Pride FC28.05.2003, Jens Bischoff
Pride FC

Im Test:

Nachdem die virtuellen Umsetzungen der Ultimate Fighting Championship seit der Dreamcast-Premiere vor knapp drei Jahren unter immer akuterem Ideenmangel leiden, wird es Fans der brutalen Käfigkämpfe vielleicht freuen, dass mit Pride FC (ab 69,94€ bei kaufen) endlich ein direkter Konkurrent in den Ring steigt. Doch damit nicht genug, wurde Pride FC doch genau vom gleichen Team entwickelt, das seinerzeit schon das legendäre Dreamcast-UFC auf die Beine gestellt hatte. Ob erfolgreiches Comeback oder verkorkstes Remake, erfahrt Ihr in unserem Testkampf.

Keine Regeln

Wie die UFC setzt auch die Pride FC auf nahezu regelfreien Kampfsport: Beißen, Haare ziehen und ein paar andere Gemeinheiten sind zwar auch hier tabu, aber ansonsten heißt die Devise "Vale Tudo" (alles ist erlaubt). Während die UFC dabei vor allem in Amerika populär ist, hat die Pride FC ihre Fans vorwiegend im asiatischen Raum. Der auffälligste Unterschied ist aber wohl die Kampfarena, denn während die UFC-Fights in achteckigen Käfigen stattfinden, kämpft man in der Pride FC in einer Art überdimensionalem Boxring. Die Kämpfe selbst laufen jedoch sehr ähnlich ab und können schon nach wenigen Sekunden zu Ende sein.

Taktisches Ringen

Dabei kann man den Gegner sowohl mit Schlägen, Tritten oder Grifftechniken zur Aufgabe zwingen - wobei Letzteres am häufigsten und effektivsten ist. So kann es auch vorkommen, dass fast die komplette Kampfzeit ringend am Boden verbracht wird, was sicher nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte.__NEWCOL__Wer sich dennoch auf die etwas monotonen, aber realistischen Pride-FC-Ringkämpfe einlässt, bekommt jedoch ein nach wie vor einzigartiges und taktisch geprägtes Kampferlebnis geboten, das weder mit Martial-Arts-Beat`em-Ups, Boxsimulationen noch Wrestling-Games wirklich vergleichbar ist.

Individueller Stil

Zwar wenden die 25 lizenzierten Pride-FC-Recken durchaus Wrestling-Griffe , Boxkombinationen oder Karate-Kicks an, aber die meisten Stile sind individuelle Abwandlungen oder Mischungen bekannter Kampfsportarten wie Wrestling, Karate, Kickboxen, Jiu Jitsu oder Muay Thai. So ist es auch wenig verwunderlich, dass man sich im Charaktereditor nicht für einen bestimmten Stil entscheiden muss, sondern unterschiedlichste Moves miteinander kombinieren kann. Zudem lassen sich Eigenschaften wie Ausdauer, Schlagkraft oder Trittstärke sowie Aussehen, Outfit und Einmarsch-Zeremonie des selbsterschaffenen Kämpfers festlegen. Gerade Letztere sind dabei recht aufwändig und realistisch in Szene gesetzt.

Authentisches Umfeld

Überhaupt wirkt das Ganze Drumherum bei Pride FC sehr authentisch, die Kämpfer sind detailliert modelliert und geschmeidig animiert und die Kamera selbst blutverspritzt noch überzeugend positioniert. Verletzungen gibt es jedoch weder spielerisch noch optisch und auch das Blut kann man via Optionsmenü versiegen lassen. Gegen die seit jeher unrealistisch laufende Ringuhr kann man aber immer noch nichts unternehmen und auch Kommentatoren sind nach wie vor Fehlanzeige. Am ärgerlichsten ist aber wohl das mickrige Angebot an Spielmodi. Training, Einzelkampf, Survival (25 Kämpfe in Folge) und Grand Prix (KO-Turnier für 16 Teilnehmer) müssen reichen, um Euch bei Laune zu halten. Einen Karrieremodus wie bei der UFC-Konkurrenz sucht man leider vergebens.

