Need for Speed: Hot Pursuit 201.11.2002, Mathias Oertel
Need for Speed: Hot Pursuit 2

Im Test:

Als 1995 der erste Teil der Need for Speed-Serie erschien, hat wohl niemand geahnt, dass die Franchise einen derartigen Erfolg feiern würde. Sieben Jahre und fünf Fortsetzungen später kommt mit Need for Speed: Hot Pursuit 2 (ab 49,95€ bei kaufen) der neueste Ableger der erfolgreichen Serie und möchte die Pole Position der Arcade-Racer übernehmen. Ob das Vorhaben gelungen ist, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Rennen oder Verfolgung?

Im Prinzip besteht NfS Hot Pursuit 2 aus zwei verschiedenen Spielen: Den Superrennen, bei denen Ihr auf den insgesamt 30 Strecken nur gegen ein Fahrerfeld und entgegenkommenden Verkehr kämpfen müsst und dem Hot Pursuit-Modus. Hier müsst Ihr zusätzlich zu den Anforderungen der normalen Rennen noch der Polizei entkommen, die Euch nicht nur verfolgt, sondern auch mit Straßensperren und Helikoptern, die explodierende Fässer abwerfen, auf Euch wartet.

Jeder der grundlegenden Spielmodi bietet wiederum drei (Superrennen) bzw. vier (Hot Pursuit) Möglichkeiten, seine PS-Gelüste auszuleben.

Herzstück ist dabei jeweils die Meisterschaft auf Superrenen- bzw. der "Ultimate Racer" auf Hot Pursuit-Seite.

Denn hier wartet ein weit verzweigter Missionsbaum mit jeweils 30 Missionen auf Euch.

Hier reicht das Spektrum von einfachen Zeitrennen ohne gegnerische Fahrer bis hin zu ausgewachsenen Meisterschaften und K.O.-Rennen, bei denen der Letztplatzierte aus dem Wettbewerb gekickt wird.

__NEWCOL__Um neue Missionen freizuschalten, müssen die vorgegebenen Aufgaben erfüllt werden, wobei manchmal das Ziel auch variabel ist. So schaltet ein zweiter Platz z.B. eine neue Mission frei, ein Sieg sogar zwei neue Missionen, eine neue Strecke und möglicherweise ein neues Auto freigibt, das Ihr in den anderen Spielmodi verwenden könnt.

Bemerkenswert dabei ist, dass Ihr nicht alle Missionen erfüllen müsst, um das große Ziel "Mission 30" zu erreichen, so dass der Frustfaktor auf einem Minimum gehalten wird. Denn letzten Endes führen alle Wege nach Rom, also zu dem McLaren F1, mit dem Ihr am Ende belohnt werdet.

Allerdings sind die Missionsbäume etwas unübersichtlich präsentiert, da man immer hin und her scrollen muss, um seine Entscheidung zu treffen. Hier sind die Fassungen auf den anderen Systemen deutlich übersichtlicher.

Fahrspaß ohne Stress

Bei den anderen Spielmodi steht der ungezwungene Fahrspaß ohne Rennstress im Vordergrund: Die schnellen Rennen eignen sich besonders gut für zwischendurch, da hier aus dem bereits freigespielten Strecken- und Fahrzeugpool eine zufällige Auswahl getroffen wird.

Im "Hot Pursuit" wartet noch "Sei ein Cop" auf Euch, wo Ihr als Polizist den Rasern das Leben schwer macht.

Und zu guter Letzt haben wir noch die Herausforderung, wo Ihr solo oder zu zweit alle Entscheidungen über Strecke, Fahrzeuge und Wettbewerbsart (Turnier, Einzelrennen, K.O.-Modus usw.) festlegt.

Und Einstellmöglichkeiten sind genügend vorhanden: Ihr könnt festlegen, wie stark Eure Gegner sind, ob Fahrzeugschäden möglich sind, wie viel Verkehr auf der Strecke ist usw.

Dadurch können sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene schnell erste Erfolgserlebnisse verbuchen.

Asphalt-Action

Habt Ihr Euch für einen Modus und Fahrzeug entschieden kann es losgehen. Und wie man nicht anders erwarten könnte, erweist sich das Rennspielgeschehen als absolut durchdacht und holt fast alles aus den Genre-Vorgaben heraus.

So habt Ihr z.B. die Wahl zwischen zwei Fahrphysikmodellen: Die klassische Veriante ist stark arcade-orientiert und lässt Euch die Chance, den einen oder anderen Fahrfehler abzufangen. Wählt Ihr jedoch Extrem ist Vorsicht geboten: Der Wagen reagiert äußerst sensibel auf Lenkbewegungen und lässt sich vor allem in den Kurven nicht mehr so einfach beherrschen, weswegen diese Auswahl nur Profis zu empfehlen ist.

