Madden NFL 200420.09.2003, Mathias Oertel
Madden NFL 2004

Im Test:

EAs Sportspielserien gehen in die nächste Runde. Den Anfang macht das Vorzeige-American Football-Spiel Madden NFL, das es wie kein anderes EA-Produkt geschafft hat, sich über mehr als ein Jahrzehnt kontinuierlich weiterzuentwickeln. Sind auch dieses Jahr Fortschritte spürbar? Und lohnt sich Madden NFL 2004 (ab 16,95€ bei kaufen) auch für Spieler, die die Vorjahresfassung besitzen? Die Antworten findet Ihr im Test!

Gewohnte Klasse und Spielmodi

Auf den ersten Blick unterscheidet sich die diesjährige Ausgabe gar nicht so stark vom Vorgänger. Doch als ob man es geahnt hätte, weist man in den übersichtlichen Menüs mit einem dezenten "New" auf neue Features hin, die wir gleich noch besprechen werden.

Was weitestgehend gleich blieb, sind die Spielmodi: Freundschaftsspiele, das aus dem Vorgänger bekannte Mini-Camp, 2-Minuten-Drills, Turniere oder auch selbst erstellbare Situationen sind den Madden-Fans genau so bekannt wie die Madden-Karten, die umfangreichen Statistiken und die Saison, werden aber auch Neueinsteigern eine Menge Spaß bringen. Gelegenheitsspieler werden allerdings im Vergleich zur Vorjahresversion neue Modi vermissen, weswegen wir dieses Jahr nur eingeschränkt eine Kaufempfehlung aussprechen können.

Auch auf dem Spielfeld hat sich nicht viel getan: Die KI ist gewohnt gut und die Playbooks bis zum Anschlag mit den verschiedensten offensiven und defensiven Spielzügen gefüllt, so dass man als Anfänger fast erschlagen wird.

Spielmacher inklusive

Dass die Steuerung so gut reagiert wie eh und je, braucht bei Madden-Neuauflagen kaum noch gesagt zu werden. Höchst erwähnenswert ist jedoch das neue Playmaker-Feature: Hier könnt Ihr jederzeit über den rechten Stick kurzfristige Änderungen durchführen, die sich allerdings nicht nur auf die Zeit vor dem Spiel des Balles beschränken. Denn während der Ball gespielt wird, könnt Ihr Euch rasend schnell einen weiteren Spieler zur Seite holen, der als zusätzlicher Blocker fungiert.

Bis man sich an diese zusätzliche Funktion gewöhnt hat, dauert es zwar ein Weilchen, doch später fragt man sich unwillkürlich, wie man die letzten Jahre ohne dieses Feature spielen konnte.

Saison mit Manager

Die größte Änderung zum Vorjahr findet sich neben dem Playmaker in dem nochmals erweiterten Saison-Modus. Wie gehabt könnt Ihr ein Team über 30 Saisons hinweg zur absoluten Football-Dynastie entwickeln und Eurer Fantasie freien Lauf lassen, was die Zusammenstellung von Mannschaften betrifft.

Für Hardcore-Fans gibt es jedoch die Möglichkeit, über die so genannte Owner´s Box aktiv in die Finanzplanung des Teams einzugreifen. Eintrittspreise lassen sich genau so festlegen wie Parkgebühren oder die Endkundenpreise der Fanartikel. Und je nachdem, wie gut Ihr Euch als Manager -und gegebenenfalls auch als Spieler in der Mannschaft- anstellt, sinkt oder steigt das Budget, das Ihr für die nächste Saison zur Verfügung habt. Erfolg bringt vollbesetzte Ränge und dementsprechend auch ein prall gefülltes Konto. Der Management-Anteil geht sogar so weit, dass Ihr (entsprechende finanzielle Mittel vorausgesetzt) mit der Mannschaft in eine neue Stadt umziehen und ein neues Stadion bauen könnt.

Gegenüber reinen Managern, wie man sie beispielsweise in den Anstoss- und Fussball Manager-Serien findet, sind die Optionen vergleichsweise gering. Doch für ein auf das eigentliche American Football-Spiel ausgelegtes Game bietet Madden NFL 2004 mehr als genug Möglichkeiten und bringt so einen vollkommen neuen Aspekt ins Spiel, der allerdings nur den harten Fan-Kern ansprechen dürfte.

In diesem Zusammenhang sind auch die bekannt leistungsstarken Editoren erwähnenswert, mit denen Ihr dieses Jahr gleich ganze Teams kreieren könnt.

Und auch das Mini-Camp gewinnt durch den Franchise-Modus zusätzlich an Bedeutung: Denn vor der Saison könnt Ihr Spieler Eurer Wahl ins Training schicken und nach erfolgreicher Bewältigung ihre Eigenschaften aufwerten - eine klasse Idee.