Handliches Gameplay

Bei Steuerung und Gameplay schenkt man dem direkten Konkurrenten hingegen nichts - es gibt sogar ein paar dezente Erweiterungen wie Umklammerungen und Schlagverzögerungen. Ansonsten ist alles wie gehabt: jede Gliedmaße wird wie bei Tekken durch eine Aktionstaste repräsentiert und lässt sich für entsprechende Schläge und Tritte nutzen, während Tastenkombinationen Konter, Würfe und andere Spezialmanöver auslösen.__NEWCOL__Geblockt und ausgewichen wird übrigens ganz konventionell mit dem Steuerkreuz. Handhabung und Timing sind dabei vorbildlich und Grobmotoriker dürfen ausgewählte Kombinationen auch komfortabel mit den Schultertasten aktivieren. Punktabzug gibt es lediglich für die eingeschränkten Aktionsmöglichkeiten und das Fehlen von Move-Listen - wer will schon jede Kombo selbst herausfinden...

Solide Technik

Technisch präsentiert sich Pride FC zwar solide, aber auch recht unspektakulär. Charaktermodelle und Animationen können zwar überzeugen, aber die Texturen sind eher schwach, das Spieltempo gering und die PAL-Balken riesig. Zudem flimmern Kanten und Menüs und die Kollisionsabfrage liefert nach wie vor teils haarsträubende Ergebnisse. Auch die Soundkulisse gibt sich eher unspektakulär, wobei eine Lokalisierung wieder einmal überhaupt nicht stattgefunden hat. Dafür gibt es für jeden der 25 Kämpfer authentische Einmärsche, audiovisuelle Biografien, ordentliche KI-Routinen und individuelle Special-Moves. Freispielbare Extras scheinen hingegen Mangelware zu sein.

Fazit


Pride FC ist sicher nichts für gewöhnliche Beat`em-Up-Fans. Wem Arcade-Prügler jedoch zu unrealistisch, Boxsimulationen zu eintönig und Wrestling-Spiele zu showlastig sind, für den könnten die brutalen Ringkämpfe der einstigen UFC-Schöpfer genau das Richtige sein. Allerdings solltet Ihr Euch darauf einstellen, dass die Kämpfe vorwiegend am Boden stattfinden, oft schon nach wenigen Sekunden entschieden sind und aufgrund der zahlreichen Kampfstile und Grifftechniken eine gewisse Einarbeitung erfordern. Dann sind die taktisch angelehnten Fights aber äußerst motivierend und interessant - vor allem zu zweit. Aber auch die variable KI kann überzeugen, die Handhabung ist vorbildlich, die Präsentation ordentlich und die Technik eigentlich solide. Nur die schlampige PAL-Anpassung und die ungenaue Kollisionsabfrage sorgen für Unmut. Zudem ist der Spielumfang sehr dürftig und Neuerungen gegenüber den UFC-Kollegen muss man mit der Lupe suchen. Es gibt zwar ein paar neue Finessen wie Clinchs und Finten, aber unterm Strich hat sich in den letzten drei Jahren spielerisch und inhaltlich so gut wie nichts getan. Wer das Dreamcast-UFC besitzt, kann sich also auch dieses Remake sparen.

Pro

<li>25 Original-Kämpfer</li><li>handliche Steuerung</li><li>einzigartiges Gameplay</li><li>authentische Präsentation</li><li>taktische Spielkomponente</li><li>geschmeidige Animationen</li><li>umfangreicher Charaktereditor</li><li>verschiedene individuelle Kampfstile</li>

Kontra

<li>nicht lokalisiert</li><li>dicke PAL-Balken</li><li>kaum Neuerungen</li><li>mickrige Spielmodi</li><li>unspektakuläre Optik</li><li>mäßige Soundkulisse</li><li>ungenaue Kollisionsabfrage</li><li>relativ träges Kampfgeschehen</li>

Wertung

PlayStation2

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