Prince of Persia: The Sands of Time27.11.2003, Mathias Oertel
Prince of Persia: The Sands of Time

Im Test:

Jordan Mechner schuf 1989 mit Prince of Persia ein kleines Meisterwerk. 14 Jahre, zahlreiche Technik-Evolutionen und einen eher misslungenen Versuch, den Prinzen in eine 3D-Welt zu setzen später macht sich Ubi Soft daran, das Märchen mit Prince of Persia: The Sands of Time (ab 3,50€ bei kaufen) zu neuem Leben zu erwecken, ohne den Geist des Originals zu verlieren. Begleitet uns bei unserem Test-Abenteuer in Tausendundeiner Nacht!

Am Anfang war der Krieg

Die Story um den persischen Prinzen beginnt mitten im Krieg. Der Vater unseres jungen Helden belagert den örtlichen Maharadscha. Doch während überall Kämpfe wüten, verfolgt der Prinz sein eigenes Ziel: Er möchte sich seinem Vater beweisen und ihm aus Ehrerbietung einen mysteriösen Dolch überreichen, der in der Schatzkammer des Maharadscha schlummert.

Der Weg dorthin gestaltet sich als clever designtes Tutorial, in dem ihr fast alle Bewegungsmöglichkeiten des Prinzen kennen lernt und den Umgang mit der gut belegten und eingänglichen Steuerung üben könnt.

Akrobatisch, praktisch, gut: der persische Prinz hat auf alles eine Antwort.

Doch kaum hat der Prinz den Dolch in seinen Händen, wird ihm sein Egoismus zum Verhängnis: Durch einen Unfall befreit er den Sand der Zeit, eine unheimliche dunkle Magie, die alle Bewohner des Königreiches in Dämonen verwandelt. Es liegt an dem Prinzen, seinen Fehler wieder auszubügeln und wieder Ordnung im Königreich herzustellen. Keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellen soll.

Jump & Fight & Überleg

Denn nicht nur die Dämonen warten auf euch, um in spektakulär inszenierten Kämpfen niedergestreckt zu werden. In klassischer Prince of Persia-Manier gibt es zahlreiche Rätsel und Fallen, die neben einem cleveren Kopf auch gute Finger-Koordination erfordern. __NEWCOL__Klingen, denen man ausweichen muss, stehen genau so auf dem Programm wie scheinbar unüberwindbare Abgründe, die man z.B. mit einem beherzten Lauf an der Wand gefolgt von einem waghalsigen Sprung überwinden muss. Das Spektrum der Rätselanforderungen ist immens groß, wurde aber behutsam an die Steuerungsmöglichkeiten angepasst.

Überhaupt muss man sagen, dass das Gamebalancing nahezu perfektioniert wurde. Rätsel, Sprungsequenzen und Kämpfe halten sich in etwa die Waage und sorgen so immer wieder für Abwechslung. Die Rätsel und Sprungsequenzen gestalten sich zwar immer fordernder, doch an den strategisch platzierten Speicherpunkten bekommt ihr Visionen zu sehen, die euch auf zukünftige Ereignisse vorbereiten und euch Hilfsansätze geben, wie das Problem gelöst werden kann.

Zusätzlich gibt es beim Betreten eines neuen Raumes immer wieder Kamerafahrten, die Hinweise offenbaren - eine gute Idee, um Frustmomente weitestgehend auszuschalten.

Kistenschieben: glücklicherweise die Ausnahme der fordernden, aber fairen Rätsel.

Eine Frage der Zeit

Eine besondere Eigenschaft kommt auch dem Dolch zu, den ihr zu Anfang erbeutet habt: Mit ihm habt ihr die Macht über die Zeit. Im Endeffekt bedeutet dies zweierlei.

Zum einen könnt ihr das Geschehen verlangsamen, was vor allem in Kämpfen gegen harte Gegner sinnvoll ist.

Zum anderen und im Spielverlauf von entscheidender Bedeutung ist die Fähigkeit, die Zeit zurücklaufen zu lassen.

