sich ein paar Spielelement-Rosinen aus dem großen Action-Kuchen zu nehmen und diese in einem kleinen unkomplizierten Scheibchen für zwischendurch portionsgerecht an den Mann zu bringen.
    Grafisch um Klassen besser als die N64-Version hat Winback jedoch eine große Schwäche des Familienangehörigen übernommen: Das Trial-And-Error-Prinzip, das wirklich nicht jedermanns Sache ist. Auch wenn es kein Metal Gear Solid ist (und auch nicht sein will), können Fans von Stealth-Action (Betonung auf Action) ruhigen Gewissens auch einen längeren Blick auf Operation Winback werfen. Denn hinter der nicht ganz zeitgemäßen Grafik schlummert eine interessante Mischung, die vor allem durch den Taktik-Einschlag zu gefallen weiß.

    Wertung

    PlayStation2

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    Kommentare

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