Maximo vs. Army of Zin11.02.2004, Jörg Luibl
Maximo vs. Army of Zin

Im Test:

Es gibt Helden wider Willen. Es gibt Helden in Strumpfhosen. Aber es gibt nur einen einzigen Helden in Boxershorts: Maximo! Der tapfere Jüngling meldet sich zurück, um eine ganze Armee verhexter Robotmonster mit Schild, Schwert und Hammer in ihre Einzelteile zu zerlegen. Lohnt sich die Nahkampf-Odyssee?

Chaos im Mondlicht

Flammen züngeln auf Dächern, Tote liegen im Matsch, Bewohner fliehen in Panik. Ein Land versinkt vor euren Augen im Chaos, das Böse wütet gnadenlos. Plötzlich ein Schrei, jungfräulich schrill!

Welch Graus muss unser Held da erhaschen: Zwei gierige Höllenkreaturen bedrängen eine holde Maid, zücken doch tatsächlich ihre hässlichen Klingen, fahles Mondlicht küsst nackten Stahl und - jetzt reicht`s: So nicht! Jetzt wird Tacheles geschnetzelt!

Der Helm sitzt, die Schwerthand juckt und schon geht es den Schergen an den Kragen: Erst eine akrobatische Sprungattacke von oben, und zwar mitten rein – ah, wie cross das kracht!

Wild und entschlossen kämpft sich der junge Krieger an die Spitze der Levelwertungen, rafft Gold, rettet Frauen, rüstet sich auf -Ghost`n´Goblins-Spaß in Reinkultur! 

Dann eine tänzelnde Kombo inklusive Ausfallstich in das verdutzte erste, und weil`s so schön war gleich noch einen eleganten Rückwärtshieb in das verdutzte zweite Monster: Ketten fliegen, Platten purzeln, aus Angst und Schrecken wird Schrott-Ragout. Ach, herrlich ist das Heldenleben!

__NEWCOL__Der jauchzende Held

Ja, Maximo macht einen Heidenspaß. Und die Kämpfe tun nicht nur deshalb gut, weil die Steuerung punktgenau reagiert, die Treffer herrlich metallisch hallen und die blonde Schönheit nach der Rettung einen Batzen Gold verschenkt.

Wenn es glimmt und knirscht, fühlt sich Maximo richtig wohl. Kein Wunder, kann er doch selbst Horden von Metallmonstren mit tödlichen Kombos Paroli bieten.

Sondern auch deshalb, weil alle Kreaturen grandios animiert und die bedrohte Szenerie schaurig-witzig inszeniert wurde: Raben stibitzen dreist euer Gold und flattern weg, putzige Hasen mutieren zu wilden Wadenbeißern, Wachen im Rentenalter hauen mit letzter Kraft auf Monster ein und bibbern vor Angst.

Trotz aller dieser köstlichen Gags versinkt das butterweich in 60 Hz fließende Abenteuer nie im Klamauk, sondern lebt vom allseits spürbaren Gefühl der Bedrohung. Der herrlich dynamische Himmel sorgt für düstere Endzeitstimmung, die Winde wehen euch Laub ins Gesicht und überall sorgen Feuer und Qualm für partikelfreudige Vorboten der Gefahr. Besonders eindrucksvoll sind die Monsterkometen, die wie Feuerbälle vom Firmament stürzen und euch nach dem bebenden Einschlag gierige Gegner bescheren.

Armee der Finsternis

Maximo kämpft diesmal nicht gegen die klassischen Untoten, auch wenn Kürbiszombies und Pistolengeister ein Wörtchen mitärgern, sondern gegen eine ganze verhexte Armee aus Metallsoldaten: Egal ob Spinnen, Käfer, Wölfe, Vögel und Riesen – nicht Fleisch und Blut, sondern Schrauben und Nut bestimmen das blecherne Bestiarium.

Obermotz Cyclocks hat zwar nur ein Auge, aber viele schlagfertige Argumente. Der Kampf gegen den Metallzyklopen ist eine knifflige Sache.

