Dr. Muto12.05.2003, Jens Bischoff
Dr. Muto

Im Test:

Ihr wart schon jede Art von Superheld und habt bereits Tausende von Welten vor ihrer Zerstörung bewahrt? Wie wäre es dann einmal mit einer harmlosen Maus, einem tumben Gorilla, einer staksigen Spinne, einem glubschäugigen Fisch oder einem pausbäckigen Flughörnchen als Alter Ego und einer bereits zerstörten Welt als Ausgangssituation? In Midways Dr. Muto (ab 300,76€ bei kaufen) gibt`s das alles auf einmal und einen verrückten Wissenschaftler, der gegen sämtliche Genforschungsauflagen verstößt noch obendrein. Auf was Ihr Euch sonst noch so alles gefasst machen solltet, erfahrt Ihr in unserem Testlabor.

Dumm gelaufen

Am Anfang war das Licht, dann kam die Energiekrise und alles wurde dunkel, bis der vermeintlich geniale Wissenschaftler Dr. Muto allen wieder Licht versprach und seine jüngste Erfindung in Gang setzte. Und tatsächlich: Es wurde Licht! Allerdings nicht in Form von elektrischer Energie, sondern in Form einer riesigen Explosion, die den gesamten Planeten zerbersten ließ.

Dr. Muto wäre jedoch nicht Dr. Muto, wenn er nicht schon einen Plan hätte, den zerbröselten Planeten wiederherzustellen. Allerdings benötigt er dazu eine spezielle Maschine, deren Einzelteile sich im Besitz des tyrannischen Professors Burnital befinden, der über die vier noch verbliebenen Planeten des Sonnensystems herrscht und der alles andere als gewillt ist, Dr. Muto zu unterstützen.

So macht sich der tollpatschige Doktor eben auf, die benötigten Teile mit Gewalt zu entwenden. Da er für einen solchen Einsatz jedoch nicht gerade die besten Voraussetzungen mitbringt, kann er sich bei Bedarf in verschiedene Mutationsformen verwandeln, mit einer umgebauten Fernbedienung Widersacher lähmen oder eliminieren und mit Hilfe zusammengeschraubter Gadgets spezielle Fähigkeiten aktivieren.__NEWCOL__Wer spricht da?

Ansonsten hüpft und rennt Dr. Muto in klassischer Jump`n´Run-Manier durch 22 weitläufige und abwechslungsreiche Spielabschnitte, entledigt sich unliebsamer Gegner, löst einfache Rätselaufgaben und sammelt jede Menge Klimbim. Begleitet werdet Ihr auf Eurem Beutezug von der schlaftrunkenen Stimme Eures Großcomputers Al, der Euch neben der obligatorischen Klugscheißerei auch immer wieder den richtigen Weg weist und mit mehr oder weniger brauchbaren Infos versorgt.

Schmuckloser Klangteppich

Die deutsche Sprachausgabe klingt allerdings nicht sehr überzeugend und bleibt gelegentlich auch aus. Dank ordentlicher Untertitel wisst Ihr allerdings trotzdem immer Bescheid, um was es geht. Die übrige Soundkulisse ist trotz Dolby Surround eher unspektakulär und kann mitunter sogar ziemlich nerven. Dafür bleiben Euch aber unnötig lange Ladezeiten erspart.

Löblicher Speicherkomfort

Zum Komfort tragen dafür automatische Rücksetzpunkte, unbegrenzte Continues sowie großzügig verteilte Speicherportale bei, an denen sich nicht nur der Spielstand sichern lässt, sondern auch eine Rückkehr ins Labor möglich ist, von wo aus man sich bequem an alle bisher besuchten Orte teleportieren kann. Weniger komfortabel sind hingegen die nur an bestimmten Stellen abrufbaren Levelkarten sowie die mit der Zeit wieder auftauchenden Gegner.

Ausgleichende Gerechtigkeit

Als Ausgleich kehren aber auch heilende Items immer wieder und man hat zudem die Möglichkeit, Widersacher zu beklauen. Doch nicht nur das - mittels Eurer modifizierten Fernbedienung könnt Ihr Feinde mit Elektroschocks lähmen, im Schockzustand durch die Gegend tragen und dann auf ein bestimmtes Ziel, wie einen Schalter oder einen anderen Gegner katapultieren. An bestimmten Stellen, die leider fix vorgegeben sind, dürft Ihr sogar spezielle Gadgets wie vorübergehende Unsichtbarkeit, Unverwundbarkeit oder Supersprungkraft sowie großkalibrige Extrawaffen einsetzen.

