Im Test:
Zwei Jahre später
Wir schreiben das Jahr 2174. Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Leo Stenbuck, der Held wider Willen, mit dem so genannten Orbital Frame namens Jehuty seinen Kampf beendet hat.
Für den zweiten Teil, der einige der offen gelassenen Fragen beantworten wird, schwenkt die Story auf den Minenarbeiter Dingo Egret, der auf der Suche nach dem Mineral Metatron von der aus Teil 1 bekannten Bahram-Fraktion angegriffen wird, die wiederum auf der Suche nach Jehuty ist.
Verbunden mit einem übersichtlichen Tutorial nehmt Ihr als neuer Jehuty-Pilot den Kampf gegen Bahran auf. Doch dies ist erst der Anfang einer hollywoodreifen Geschichte, die Euch immer wieder mit überraschenden Wendungen ins Staunen bringt.
Spielerisch runderneuert
Das Spielprinzip, das die Action-Fans schon im ersten Teil bei der Stange gehalten hat, ließen die Entwickler weitestgehend unangetastet. Doch im Detail gibt es zahlreiche Neuerungen und Verbesserungen: Wer schon den Vorgänger gespielt hat, wird sich mit der gut reagierenden Steuerung schnell anfreunden und die spielerischen Ergänzungen zu schätzen wissen. Doch auch wer noch keine ZOE-Luft geschnuppert hat, findet sich schnell ein. Allerdings wird es für viele Neueinsteiger eine kurze Gewöhnungszeit kosten, bis sie sich an die Möglichkeit gewöhnt haben, sich auch in der dritten Dimension vollkommen frei bewegen zu können und nicht wie beispielsweise bei Panzer Dragoon Orta einem festen Weg zu folgen.
Ansonsten beließen es die Entwickler bei der altbekannten und gut funktionierenden Kontrollmethode. Die Möglichkeit sowohl Fernangriffe als auch verheerende Nahlampfattacken zu starten sorgt immer wieder für Abwechslung und wird von einer gut funktionierenden automatischen Zielerfassung unterstützt.
Bei beiden Angriffsmethoden hat man die Optionen jedoch erweitert. Zum einen stehen Euch wesentlich mehr Projektilwaffen zur Verfügung, die Euch in entscheidenden Situationen bei geschicktem Einsatz das Leben massiv erleichtern können.
Zum anderen wurden die Nahkampfattacken aufgestockt und z.B. mit Kombos versehen, die spielend einfach zu erlernen sind. Weiterhin habt Ihr die Möglichkeit, falls Ihr den Gegner im Griff habt, ihn nicht nur einfach von Euch zu schleudern, sondern könnt ihn auch gezielt Richtung Boden oder in geschlossenen Räumen an die Decke befördern. Natürlich könnt Ihr ihn auch nutzen, um die weiter entfernt wartenden Gegner auszuschalten.
Doch bei all den Änderungen im Detail lässt sich nicht verheimlichen, dass auch der zweite Teil von Zone of the Enders auf Dauer mit wenig Zusätzen oder gar Überraschungen im Gameplay auf Euch wartet. Was aber sicherlich nur die wenigsten stören wird, denn was hier an Action abgefackelt wird, sucht derzeit seinesgleichen.
Kleine Rätseleinlagen, die sich allerdings meist auf Suchen und Finden von Schaltern beschränken lockern den Spielverlauf etwas auf - genau so wie die Bosskämpfe, die im Vergleich zu Teil 1 in punkto Schwierigkeitsgrad etwas zugelegt haben.
Wer nur ansatzweise an Mech-Gefechten Gefallen finden kann und zudem noch ein begeisterter Anime-Anhänger ist, wird mit ZOE: The 2nd Runner eine Menge Spaß haben. Denn auch die Spielzeit wurde stark verlängert. Insgesamt kommt man beim ersten Durchlauf etwa auf zehn bis zwölf Stunden imposante Unterhaltung.
Und auch der Wiederspielwert ist dank zahlreicher freispielbarer Boni und Mini-Games sowie der verschiedenen Schwierigkeitsgrade enorm hoch.
Dazu muss man allerdings sagen, dass sich auch bei ZOE 2 das -ich will es mal Hideo Kojima-Syndrom nennen- zeigt, das auch schon in Metal Gear Solid 2 zum Tragen kam: Die cineastische Erzählweise, die von der filmreifen Story und handgezeichneten Anime-Sequenzen grandios unterstützt wird, sorgt dafür, dass den Zwischensequenzen ein enormer Zeitfaktor zukommt. Wer sie wegklickt, beraubt sich nicht nur der erzählerischen Grundlage für die nächste Mission, sondern sorgt auch dafür, dass die effektive Spielzeit stark gedrosselt wird.
