SX Superstar27.08.2003, Jens Bischoff
SX Superstar

Im Test:

Mit Motocross-Spielen hatte Acclaim bisher noch nie großen Erfolg - wir erinnern nur an die grauenvollen virtuellen Ausritte mit Supercross-Ikone Jeremy McGrath. Warum sich also nicht an Climax wenden, die ja schon den ganz passablen Offroad-Funracer ATV 2 für Acclaim entwickelt hatten und mit Moto GP 1 & 2 auch bewiesen haben, Motorradrennen erster Güte abliefern zu können. Ob SX Superstar (ab 34,75€ bei kaufen) die Vorzüge beider Arbeiten gekonnt vereint oder nicht, verraten wir Euch anhand unseres Testrides.

Nur keine Vorurteile

Erste Zweifel aufgrund des günstigen Verkaufspreises lassen wir außen vor und stürzen uns sogleich aufs Hauptmenü. Der dortige Mangel an Spielmodi und -optionen lässt uns jedoch glauben, keine Test-, sondern lediglich eine Demo-Version in Händen zu halten. Doch dem ist nicht so - Einzelrennen gegen Freund oder CPU sowie ein Karrieremodus sind wirklich alles, was SX Superstar inhaltlich zu bieten hat. Nun gut, vielleicht ist die Supercross-Laufbahn ja so umfang- und abwechslungsreich, dass man andere Spielmodi gar nicht vermisst.

Aller Anfang ist schwer

Nachdem man sich sein digitales Alter Ego aus acht Fahrern und Fahrerinnen herausgepickt hat, findet man sich in einem heruntergekommen Apartment mit einer mindestens genauso heruntergekommenen Freundin wieder - zumindest, wenn man sich für einen männlichen Charakter entschieden hat. Doch keine Angst: sowohl Eure Bleibe als auch Eure Begleitung sind nur vorübergehend, denn schließlich seid Ihr ja auf und dran SX Superstar zu werden und mit kessen Bienen in schicken Traumvillen zu residieren.__NEWCOL__Ohne Fleiß kein Preis

Doch zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen! Sprich: Ihr müsst Rennen gewinnen, um Siegprämien und Sponsorengelder einzustreichen, damit sich Euer Konto füllt und Ihr mit immer besseren Bikes, Buden und Mädels aufwarten könnt. Der virtuelle Saisonkalender ist Euch dabei bis auf ein paar optionale Events fix vorgegeben und Basteleien am Motorrad oder Veränderungen am Setup sind auch nicht drin. Ihr kauft Euch mit dem nötigen Kleingeld einfach das gewünschte Bike im Laden um die Ecke, meldet Euch zum nächsten Rennen an und schon geht`s los.

Öder Alltag

Hin und wieder bekommt Ihr Anrufe von Eurem Manager, Euren Eltern oder Leuten, die sich einfach verwählt haben und müsst Faxe mit Sponsorenangeboten durchforsten. Dabei gilt es den Kontostand stets im Auge zu behalten, bei Bedarf neue Maschinen anzuschaffen oder alte Kisten zu verhökern sowie das passende Gefährt fürs nächste Rennen zu wählen. Alles in allem ist der Alltag als angehender Supercross-König aber alles andere als aufregend oder abwechslungsreich und auch die Präsentation ist eher nüchtern.

Schmucklose Scharade

Was als coole Biker-Karriere mit allem Drumherum gedacht war, entpuppt sich in der Praxis daher schnell als stinknormaler Meisterschaftsmodus mit genauso banalem wie schmucklose Beilagen und so gut wie keiner Entscheidungsfreiheit. Für eine vernünftige Motocross-Sim ist das Gebotene viel zu primitiv und für einen ordentlichen Funracer viel zu öde. Aber nun gut, bleiben ja noch die Rennen an sich, die man ja nicht nur als Teil einer Meisterschaftssaison absolvieren muss, sondern auch einzeln gegen einen menschlichen Konkurrenten oder fünf leider wenig überzeugende CPU-Rivalen bestreiten kann - wobei die Rennen via Splitscreen auf einen Mitspieler beschränkt sind und komplett ohne KI-Fahrer stattfinden.

