Gunfighter 2 - Revenge of Jesse James29.04.2003, Mathias Oertel
Gunfighter 2 - Revenge of Jesse James

Im Test:

Besitzer einer Lightgun können nicht gerade aus einem vollen Spieleprogramm schöpfen. Einzig die diversen Games von Altmeister Namco sorgen für einen nervösen Zeigefinger. Doch mit Gunfighter II - Revenge of Jesse James naht Abhilfe. Lohnt es sich, für das Wildwest-Abenteuer die Lichtpistolen aus dem staubgeschützen Schrank zu holen? Wir haben uns die Revolver umgeschnallt - wie es uns dabei ging, könnt Ihr im Test erfahren.

Die Legende von Jesse James

Lightgun-Shooter spielen meist in der Realität oder der Zukunft und versetzen Euch in die Rolle eines Monsterjägers oder Polizisten. Das Entwicklerteam von Rebellion hingegen schickt Euch in die Zeit der Revolverhelden - ein Szenario, das erfreulich unverbraucht ist und sofort seinen Reiz entfaltet. Dabei bedient man sich bei allseits bekannten Legenden und Mythen, die nicht zuletzt auch durch Filme verbreitet wurden.

Insofern ist die Story um den Rachefeldzug des Outlaws Jesse James, der von seinem besten Freund verraten wurde, zwar nicht gerade prickelnd, schafft aber genügend Stimmung, um voller Vorfreude den Pistolengurt umzuschnallen.

Young Guns

Jeder, der schon einmal einen Lightgun-Shooter wie das indizierte Time Crisis gespielt hat, weiß bereits, was auf ihn zu kommt: kompromisslose Action. Rebellion gibt sich spielerisch auch keine Blöße. Die Abschnitte sind bis zum Bersten mit Gegnern gefüllt, die Ihr mit Eurem sechsschüssigen Revolver in die ewigen Jagdgründe schicken könnt.__NEWCOL__Wie bei der TC-Serie seid Ihr am Anfang eines Abschnittes immer in der Deckung, die auch zum Nachladen genutzt wird. Per Knopfdruck kommt Ihr aus der schützenden Kauerstellung und könnt anlegen - soweit nichts Neues. Doch anstatt sich nur auf das bewährte Prinzip zu verlassen, spielen die Entwickler mit den sich anbietenden Möglichkeiten: Heiße Verfolgungsjagden auf einer Kutsche gehören dabei genau so zum guten Ton wie eine wahnwitzige Lorenhatz, die selbst das Pendant des zweiten Indiana Jones-Filmes alt aussehen lässt. Uns schließlich gibt es den obligatorische Showdown: das Duell.

In den größtenteils interaktiven Abschnitten finden sich neben Uhren, welche das großzügige Zeitlimit aufstocken, die üblichen Items wie medizinische Versorgung sowie Geld, das Ihr durch Abschuss aufsammeln könnt, um Euer Punktekonto aufzustocken.

Für eine Handvoll Dollar

Die Gegneranzahl und ihre Schussgenauigkeit richtet sich nach dem gewählten der drei Schwierigkeitsgrade. Allerdings gibt es in den höheren Stufen keine neuen Abschnitte. Und genau da sind wir beim größten Problem. Denn wenn man sich nicht die Zeit nimmt, die Story-Sequenzen wegzuklicken, bleibt pro Schwierigkeitsgrad etwa 30 bis 45 Minuten Spielzeit, bis man das letzte Duell gewonnen hat.

Und das ist deutlich zu wenig. Da hilft es auch nicht, dass die Motivation beim ersten Durchspielen teilweise phänomenale Momente erreicht. Denn danach sinkt sie stetig in den Keller.

Zwar gibt es auch noch die Möglichkeit, die bereits erledigten Abschnitte im Arcade-Modus zu wiederholen sowie diverse Mini-Spielchen, die man freispielen kann, doch auch die können nicht mehr all zu viel reißen, da es sich hier meist um simple Schieß-Übungen handelt.

