NBA Ballers25.10.2004, Jörg Luibl
NBA Ballers

Im Test:

Keine Lust auf sterilen Hallen-Basketball? Ihr wollt euren Gegner in feuriger Streetball-Manier fertig machen? Ihr wollt Shaq & Co den Ball so richtig durch die Nase ziehen, bevor ihr mit einem fetten Slamdunk den Court beben lasst? Dann ist Midways auf Hochglanz poliertes NBA Ballers (ab 49,95€ bei kaufen) genau das Richtige für euch!

Stars außer Rand und Band

Was macht Nowitzki denn da? Legt sich provokativ mit Ball in Liegestützstellung, spielt ihn elegant den Rücken hoch und treibt seinen Gegenspieler neckend zur Weißglut. Der stürzt sich mit fuchtelnden Steal-Händen auf den Dallas-Star, um der Show ein Ende zu machen. Doch Nowitzki schaltet mal eben die Zeitlupe an, legt den Ball frech auf den Boden, schiebt ihn mit einem Kick durch die Beine des

Slamdunk-Spektakel mit NBA-Profis.
Angreifers und stürmt elegant Richtung Korb. Zwei Sekunden später kracht das Leder mit einem satten Tomahawk-Dunk ins Netz - das Brett splittert, das Publikum jubelt, das Match ist gewonnen.

Slamdunks en masse

NBA Ballers bietet euch rasanten Aracde-Basketball in Reinkultur: Egal ob Slow-Motion-Finten, 360-Grad-Alley-Oops, seitliche Abroll-Dribblings, Monster-Blocks oder Funken sprühende Brettkracher - wer es spektakulär und knallig mag, wird auf seine Kosten kommen. Je mehr Moves ihr in einer Kette aufs Parkett legen könnt, desto mehr Dollars wandern nach einem erfolgreichen Korb auf euer Konto.

Schade ist jedoch, dass es kein Tutorial für all die coolen Moves gibt. Gerade Einsteiger könnten angesichts des immensen Arsenals an Button- und Stick-Kombinationen schnell die Übersicht verlieren. Und vor allem der klasse Konter über den x-Button, mit dem man provokante Einlagen à la Nowitzki geschickt parieren kann, hätte eine Übungsrunde verdient.

Spielmodi & Co

Im Gegensatz zu NBA Street gibt es nur 1-on-1-Matches - meist geht es bei einem Zeitlimit in einem Best-of-3 bis zu elf Punkten. Läuft die Uhr ab, hat derjenige gewonnen, der die meisten Zähler auf seinem Konto hat. Vor allem, wenn man sich in der Verteidigung mit den beiden Steal-Varianten egalisiert und kaum Treffer erzielt, sorgt die tickende Uhr für zusätzliche Spannung. Trotzdem ist die Beschränkung auf das Duett angesichts des optischen Potenzials schade; nur zu gern hätte man auch Teams auf den Platz geschickt.

  

Trotzdem kann der Titel in Sachen Spielmodi überzeugen: Wer über einen Netzwerkadapter verfügt, kann sich auch online in hitzigen 1-on-1-Matches austoben und alle Profis benutzen, die freigespielt wurden. Ranglisten und Turniere sorgen für die nötige Motivation und auch technisch geht das Online-Streetball reibungslos über die Leitung. Neben dem Training und dem schnellen Freundschaftsmatch

Recht rum, links rum oder Zeitlupenfinte?
warten offline noch das chaotische, aber innovative 1vs1vs1 für gleichzeitig drei menschliche Spieler, das TV-Turnier mit Deathmatch-Leiter und der Karrieremodus namens "Rags to Riches" auf euch.

Karriere mit Dollarsegen

Letzterer dürfte für Einzelspieler der interessanteste sein, denn hier baut ihr euch einen No-Name-Baller, den ihr von einer belanglosen Story mit TV-Flair begleitet an die Spitze der Streetball-Rangliste führen könnt: vom Hinterhofbasketballer zum Multimillionär. Leider kann der Figureneditor nicht mit den mächtigen Exemplaren aus dem Hause EA mithalten: Obwohl ihr Größe, Haarfarbe, Kleidung, Fähigkeiten und sogar Gesichtsdetails festlegen könnt, fehlen einfach die Nuancen in Sachen Statur oder Frisur, um z.B. sein Ebenbild zu schaffen.

Der Storyansatz ist für ein Sportspiel interessant, denn ihr spielt quasi den American Dream eines kleinen Ballkünstlers nach, aber viele Zwischensequenzen werden einfach als statische Standbilder serviert. Das Motivierende ist jedoch, dass ihr im Laufe der vielen Turniere all eure Fähigkeiten in über ein Dutzend Bereichen wie Zweier, Dreier, Dribblings, Dunks etc. nur durch aktives Nutzen ausbauen könnt. Ihr kauft nichts ein, sondern werdet z.B. automatisch mit Verbesserungen im Distanzwurf belohnt, wenn ihr viele Dreier versenkt.

Einfach geradeaus und mit Schmackes versenken!
Und die Karriere übt enorme Freispielreize aus: Ihr könnt nicht nur 60 aktuelle und 24 legendäre NBA-Profis wie Magic Johnson, sondern auch jede Menge Filme, Schmuck, Accessoires, edle Autos, Special-Moves, nur euch erlaubte Regelwidrigkeiten und sogar Freunde freispielen. Der Clou dabei: Die Kumpels oder Babes stehen beim nächsten Match an der Außenlinie und können angespielt werden, um euch wiederum einen tödlichen Pass zu geben. Eine klasse Idee, die auf dem Court neue spielerische Möglichkeiten eröffnet!

