Turok Evolution23.09.2002, Mathias Oertel
Turok Evolution

Im Test:

Seit N64-Zeiten spaltet der Indianer Turok mit seinen Ego-Shooter-Abenteuern Schädel und die Gemüter. Doch nachdem die letzten Teile eher für Kritik gesorgt haben, soll der Dino-Jäger in Turok Evolution (ab 24,90€ bei kaufen) zu alter Form auflaufen. Ob das durch die spektakulären Werbe-Maßnahmen (Turok-Namensänderungen usw.) ins Rampenlicht geschobene Spiel die hohen Erwartungen erfüllen kann, erfahrt Ihr in unserem Test.

Die Zeit vor dem Ruhm

Turok Evolution besinnt sich auf den Hauptcharakter des Urvaters der Serie und erzählt, was dem Indianer Tal´ Set vor den Ereignissen in Turok - Dinosaur Hunter widerfahren ist.

Bei einem Kampf gegen seinen Erzfeind Captain Bruckner werden Tal´ Set und sein Gegner in eine fremde Welt transportiert.

Doch schnell muss der Indianer feststellen, dass das so genannte Verlorene Land von einer Gefahr heimgesucht wird, gegen die Bruckner so harmlos wirkt wie die Sesamstraße.

Dschungel-Rambo

Nach einem halben Jahrzehnt voller Turok-Spiele stellt sich natürlich die Frage, ob die Entwickler von Acclaim Austin aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und ob sie es vielleicht sogar schaffen, bereits bekannte Gameplay-Elemente durch neue Features aufzufrischen.

__NEWCOL__Doch auch, wenn es hier und da neue Einsprengsel gibt, auf die wir später noch eingehen werden, hat sich im Kern nichts an der neuesten Auflage der Turok-Serie geändert.

In bester Ego-Shooter-Manier wandert Ihr durch die 15 Kapitel lange Geschichte, die Euch immer wieder vor neue Aufgaben stellt, Euch immer wieder neue Gimmicks und Waffen in die Hand gibt und natürlich (fast) unzählige Gegner auf Euch hetzt, um die Aufgabe so schwer wie möglich zu machen.

Dabei bleibt Turok auch weitestgehend fair und gibt Euch durch strategisch gut verteilte Ausrüstungsgegenstände wie Munition und Gesundheits-Packs die Möglichkeit, die Anforderungen zu erfüllen.

Doch trotz aller Fairness gibt es einige Macken, die immer wieder für Frust sorgen: So ist zum Beispiel die KI mit Vorsicht zu genießen. Kommt Ihr zum Beispiel in Schussweite an einen Gegner heran, fangen umliegende Kollegen sofort an, dem Kameraden aus der Patsche zu helfen und drängen Euch schnell in die Enge.

Schafft Ihr es aber, die Kontrahenten aus der Entfernung auszuschalten, droht Euch selten Gefahr - diejenigen, die neben dem gerade abgeschossenen Kollegen stehen, drehen sich weg und tun so, als ob gar nichts wäre, so dass Ihr kaum Schwierigkeiten haben solltet, einen nach dem anderen auszuschalten - hmm.

Doch die Plus- und Minuspunkte der KI halten sich in etwa die Waage und sorgen unter dem Strich für einen ansprechenden und motivierenden Schwierigkeitsgrad.

Nochmal von vorne

Viel schwerer wiegt das vollkommene Fehlen jeglicher Checkpoints. Vor allem bei extrem großen Levels ist es total nervig, wenn man kurz vor Schluss das Zeitliche segnet und sich daraufhin nochmals durch die ganze Gegnerflut arbeiten muss; gespeichert wird automatisch am Ende eines Abschnittes.

Dabei hätte man ja nicht einmal ein Quicksave-Feature einbauen müssen: ein gelegentlicher Kontrollpunkt hier und da hätte schon gereicht.

Auch die Kollisionsabfrage bei den im Vergleich zu den Vorgängern glücklicherweise stark zurückgestuften Sprungsequenzen lässt zu wünschen übrig. Mehr als einmal stürzt man vollkommen überrascht in eine Schlucht, weil Turok urplötzlich in der Luft Tempo verliert oder an einer Kante hängen bleibt.

Dabei ist die Steuerung an sich gut und bringt die Eingaben schnell und exakt auf den Bildschirm. Das Pad ist eingängig belegt und dank optionaler Zielhilfe muss man sich auch nicht um die letzten Pixel kümmern, die zu einem eventuellen Headshot fehlen.

Flieger, grüß mir die Sonne

Wirklich Abwechslung vom Ego Shooter-Alltag kommt bei den eingestreuten Flug-Sequenzen auf, in denen Ihr auf dem Rücken eines bis an die Zähne bewaffneten Pterosaurus die Gegner vom Himmel holt.

