NBA Live 200307.12.2002, Jörg Luibl
NBA Live 2003

Im Test:

Nachdem die PC-Fassung von NBA Live 2003 (ab 9,94€ bei kaufen) bereits mit Hochglanzoptik und spektakulärem Basketball überzeugen konnte, haben wir uns motiviert in die PS2-Arenen begeben. Ob EA auch auf Sonys Konsole für adrenalinhaltiges Arcade-Feeling sorgen kann, erfahrt Ihr im Test!

Hip-Hop in Reinkultur

Hip-Hop und Basketball gehören zusammen wie Kino und Popcorn. Aber EA hat für seine Korbjagd ein Star-Aufgebot an Rappern verpflichtet, das die Boxen richtig heiß laufen lässt: Freut Euch auf fette und aggressive Beats von Busta Rhymes, Snoop Dogg oder Fabolous sowie melodischere Töne von Angie Martinez oder Brandy. Teilweise wurden Songs exklusiv für EA produziert, so dass einige Weltpremieren zu hören sind. Wer auf Snoop & Co steht, wird voll auf seine Kosten kommen.

Plastisch, glänzend, packend

Die ersten Sekunden in den heiligen NBA-Hallen sorgen für anerkenndes Nicken. Auch wenn die PS2 nicht an die Hochglanzgrafik der PC-Fassung rankommt, leistet sie mit der schwächeren Hardware einiges. Schon die Spieler beeindrucken mit plastischen Muskelpartien und authentischen Bewegungen: Da stemmen sich Verteidiger mit dem ganzen Körpergewicht gegen Angreifer, nach Sprüngen wird taumelnd das Gleichgewicht gesucht und der Korberfolg mit geballter Faust gefeiert.

Hinzu kommen eine Vielzahl an individuellen Animationen, die vor allem die Eigenheiten der Top-Stars unterstreichen. Selbst die Bank ist so lebendig wie nie: Trainer schimpfen und gestikulieren, Spieler fluchen und klatschen sich ab. Und beim Pausengang in die Kabine gibt`s schnell noch Autogramme für Fans. Ab und an müsst Ihr jedoch einige sehr ruckartige Bewegungen in Kauf nehmen, die alles andere als geschmeidig animiert sind.

__NEWCOL__Aber erst in Verbindung mit den Schatten und Spiegelungen, die in Echtzeit auf dem Parkett schimmern, weht der begeisternde Hauch von Realismus durch die Stadien - auch, wenn sich das Publikum mal wieder von seiner hässlichen Pappaufstellerseite zeigt und nur aus der Distanz zu genießen ist. Die Kamera bietet fünf Perspektiven, die Euch sowohl ein hautnahes Mittendrin- als auch ein taktisches Übersichts-Gefühl ermöglichen.

Gänsehaut-Kulisse

Das Sahnestück auf dem PC war die akustische Kulisse. Auch auf der PS2 gibt`s gehobenen Ohrenschmaus, obwohl man nicht ganz die knisternde Stimmung der PC-Fassung erreicht. Das heimische Publikum feuert Euch an, liefert typische "Defense! Defense!"-Rufe und wird insbesondere im letzten Viertel richtig aktiv: Der Gegner wird gnadenlos ausgepfiffen, der Jubel lauter und gelungene Aktionen frenetisch gefeiert. EA hat den Funken der Begeisterung einfach gut eingefangen.

Und gerade in den letzten Spielminuten scheint das Stadion förmlich zu beben, so dass jedes knappe Spiel für Gänsehaut sorgt. Das Kommentatoren-Duo liefert ebenfalls einen soliden Job ab und begleitet die Aktionen witzig und kompetent - allerdings auf Englisch, was eingefleischte Fans jedoch eher freuen wird. Wer echte Basketball-Atmosphäre sucht, wird sie hier finden.

Spektakel am Ball

NBA 2003 setzt nicht nur optisch und akustisch, sondern auch spielerisch auf Spektakel: Schon nach wenigen Spielminuten könnt Ihr Gegner schwindelig dribbeln, zu eleganten Korblegern oder fetten Dunks ansetzen. Selbst Alley-Oops lassen sich kinderleicht auf Knopfdruck einleiten. Und NBA 2003 ist schnell, verdammt schnell: Wenn Gary Payton zum Korb sprintet und kurz vor dem eleganten Abschluss noch eine 360-Grad-Drehung hinlegt, brennt das Parkett. Das sieht gut aus, sorgt für Begeisterung, aber offenbart auch sofort den Arcade-Charakter des Titels.

