Dynasty Warriors 404.08.2003, Mathias Oertel
Dynasty Warriors 4

Im Test:

Martialische Massenschlachten vor historischem Hintergrund: Damit begeistert die Dynasty Warriors-Serie seit Jahren die Action-Fans. Und der vierte Teil soll noch eine Schippe Kohlen zulegen. Mit erweiterten Features, überarbeiteter KI und verbesserter Grafik möchte das Team von Omega Force die Pads wieder zum Glühen bringen. Im Test verraten wir Euch, ob Dynasty Warriors wirklich der beste Teil der Serie ist.

Die Schlacht geht weiter

Nach einem PSone-Auftritt als klassisches Beat´em-Up und diversen PS2-Spielen ist der Kampf der drei Königreiche um China immer noch nicht entschieden. Mit neuen Helden, neuen Moves und zahlreichen neuen Features geht es wieder in die Schlacht.

Unverändert geblieben ist das einfache Spielprinzip: Mit einem Offizier Eurer Wahl zieht Ihr auf eines der gut 20, ansprechend großen Schlachtfelder und versucht zusammen mit den anderen Befehlsgebern und nahezu zahllosem Fußvolk die Gegner in Grund und Boden zu stampfen.

Massen-Prügler

Doch obwohl es wie gehabt eigentlich nur darum geht, mit steuerungstechnisch einfach zu erreichenden, imposanten Kombos sowie vernichtenden Spezialattacken die gegnerischen Armeen zu dezimieren, spielt sich Dynasty Warriors 4 (ab 40,57€ bei kaufen) etwas anders als der Vorgänger.

__NEWCOL__Einen großen Anteil daran hat die stark überarbeitete KI. Konnte man in Teil 3 beispielsweise sicher sein, dass sich die gegnerische Armee auf einem bestimmten Teil des Schlachtfeldes immer gleich verhält, gibt es mittlerweile neue und abwechslungsreiche Verhaltensmuster: Mal gehen die Gegner in den aussichtslosen Frontalangriff, um Euch aufzuhalten, ein anderes Mal suchen sie ihr Heil in der Flucht und dann wiederum kann es auch passieren, dass sich bisher unabhängige Truppenteile verbünden und Euch so gemeinsam das Leben extrem schwer machen.

Da die Gegner allesamt auch noch ein verbessertes Abwehrverhalten an den Tag legen, seid Ihr so von Anfang an gefordert und müsst Euch auch hin und wieder auf unerwartete Taktiken einstellen.

Allerdings findet man trotz aller KI-Verbesserungen immer noch die typischen "Idioten", die nur vor einem stehen und wie Vieh im Schlachthof darauf warten, dass man ihnen eins über die Rübe gibt.

Die RPG-Einschläge wurden ebenfalls überarbeitet und können die Motivation auf einem hohen Niveau halten. Beispielsweise ist es in Dynasty Warriors 4 nun möglich, sich einen eigenen Offizier mit eigener Leibgarde zu basteln. Der Editor bietet zwar nicht all zu viele Möglichkeiten, reicht aber aus, um eine stärkere Identifikation mit der Figur zu schaffen als es die vorgefertigten Charakter erledigen.

Neu ist auch die "Waffenerfahrung": Tötet Ihr gegnerische Offiziere, erhaltet Ihr Erfahrungspunkt für die Waffe, die dementsprechend nach und nach stärker wird. Zwar gibt es immer noch genügend Waffen und Bonus-Items auf den Schlachtfeldern zu finden, doch ist man in DW 4 nicht so schnell geneigt, die Waffe zu wechseln wie in den Vorläufern.

Sich während der Schlachten ändernde Bedingungen sorgen ebenfalls immer wieder für Überraschungen, können aber nicht verheimlichen, dass auch Teil 4 der Dynasty Warriors-Serie auf Dauer zu wenig gravierende Neuerungen bietet und die Motivation nach einigen Stunden mangels Gameplay-Variation eine leichte Talfahrt beginnt.

Abhilfe hätte die propagierte "Siege-Engine" bringen können, in der erstmalig in der Serie Belagerungswaffen eingesetzt werden können. Doch diese Möglichkeit wurde weitestgehend verschenkt. Denn anstatt selber die Taktik für die Belagerungswaffen vorzugeben, aktiviert Ihr im Prinzip nur eine Cut-Scene.

Dafür jedoch findet Ihr im Hauptmenü zahlreiche andere Spielmodi, die das Spielvergnügen verlängern können. Angefangen vom Zwei-Spieler-Modus bis hin zum so genannten Pro-Modus, in dem Ihr bestimmte prügelspieltypische Aufgaben bewältigen müsst, springen so auch noch locker einige zusätzliche unterhaltsame Stunden heraus.

Zur Steuerung braucht man fast schon keine Worte mehr verlieren: Eingängig, gut reagierend und trotz aller Einfachheit mit einem überraschend weitreichenden Variationspielraum ausgestattet, entdeckt man auch nach einigen Schlachten immer wieder neue Kombos.