Fünffacher Hulk

Das Markenzeichen von Dr. Muto ist jedoch, dass er mithilfe eingesammelter DNS-Strukturen in insgesamt fünf groteske Lebensformen mutieren kann: In Mäusegestalt gelangt er durch kleinste Löcher, als Gorilla erklimmt er ansonsten unüberwindbare Steilwände, im Körper eines Fischs durchquert er tiefste Gewässer, als Weberknecht schwingt er sich am eigenen Faden über gähnende Abgründe und als Flughörnchen segelt er elegant durch die Lüfte.__NEWCOL__Doch leider sind die Einsatzmöglichkeiten auch hier sehr beschränkt und in der Regel fest vorgegeben, was nicht nur experimentierfreudige Naturen auf Dauer zu sehr einengt.

Wie auf Eis

Selbst die relativ weitläufigen Levels verlieren aufgrund des extrem linearen Spielverlaufs an Reiz. Lediglich das Entdecken aller versteckten Items bleibt Hüpfprofis als spielerische Herausforderung. Eine Herausforderung ganz anderer Art ist währenddessen die schwammige Steuerung, mit der man den etwas träge reagierenden und ständig nachrutschenden Doktor an zahlreichen Hindernissen und meist tödlichen Abgründen vorbeidirigieren muss. Hinzu kommt, dass einen die Kamera oft auf sehr abenteuerlichen Wegen folgt und selbst während haariger Sprungpassagen nicht um abrupte Richtungs- oder Perspektivenwechsels verlegen ist.

Balkenloses PAL-Vergnügen

Ansonsten kann sich Dr. Muto bis auf gelegentliche Slowdowns und unschöne Item-Popups grafisch durchaus sehen lassen. Die Spielabschnitte wirken lebendig und detailverliebt, die Texturen und Effekte sind ordentlich, die meisten Charaktere herrlich skurril gestaltet und entsprechend witzig animiert und die PAL-Anpassung ist vorbildlich: Das heißt, Ihr habt sowohl mit 50 als auch mit 60 Hz keinerlei PAL-Balken. Da verzeiht man sogar die etwas schludrige Lokalisierung, die beim Bonusmaterial (Making-Of) sogar ganz vergessen wurde sowie das etwas eintönige Gegnerdesign.

Fazit


Die Ideen von Dr. Muto sind zwar nicht wirklich neu, aber prinzipiell überzeugend zusammengewürfelt und ordentlich verpackt. Um einem Jak & Daxter oder Ratchet & Clank Konkurrenz zu machen, reicht das zwar nicht aus, aber ausgehungerte Jump`n´Run-Fans mit Faible für skurrile Gestalten, weitläufige Levels und exzessives Item-Sammeln können ruhig einen Blick riskieren. Allerdings solltet Ihr Euch auf mindestens zwei nicht zu unterschätzende Spielspaßbremsen einstellen: eine recht schwammige Steuerung und eine oft chaotische Kameraführung - nicht gerade die beste Kombination für ein Jump`n´Run mit jeder Menge tödlicher Hindernisse und Abgründe. Ein faires Speicher- und Rücksetzsystem hält den Frust darüber jedoch in Grenzen. Auch die trotz schlampiger Lokalisierung vorbildliche PAL-Anpassung stimmt versöhnlich. Wäre der Spielverlauf nicht ganz so linear und der Lösungsweg nicht immer so offensichtlich, hätte man es Fans durchaus empfehlen können. So aber bleibt unterm Strich nur ein weiteres mittelprächtiges Hüpfabenteuer, von denen es auf der PlayStation 2 mittlerweile einfach mehr als genug gibt - von hochwertigeren Alternativen ganz zu schweigen.

Pro

<li>witzige Animationen</li><li>faires Speichersystem</li><li>motivierende Item-Hatz</li><li>weitläufiges Leveldesign</li><li>skurriles Charakterdesign</li><li>vorbildliche PAL-Anpassung</li><li>nettes Verwandlungs-Feature</li>

Kontra

<li>dröge Rätselkost</li><li>Slowdowns & Pop-Ups</li><li>schwammige Steuerung</li><li>sehr linearer Spielverlauf</li><li>eintöniges Gegner-Design</li><li>durchwachsene Lokalisierung</li><li>abenteuerliche Kameraführung</li>

Wertung

PlayStation2

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