Onimusha 310.07.2004, Mathias Oertel
Onimusha 3

Im Test:

Mit viel Spannung erwartet, kehrt Takeshi Kaneshiro in der Rolle von Samanosuke Akechi zurück, um in Onimusha 3 (ab 10,52€ bei kaufen) als Samurai des Oni-Clans die entscheidende Schlacht gegen den dämonischen Nobunaga zu schlagen. Und er hat populäre Unterstützung mitgebracht: Niemand Geringerer als Filmstar Jean Reno (Léon, Der Rausch der Tiefe) agiert als sein Kampfgefährte Jacques. Ob die Star-Power im Zusammenspiel mit der ruhmreichen Onimusha-Reihe die Erfolgsserie fortsetzen kann, erfahrt ihr im Test.

Rendezvous in Paris

Der Kampf von Onimusha 1-Held Samanosuke Akechi gegen seinen Erzfeind Nobunaga ist noch nicht vorbei. Und dieses Mal hat der dämonische Fürst des japanischen Feudalzeitalters mit seinen Helfern einen Plan ausgeheckt, der sogar die heutige Zeit in ihren Grundfesten zu erschüttern droht: Nobunagas Wissenschaftler Guildenstern hat eine Zeitmaschine entwickelt und die dämonischen Genma fallen mordend ins Paris der Gegenwart ein.

Auch die adrette Michelle ist in einigen Abschnitten spielbar und setzt auf Feuerkraft und Handgranaten.

Doch er konnte nicht ahnen, dass Samanosuke durch ein Zeitloch ebenfalls im Jahr 2004 landet, während der französische Elite-Polizist Jacques ins Japan der Vergangenheit gerät. Der Kampf, der das Schicksal zeitübergreifend beeinflussen wird, kann beginnen...

Zugegeben: Anfänglich scheint der Mix aus altbekannter Onimusha-Erzähltradition und Einschlägen von Jules Verne über "Terminator" bis "Zurück in die Zukunft" fehl am Platze zu sein.

Doch durch das imposante CG-Video, das mit zum Besten gehört, was in den letzten Jahren über die Bildschirme flimmerte sowie die clevere Einbindung und Vorstellung der Charaktere gewinnt die spannend erzählte Geschichte schnell so etwas wie Logik und fesselt vom ersten Moment an. So stelle ich mir einen dramaturgisch gelungenen Einstieg in ein Spiel vor!

__NEWCOL__Altbekanntes Spielprinzip

Auch wenn die Geschichte mal mit Szenen in Spielgrafik und mal mit CG-Sequenzen gut erzählt wird und mit Überraschungen punktet, kann Onimusha 3 nicht verschleiern, dass sich das Kern-Gameplay seit Teil 1 nicht wesentlich geändert hat.

Mit Jacques und seiner Verlobten Michelle kommen zwar zwei neue, deutlich unterschiedlich spielbare Charaktere hinzu, doch am Ende läuft alles auf eines hinaus: Die scheinbar niemals enden wollenden Monstermassen mit Schwert (Samanosuke), Peitsche (Jacques) und Feuerwaffen (Michelle) niederstrecken, Seelen einsammeln und seine Waffen bis zum Maximum pushen, um für den unabwendbaren Endkampf gegen Nobunaga gewappnet zu sein. Selbstredend könnt ihr auch wieder ein paar Abstecher in den so genannten Demon Realm unternehmen, um neben einem rasanten Anstieg der Seelenleiste auch das eine oder andere Super-Item in Empfang zu nehmen.

Mit Peitsche und Schwert gegen das Ende der Welt. Jacques bietet einige neue Möglichkeiten, spielt sich aber im zunehmenden Spielverlauf sehr ähnlich wie Samanosuke.

Alte Kamera, fast neue Steuerung

Da die Steuerung nahezu unverändert übernommen und nur durch kleine Features wie den selbstständigen Wechsel in den zeitlich begrenzt spielbaren Oni-Avatar (ein unbesiegbarer Kämpfer mit immenser Zerstörungskraft) ergänzt wurde, werden sich Onimusha-Veteranen schnell zurecht finden.

Definitiv positiv ist zu vermerken, dass sich Capcom endlich durchringen konnte, nicht mehr auf eine verpönte Digital-Steuerung zu setzen. Mit dem Ergebnis, dass sich Jacques und Samanosuke deutlich angenehmer steuern lassen als im Vorgänger.

