Naruto Shippuden: Ultimate Ninja 517.12.2009, Jens Bischoff
Naruto Shippuden: Ultimate Ninja 5

Im Test:

Eigentlich dachte ich ja, dass sich Naruto mit Ultimate Ninja 4 zumindest hierzulande endgültig von der PS2-Front zurückgezogen hätte. Doch auch der Nachfolger hat es zwei Jahre nach seinem Japan-Release nun noch bis nach Europa geschafft und das obwohl mit Storm bereits letztes Jahr der Wechsel auf die PS3 vollzogen wurde. Ob man sich damit einen Gefallen getan hat?

Fadenscheiniges Recycling

Wer seinen Ultimate Ninja 4 -Spielstand aufgehoben hat, darf sich gleich zu Beginn über 100.000 Ryo Startguthaben sowie die Freischaltung zahlreicher Charaktere freuen,

Bevor man die Story fortsetzen darf, muss man erst nochmals die Ereignisse des Vorgängers spielen.
von denen es dieses Mal über 60 Variationen gibt.  Ansonsten scheint sich auf den ersten Blick nicht viel getan zu haben: Neben Trainings-, Versus- und Story-Modus gibt es auch wieder einen Shop mit diversen Sammelgegenständen sowie die Möglichkeit diese in Ruhe zu betrachten. Der Heldenmodus des Vorgängers wurde ersatzlos gestrichen, neue Spielmodi gibt es keine...

Doch kaum hat man den Story-Modus gestartet, folgt bereits die nächste Enttäuschung: Statt an der Stelle weiterzuspielen, an der der Vorgänger so abrupt geendet hatte, findet man sich erneut zu Beginn der Shippuden-Staffel wieder. Na ja, vielleicht gibt es ja einen kurzen Rückblick für Neueinsteiger? Weit gefehlt! Von Narutos Rückkehr nach Konoha bis hin zum Kampf gegen Itachi muss man alles in leicht gestraffter Form nochmals bewältigen. Für Neulinge sicher okay, aber warum müssen auch Kenner des Vorgängers all das nochmals über sich ergehen lassen? Hätte man hier nicht auch Gebrauch von der Spielstanderkennung machen oder wenigstens eine Skip-Funktion anbieten können?

Nein, denn dann wäre das Spiel ja schon nach gut einer Stunde vorbei und damit noch kürzer als der ohnehin schon mickrige Vorgänger gewesen... Also werden dessen Ereignisse einfach ein zweites Mal aufgetischt, der Rest mit viel Hin- und Hergelatsche künstlich gestreckt und schon ist man doppelt so lange unterwegs bis man nach ca. drei Stunden endlich auf Sasuke trifft und den finalen Abspann zu Gesicht bekommt. Der Umfang ist natürlich trotzdem ein schlechter Witz, aber wenigstens weiß die Inszenierung vor allem gegen Ende durchaus zu gefallen. Zudem kann man sich auch wieder abseits des Hauptplots eine ganze Weile mit dem Story-Modus beschäftigen, indem man mehr oder weniger aufwändige Nebenmissionen annimmt. Das Spiel begleitende Bekämpfen von Holzklonen kennt man ja schon aus dem Vorgänger, statt Kröten und Banditen sucht man jetzt 

Bei den kurzweiligen und leicht zugänglichen 2D-Duellen machen Naruto & Co. nach wie vor eine gute Figur. Die neue Tag Team-Komponente sorgt sogar für frische Impulse, lässt sich aber auch als Kombobrecher missbrauchen und nicht deaktivieren.
nebenher verlorene Tagebuchseiten und in Orochimarus Versteck erwartet einen nach Spielende sogar noch eine nette Überraschung.

Fragwürdige Neuerungen

Auch das Kampfsystem wurde leicht verändert. Bei den nach wie vor gelungenen, aber vor allem zu Beginn viel zu einfachen 2D-Duellen gibt es gelegentlich eine Tag Team-Funktion, mit der sich kurzzeitig ein Begleiter herbei rufen lässt, um zusätzlichen Schaden zu verursachen oder gegnerische Kombos zu unterbrechen. Zudem lassen sich dadurch auch verheerende Spezialangriffe in noch verheerender Teamattacken verwandeln. Im Versus-Modus ist diese Funktion ebenfalls am Start und zwar obligatorisch. Spieler, die sich an den künstlichen Kombobrechern stören, haben dadurch leider keine Möglichkeit klassische 1-gegen-1-Duelle zu bestreiten. Dafür kann man einmal mehr bestimmen, ob man Spezialangriffe lieber mit Tastenhämmern, Stickrotieren, vorgegebenen Tastenfolgen oder Reaktionstests verstärken bzw. abschwächen will.          

Ansonsten gibt es auch wieder diverse Wurfwaffen, Verwandlungen und Energie zehrende Ausweichmanöver.

Auch die tumben 3D-Kämpfe des Story-Modus' können im Team bestritten werden, Spaß macht's trotzdem nicht.
Man kann springen, blocken, zwischen verschiedenen Raumebenen wechseln oder verpatzte Angriffe mit einem erfolgreichen Reaktionstest kontern. Und auch reines Glück spielt nach wie vor eine Rolle, wenn gleichzeitige Attacken mit einer Runde Schere-Stein-Papier entschieden werden. Zu zweit machen die Anime-Keilereien jedenfalls noch immer Laune.