Uns hat dies zwar nicht sonderlich gestört, doch wer schon bei den zwanzigminütigen Cut-Scenes in MGS 2 die Geduld verloren hat, wird sicherlich auch nicht an ZOE 2 Gefallen finden.
Tatsächlich noch besser
Konnte das erste Zone of the Enders ob der fulminanten Grafik für staunende Gesichter sorgen, legt The 2nd Runner noch eins drauf. Gut designte Gegnerhorden füllen den Bildschirm, die Explosionen und Spezialeffekte sind imposant wie selten zuvor und die Spielgeschwindigkeit passt haargenau. Und auch Euer Kampfroboter sieht schlichtweg fantastisch aus und erfreut das Auge mit sehenswerten Lichtspielereien.
Dass die Entwickler auch bei ZOE: The 2nd Runner hin und wieder wie bei den Staubwolken auf leichtes Cel-Shading zurückgreifen, reiht sich ebenso in die klasse Atmosphäre ein wie die aufwändig produzierten Anime-Sequenzen, die die Story voran treiben. Und wie selten zuvor hat man beim dezent eingesetzten Cel-Shading das Gefühl, dass es nicht zum Selbstzweck genutzt wird, sondern um die Atmosphäre zu steigern.
Allerdings gibt es auch einen kleinen Haken bei der Sache, der allerdings nur selten auftaucht: Probleme mit der Bildrate. Vor allem bei den Mars-Kämpfen, in denen Ihr teilweise Dutzenden Angreifern gegenübersteht, zahlt die Engine ab und an den Preis für die Grafikpracht, wenn sie es nicht schafft, die ansonsten flüssige und hohe Bildwiederholrate zu halten.
Man muss dem Spiel allerdings zugute halten, dass der Spaß dadurch nur unwesentlich beeinträchtigt wird.
Viel schwerer wiegt in dem Zusammenhang die Kameraführung, die auch schon im Vorgänger immer wieder für Sorgenfalten gesorgt hat.
Obwohl man die Kamera manuell nachjustieren kann, hat man in den fordernden Gefechten kaum die Zeit dafür und muss sich auf die vorgegebene Kameraführung verlassen. Und die wiederum lässt einen leider zu häufig im Stich. Urplötzliche Drehungen um 90 Grad sorgen für Verwirrung und Orientierungsschwierigkeiten, die nur teilweise von der Zielhilfe aufgefangen werden.
Grandios, aber Englisch
Wie schon beim Vorgänger wird die grandiose Präsentation durch eine ebenso gelungene Sprachausgabe abgerundet, die nur einen kleinen Fehler hat: Sie ist ausschließlich in Englisch verfügbar. Zwar können die deutschen Untertitel darüber einigermaßen hinweg trösten, doch mit ein wenig Mühe hätte man sicherlich auch deutsche Sprecher finden können, die es an Intensität mit ihren englischsprachigen Kollegen hätten aufnehmen können. Soundeffekte und die stets zum Geschehen passende Musik befinden sich ebenfalls auf einem hohen Niveau und reißen den Spieler neben der Grafik in einen wahren Sinnesrausch.
Fazit
Selten haben wir uns mit der Entscheidung, keinen Award zu vergeben so schwer getan. Die famose Grafik, die mit Sicherheit zum Eindrucksvollsten gehört, das derzeit auf der PS2 zu sehen ist und sich auch von hin und wieder auftauchenden Stotter-Aktionen nicht aus dem Konzept bringen lässt, die Soundkulisse, die Story und die allgemeine Präsentation hätten mit Sicherheit eine besondere Ehrung verdient. Auch die sinnvollen Erweiterungen des unkomplizierten Action-Prinzips im Einklang mit der gut funktionierenden Steuerung machen eine Menge Spaß und sind somit eigentlich hitverdächtig. Doch leider hat das Team um Hideo Kojima gleich zwei Eigenheiten aus dem Vorgänger übernommen, die dort schon für Missstimmung gesorgt haben: Da wäre zum einen die Kameraführung, die einen immer wieder mit plötzlichen Positionswechseln verwirrt und in haarigen Situationen für unnötigen Frust sorgt. Und zum anderen haben wir eine im Kern wieder einmal recht kurze Spieldauer, die allerdings durch klasse Cut-Scenes im Anime-Stil und unter Umständen langwierige Dialogsequenzen aufgepumpt wird. Da hilft es auch nicht, dass die Story sich als absolut filmreif präsentiert. Doch auch ohne Hitstern ist die zweite Auflage von Zone of the Enders ein fulminantes Action-Spektakel, das einen Kauf absolut wert ist.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation2
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