Der mysteriöse Heihachi findet sich auch in einem freispielbaren Bonus-Abenteuer.

Dass Capcom sich für Teil 3 erneut dazu entschlossen hat, die Spieler mit einer starren Kamera ohne Einflussmöglichkeiten auf die Monster loszulassen, ist allerdings bedauerlich. Denn so gut inszeniert und intensiv die Action auch ist, wirkt diese Methode der Darstellung mittlerweile antiquiert – immerhin nutzt Capcom dieses Prinzip seit dem ersten Resident Evil-Abstecher nach Raccoon City. So müsst ihr euch auch im Jahr 2004 darauf einstellen, manche Feinde aufgrund der starren Kamera viel zu spät zu sehen.

Neue Ideen

Dass Onimusha 3 trotzdem mehr ist als bloß ein Update, liegt an mehreren Faktoren und neuen Features: Erwähnenswert ist z.B. die Trainingsmöglichkeit an den Speicherpunkten. Für jeden der beiden Haupt-Charaktere könnt ihr nach und nach diverse Lektionen freischalten, die euch mit den Finessen der Steuerung vertraut machen. Diese haben nicht nur einen Lerneffekt, sondern auch noch einen spielerischen Nutzen: Schafft ihr es, alle drei Schwierigkeitsgrade zu bewältigen, bekommt ihr eine Belohnung. Die anfänglichen Kräuter und Medipacks nimmt man noch wohlwollend zur Kenntnis. Doch spätestens wenn ihr die schwarze Weste für die Fee Aku erhaltet, dürfte Freude aufkommen. Dann nämlich sind alle Schläge kritisch!

__NEWCOL__Wie? Fee? Richtig: Jacques und Samonususke wurde eine Fee zur Seite gestellt, die anfangs noch mit ihren Kommentaren und ihrer Piepsstimme nervt, später aber zu einem wertvollen Gefährten wird. Denn zum einen ist sie in der Lage, an Warp-Toren durch die Zeit zu reisen und so eine Verbindung zwischen den beiden Helden herzustellen, in der auch Gegenstände ausgetauscht werden können. Zum anderen trägt sie eine Weste, die je nach Farbe andere Wirkung zeigt. Die rote Weste sorgt z.B. dafür, dass die Gegner mehr rote Seelen fallen lassen, die ihr zum Aufwerten der Waffen und Rüstungen benötigt. Beim Anlegen der weißen Weste beginnt Aku um euch herumzuschwirren, wenn ihr still steht und füllt so eure Lebensenergie wieder auf. Und die orangefarbene Kutte wiederum macht den Einsatz von Magie wesentlich Mana-sparsamer.

Zwei Männer, zwei Epochen, zwei Freunde. Die Entscheidung, Jean Reno zu verpflichten, erweist sich als Glücksgriff.

Rätsel und Zeitreisen

Rätsel wurden auf ein Minimum reduziert und beziehen sich meist auf logische Verschiebereien beim Öffnen von Truhen und Zeitsprünge. In manchen Abschnitten seid ihr mit Samanosuke und Jacques am gleichen Ort, allerdings in einer anderen Zeit. Mit den schon angesprochenen Warptoren könnt ihr Aku von einer Epoche in die andere Schicken und dort mit der jeweiligen Figur Gegenstände manipulieren, um dem Partner in der anderen Zeit ein Tor zu öffnen.

Dies ist zwar eine erfrischende Idee, doch da der Spielverlauf linear ist, werden die Möglichkeiten dieser Zeitreise nicht so weit genutzt, wie man es sich hätte vorstellen können.

Mit zahlreichen freispielbaren Goodies und Mini-Spielen (unter anderem eine komplette Kurz-Kampagne mit dem immer wieder auftauchen Heihachi) wird die Spielzeit etwas verlängert und dürfte in der Summe bei ca. zwölf bis 15 Stunden liegen.

Edelgrafik?

Wie in den Vorgängern hat die Grafikabteilung auch in Onimusha 3 ganze Arbeit geleistet: Das Figurendesign ist sehr stimmig und der Wiedererkennungswert der Hauptdarsteller extrem hoch: selbst Jean Renos Augenringe (er möge mir verzeihen) sind klar zu erkennen. Auch das Gegnerdesign ist gelungen: Zwar hat man nach etwa zwei Drittel des Spieles alle Gegnertypen gesehen, doch da es eine ansprechende Anzahl unterschiedlicher Feinde gibt, wird man bis dahin immer wieder überrascht.