Multiplayer wie gehabt

Muss man eigentlich noch erwähnen, dass Madden NFL 2004 unter Gleichgesinnten für einen Heidenspaß sorgen kann? Dies war allerdings beim Vorgänger auch schon so. Und wer sich Madden fast ausschließlich für Multiplayer-Duelle besorgen möchte, sollte sich überlegen, ob das Playmaker-Feature und neue Spielzüge als Rechtfertigung ausreichen. Denn ansonsten reicht voll und ganz auch die Vorjahresfassung, die kaum Unterschiede aufweist.

Besonders bedauerlich für die PS2-User -und letzten Endes auch für ein Verwehren des Multiplayer-Awards ausschlaggebend- ist das Fehlen des eigentlich angekündigten PS2-exklusiven Online-Modus. Bedauerlich vor allem, da das Feature in der amerikanischen Fassung integriert ist und einen zusätzlichen Mehrspieler-Kick gesichert hätte.

Flackern (fast) Fehlanzeige

Grafisch präsentiert sich die Madden-Serie auch dieses Jahr wieder von ihrer besten Seite: Die Menüs sind übersichtlich strukturiert und bieten eine leichte Navigation.

Neue und erweiterte Animationen der Spieler -als ob es hier noch viel zu verbessern gab- überraschen immer wieder aufs Neue. Und dass die Entwickler es geschafft haben, dieses Jahr neben optisch beeindruckenden Spieler-Texturen endlich das ominöse Flackern weitestgehend in den Griff zu kriegen, sorgt für Freude. Die Zeiten, in denen man nach einer halben Stunde Spiel mit tränenden Augen zu kämpfen hatte, gehören der Vergangenheit an.

__NEWCOL__Zwar würde man sich wünschen, dass die Aktionen der Spieler bei Regen z.B. deutlichere Spuren auf dem Spielfeld hinterlasse, doch auch so ist die TV-Atmosphäre, die durch interessante Kamera-Einstellungen und feine Schnitt- und Überblendeffekte entsteht, nahezu beispiellos und macht das Spiel zu einem Spektakel.

Immer noch Englisch

Kennern der Serie dürfte bekannt sein, dass EA wie jedes Jahr den Kommentar von John Madden und Kollegen im englischen Original belässt. Doch wo sich manche evtl. wegen der fehlenden Lokalisation beklagen, werden die anderen entgegen halten, dass es kein deutscher Sprecher schaffen würde, die Stimmung und das Football-Flair ansprechend zu vermitteln - und da können wir nur Recht geben.

Die Soundeffekte sind gewohnt gut und für den brachialen Soundtrack wurden wieder zahlreiche namhafte Künstler lizenziert - so z.B. Blink-182, Alien Ant Farm und Nappy Roots. Insofern bleibt so ziemlich alles beim Alten.

Fazit

Auch dieses Jahr kann die Madden-Serie ihre angestammte Position auf Platz 1 der American Football-Spiele verteidigen. Zwar gibt es -wie jedes Jahr- im Prinzip nur kleine Änderungen zu finden. Doch vor allem das neue Playmaker-Feature und der ausgebaute Franchise-Modus dürften bei Hardcore-Fans der auch hierzulande immer populärer werdenden Sportart für Freude sorgen. Gelegenheitsspieler und Fans von Multiplayer-Sessions sollten sich allerdings überlegen, ob sie sich nur für den Playmaker die aktuelle Auflage zulegen. Denn ansonsten hat sich für die im spielerischen Kern nichts geändert. In diesem Zusammenhang ist es äußerst bedauerlich, dass der angekündigte Online-Modus nicht den Sprung nach Europa geschafft hat. Grafik, Sound, KI und der ganze technische Rest befinden sich auf einem gewohnt hohen Niveau, was im Endeffekt allerdings nicht gerade überrascht. Mit dem Online-Modus wäre Madden in diesem Jahr ein absolutes Muss für alle gewesen, die nur im Entferntesten etwas mit American Football am Hut haben. So aber ist es "nur" das bislang beste Spiel seiner Art auf der PS2, dessen neue Features allerdings hauptsächlich für eingeschworene Fans interessant sind.

Pro

<li>gewohnt gute Spielbarkeit</li><li>umfangreicher Franchisemodus mit Management-Teil</li><li>feine Grafik</li><li>gute KI</li><li>Mini-Camp</li><li>starke Editoren</li><li>klasse Sounduntermalung</li><li>neues Playmaker-Feature</li>

Kontra

<li>nur in Englisch</li><li>im Kern wenig Änderungen zum letzten Jahr</li>

Wertung

PlayStation2

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