Farah: Love Interest, Fernkampf-Unterstützung, Klotz am Bein und nicht unbedingt mit der besten KI ausgestattet.

In der Praxis umgesetzt bedeutet dies, dass ihr nach einem missglückten Sprung z.B. einfach den "Rückspul-Knopf" drückt und bis zu dem Punkt zurückspult, an dem ihr noch sicheren Boden unter den Füßen hattet – ebenfalls eine klasse Idee und dazu noch grafisch gut umgesetzt.

Das Problem ist nur, dass zum einen der Zeitrahmen des Zurücksetzens begrenzt ist und ihr diese Funktion nur einige Male verwenden könnt.

Im Laufe der Zeit findet ihr aber in den teilweise großräumig angelegten Abschnitten Möglichkeiten, euren Sandpool zu vergrößeren. Und auch an eine Verlängerungsoption für die Lebensenergie wurde gedacht – schön!

Zeit für Verbesserung

Angesichts der Abwechslung, die ihr in den Sprungpassagen und den Rätseln findet, stehen die Kämpfe jedoch etwas zurück und werden auf Dauer etwas eintönig – auch wenn die Intensität und der Adrenalingehalt im Blut ständig zunimmt. Ihr lernt im Laufe der Zeit zwar eine zufrieden stellende Anzahl an unterschiedlichen Gegnern kennen. __NEWCOL__Doch letzten Endes greift man immer auf zwei oder drei Moves zurück, um die Feinde in die Knie zu zwingen.

Als weiterer Schwachpunkt bei den Kämpfen stellt sich eure Gefährtin Farah heraus, die als ehemalige Tochter des Maharadschas und nun Sklavin des Königs ebenfalls den Fluch mit dem Dolch beenden will.

Denn wenn sie in einen Kampf eingebunden ist, greift sie einerseits nur mit Pfeil und Bogen an und ist zudem sehr empfindlich für gegnerische Angriffe. Was an sich kein Problem wäre, da man die Gegner mehr oder weniger einfach wieder auf sich lenken kann. Doch da Farah keine Anstalten macht, sich aus der Angriffslinie zu bewegen und stattdessen mit dem Boden festgewachsen scheint, ärgert man sich in Kämpfen auf engem Raum teilweise zu Tode.

Dass bei den angesprochenen Fights in eingeschränkten Gebieten die Kamera bei bestimmten Moves einen Schwenk macht und urplötzlich eine Position einnimmt, in der man seine Figur nicht mehr sieht, erleichtert die Aufgabe nicht gerade. Denn in der Kampfhektik hat man nicht immer die Zeit, die Kamera manuell zu justieren.

Opulent inszenierte Kämpfe - leider auf Dauer etwas eintönig.

Angesichts des ansonsten guten Balancings treffen einen diese Mankos wie ein Schlag ins Gesicht und sind letztlich dafür verantwortlich, dass Prince of Persia am eigentlich sicher geglaubten Award vorbei schrammt.

All you need is love

Doch auch ohne Platin-Gütesiegel ist Sands of Time jeden Cent wert, denn neben der Mischung aus Rätseln, Kämpfen und Springen wird euch eine gut inszenierte und schlüssig erzählte Story präsentiert.

Neben den üblichen Erzählsträngen, die sich um Rache, Selbstzweifel sowie Ver- und Misstrauen drehen, wartet ein Element auf euch, dass in den letzten Jahren höchst selten Einzug in die Videospiele hielt: Liebe! Die Beziehung zwischen Farah und dem Prinzen könnte den Märchen aus Tausendundeiner Nacht entsprungen sein und bietet euch Humor, Herzschmerz, Drama und eine der schönsten Liebesszenen seit Final Fantasy X.

Stimmiges Grafikepos

Abgesehen von den angesprochenen Kameraproblemen liefert die Grafikabteilung des Prince of Persia-Teams eine beispielhafte Leistung ab: Angefangen von der abwechslungsreichen und stets überzeugenden Gestaltung der verschiedenen Umgebungen über die zahlreichen Effekte bis hin zu den aufwändigen Rendervideos weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll – auch wenn man sich an den bewegenden Vorhängen seit Splinter Cell irgendwie satt gesehen hat.