Die KI ist aber alles andere als seelenlos, denn die Monster schleichen wie Tiger um euch herum, versuchen zu umzingeln und zu verteidigen. Auch der erste von fünf Bossen, ein auf den ersten Blick geistesgestörter Riesenvogel, enthüllt nach einigen beherzten Treffern die Maschine im Schafspelz mit zwei fetten Bleispritzen. Jetzt heißt es: Beinarbeit! Alle Endgegner werden euch gehörig ins Schwitzen bringen.

Aber was soll`s? Ihr könnt euch nicht nur auf Schwert und Schild, sondern auch auf einen mächtigen Kriegshammer verlassen. Zahlreiche

ansehnliche Kombos wie Rundumschläge oder ein brummendes Frontalstakkato warten auf Horden von angriffslustigen Ungetümen. Manche  Schlagfolgen lassen sich zu Ketten verknüpfen – je mehr Treffer am Stück, desto lauter klingelt eure Goldbörse.

Allerdings verwehrt die wilde Kamera ab und an den freien Blick auf den Klingentanz. Man kann sie zwar schnell ausrichten, aber das ist in der Hektik nicht immer einfach. Ein technisches Manko, das den Spielspaß jedoch kaum dämpfen kann.

__NEWCOL__Goldfixierte Aufrüstorgie

Wie schon im ersten Teil sieht die Boxershorts zwar cool aus, aber verleiht euch nur einen schnell aufgezehrten Energiebalken. Erst mit den Rüstungen kann der junge Ritter mehrere Schläge einstecken. Im funkelnd goldenen Plattenpanzer winken dann vier Balken satte Lebenskraft.

Selbst das Heldenwerkzeug zeigt sich dynamisch: Alles lässt sich noch bis zu sieben Mal aufrüsten, so dass euer Schild schon aus der Entfernung Münzen anzieht, weiter fliegt oder am Ende golden glüht; so dass euer Schwert wie eine Kreissäge wirbelt oder Flammen spuckt; so dass der Hammer alles vereist, was da kreucht und fleucht.

Der Klassiker: Ein gut getimter Rundumschlag zerstört samt partikelfreudigem Feuerwerk gleich drei Metallschädel auf einen Streich.

Aber das ist noch nicht alles: Wenn es mal ganz haarig wird, hilft diesmal auch der Sensenmann! Habt ihr den blauen Balken gefüllt, könnt ihr  euch für kurze Zeit in Gevatter Grim verwandeln und schwebend alles ernten, was sich euch in den Weg stellt. Je mehr Upgrades ihr kauft,  desto länger könnt ihr den personifizierten Tod spielen. Das hat natürlich alles seinen Preis, so dass Maximo möglichst alle Level nicht nur  von Monstern, sondern auch vom Edelmetall befreien sollte.

Aber davon gibt es genug. Vor allem, wenn man die verwinkelten Abschnitte sorgfältig erforscht. Das famose Leveldesign belohnt Entdecker, die sich in ferne Winkel trauen und wagemutig über klaffende Abgründe springen, um in letzter Sekunde einen rettenden Felsvorsprung zu erreichen. Bevor der Angstschweiß trocknet, funkelt meist ein Schatz im Dunkel.

Schaurig-schöne Welt

Im Vergleich zum ersten Teil wirkt die Welt trotz gelegentlicher Texturschwächen und monotoner Levelbegrenzungen nicht nur lebendiger, sondern auch interaktiver: In einem Flammeninferno stürzen Balken ein,  zitternde Händler warten auf euer Gold und alle fliehenden Bewohner können gerettet und angesprochen werden – sehr schön! Keine Brillanz à la Jak II , dafür höchst stimmungsvoll.

Hier hängt Maximo am stählernen Faden. Zu Beginn kämpft ihr euch durch ein Flammeninferno, in dem schon mal die Balken brechen...