Hinter der offiziellen Lizenz-Kulisse verbirgt sich ein leicht zugängliches Spiel, das in erster Linie Spaß machen soll. Nur die ultraschweren Freiwürfe passen nicht ins Konzept: Selbst Cracks wie Jordan oder Magic Johnson müssen an der Linie zwei Hochgeschwindigkeitsregler in der Mitte treffen - fast unmöglich. Die einfache Geradeaus-Offensive ist dennoch enorm effektiv. Viel zu oft kann man alleine zum Korb rasen und abschließen - was eher Arcade- als Realismus-Fans entgegen kommt.

Diese werden auch an der Ballphysik nörgeln: Bei manchen Zuspielen gleicht die Kugel einem federleichten Geschoss und lässt die nötige Schwere vermissen, so dass Pass-Spiele zum Hochgeschwindigkeits-Flipper mutieren. Wer noch weniger Realismus will, kann in den Optionen etwa ein Dutzend Regeln wie Seitenaus, Goaltending oder Schrittfehler abschalten.

Ruckelnd, hektisch, schnell

Der imposante Ersteindruck wird durch weitere Unstimmigkeiten abgeschwächt. Insbesondere unter dem Korb zeigen sich flatterhafte Animationen und kleine Clipping-Schwächen: Beim Rebound wird der Ball z.B. wie magnetisch von der Hand angezogen, die optisch eindeutig daneben greift. __NEWCOL__Auch so mancher Bewegungsablauf wirkt zu blitzartig. Die Bodenhaftung und natürliche Trägheit der 2-Meter-Riesen wird nicht vermittelt. Außerdem zerstört der fast immer funktionierende Automatismus bestimmter Kombinationen wie Sprint, Dribbling, Korbleger die zu Beginn erzeugte realistische Atmosphäre.

Viel zu selten werden solche Bewegungsabläufe durch Steals, Fouls oder Blocks unterbrochen. Und schließlich hat die Kamera bei hohen und weiten Zuspielen Probleme, denn dann verschwindet der Ball manchmal ganz aus dem Bild.

KI: Schwächen und Stärken

Insgesamt gibt es vier Schwierigkeitsgrade. Die KI zeigt sich ab der zweiten Stufe respektabel: Mannschaften, die hinten liegen drehen gegen Ende mit aller Raffinesse wie provozierte Fouls, Auszeiten und Dreier-Beschuss auf. Gegen die Lakers ist selbst ein großer Vorsprung in den Play-Offs kein Ruhepolster.

Insbesondere die Stars können mit vielen individuellen Dribblings und typischen Bewegungen glänzen, die per Motion Capturing eingefangen wurden - eine wahre Fundgrube für Basketball-Voyeristen. In den Zeitlupensequenzen besonders gelungener Körbe kann man das Ganze im Detail begutachten.

Trotzdem zeigt die KI gerade in der Defensive Schwächen, die man immer wieder ausnutzen kann. Vor allem die erwähnten Sprints zum Korb lassen sich meist erfolgreich abschließen.

Intuitive Steuerung

Die Steuerung ist denkbar einfach und versorgt Euch in der Offensive mit Turbo, Pass, Direktpass, Dribbling, Körperdrehung, Korbwurf und Alley-Oops. Feinheiten kommen wie bei FIFA oder NHL erst mit der Freestyle-Control ins Spiel, die mit dem rechten Analog-Stick aktiviert wird. Im Gegensatz zur PC-Fassung bekommt Ihr auf der PS2 sogar ein zweiteiliges Tutorial spendiert, das zwar nicht interaktiv ist, aber wenigstens alle Moves samt Stick-Bewegungen vorstellt: Crossover, Fadeaway Jumpshot, Cradle Move, den Ball provokant vom Körper weghalten und noch viele mehr.

Diese Finten gestalten das Spiel höchst abwechslungsreich und halten auch Profis lange Zeit bei der Stange, denn ihre Beherrschung erfordert viel Training. In einem Liga-Spiel sind diese Moves nicht zwingend erforderlich und eher ansehnliche Kosmetik, denn die KI lässt sich auch ohne ausspielen; erst im 1-on-1 oder gegen menschliche Gegner entfalten sie ihren Reiz.

In der Verteidigung beschränkt sich das Repertoire auf den Turbo, Steals, Blocks und bewusste Fouls. Mit dem richtigen Timing lassen sich eindrucksvolle Blocks setzen, die den Ball schon mal quer über den Platz jagen. Insgesamt sind Steals, Blocks und eine gute Verteidigung jedoch wesentlich schwerer umzusetzen als Konter und schnelle Körbe.