Überhaupt steht das Spiel im Zeichen des Dollars: Ihr kämpft zwar erst in schnöden Parks um wenig Kohle, aber später geht es in den edlen Villen und Traumhäusern von Garnett, Miller & Co um Preisgelder. Hier wird euch sogar verraten, wie viele Pools, Badezimmer und Quadratmeter um euch herum arrangiert sind.

  

Hip-Hop & Hochglanz

Im Gegensatz zum comiclastigen Kollegen NBA Street setzt dieses Spiel in Sachen Optik und Umfeld auf Realismus, besser gesagt Fotorealismus. Ich kenne kein einziges PS2-Sportspiel, in dem es derart wirklichkeitsnahe Gesichter gibt. Stars wie Nash, Bryant oder Kidd verblüffen mit lebensechten

Streetball deluxe: Cooles Posen gehört genau so dazu wie ein schniekes Outfit.
Porträts und Bewegungen. Die NBA-Profis strahlen mit porentiefen Gesichtern in die Kamera und begeistern auf dem Court mit klasse Animationen sowie emotionalen Gesten vom ärgerlichen Abwinken bis zum euphorischen Jubel. Ohne einen Anflug von Rucklern geht es schnell, butterweich und überaus ansehnlich zur Sache.

Die Präsentation ist zwar komplett in Englisch gehalten, aber die Menüs sind sauber, das Publikum kreischt lebendig und der Soundtrack verwöhnt trotz des Fehlens großer Hip-Hop-Namen mit fetten Beats. Hinzu kommt MC Supernatural, der mit seinen Kommentaren für das nötige Straßenfeeling sorgt. Leider wiederholt sich der Rastamann auf Dauer etwas und auch die Ladezeiten stoßen bitter auf: Jeder noch so kleine Menüwechsel lädt zum Kaffeekochen ein.

Kollision mit Schwächen

Auch wenn es im Sekundentakt kracht, kann NBA Ballers nicht ganz die begeisternde Spieltiefe von NBA Street 2 erreichen. Das liegt vor allem an der Ballphysik, die mitunter Aussetzer hat: Da werden Bälle mit einem Layup schon mal von hinten durch das Brett gespielt oder Goaltending und Fouls nicht ganz nachvollziehbar gepfiffen. Und auch bei manchen Blocks hat man das Gefühl, dass die Kollisionsabfrage scheitert, wenn das Leder selbst nach dem Abfälschen den Weg in den Korb findet.

Egal ob Gesichter oder Bewegungen - die Kulisse ist klasse.
Hinzu kommen überproportional viele Dreier, die selbst ohne erkämpften Freiraum locker im Netz landen, wenn man mit Cracks wie Nowitzki oder Nash an der Linie steht.

Aber selbst diese kleinen physikalischen Inkonsequenzen können dem enormen Spielspaß kein Bein stellen. Man kann vor grandioser Kulisse wunderbar blocken, Hakenwürfe oder Korbleger einleiten und mit Fade-away-Jumpshots glänzen. Und schließlich geht es sowieso mit unrealistisch hohen Sprüngen und traumhaft surrealen Durch-die-Beine-samt-Doppeldrehung-Tricks Richtung Korb.

Außerdem zeigt NBA Ballers einige innovative Elemente wie z.B. das Kräftemessen beim Aufposten: Sobald zwei Mann Schulter an Schulter um Raum kämpfen, wird eine Leiste eingeblendet, in der man durch schnelles Button-Drücken den Gegner wegschieben kann. Giganten wie O`Neal drängen Zwerge wie Nash natürlich in null Komma nichts vom Platz. Und immerhin könnt ihr im Regelmenü zahlreiche lästige Spielunterbrechungen durch Goaltending oder Offensiv-Fouls einfach abschalten.

  

Fazit

NBA Ballers ist klasse! Alle, die Arcade-Basketball mögen, werden sich schnell in Midways Hochglanzkorbjagd verlieben. Zwar kann die Spielmechanik aufgrund einiger Inkonsequenzen in Sachen Ballphysik nicht mit NBA Street mithalten, aber dafür gibt`s ein enormes Move-Arsenal gepaart mit einem traumhaften Figurendesign, das noch mal alles aus den Pixelpipelines der PS2 herauskitzelt - die Kulisse ist einfach grandios. Schade ist nur, dass der Editor nicht an EAs Detailreichtum anknüpfen kann und dass die Ladezeiten all die Kleidungswechsel zur Geduldsprobe machen. Dafür ist NBA Ballers kein Eintagsdunk: Midway hält all die coolen Stars und Sternchen, all die hollywoodreifen Alley-Oops und Babes zunächst hinter Schloss und Riegel. Ihr müsst also sehr viele Siege feiern, bevor ihr euch mit Shaquile O´Neal oder Magic Johnson auf dem Court messen könnt. Und selbst wenn man diese Legenden besiegt hat, kann man sich noch online austoben. Wer ein Faible für krachende Streetball-Matches hat, kann bedenkenlos zugreifen!

Pro

Online-Modus
guter Soundtrack
sehr lange Spielzeit
cooler 1vs1vs1-Modus
klasse Figurendesign
feurige Spezialeffekte
gutes Kontersystem
fotorealistische Gesichter
Zuschauer als Passgeber
alle Regeln modifizierbar
unglaublich viele Moves
jeder KI-Gegner spielt anders
viel freischaltbares NBA-Material
Karrieremodus mit Charakteraufbau

Kontra

nur 1-on-1
nervige Ladezeiten
kein Move-Tutorial
Editor nur Durchschnitt
komplett in Englisch gehalten
Kollisionsabfrage mit Aussetzern

Wertung

PlayStation2

Alle, die Arcade-Basketball mögen, werden sich schnell in Midways Hochglanzkorbjagd verlieben!

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.