Aber Vorsicht: Erstens müsst ihr Bedrohte schnell retten, denn sonst sterben sie und euch fehlt vielleicht ein wichtiger Schlüssel. Und zweitens müsst ihr eure Hiebe gut timen, weil auch ihr die Unschuldigen töten könnt; egoistische Helden kommen nicht weit!

Die Abschnitte stecken voller böser, aber auch guter Überraschungen. Denn Maximo ist ein Paradies für Schatzsucher: Überall warten Geheimnisse auf aufmerksame Entdecker, darunter Gold, Waffen oder die wichtigen Rüstungen – meist versteckt in Schatzkisten, für die man den passenden Schlüssel braucht. Die Nonstop-Action wird zwischendurch auch von gefährlichen Hüpfpassagen, gemeinen Zeitlimits und kleinen Rätseln aufgelockert, für die schon mal eine klitzekleine Portion Gehirnschmalz notwendig ist. 

__NEWCOL__Angenehmer Kurzurlaub?

Maximo: Ghosts to Glory war bockschwer. Wer sich anno 2001 bis zum Finale durchkämpfte, musste in masochistischer Selbstaufgabe Blut und Wasser schwitzen. Die gute Nachricht: Maximo ist nur noch schwer. Zwar wartet auch diesmal kein Spaziergang auf euch, aber die gut platzierten Checkpoints gestalten die Hau- und Stech-Odyssee etwas angenehmer. Außerdem ist das Blocken effektiver, da ihr den Stick nicht mehr in die Angriffsrichtung halten müsst, um einen Schlag abzuwehren. Und schließlich kostet das Abspeichern nichts mehr und ist jederzeit möglich.

Dieser Komfort hat allerdings einen Preis: die Spielzeit. Geübte Profi-Zocker haben das Geheimnis der mysteriösen Zin-Armee spätestens an einem Wochenende gelüftet; das Abenteuer währt unter zehn Stunden. Aber dafür gibt`s adrenalinhaltige Nonstop-Action. Und Anfänger werden sich an einigen Stellen die Zähne ausbeißen und nicht so schnell ins Finale kommen.

Was nehm´ ich bloß? Den fetten Hammer oder das schnelle Schwert? Den wirbelnden Rundumschlag oder die zuckende Frontalattacke?

Außerdem besteht noch genug Motivation zum zweiten  Zocken, denn jeder Level wird bewertet und mit detaillierten Statistiken versehen, die auch die nicht entdeckten Geheimnisse auflisten. Für besonders gute Leistungen jenseits der 90% winken zudem Artworks und Skizzen.

Fazit

Kann man den Hammer noch cooler tanzen, das Schwert noch eleganter wirbeln lassen? Maximo fängt da an, wo der Vorgänger aufgehört hat: Coole Hack`n´Slay-Action mit einer Prise Humor, klasse Grafik, einer blitzsauberen Steuerung und jeder Menge Geheimnisse. Die Kombos lassen den Fernseher beben und die Bosskämpfe sind einfach famos. Klar fehlt dem Nachfolger der Wow-Effekt, die Spielzeit ist recht kurz und die Kamera macht ab und zu Zicken. Aber das sind alles Peanuts im Vergleich zum grandiosen Ghost`n´Goblins-Flair, das mich hier von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselt! Außerdem spielt sich die Nahkampf-Odyssee jetzt interaktiver, abwechslungsreicher und vor allem komfortabler. Also: Helm aufsetzen, Hammer rausholen und zuschlagen!

Pro

viele Secrets
60 Hz-Modus
viele Upgrades
gute Spielbalance
klasse Hack`n´Slay
coole Spezialattacken
pompöse Bosskämpfe
punktgenaue Steuerung
neue Grim-Verwandlung
motivierende Statistiken
sehr lebendiges Leveldesign
schaurig-witzige Atmosphäre

Kontra

- recht kurz
Texturschwächen- teils Kameraprobleme
Spielgefühl wie im Vorgänger
nur Texte ins Deutsche übersetzt

Wertung

PlayStation2

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