Dynasty Tactics21.01.2003, Mathias Oertel
Dynasty Tactics

Im Test:

Strategiespiele und Konsolen - viel weiter kann das Begriffsspektrum gar nicht auseinander gehen. Und trotzdem gibt es hin und wieder Hersteller, die das Unternehmen Konsolenstrategie in Angriff nehmen. So auch Koei, das mit dem rundenbasierten Dynasty Tactics (ab 43,54€ bei kaufen) die Hardcore-Strategie-Variante der aus Kessen bekannten Kämpfe anbietet. Ob die Taktik-Rechnung aufgeht und für welche Spieler das Game geeignet ist, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Die drei Königreiche im Zwist

Wie viele andere Spiele von Koei greift auch Dynasty Tactics auf die "Three Kingdoms"-Geschichte zurück, in der drei Königreiche um die Vorherrschaft im fernen Osten streiten. Ihr könnt in die Geschichte eingreifen und für jedes der drei Reiche Schicksal spielen, indem Ihr als eine der führenden Figuren Liu Bei, Cao Cao oder Sun Ce die militärischen Geschicke in Eure Hände nehmt und hinter den Kulissen die Fäden zieht.

Taktik, Taktik, Taktik

Genre-Fans, die bereits Spiele wie Ogre Battle oder das phänomenale Final Fantasy Tactics begeistert durchgespielt haben, werden sich schnell in das rundenbasierte Taktik-Vergnügen einfinden.

Trotzdem ist es angeraten, sich durch die gut aufgebauten Tutorials zu kämpfen, denn die Entwickler haben einige neue Ideen einfließen lassen, die dem Spiel zwar einen immensen Tiefgang geben, aber auf Grund ihrer Komplexität einiges an Eingewöhnung fordern.

Denn hinter dem Schach nicht unähnlichen Spielprinzip stecken eine Menge durchdachte Ideen, die man anfänglich zwar vernachlässigen kann, die mit zunehmender Spieldauer und dem Fortschritt in der Kampagne immer wichtiger werden.

Planung ist angesagt

Um Eure Truppen zielsicher zu führen und die üblichen Missionsanforderungen wie das Töten des gegnerischen Generals, die Einnahme von Städten oder schlichtweg die komplette Vernichtung der feindlichen Truppen zu schaffen, steht Euch ein ganzes Arsenal an Möglichkeiten zur Verfügung.

Dabei stellen geographische Eigenheiten wie Schlamm, Wälder, Flüsse usw., die alle Auswirkungen auf Bewegung und Angriffsstärke haben, nur das kleinste Element einer komplizierten Kampfgleichung dar.

Denn jede Eurer Armeen und jeder Eurer Generäle hat bestimmte und nicht gerade wenige Taktiken zur Verfügung, die einzeln betrachtet unter Umständen nicht gerade wirksam sind, in Kombination mit anderen jedoch geradezu tödlich sein können.

Und genau hier beginnt das Spiel für Anfänger uninteressant zu werden und Genre-Profis bis zum Letzten zu fordern.

Denn um Eure Armeen so zu positionieren, dass im richtigen Moment die Kombos "gezündet" werden, erfordert viel Geduld, Voraussicht und minutiöse Planung und auch das eine oder andere Herumprobieren.

Bei mehreren Dutzend Taktikmöglichkeiten, die sich mit jedem neuen Zug eröffnen, passiert es jedoch zwangsläufig, dass man sich spontan für die falsche entscheidet.

Was in der Anfangsphase des Spieles nicht weiter problematisch ist, da man Fehler recht schnell auffangen kann. Später jedoch kann eine falsch eingesetzte Taktik oder ein falsches Vorhersehen der clever agierenden KI schnell zur Niederlage führen.

Doch trotz aller Frust-Momente und auftauchenden Schwierigkeiten entfaltet Dynasty Tactics für Genre-Fans recht schnell ein Motivations-Potenzial, das wohltuend an gute alte 16- und 32Bit-Taktikorgien anknüpfen kann.

Pompös bis zweckmäßig

Für ein Spiel, das Genre-bedingt nicht unbedingt mit Grafik-Wahnsinn überzeugen muss, bietet Dynasty Tactics viel für die Augen. Zumindest in bestimmten Situationen (z.B. erfolgreiche Kombos und Spezialattacken), in denen die ansonsten staubtrockene Oberfläche von Schlachtfilmen ergänzt wird, die denen aus der Kessen-Serie in Nichts nachstehen.

Das Schlachtfeld-Raster an sich wirkt allerdings mit seinen rudimentär gestalteten Armeen und der nicht gerade üppigen Gestaltung wie ein hochaufgelöstes Überbleibsel seliger PSone-Zeiten.

Doch seien wir mal ehrlich: Bei einem Spiel, das sich in erster Linie um Anforderungen an die Intelligenz und nicht um Pad-Beherrschung dreht, nimmt man dieses Manko gerne in Kauf.

Deutsch und gut

Wie alle Koei-Produkte, die bei THQ erschienen sind, kann auch Dynasty Tactics mit einer stimmigen und rundherum gelungenen Lokalisation punkten. Die Sprecher sind gut ausgewählt und haben es geschafft, das immer wieder durchscheinende Über-Pathos glaubhaft zu transportieren.

Die musikalische Untermalung erreicht zwar niemals im Detail das epische Ausmaß der Kessen-Serie, schafft es aber durchweg einen stimmungsvollen Soundteppich für die Schlachten zu legen, die von sauber produzierten, jedoch nicht herausragenden Soundeffekten begleitet werden.

Fazit


Obwohl Dynasty Tactics zweifelsfrei zu den besten rundenbasierten Strategiespielen für Konsolen gehört, dürfte der kommerzielle Erfolg versagt bleiben. Denn das kleine Juwel richtet sich auf Grund des hohen Schwierigkeitsgrades und der nahezu unzähligen Taktik-Möglichkeiten definitiv an Spieler, die bereits viel Erfahrung mit Spielen wie Final Fantasy Tactics und Ogre Tactics gesammelt haben. Anfänger werden mit der Optionsvielfalt schnell an ihre Grenzen stoßen und verzweifelt das Handtuch werfen. Wer sich jedoch auf das Spiel und die spannende Story einlässt, bekommt grafisch und akustisch nett verpackte Schlachten, welche die Gehirnwindungen schwindlig werden lassen.

Pro

<li>gute Tutorials</li><li>dutzende Taktiken verfügbar</li><li>drei unterschiedliche Kampagnen</li><li>umfangreiche Zwischensequenzen</li><li>für ein Strategiespiel ausgesprochen feine Grafik in den Zwischensequenzen</li><li>Taktik-Kombos möglich</li><li>diverse Landschaftsformen, die in die Taktik einbezogen werden müssen </li><li>gute Lokalisation</li>

Kontra

<li>nur für Fortgeschrittene und Profis</li><li>teilweise unüberschaubare Möglichkeiten</li><li>schwieriger Einstieg</li><li>gelegentlich zu komplex</li>

Wertung

PlayStation2

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