Doch auch im klassischen Modus sind die Unterschiede zwischen den insgesamt 49 Wagen deutlich zu spüren und zeigen, mit wie viel Sorgfalt die Entwickler ihre Arbeit verrichtet haben.__NEWCOL__Ein ausgefeiltes Schadensmodell ist ebenfalls vorhanden: Zwar haben wir es in unseren Test-Serien niemals geschafft, den Wagen zum Aufgeben zu zwingen, doch mit zunehmenden Kollisionen nimmt die Leistung des Wagens deutlich ab. So wird zum Beispiel die Lenkung schwerfälliger oder die Beschleunigungskraft nimmt massiv ab. So schafft Hot Pursuit 2 fast spielend einfach den schwierigen Spagat zwischen ungezwungenem Spielspaß und Realismusanspruch.

Matrix lässt grüßen

Auch ansonsten geizt Hot Pursuit 2 nicht mit Ideen. So bekommt Ihr für Sprünge, Überholvorgänge oder wenn Ihr Straßensperren durchbrecht Zusatzpunkte, die sich zusammen mit den Punkten in den Wettbewerben recht schnell ansammeln.

Habt Ihr genügend Punkte beisammen, erhaltet Ihr die Meldung, dass Ihr wieder eine neue Strecke oder ein neues Fahrzeug freigeschaltet habt, die zusätzlich zu den Items im Missionsbaum Euren Fuhr- und Streckenpark ergänzen.

Um Euch eine bestmögliche Übersicht zu gewähren, gibt es neben den vier Standardkameras noch zwei besondere Ansichten, die sich per Knopfdruck aktivieren lassen und die es auch in den anderen Fassungen nicht gibt: Zum einen haben wir eine Rundumansicht im Matrix-Stil, die Euch zeigt, was um Euch herum passiert.

Zum anderen und für den Rennverlauf wesentlich wichtiger ist die "Vorschau-Kamera". Wird sie aktiviert, rast ein Feuerstrahl die Strecke entlang und zeigt Euch, was auf Euch zukommt.

Vor allem im "Hot Pursuit" kommt dieser Kamera eine entscheidende Bedeutung zu. Denn passiert sie ein wartendes Polizeifahrzeug oder eine Straßensperre, hält sie kurz an, um Euch zu warnen, so dass Ihr entsprechende Maßnahmen ergreifen könnt - eine klasse Idee!

Auch die spektakuläre Zeitlupen-Sprungkamera wird niemals langweilig und sorgt immer wieder genau so für Stimmung wie die Unfall-Kamera, die bei besonders Aufsehen erregenden Kollisionen aktiviert wird.

Das Streckendesign ist schlichtweg hervorragend. Jederzeit wird die perfekte Mischung aus Hügeln und Tälern, Hochgeschwindigkeitsgeraden und anspruchsvollen Kurven getroffen.

Zahlreiche Abkürzungen gibt es natürlich auch zu finden. Doch nicht alle bringen einen Vorteil, weswegen Ihr vorausschauend fahren solltet. In jedem Fall eignet sich eine Alternativroute, um die Polizei zu verwirren oder gar abzuhängen.

Sinnvolle Ergänzungen

Obwohl Euch die Polizei und auch die anderen Gegner im Hot Pursuit-Modus immer dicht auf den Fersen sind, bietet das Spiel einen ausgewogenen Schwierigkeitsgrad. Nicht nur die Vorschau-Kamera hat daran einen großen Anteil. Ein Radarwarner piept gefährlich, wenn Ihr Euch einer wartenden Streife nähert und im Gegensatz zu den anderen Fassungen bedeutet ein Ticket nicht das sofortige Aus - insgesamt drei Mal könnt Ihr erwischt werden, bevor Ihr hinter Gitter wandert.

Zwar müsst Ihr einen kleinen Zeitverlust in Kauf nehmen, doch auf Dauer wird die Frustgrenze dadurch minimiert.

Außerdem sind die Polizeiaktionen im Gegensatz zu den anderen Fassungen stets berechenbar. Ein wartender Streifenwagen versucht immer, das Fahrzeug zu verfolgen, für das er die Geschwindigkeitsmessung aufzeichnen konnte. Hier kommt in diesem Zusammenhang sogar noch ein strategisches Element ins Spiel: Denn unter Umständen kann es bei einer knappen Führung besser sein, den folgenden Wagen vorbeiziehen zu lassen, damit er die Polizei an der Stoßstange hat und nicht Ihr.

Weiterhin werden Euch ständig die Abstände zu der Konkurrenz angezeigt und -falls notwendig- auch die Restdauer der zu fahrenden Strecke, so dass Ihr jederzeit einschätzen könnt, ob Ihr weiter volles Risiko fahren oder die Sache gelassener angehen könnt.

Und das alles sind Features, die ebenfalls nicht auf den anderen Systemen enthalten sind.

Detaillierter Geschwindigkeitsrausch

Doch alle Features wären nur halb so viel wert, wenn uns die Grafik im Stich lassen würde. Glücklicherweise liefert das Team von Black Box Games hier ebenfalls einen sauberen Job ab.