Auch die Spinnenmine, die Euch als ferngesteuertes Spionage- und Angriffsgerät zur Verfügung steht, schafft Abwechslung, die zusammen mit den über zehn teilweise aufrüstbaren Waffen für ein ausgewogenes Spielerlebnis sorgt, das jedoch niemals Red Faction und Co. in Gefahr bringen kann.

Multiplayer-Gerangel

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit für Mehrspieler-Fans, sich Frag-Duelle zu liefern. Dabei fällt positiv auf, dass es zahlreiche Spielarten und Konfigurationsmöglichkeiten gibt. Weiterhin wird auf speziell für den Multiplayer-Modus kreierten Karten gekämpft und das Arsenal durch spezielle Waffen, die man im Singleplayer-Modus nicht finden kann, aufgestockt.

Doch die ganzen Options-Möglichkeiten werden durch eine entscheidende Tatsache relativiert: Für mehr als zwei Spieler sind keine Plätze vorhanden - auch Bots sucht man vergeblich. Und mit zwei Spielern ein Deathmatch zu spielen, ist auf Dauer nicht gerade sehr spaßig.

Au Backe

Dass man von der PS2 nicht unbedingt die Grafikpracht einer Xbox erwarten kann, ist wohl jedem klar. Insofern nimmt man auch stillschweigend in Kauf, dass die Grafik zwar im Allgemeinen sauber ist, jedoch im Detail bei weitem nicht die Qualität der Xbox erreicht.

Dabei wird viel aus der PS2 herausgeholt. Die Abschnitte wurden mit viel Leben gefüllt und verbreiten eine stimmige Atmosphäre: Sträucher und Bäume wiegen sich im Wind und Dinosaurier und anderes Kleintier stapft erhaben durchs Gehölz.

__NEWCOL__Auch die Animationen wissen durch Vielfältigkeit und weiche Übergänge zu gefallen.

Im Bereich Texturen muss der Spieler aber deutliche Eingeständnisse an den kleinen Grafikspeicher der PS2 machen. Die Grafik-Tapeten wirken wenig spektakulär und wiederholen sich im Lauf des Spieles sehr häufig.

Dafür gibt es jedoch nur in Ausnahmefällen Probleme mit der Bildwiederholrate. Die meiste Zeit läuft das Spiel flüssig, was ein wenig für die Eintönigkeit entschädigt, welche die Umgebung ausstrahlt.

Angesichts der fetten PAL-Balken schlägt man jedoch unweigerlich die Hände über dem Kopf zusammen und betet, dass die Entwickler ein wenig bei der Konkurrenz spionieren, um bei ihrem nächsten Projekt eine saubere Umsetzung zu präsentieren.

Klasse Sound

Während Gameplay und Grafik teilweise starke Ansatzpunkte zu Kritik liefern, ist der Soundtrack fast über jeden Zweifel erhaben. Die Hintergrundmusiken sind abwechslungsreich und liefern einen stimmungsvollen Kontrapunkt zu den brachialen Soundeffekten und der gelungenen Sprachausgabe.

Fazit


Hat man sich nach anfänglichem Schock an die PAL-Balken und die eintönigen Texturen gewöhnt, entfaltet Turok Evolution nach kurzer Zeit sein ganzes spielerisches Potenzial und beginnt, richtig Spaß zu machen - vor allem, wenn man die ersten Flugsequenzen erlebt. Doch dann kommen die endlosen Tode und vor allem die Flüche um das bescheidene Speichersystem, die einem das Spiel ziemlich verleiden können. Wer sich trotz allem durch diese Schwächen beißt, wird mit einem umfangreichen Abenteuer belohnt, dass zwar nur unwesentlich aus dem Genre-Dschungel herausragt, aber auf Grund einer stimmigen Atmosphäre, einer klasse Sound-Kulisse und einer lebendigen Umgebung seine Fans finden wird.

Pro

<li>umfangreiches Shooter-Abenteuer</li><li>lebendige Welten</li><li>Flug-Sequenzen</li><li>weitreichende Multiplayer-Optionen</li><li>angenehmer Schwierigkeitsgrad</li><li>optionale Zielhilfe</li><li>umfangreiches Waffenarsenal</li><li>gute Animationen</li>

Kontra

<li>keine Checkpoints</li><li>speichern nur am Levelende</li><li>schwache Texturen</li><li>gelegentlich Abstürze in der Bildrate</li><li>Multiplayer für nur zwei Spieler</li><li>ungenaue Kollisionsabfrage</li><li>Standard-Schalter-Rätsel</li><li>PAL-Balken</li>

Wertung

PlayStation2

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