Aliens vs. Predator Extinction17.08.2003, Mathias Oertel
Aliens vs. Predator Extinction

Im Test:

Bei PC-Usern hat die Aliens vs. Predator-Lizenz über zwei Teile hinweg für unverhohlene und spannende Unterhaltung gesorgt. Doch in der Lizenz kann noch mehr stecken, dachten sich die Entwickler von Zono und versetzen mit Aliens vs. Predator Extinction (ab 59,95€ bei kaufen) die Franchise nicht nur auf die PS2, sondern auch in ein Echtzeitstrategie-Gewand. Ob mit AvP Extinction das zugegebenermaßen schwer auf Konsole verdauliche Genre einen neuen Schwung erhält, könnt Ihr im Test erfahren.

Aliens vs. Predator vs. Marines

Auf dem entlegenen Planeten LV-726 macht eine Einheit von Colonial Marines die Entdeckung, dass die Aliens und Predatoren, zwei der meist gefürchteten Rassen des Universums, einen gnadenlosen Krieg um die Vorherrschaft über den Planeten ausfechten. Und bevor sich die Soldaten versehen, stecken sie inmitten des Kampfgeschehens. Welche Rasse wird den Planeten übernehmen? Ihr habt die Wahl.

Erstklassige Steuerung

Dafür, dass Echtzeit-Strategie und Konsolen nicht unbedingt als enge Freunde zu bezeichnen sind, haben sich die Entwickler redlich Mühe gegeben, das Genre ansprechend auf die Konsole zu bringen. Vor allem die Steuerung ist ihnen extrem gut gelungen. Und obwohl das Pad fast vollständig belegt ist, hat man bereits nach kurzer Zeit keine Probleme mehr, seinen Recken den richtigen Befehl zu geben. Auch das Zusammenschließen und Aufrufen von Gruppen ist gut gelöst und wird wie alle Steuerungsoptionen im exzellenten Tutorial erklärt.

Drei Rassen, drei Strategien?

Positiv ist auch anzumerken, dass mit drei Rassen, die alle mit Vor- und Nachteilen behaftet sind, versucht wird, Abwechslung ins Spiel zu bringen. Doch bei dem Versuch bleibt es leider meistens. Denn mit Ausnahme der Alien-Missionen spielen sich die Aufgaben meist nach Schema F: So viele Einheiten wie möglich herstellen und dann alles platt machen, was sich auf der teilweise recht großen Karte tummelt. Wer nach Abwechslung sucht, ist hier definitiv fehl am Platz.

Zudem hat man bei der Balance der Rassen massiv geschlampt. Die Predatoren beispielsweise sind vollkommen überpowert und trotz eigentlich eingebauter Schwächen kaum zu stoppen. Und hat man erst einmal eine passable Armee an Marines beisammen und die möglicherweise noch mit einigen Updates versehen, kann man sicher sein, dass einen nichts stoppen kann.

Im Gegensatz dazu stehen die Aliens, deren Armeeaufbau zum einen extrem langsam vorwärts geht und die zudem noch keine Fernkampf-Attacke haben und dementsprechend auf direkten Feindkontakt angewiesen sind. Da die scheinbar so unbesiegbaren Monster jedoch auch nicht all zu viel aushalten, ist Geduld gefragt, um eine entsprechende Armee aufzustellen, die den Anforderungen gewachsen ist.

Daher verläuft die eigentlich interessante Grundvoraussetzung, mit drei Rassen drei unterschiedliche Strategien zu verfolgen, meist im Sande. Im Endeffekt gilt aber trotzdem: viele Einheiten garantieren den Sieg. Und die Zeit der Tankrush-Spiele haben wir eigentlich schon lange hinter uns gelassen.

Probleme im Detail

Doch dies ist nicht der einzige Punkt, an dem das stetig absinkende Spielspaßniveau aufzuhängen ist. Abgesehen von sporadisch verteilten Gebäuden, die von Spezialeinheiten wieder hergerichtet werden können und die dann kurzzeitig für ein Ansteigen des Geldkontos sorgen, gibt es keinerlei richtiges Resourcen-Management oder gar die Möglichkeit Verteidigungsanlagen aufzubauen.

Und auch wenn man seiner Armee einen ganzen Haufen verschiedener Grundeinstellungen (verteidigen, bei Sichtkontakt angreifen usw.) geben kann, vermisst man im Vergleich zu den Genre-Kollegen auf dem PC richtige Taktiken - von Formationen ganz zu schweigen.