Im Story-Modus werden hingegen einmal mehr nur Bossduelle in 2D bestritten. Die überall umher streunenden Standardgegner vermöbelt man erneut in 3D. Das Kampfsystem wurde zwar etwas umgekrempelt, die Auseinandersetzungen sind aber genauso öde wie eh und je. Im Prinzip hämmert man einfach so lange auf die Angriffstaste bis alle Kontrahenten flach liegen - die Anvisierung und Verfolgung funktioniert automatisch. Meistens kann man aber auch einfach den Controller zur Seite legen und sich abseits der PS2 mit irgendwas beschäftigen. Denn da ihr fast immer mit ein, zwei Teamkollegen unterwegs seid, die auch ohne euer Zutun mit jedem Widersacher problemlos fertig werden, kann man seine Zeit anderweitig sinnvoller verbringen.

Vergebliche Liebesmüh

Am besten ist es ohnehin den tumben 3D-Kämpfen gänzlich aus dem Weg zu gehen. Dadurch erhält man zwar keine Erfahrungspunkte, mit denen man die Attribute Narutos und seiner aktuellen Gefährten verbessern kann. Aufgrund der völlig harmlosen und grenzdebilen KI-Gegner gibt es aber ohnehin keinen Grund dies zu tun, auch wenn die Charakterpflege an und für sich einen netten Zeitvertreib darstellt, sich sogar Fertigkeiten verbessern sowie Passiv-Begleiter aufstellen und Ausrüstungsgegenstände anlegen lassen. Doch bei den erst gegen Ende überhaupt fordernden Bosskämpfen, bringt euch das Ganze sowieso nichts, denn bei 2D-Duellen wird stets mit fixen Vorgaben gekämpft.

Zudem kann man verlorene Duelle beliebig oft wiederholen, richtig harte Brocken sind aber selten, die meisten Bossgegner bezwingt man im Halbschlaf.

Springereien wie diese sind eher selten, die meiste Zeit setzt das Leveldesign auf flache Schlauch- und Kesselabschnitte. Die Spielwelt selbst ist trotz praktischer Kartenfunktion ungemein mickrig und nur unwesentlich größer als im Vorgänger.
Im ersten Drittel des Spiels kommt nicht einmal ein Dreijähriger in Bedrängnis, wenn er einfach nur konstant auf die Kreistaste klopft. Speichern kann man im Story-Modus nach wie vor nur an bestimmten Stellen. Davon gibt es aber genug und aufgrund der überschaubaren Spielwelt sind diese auch meist schnell erreicht. Zudem gibt es eine praktische Kartenfunktion auf der sich mit entsprechenden Fertigkeiten auch wichtige Objektstandorte sichtbar machen lassen.

An der Geduld zehren lediglich die immer wieder entstehenden Fallen und Gegner sowie die mitunter etwas langen Ladezeiten. Nervig ist auch, dass es immer noch keine Möglichkeit gibt, die Kamera zu invertieren - weder aus der Verfolger-, noch aus der Ego-Perspektive. Lesefaule Spieler dürfte es auch ärgern, dass es nur noch eine Tonspur gibt. Wer kein Japanisch versteht, muss also mitlesen, wobei dieses Mal nicht nur englische und französische, sondern auch deutsche Untertitel verfügbar sind. Doch ob ihr auf japanischen Originalton steht oder nicht, die Soundkulisse geht insgesamt in Ordnung. Von der grafischen Präsentation kann man dies leider nicht behaupten: Die Kulissen sind extrem öde, die Sichtweite bei Objekten und Figuren stark eingeschränkt, die Cel-Shading-Charaktere wirken völlig verpixelt und das Bild flimmert teils ungemein. Die Zwiuschensequenzen und 2D-Kämpfe sehen zwar ganz ansehnlich aus, aber darüber hinaus kommt leider kaum Anime-Stimmung auf...       

Fazit

PS2-Besitzer wird es sicher freuen, dass sie nach zweijähriger Wartezeit doch noch in den Genuss kommen, die Shippuden-Ereignisse bis zum Wiedersehen mit Sasuke nachzuspielen. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es sogar deutsche Untertitel, dafür aber nur noch eine Tonspur. Trotzdem ist der mit Rollenspielelementen gespickte Story-Modus eher enttäuschend: Einen Großteil des Spiels verbringt man damit, die Ereignisse des letzten Teils erneut zu bestreiten und nach gut drei Stunden ist trotz dieser und anderer Streckungen alles erzählt. Immerhin weiß die Inszenierung vor allem gegen Ende zu gefallen. Und man kann sich wieder mit einigen, teils aufwändigen Nebenaufgaben beschäftigen oder sich seiner Sammelleidenschaft hingeben. Neben über 60 freispielbaren Charakteren gibt es auch wieder einen Fanshop mit Modellfiguren und anderen Sammelgegenständen sowie den Versus-Modus mit seinen kurzweiligen und um eine Tag Team-Funktion erweiterten 2D-Duellen. Im Story-Modus wird zusätzlich auch wieder in 3D geprügelt, was aber trotz Team-Komponente genauso öde ist wie letztes Mal. An der pixeligen Flimmeroptik, der eingeschränkten Sichtweite oder der nicht invertierbaren Kamera hat sich auch nichts geändert. Dank der nach wie vor leicht zugänglichen und unterhaltsamen 2D-Duelle, des üppigen Sammelangebots und des günstigen Preises werden Naruto-Fans aber trotzdem ihren Spaß haben.

Pro

spaßige 2D-Duelle
über 60 Charaktere
solide Sammelreize

Kontra

mickrige Spielwelt
künstliche Längen
primitive 3D-Kämpfe
grobpixelige Flimmeroptik
kurze & großteils recycelte Story

Wertung

PlayStation2

Der Storymodus ist ein schlechter Witz, Sammelangebot und 2D-Duelle machen aber nach wie vor Laune.

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