Einmal um die Welt

Gefahren wird dabei auf 16 Strecken rund um den Globus: von Großbritannien über Italien und Ägypten bis nach Jamaika und in die USA, während aus den Boxen Bands wie die Deftones, Apollo Four Forty, Pitchshifter oder NERD dröhnen. Die Locations selbst sind recht ansehnlich und abwechslungsreich gestaltet und bieten Euch neben extravaganten Supercross- und Freestyle-Arenen auch spannende Baja-Rennen und Uphill-Challenges sowie waghalsige Weltrekordsprünge über Busse und Schluchten oder unorthodoxe Duelle gegen Ultraleichtfluggeräte. Doch leider ist die Anzahl an Strecken und Parcours recht begrenzt, was auch das Spiegeln mancher Strecken nicht kaschieren kann.__NEWCOL__Mit unlauteren Mitteln

Nicht zu kaschieren ist auch das äußerst dubiose Gegnerverhalten, das die im Prinzip viel zu dämlichen CPU-Fahrer teils auf magische Weise an Euch vorbei teleportiert - wahrscheinlich gibt es deswegen auch keine Streckenkarte mit Positionsradar, auch wenn man genau dieses bei den unübersichtlichen Baja-Rennen oft schmerzlich vermisst. Doch auch, wenn Ihr verunfallt geht es nicht immer mit rechten Dingen zu. Allerdings fast ausschließlich zu Euren Ungunsten, denn die Rücksetzpunkte sind meist genau dort, wo Ihr kurz zuvor unfreiwillig abgestiegen seid - also direkt vor irgendwelchen Hindernissen oder Abgründen...

Übernatürliche Fahrphysik

Hinzu kommt ein kurioses Fahrverhalten, eine mehr als fragwürdige Kollisionsabfrage, die Euch auf der einen Seite durch massive Baumstämme und gestürzte Konkurrenten gleiten lässt und auf der anderen jedes leichte Touchieren der Fahrbahnbegrenzung mit einem Abflug bestraft und Motorengeräusche, die nach Küchenmixer und Brotschneidemaschine klingen. Darüber hinaus bekommt die Grafik-Engine trotz flüssigem 60Hz-Modus schnell Schluckauf und quittiert exzellente Sichtweite sowie hübsche Licht- und Wassereffekte mit teils herben Slowdowns. Die Steuerung ist hingegen von der teils hirnrissigen Menüführung abgesehen leicht zu handhaben und das allgemeine Gameplay sorgt trotz physikalischer und technischer Macken für ausreichend Fahrspaß.

Fazit


Trotz netter Strecken und unkomplizierter Handhabung kann sich SX Superstar in keiner Weise mit den momentanen Platzhirschen MX Superfly und Freekstyle messen. Das Spielangebot ist viel zu mau, die Technik viel zu unausgereift und die Fahrphysik teils geradezu haarsträubend. Dadurch disqualifiziert sich der Titel sowohl als Motocross-Sim als auch als Funracer. Einen gewissen Spaßfaktor kann man dem simplen Cross-Zirkus zwar nicht absprechen, aber selbst für den reduzierten Verkaufspreis bietet SX Superstar Genrefans einfach zu wenig, um eine Kaufempfehlung zu rechtfertigen. Zudem sind KI, Rücksetzpunkte und Menüführung oft an der Grenze des Zumutbaren, während die Bikes wie ausrangierte Küchengeräte klingen. Trost findet man hingegen beim stimmigen Soundtrack, sofern man Bands wie Pitchshifter, NERD, Fenix TX oder Box Car Racer mag.

Pro

<li>60Hz-Modus</li><li>günstiger Preis</li><li>exzellente Weitsicht</li><li>handliche Steuerung</li><li>stimmiger Soundtrack</li><li>unverwüstliches Gameplay</li><li>ansehnliche Licht- und Wassereffekte</li><li>abwechslungsreiches Streckenangebot</li>

Kontra

<li>merkwürdige KI</li><li>miese Sound-FX</li><li>kein Streckenradar</li><li>mäßige Präsentation</li><li>kurioses Fahrverhalten</li><li>verkorkste Menüführung</li><li>öder Zwei-Spieler-Modus</li><li>idiotische Rücksetzpunkte</li><li>teils herbe Ruckeleinlagen</li><li>fragwürdige Kollisionsabfrage</li><li>kein variabler Schwierigkeitsgrad</li><li>keine Tuning
oder Setup-Möglichkeiten</li><li>akuter Mangel an Spielmodi und -optionen</li>

Wertung

PlayStation2

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