Sackgasse? Keine Panik - es gibt immer eine Lösung!

Und als Sahnehäubchen gibt es einen glaubwürdig, abwechslungsreich und unheimlich sanft animierten Hauptcharakter, dem zuzuschauen einfach nur Vergnügen bereitet.__NEWCOL__Nicht vergessen sollten wir die Zeiteffekte: Sowohl die Rückspulfunktion als auch die Zeitlupe wurden ebenso sorgfältig und imposant inszeniert wie der Rest des Spieles und runden ein Grafikvergnügen ab, das es in dieser Form und dieser inhaltlichen Stimmigkeit selten zu sehen gab.

Da verschmerzt man auch, dass die Texturen der Gegner aus nächster Nähe nicht immer prickelnd aussehen.

Zu zweit auf dem Weg, den Fluch des Dolches zu beenden.

Titanic of Persia

Dass für die deutsche Sprachausgabe mit Gerritt Schmidt-Foss und Ulrike Stürzbecher die Synchronsprecher von Leonardo Di Caprio und Kate Winslet engagiert werden konnten, wirkt sich in zweierlei Hinsicht positiv auf das Spiel aus. Zum einen merkt man den beiden wie auch den anderen Sprechern ihre Professionalität bei der abgelieferten Arbeit jeden Moment an und zum anderen wird immer wieder ein Titanic-Bild heraufbeschworen, das unheimlich schön zur Love-Story passt.

Doch auch der Rest der Akustik kann sich hören lassen: Jederzeit passende und aufwändig produzierte Umgebungsgeräusche und Soundeffekte sorgen für genauso viel Stimmung wie der fantastische Soundtrack, der sich dynamisch ans Spielgeschehen anpasst. Während der Kämpfe sorgen treibende Rhythmen für einen zusätzlichen Adrenalinschub und die stillen Momente einiger Sprungpassagen, in denen ihr nur irgendwo Vögel flattern hört, helfen, die Konzentration zu halten.

Fazit

Award oder nicht? Selten war ich bei der Entscheidung so hin- und hergerissen. Angesichts der Bewegungsvielfalt, der grafischen Opulenz und nicht zuletzt auch auf Grund der gut erzählten Story die nicht mit Herzschmerz geizt sowie der idealen Mischung aus Kampf und gut auf die Steuerung abgestimmten Rätsel, hätte sich der persische Prinz eigentlich Platin verdient gehabt. Doch kleinere Probleme sorgen vor allem im späteren Spielverlauf für leichte Missstimmung und manchmal sogar für viel Frust. Denn die Gefährtin Farah stellt sich bei Kämpfen teilweise so dämlich an, dass man ihr das Pad entgegen schmeißen möchte und sich dabei ertappt, den Bildschirm anzuschreien. Bei den hektischen und fordernden Gefechten ist zudem die Kameraführung nicht optimiert, so dass gelegentlich (und dann natürlich im unpassendsten Moment) die Umgebung die Sicht auf den Prinzen versperrt. Doch obwohl dies nur kleine, aber entscheidende Punkte sind, ist die Gesamtleistung des PoP-Teams mehr als beeindruckend: Prince of Persia The Sands of Time ist ein wunderschön erzähltes und actionlastiges Märchen aus Tausendundeiner Nacht, das den Geist des Originals wunderbar einfängt und in eine moderne Technik kleidet.

Pro

schöne Story
feine Animationen
stimmige Umgebungsgrafik
gutes Spielbalancing
Rätsel für Kopf und Finger
klasse Musikuntermalung
gute Sprachausgabe
insgesamt hervorragende Atmosphäre
original Prince of Persia als Bonus
schöne Lokalisierung

Kontra

Kamera-Probleme
unfaire Momente
Kämpfe auf Dauer eintönig

Wertung

PlayStation2

Rätsel, Action und Prachtgrafik!

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