Außerdem stellt sich die KI sowohl bei Wegfindung als auch bei Angriffen auf den Gegner mehr als dumm an und lässt einen immer wieder verzweifeln.

Insofern ist AvP Extinction in vielen Aspekten ein gut gemeinter Versuch, das eigentlich auf dem PC ansässige Genre auch auf Konsolen zu etablieren, scheitert aber an spieltechnischen Ungereimtheiten. Wer allerdings keinen Zugriff auf einen heimischen Rechenknecht hat, findet mit dem Kampf der Marines, Aliens und Predatoren einen leichten Einstieg in die Echtzeit-Strategiewelt. Allerdings sollte man sich klar sein, dass Welten zwischen Extinction und den PC-Referenzen und sogar dem exzellenten Pikmin liegen.

Grafik pfui, Akustik hui!

Wie das Gameplay ist auch die Grafik von schönen Momenten und abgrundtiefer Hässlichkeit gezeichnet. Nicht beschweren kann man sich über die sehr schönen Explosionen und Partikeleffekte sowie durch die Bank passablen Animationen der Figuren. Zwar lässt der Detailgrad der Figuren auf Dauer zu wünschen übrig, doch angesichts der Tatsache, dass hin und wieder über 50 Einheiten ihren Dienst auf dem Bildschirm verrichten, kann man darüber etwas hinwegsehen.

Auch die bei 3D-Strategie eigentlich üblichen Möglichkeiten, die Kamera zu drehen, schwenken oder zu zoomen, vermisst man nur anfänglich.

Doch was hier an Landschaftsgrafik geboten wird, ist fast schon eine Frechheit. Platte Texturen, eintönige Farbgebung und kaum Unterschiede im Design lassen Zweifel an der Kompetenz der Grafikdesigner. Auch die zweifellos vorhandenen Höhenunterschiede lassen sich nicht so einfach wahrnehmen, so dass man im Endeffekt das Gefühl hat, permanent über eine platte Ebene zu laufen.

Was das Spiel im Grafikbereich vermissen lässt, findet man in der Akustikabteilung bis zum Abwinken: Qualität und authentische Filmstimmung. Vor allem die grandiosen Soundeffekte erfreuen das Ohr und werden von gut komponierter Musik ergänzt. Die Sprachausgabe der Marines ist allerdings von extremen Wiederholungserscheinungen geplagt, so dass man eigentlich nach fünf Minuten schon alle Sprachsamples gehört hat.

Fazit


Aliens vs. Predator Extinction ist zweifellos der bislang gelungenste Versuch, das Genre Echtzeit-Strategie auf der PS2 zu etablieren. Die Steuerung ist nahezu optimal und mit drei unterschiedlich spielbaren Rassen sollte eigentlich nicht viel schief gehen. Doch trotz aller Vorzüge, die Extinction sicherlich bietet, sollten nur Spieler, die keinen Zugriff auf die Echtzeitstrategie-Bibliothek am PC haben, einen Ausflug in die AvP-Welt unternehmen. Denn mit Ausnahme der Alien-Missionen läuft nahezu alles auf stupides "Seek-And-Destroy" hinaus. Was an sich ja wiederum auch nicht schlecht wäre, wenn das grafische Umfeld stimmen würde. Doch die passabel animierten Figuren bewegen sich durch äußerst spartanische Hintergründe, so dass zusammen mit dem immer wieder kehrenden Einheitsspielprinzip schnell Langeweile aufkommt. Daran können die klasse Soundkulisse und die sparsam, aber effektiv eingesetzten und gut aussehenden Spezialeffekte auch nichts mehr ändern. Ein netter Versuch, aber im Kern zu unausgegoren.

Pro

<li>ausgefeilte Steuerung</li><li>drei unterschiedliche Rassen</li><li>gute Animationen der Figuren</li><li>stimmige Soundkulisse</li><li>Upgrades der Einheiten</li><li>schöne Grafikeffekte</li>

Kontra

<li>schwaches Missionsdesign</li><li>mangelhaftes Balancing</li><li>lahme KI</li><li>schwache Umgebungsgrafik</li><li>keinerlei taktische Möglichkeiten</li><li>antikes Tankrush-Gameplay</li>

Wertung

PlayStation2

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