Deadly Skies III27.06.2004, Jens Bischoff
Deadly Skies III

Im Test:

Konamis Deadly Skies III (ab 37,99€ bei kaufen) alias AirForce Delta Strike (USA) alias AirForce Delta: Blue Wing Knights (Japan) hat es nach zwei Namensänderungen nun auch nach Europa geschafft. Sind die Vorgänger noch auf Dreamcast (AirForce Delta) und Xbox (AirForce Delta Storm) in die Lüfte gestiegen, treten die Piloten des dritten Teils nun jedoch auf der PS2 ihren Jungfernflug an. Mit welchem Ergebnis, könnt ihr im Test nachlesen.

Die Qual der Wahl

Da die Vorgänger nicht unbedingt zur virtuellen Fliegerelite zählten, ist der Systemwechsel auf die PS2 durchaus nachvollziehbar. Allerdings ist die Konkurrenz auf der Konsole auch wesentlich hochkarätiger, weshalb Konami schon einiges bieten muss, um darbende Ace Combat-Fans sowie Lethal Skies-Verfechter erfolgreich abzuwerben. Daher lautet die Devise im dritten Deadly Skies-Ableger eindeutig protzen statt klotzen, denn interessierte Piloten stoßen hier auf insgesamt 135 großteils lizenzierte Fluggeräte von gestern, heute und morgen, von denen mehr als hundert sogar direkt geflogen werden können!

Sex sells: An scharfen Bräuten in hautengen Fliegeranzügen herrscht in Deadly Skies III kein Mangel.

Diesseits von Gut und Böse

Neben dem ansehnlichen Flugpark hat Konami aber auch an einen motivierenden Story-Modus mit einer illustren Charakterriege im Manga-Stil sowie sich teils verzweigenden Missionen inklusive verschiedener Spielenden gedacht, die euch eine ganze Weile bei Laune halten sollten. Leider wirken die Charaktere und Dialoge aber äußerst stereotyp und auch die 08/15-Handlung zieht einen nicht wirklich in ihren Bann: In naher Zukunft tobt einmal mehr der Kampf Gut (EDAF) gegen Böse (OCC), während ihr in der Rolle diverser Piloten an vorderster Front für den Weltfrieden kämpft.

Riskantes Flugmanöver: Über die Replayfunktion könnt ihr euren Einsatz nochmals in Ruhe Revue passierne lassen.
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Von Windmaschinen und Dampfwalzen

Aber egal, schließlich ist man ja nicht zum Argumentieren und Geschichten hören hier, sondern um spannende Kampfeinsätze zu fliegen. Und da wird euch in den insgesamt 37 Haupt- und Bonusmissionen inklusive über zwei Dutzend unerwarteter Zwischeneinsätze einiges geboten. Zwar laufen die meisten Einsätze auf simple Schutz- und Zerstöraufträge hinaus, aber die Einsatzorte und Gegner sind sehr abwechslungsreich und teils sogar richtig skurril: So müsst ihr beispielsweise ins Auge eines Tornados fliegen, um die dafür verantwortliche Wirbelsturmmaschine zu zerstören, in einem Canyon gigantischen Dampfwalzen ausweichen oder gar im Weltall gegen futuristische Kampf-Mechs antreten.

Im Sturzflug Richtung Südseeinsel: Aus dieser Höhe sieht die Spielwelt noch ganz ansehnlich aus.

Kamera an Bord

Ansonsten gilt es aber auch herkömmliche Dogfights für sich zu entscheiden, die gegnerische Flugabwehr zu schwächen, mobile und stationäre Bodenziele zu eliminieren, Verbündeten Geleitschutz zu bieten, Brücken unpassierbar zu machen, gepanzerte Züge aufzuhalten oder ausschwärmende Flottenverbände zu stoppen. Meist obliegt ihr bei euren Aufträgen einem Zeitlimit, dafür dürft ihr euch aber anschließend euren Erfolg oder Misserfolg in speicherbaren Replays zu Gemüte führen und lukrative Abschussprämien einkassieren.

Mitten drin: Die Cockpitperspektive ist zwar am authentischsten, aber auch am unübersichtlichsten.
    

Enttäuschende Tiefflüge

Letztere investiert ihr je nach Bedarf in Reparaturen, neue Fluggeräte, Waffensysteme oder andere Modifikationen wie kugelsichere Beschichtungen oder Sonderlackierungen. Die Flugzeuge präsentieren sich dabei erfreulich detailliert und bieten allesamt individuelle Cockpitansichten und Flugeigenschaften - obwohl letztere oft nicht sehr gravierend sind. Alternativ könnt ihr eure Flüge aber auch aus einer externen Kameraperspektive oder über ein HUD mit uneingeschränktem Blickfeld verfolgen. Was ihr dort zu sehen bekommt, ist aber leider nicht sonderlich spektakulär, denn die matschigen Bodentexturen, polygonarmen Bodenobjekte und altbackenen Grafikeffekte laden trotz verschiedener Tageszeiten und Witterungsverhältnisse nicht gerade zu Tiefflügen ein. Auch das mangelnde Geschwindigkeitsgefühl lässt virtuelle Hobbypiloten die Nase rümpfen.

Jeder Pilot verfügt über einen individuellen Flugpark, wobei Jamie mit seinen Propellermaschinen Nostalgikerherzen höher schlagen lässt.