Im Spiel werden Spezialisten wie bei NHL durch kleine Icons markiert, so dass Ihr Dreier-Schützen, Block-Monster oder Dunk-Experten gezielt einsetzen könnt. Dank der "Quick Play"-Funktion könnt Ihr auch schnell die Taktik ändern: Einfach auf eine vorher festgelegte Taste drücken und schon wechselt das Team von einer riskanten 3er- zur sicheren 2er-Taktik - alles schön anschaulich anhand von animierten Reißbrett-Zeichnungen dargestellt.

__NEWCOL__Statistiken und All-Stars

Er kommt aus Würzburg, ist 2,13 Meter groß, wiegt 111 Kg und hat eine Wurfquote von 47,7 Prozent. Statistik-Freunde werden nicht nur in den Daten des "German Wunderkind" wühlen dürfen, sondern in denen aller enthaltenen Korbjäger - vom Geburtsort bis zur Dreierquote. Dank offizieller NBA-Lizenz stehen Euch alle aktuellen Top-Spieler und Mannschaften zur Verfügung. Ein Schmankerl für Fans früherer Stars ist sicher die Integration von All Star-Mannschaften aus den 50er-, 60er-, 70er- und 80er-Jahren. Ihr wollt Larry Bird live und in Farbe auf dem Parkett sehen? Kein Problem. Sollte Euch das Star-Aufgebot immer noch nicht reichen, könnt Ihr dank des Editors auch eigene Teams oder Spieler erstellen und sowohl das Äußere als auch die Fähigkeiten Euren Wünschen anpassen.

Spielmodi für jeden Geschmack

Die sechs Spielmodi decken bis auf nationale Wettkämpfe alles ab, was der Basketballsport zu bieten hat: Freundschaftsspiele, Training, eine Saison, die PlayOffs oder den umfangreichen Franchise-Modus inklusive Spieler-Transfers. Insbesondere der 1-on-1-Modus eignet sich hervorragend, um Dribblings, Finten und die richtige Dynamik von Spurt und Korbwurf einzuüben. Und weil man hier immer abwechselnd verteidigt oder angreift, kann man auch Steals und Block-Timing einstudieren. Gerade hier lassen sich außerdem in Ruhe die herrlichen Körpertäuschungen, Dribblings und Dunks begutachten. Und wo kann man schon alleine mit Nowitzki gegen Shaq antreten? Daher macht dieser Modus in der Halle, am Strand oder dem Straßencourt fast genau so viel Spaß wie ein Liga-Match. Einen ausgefeilten Online-Modus mit Liga, Goodies und Friend-List wie bei NHL 2003 sucht man allerdings vergeblich.

Fazit


Spaß am Ball, Spaß unterm Korb - EA hat mit NBA Live 2003 auf eine klasse Präsentation und ungezwungenen Spielspaß gesetzt. Das Konzept ist voll aufgegangen, denn Basketball-Fans dürfen sich auf eine rasante Korbjagd freuen. Dank der intuitiven Steuerung sind spektakuläre Dunks und abgefahrene Moves garantiert. Offensive und Arcade-Feeling sind allerdings Trumpf: Viele Bewegungen führen immer zum Erfolg, die Ballphysik zeigt Schwächen und die KI ist leicht zu beherrschen. Man kommt zwar auch taktisch, aber noch viel besser draufgängerisch zum Erfolg. Realismus-Fans werden daher viel Toleranz mitbringen müssen. Arcade- und Multiplayer-Fans, die einen schnellen Einstieg und spektakuläres Basketball wollen, können allerdings bedenkenlos zugreifen.

Pro

<li>Spieler-Editor</li><li>sechs Spielmodi</li><li>offizielle Lizenz</li><li>Freestyle-Tutorial</li><li>einfache Steuerung</li><li>eindrucksvolle Blocks</li><li>ausführliche Statistiken</li><li>packende 1-on-1-Matches</li><li>authentische Animationen</li><li>hervorragende Atmosphäre</li><li>kompletter Franchise-Modus</li><li>rasanter, intuitiver Basketball</li><li>erstklassiges Hip-Hop-Aufgebot</li>

Kontra

<li>zu starke Offensive</li><li>ultraschwere Freiwürfe</li><li>Ballphysik-Schwächen</li><li>Pappaufsteller-Publikum</li><li>teils zu ruckartige Animationen</li><li>einfache Mittel führen zum Sieg</li>

Wertung

PlayStation2

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