Für den Zwei-Spieler-Modus haben sich die Entwickler hingegen eine interessante Variation einfallen lassen, die man entweder hasst oder liebt, die aber in jedem Fall wunderbar funktioniert. Denn anstatt sich auf einem viel zu kleinen Splitscreen herumzuärgern, wie es zum Beispiel bei Time Crisis 2 der Fall ist, bleibt das Geschehen auch zu zweit und trotz Deckung auf einem Bildschirm sichtbar. Des Rätsels Lösung: Der Spieler an Port 1 steuert die Deckung für beide, so dass sich der zweite Spieler voll und ganz auf die Abschüsse konzentrieren kann.

Ich höre jetzt zwar schon wieder zweifelnde Stimmen, die nach dem Spielspaß fragen, doch bei unseren Test-Sessions ging das Prinzip wunderbar auf und hat für viel Fun gesorgt - allerdings wiederum nur, bis man sich zum Schlussduell durchgekämpft hat.

The Good, the Bad and the Ugly

Auf den ersten Blick zaubert das Studio von Rebellion eine durchaus ansehnliche Grafik auf den Bildschirm. Die verschiedenen Abschnitte sind deutlich von einschlägigen Mythen und Filmen beeinflusst und verströmen Westernstimmung pur. Auch die gegnerischen Charaktere bewegen sich flüssig und ansehnlich und geizen bei Treffern nicht mit stark unterschiedlichen "Ablebe-Sequenzen", bevor sie ausgeblendet werden.

Beim genaueren Hinsehen und in den mageren Zwischensequenzen fällt jedoch vor allem in den Außengebieten eine gewisse Texturarmut und Landschafts-"Blockbildung" auf. Außerdem gibt es eine nicht gerade üppige Anzahl unterschiedlicher Gegnertypen, die zudem texturtechnisch auch nur etwas über dem Durchschnitt liegen.

Dafür hinterlassen jedoch Eure Einschüsse beispielsweise permanente Spuren. Vor allem im Zusammenspiel mit der interaktiven Umgebung kommt hier ein absolutes Atmosphäre-Plus, das leider auch nicht darüber hinweg täuschen kann, dass Gunfighter II schlichtweg zu kurz ist.

Spiel mir das Lied vom Tod

Die Western-Atmosphäre wird hauptsächlich durch die rundherum gelungene akustische Untermalung geschaffen. Während Ihr dabei seid, mit rauchenden Colts Euren Weg freizuschießen, klingen im Hintergrund stimmige Wildwest-Melodien, die jederzeit in einschlägigen Filmen Platz finden könnten. Und oben drauf gibt es sparsam eingesetzte, aber jederzeit überzeugende Sprachausgabe, die allerdings nur in Englisch tönt.

Fazit


Spielerisch präsentiert sich Gunfighter II auf einer Stufe mit den alteingessenen Produkten von Namco. Die Zielgenauigkeit mit entsprechender Gun ist exzellent, der Schwierigkeitsgrad ausgewogen, das Szenario erfrischend unverbraucht und die Interaktion mit der Umgebung sorgt ebenfalls für Freude. Gleiches gilt für die Grafik, die allerdings immer wieder mit Problemen wie mangelnde Abwechslung im Texturbereich und ab und an auftretenden Slowdowns zu kämpfen hat die Spielintensität wird dadurch aber nicht gemindert. Der große Knackpunkt ist jedoch die Spieldauer. Profis werden den Wildwest-Ausflug auf allen Schwierigkeitsgraden unter drei Stunden beenden können. Schade, denn so bleibt dem Gunslinger unter dem Strich nur ein Durchschnittsprädikat, obwohl spielerisch eigentlich kein gravierender Fehler gemacht wird.

Pro

<li>unverbrauchtes Szenario</li><li>exzellente Kollisionsabfrage</li><li>interaktive Umgebungen</li><li>abwechslungsreiche Gameplay-Variationen</li><li>schöne Sounduntermalung</li>

Kontra

<li>mit drei Stunden Spieldauer zu kurz</li><li>Grafik-Slowdowns</li><li>reizlose Mini-Games</li><li>hin und wieder magere Texturen</li>

Wertung

PlayStation2

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