Einfacher Einstieg

Simulationsfanatiker dürften auch mit den automatischen Take-Offs und Landungen sowie der arcadelastigen Steuerung nicht einverstanden sein. Allerdings passt letztere gut zum actionreichen, wenn auch vergleichsweise primitiven Gameplay und bietet dank maßgeschneiderter Konfigurationen und freier Tastenbelegung selbst Genreneulingen einen unkomplizierten Einstieg ohne mit Seitenruder oder Luftbremse hantieren zu müssen. Profis erhalten auf Wunsch natürlich die komplette Kontrolle und steuern alle Ruder und Bremsverstärker manuell. Auf eine komfortable Zielautomatik, bei der ihr auf Knopfdruck zwischen allen verfügbaren Zielobjekten hin und her schalten könnt und einen Gegner nur lange genug im Blickfeld halten müsst, damit er von euren Raketen erfasst wird, muss hingegen niemand verzichten.

Brennende Ölfelder im Morgengrauen: Erst wenn alle Raffinerien in Flammen aufgegangen sind, ist euer Auftrag hier beendet.
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Seltene Munitionsknappheit

Natürlich könnt ihr auch manuell mit dem Bord-MG auf Gegnerjagd gehen. Munitionssparen ist aber nur selten nötig, da eure Flugzeuge meist mit geradezu unrealistisch vielen Marschflugkörpern (80 Zielsuchraketen sind keine Seltenheit!) ausgestattet sind und eure eigenständig agierenden Wingmen meist auch keine schlechten Schützen sind. Jeder der insgesamt neun spielbaren Piloten hat übrigens einen eigenen Hangar mit teils exklusiven Flugobjekten, die es je nach Auftrag gezielt einzusetzen gilt. Neben gängigen Kampfjets stehen dort auch weltkriegserprobte Propellermaschinen, Helikopter oder futuristische Stealth-Studien bereit. Schade nur dass es keinen Mehrspielermodus gibt und manche Missionsziele sehr vage formuliert sind. Zudem ist die deutsche Übersetzung teils recht holprig und die englische Sprachausgabe oft unfreiwillig komisch.

Strategischer Flugplan: Auf dieser Einsatzkarte dirigiert ihr eure Fliegerstaffel von Einsatzort zu Einsatzort.

Musik aus, Surround-Anlage an!

Auch das belanglose Synthie-Gedudel im Hintergrund sorgt nicht gerade für Top Gun-Feeling. Die übrige Soundkulisse geht dank solider Sound-FX und regem Funkverkehr aber in Ordnung und ist im Spiel in Dolby Pro Logic II und in den Zwischensequenzen sogar in Dolby Digital 5.1 abgemischt. Solide Englischkenntnisse sind allerdings Pflicht, da man im Eifer des Gefechts kaum Zeit hat, die deutschen Übersetzungen der Funkanweisungen zu lesen. Ebenfalls Pflicht ist das Aktivieren des 60Hz-Modus, da man sonst mit fetten PAL-Balken und einem noch schlechteren Geschwindigkeitsgefühl zu kämpfen hat. Gegen das lästige Interlace- und Kantenflimmern sowie die vielen spielflussstörenden Ladezeiten bringt aber auch die erhöhte Hertzzahl nicht viel.

Beleidigte Presswurst: Der übergewichtige Rick macht in seinem Pilotenanzug wirklich nicht die beste Figur...
 

Fazit

Leider ist auch das dritte Deadly Skies trotz einiger guter Ansätze keine wirkliche Alternative zu Ace Combat & Co. Selbst um die Wartezeit auf den fünften Teil von Namcos Edel-Flightsim Anfang nächsten Jahres zu überbrücken, sollten Hobbypiloten Sammys Lethal Skies II vorziehen. Dabei kann Deadly Skies III mit seinem gigantischen Flugpark und seinem umfangreichen Missionsangebot durchaus punkten. Selbst der verzweigte und unterschiedliche Enden bietende Story-Modus stellt trotz 08/15-Handlung sowie stereotyper Manga-Charaktere und belangloser Dialoge eine gewisse Bereichung dar. Aber die altbackene Technik, das zu primitive Flugverhalten und das mangelnde Geschwindigkeitsgefühl sorgen schnell für Ernüchterung. Zudem vermisst man einen Mehrspielermodus sowie einen variablen Schwierigkeitsgrad und auch die vielen lästigen Ladezeiten und die trotz 60Hz-Modus augenfeindliche Flimmeroptik nerven auf Dauer gewaltig. Selbst als unkomplizierte Luftkampfaction für zwischendurch ist der von Konami angesetzte Preis viel zu hoch.

Pro

60Hz-Modus
über 130 Fluggeräte
speicherbare Replays
detaillierte Fliegermodelle
atmosphärischer Funkverkehr
frei konfigurierbare Steuerung
originelle Gegner & Bossfights
einsteigerfreundliches Gameplay
verzweigte Missionsverläufe & Spielenden
insgesamt 37 abwechslungsreiche Einsätze

Kontra

kein Mehrspielermodus
viele lästige Ladezeiten
öder Synthie-Soundtrack
matschige Bodentexturen
teils unklare Missionsziele
nur englische Sprachausgabe
stereotype Dialoge & Charaktere
unveränderbarer Schwierigkeitsgrad
hässliches Kanten
& Interlaceflimmern
nicht überzeugendes Geschwindigkeitsgefühl

Wertung

PlayStation2

Viele Flugzeuge und Missionen, aber schwache Technik und Flugverhalten.

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