Die Grafik ist ansehnlich, bietet schöne Effekte, krankt aber immer noch an einer starren Kameraführung.

Animationen und vor allem die Spezialeffekte können sich ebenfalls sehen lassen. Blickfänger hier sind vor allem die Magieangriffe, die vom Feuersturm bis zum Eisangriff für Partikelzauber sorgen. Allerdings können diese Effekte bei hohem Gegneraufkommen auch hin und wieder für Slowdowns sorgen.

Bleiben noch die Hintergründe, die sich nicht verstecken müssen: Aufwändig, detail- und abwechslungsreich können sie fast vergessen lassen, dass sich die Kamera mit festen Positionen begnügen muss. __NEWCOL__Allerdings haben wir hier auch schon das größte Manko: Da die Umgebungen weitestgehend statisch sind und die Kamera auch von vornherein festlegt, was gezeigt wird, konnten sich die Entwickler zwar zeichnerisch richtig austoben, doch der Hauch von Antiquiertheit lässt sich im Vergleich zu "echtem" 3D mit variabler Kamera nicht abschütteln.

Cut-Scenes in Spielgrafik und phänomenale Rendervideos treiben die Story an.

Wo ist Jean Reno?

Wie gehabt bleibt die Onimusha-Serie ihrem Prinzip treu, die Sprachausgabe im englischen (und in diesem Fall teilweise sogar französischen) Original zu belassen und nur zu untertiteln.

Und wie immer funktioniert dieses Prinzip. Die Sprecher sind gut ausgewählt und erledigen ihren Job mit einer gebührenden Prise Dramatik.

Nur: Wieso hat man Jean Reno nicht verpflichtet, neben den französischen Sprechtexten auch die englischen Samples einzuspielen? Der Bruch zwischen seiner markanten Originalstimme und dem doch eher gemäßigten englischen Gegenstück ist spürbar und dürfte auch Hörern auffallen, die bislang noch nicht die Gelegenheit hatten, den französischen Filmstar im Original zu hören.

Über jeden Zweifel erhaben sind auch die Soundeffekte und die stimmungsvoll komponierte Musik, die das Action-Spektakel akustisch gut untermalen.

Fazit

Onimusha 3 ist vor allem grafisch das bislang ausgereifteste Spiel der Serie und eine in nahezu allen Belangen würdige Fortsetzung der Saga. Aber obwohl mit den Sprüngen zwischen den Zeitebenen auch noch ein schönes neues Element hinzu gekommen ist, schaffen es Jacques und Samanosuke nicht, den Award zu knacken. Denn im Kern spielt sich Onimusha 3 wie der erste Teil, wobei die Gewichtung hier sogar mehr auf Action und weniger auf Rätseln liegt wie in den beiden Vorgängern. Und das bedeutet: Monster metzeln, Seelen einsammeln und seine Waffen und Rüstungen bis zum Maximum aufmotzen. Das zugegeben einfache Spielprinzip funktioniert zwar immer noch und sorgt für spannende Unterhaltung, doch für eine eventuelle Fortsetzung, die mehr als zaghaft angedeutet wird, würde ich mir etwas mehr Abwechslung wünschen und sogar ein Einstampfen der starren Kameraperspektive fordern, die mittlerweile sehr altmodisch wirkt. Dann nämlich würde Onimusha wieder in Award-Nähe rücken. Unter dem Strich bleibt eine clever inszenierte und mit feinen Rendersequenzen versehene Action-Orgie, die allen Schwertschwingern uneingeschränkt empfohlen werden kann.

Achtung: Wer sich anhand bewegter Bilder einen Eindruck bilden möchte, findet in der Streaming-Sektion die Onimusha 3-Video-Review!
4P|Stream: Video-Review (Laufzeit: 8:17 Min.)

Pro

analoge Steuerung
gelungene Verknüpfung der Zeitebenen
cooles Gegner-Design
schöne Grafik
stimmungsvolle Musik
prachtvolle Rendervideos
fairer Schwierigkeitsgrad
diverse Goodies und Mini-Games freizuspielen
stimmig erzählte Geschichte
knackige Bosskämpfe
drei spielbare Charaktere

Kontra

wenig Gameplay-Variationen
starre Kamera
relativ wenig Rätsel
keine deutsche Synchro
Jean Reno mit fremder englischer Stimme
wenig freie Interaktion mit der Umgebung
hin und wieder Slowdowns

Wertung

PlayStation2

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.