Das Ende der Fahnenstange

Obwohl Dynasty Warriors 4 offensichtlich die gleiche Engine verwendet wie der Vorläufer, haben es die Entwickler geschafft, einige Fehler der Vergangenheit auszumerzen. Dazu gehört vor allem die gleich bleibende Spielgeschwindigkeit. Rutschte der Vorgänger -vor allem im Mehrspieler-Modus- des Öfteren unter eine erträgliche Bildrate, schnurrt der Grafikmotor in Teil 4 weitestgehend ruhig und ohne Probleme vor sich hin.

Selbst wenn ein Spezialeffekt-Feuerwerk abgefackelt wird und sich dutzende Gegner um einen herum befinden, bleibt die Grafik meist angenehm flüssig. Hin und wieder jedoch fällt die Bildrate vollkommen unvermutet für kurze Zeit ab und sorgt so für kleine Abzüge in der B-Note.

Weiterhin hat man auch einige andere Schwächen der Grafikengine unverbessert gelassen. So faden Gegner und Landschaftsteile immer noch unschön ins Bild, um Rechenpower zu sparen. Und obwohl die sorgsam in der Gegend platzierten Objekte optisch deutlich besser aussehen als in den Vorläufern, bleiben die Bodentexturen weiterhin nur auf einem durchschnittlichen Niveau. Doch da sich die Figuren allesamt geschmeidig bewegen, ist das Auge meist sowieso auf die imposant inszenierte Action konzentriert.

Gut gelungen und sehr stimmungsvoll sind die aufwändig inszenierten Rendervideos, die Ihr als erzähltechnisches Stilmittel zu sehen bekommt.

Unter dem Strich scheint es aber so, als ob Omega Force mit der zur Verfügung stehenden Engine am Ende der Leistungsgrenze angelangt ist - was nicht heißen soll, dass die PS2 nicht mehr leisten kann. Falls ein fünfter Teil kommen sollte, müssten die Grafiker jedoch eine neue, verbesserte Engine aus dem Boden stampfen, um die Fans weiterhin begeistern zu können.

Gute Lokalisation, schwache Musik

Eines muss man Koei lassen: Sie stellen bei der Dynasty Warriors-Serie immer eine lupenreine Lokalisation auf die Beine. Die Texte sind sauber übersetzt und die Sprecher geben sich ausreichende Mühe, den Ernst und das Pathos der Texte zu vermitteln.

Auch die Soundeffekte sind gut gelungen, haben aber wie bei allen Teilen das Problem, dass sie sich auf Dauer zu häufig wiederholen. Das größte Problem im akustischen Bereich stellt jedoch wieder einmal die Musik dar: Wie in den Vorgängern hat Koei sich entschieden, das martialische Geschehen auf dem Bildschirm mit "asiatischem Hardrock" zu untermalen. Und konnte man bei den Teilen 2 und 3 noch einigermaßen darüber hinweg sehen, dass es thematisch überhaupt nicht passt, überschreitet die Musik in Dynasty Warriors 4 nun endgültig die Schwelle zur nervenden Tonorgie. Nicht nur, dass die Auswahl an Kampfmelodien verschwenden gering gehalten ist - die abstruse Mischung aus asiatischen Melodien, die in fette Gitarren verpackt wurden, ist mittlerweile einfach fehl am Platze.

Fazit


Obwohl Dynasty Warriors 4 zweifellos der beste Teil der erfolgreichen Serie ist, kann das Spiel nicht vollends überzeugen. Die Bildratenprobleme gehören zwar weitestgehend endlich der Vergangenheit an und auch die Steuerung kann genau so wie die RPG-Elemente für kurzweiliges Vergnügen sorgen. Doch das alles kann nicht darüber hinweg täuschen, dass sich das grundlegende Gameplay seit Teil 2 nicht mehr stark verändert hat. Und damit wird das Spiel trotz interessanter Mini-Herausforderungen und der Möglichkeit, sich vor jedem Abschnitt einen anderen Charakter auswählen zu können, auf Dauer recht öde. Das ändert jedoch nichts daran, dass Dynasty Warriors 4 kurz- und mittelfristig einen Heidenspaß machen kann - auch wenn die Hardrock-Musikuntermalung mittlerweile in den Nervbereich abrutscht. Für Fans ungezwungener Prügelunterhaltung auf jeden Fall mehr als einen Blick wert.

Pro

<li>imposante Massenschlachten</li><li>eingängige Steuerung</li><li>RPG-Einschläge</li><li>mehr als 50 Abschnitte</li><li>interaktive Schlachtfelder</li><li>gute Grafik</li><li>gute Lokalisation</li><li>unberechenbare KI</li><li>Mini-Games</li>

Kontra

<li>Gameplay mit Abnutzungserscheinungen</li><li>unpassender Hardrock-Soundtrack</li><li>Belagerungswaffen nur als Cut-Scenes</li><li>Grafikruckler immer noch nicht ganz bewältigt</li>

Wertung

PlayStation2

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