Angefangen von den Fahrzeugen mit glänzendem Lack bis hin zum ausgefeilten und sauberen Streckendesign, das mit vielen kleinen Details glänzen kann, sorgt Need for Speed vor allem in der Anfangsphase immer wieder für "Ooohs" und "Aaahs"!

Wenn man sich z.B. die Wagen genauer anschaut, kann man erkennen, dass sich die Umgebung im Lack spiegelt. Dieses Environment-Mapping hätte man in dieser Qualität nicht von der PS2 erwartet.

Bei der Streckenumgebung ist die PS2-Fassung im Übrigen den Cousins wieder einen Schritt voraus: Sämtliche Partikeleffekte und kleine Details wie Nebelbänke oder Feuerschwaden, die einem die Sicht rauben, gibt es nur auf Sonys Konsole.

Zudem stimmt das Geschwindigkeitsgefühl wie auf keiner anderen Konsole. Vor allem in der Stoßstangen-Kamera zieht man unwillkürlich den Kopf ein, wenn man wieder einmal haarscharf an einem Baum vorbeigeschrammt ist.

Zwar nicht so gestochen scharf und hochauflösend wie die PC-Fassung, wirkt das Gesamtbild, das hier gezeichnet wird, deutlich stimmiger und trägt mit zum famosen Spielspaß bei.

Auch die Wiederholungen der Rennen sind allererste Sahne und wirken mit ihren Schärfenverschiebungen fast schon fotorealistisch.

Da nimmt man auch gerne in Kauf, dass sich die Bildwiederholrate nur am unteren Rand des Spektrums bewegt. Zumal nie irgendwelche Pop-Ups oder Slowdowns zu verzeichnen sind.

Rock me, Baby

Wer mit Rockmusik nichts anfangen kann, sollte die Musiklautstärke runterdrehen. Denn mit Tracks von z.B. Uncle Kracker, Bush, Course of Nature und Rush steht eine brachiale, aber letzten Endes vollkommen passende Musikuntermalung auf dem Programm.

Soundeffekte wie Motorengeräusche, quietschende Reifen usw. sind ebenfalls gut gelungen, kommen aber selten über einen gehobenen Durchschnitt hinaus. Vor allem die Motorengeräusche, so unterschiedlich sie auch von Wagen zu Wagen sind, klingen allesamt etwas blechern.

Die Sprachausgabe, die vor allem im Hot Pursuit-Modus zum Einsatz kommt, ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. Sauber und sehr professionell produziert wird hier ein wahres Stakkato an Sprachsamples zum Einsatz gebracht, das Euch jederzeit informiert, welche Maßnahmen die Polizei ergreift und welcher Streifenwagen hinter welchem Fahrer her ist.

Dabei kommt auch der Witz nicht zu kurz. So zum Beispiel, wenn ein Polizist bedingt durch einen Unfall zur Aufgabe gezwungen ist und die Zentrale ihm mitteilt, dass ein Abschleppwagen momentan nicht zur Verfügung steht.

Positiv fällt auf, dass der gesamte Soundhintergrund sehr gut ausbalanciert ist. Sprachausgabe, Musik und Soundeffekte geben ein durchweg harmonisches Bild ab, ohne dass irgendein Aspekt in den Hintergrund gedrängt wird.

Fazit


Die Besitzer anderer Systeme (PC inklusive) wird es nicht freuen, aber die PS2-Version von Need for Speed Hot Pursuit 2 ist einfach genial und schlichtweg um Klassen besser als der Rest vom Fest. Das Fahrgefühl ist perfekt, der Schwierigkeitsgrad ausgewogen und die Grafik gehört trotz niedriger Frame-Rate mit zum Besten im Genre und kann mit vielen kleinen Details überzeugen. Das Belohnungssystem ist ausgereift, das Streckendesign ebenso und durch die zusätzlichen Kameramöglichkeiten und den durchdachter wirkenden Gesamteindruck kann die PS2-Version von Hot Pursuit einfach mehr Atmosphäre und Spaß aufbauen als die Cousins auf den anderen Systemen. Zu schade, dass es keine Möglichkeit gibt, mehrere Konsolen zu verlinken, um in heißen Mehrspielersessions die Freunde vom Asphalt zu jagen. Doch weder dieses Manko noch die kleinen Schönheitsfehler wie der unübersichtliche Missionsbaum wirken als Spielspaßbremse. Für Rennspielfans definitiv ein Muss!

Pro

<li>cooler Soundtrack</li><li>zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten</li><li>gute KI</li><li>geniales Streckendesign mit zahlreichen Abkürzungen</li><li>fantastisches Fahrgefühl</li><li>gute, flüssige Grafikengine mit vielen Details</li><li>sehr gute Lokalisierung</li><li>gutes Schadensmodell</li><li>„Action-Kameras“</li><li>fast 50 Fahrzeuge</li>

Kontra

<li>unübersichtlicher Missionsbaum</li><li>Multiplayer nur für zwei Spieler</li><li>blecherne Motorensounds</li>

Wertung

PlayStation2

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